Der Tanz mit der Kobra. Angelika Storm

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Der Tanz mit der Kobra - Angelika Storm

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war absolut grenzüberschreitend und schien es nicht zu merken. Es war unglaublich.

      Mit dem Vorwand, dass der Hund raus müsse, holte ich die Leine. Mein Hund sprang sofort freudig um uns herum. Wir machten einen langen Spaziergang und wechselten endlich das Thema.

      Viel später erfasste ich, dass die laufenden Grenzüberschreitungen von Jo in allen Bereichen, auch im Bereich von Nähe und Sexualität, mir sehr geholfen haben, Nähe zuzulassen und mich lehrte, mit vielen Dingen offener umzugehen.

      ***

      Während eines unserer Telefonate, sagte Jo zu mir: „Aha, diese Strategie fährst du also.“ Ich war entsetzt, dass er mir eine Strategie unterstellte und nannte ihn einen Wadenbeißer. Dann beendeten wir verstimmt das Telefonat. Für mich bedeutete Strategie, dass ich einen Schlachtplan entworfen hätte, ihn zu angeln, und das ließ ich mir nicht unterstellen.

      Am nächsten Tag fragte ich ihn, was er denn unter Strategie versteht. „Meinst du mit Strategie vielleicht meine alte Rückzugsmasche?“ fragte ich ihn in der Hoffnung, dass ich mich mit meiner Interpretation geirrt hatte. „Eine alte Rückzugsmasche ist keine Strategie. Vielleicht ist sie manchmal ganz nützlich, vor allem, wenn am anderen Ende des Telefons einer um sich beißt – ob du nun Recht hast oder nicht, ist ein anderes Thema.“ Er lachte sein heiseres Lachen und fuhr fort. „Vielleicht ist es egal, ob deine Strategie bewusst ist oder nicht. Es ist die Art, wie du redest und handelst. Aber wenn wir sie anschauen können, wenn wir merken, dass die alte unbewusste Schiene nicht funktioniert, und dann unser bewusstes Gehirn benutzen können, um etwas anderes erfinden zu können...“, ich unterbrach ihn provokativ. „Gefühl ausschalten und Gehirn benutzen, ja?“ Die Antwort auf meine Provokation kam unerwartet. „Nicht schlecht, oder? Zumindest im Vergleich zu „mehr desselben“ alten Verhaltensweisen mit dem ich mich bisher in die Scheiße geritten habe...“ wieder unterbrach ich ihn. „Also nicht zurückziehen, sondern funktionieren, wie Jo möchte? Auf Anhieb umschalten und neuer Mensch werden – sonst kommt der Wadenbeißer?“

      Nun wurde seine Stimme belehrend. „Unterscheide ich und meine alte Masche oder unterscheiden ich und meine Handlungen? Die Frage ist, ist ein Mensch seine Handlung? Wenn du sagst, du magst es nicht, wenn ich zum Beispiel X sage oder tue, greifst du mich damit als Mensch an, oder teilst du mir mit, dass X sagen oder tun bestimmte Resultate nach sich zieht?“ Irritiert warf ich ein: „könnte es vielleicht darauf ankommen wie man etwas sagt?“ Nun wurde seine Stimme eindringlich. „Wenn ich sage "Ich liebe dich!", dann meine ich dich als Mensch, mit deinem gesamten Potential, deinen Möglichkeiten, deinem Lachen, deinen Stärken und Schwächen, soweit sie meiner Wahrnehmung zugänglich sind. Und wenn da jetzt einige Muster dabei sind, mit denen du dir permanent Leid und Mangel zuführst, das sind deine wirklichen Feinde, denn diese Muster entspringen einem gut trainierten Selbsthass-Mechanismus. So kann ich selbst durchaus damit sein, denn es tut in erster Linie dir weh, nicht mir.“ Ich fragte ihn: „Könntest du dir vorstellen, dass deine Art, wie du gestern warst vielleicht auch weh tut? Und das soll dann helfen?“ Mit lehrerhafter Stimme fuhr er fort. „Da ich eine ganz bestimmte Haltung für dich bewusst eingenommen habe, nehme ich mir die Freiheit, diese deine Feinde anzugreifen; indem ich sie offen lege.“

      Ich unterbrach. „Wie eine Dampfwalze...“ Er fiel mir ins Wort: „Es wäre katastrophal, wenn du gerade diese Muster mit dir verwechseln würdest! Ich liebe dich so, wie du bist! Ist es schlimm, wenn ich dich auf eine Handhabung aufmerksam mache, mit der du dir laufend mit dem Hammer auf den Daumen haust? Auch wenn du sagst: "Ja ich weiß, aber das ist einfach mein Muster, das mache ich immer!" Soll ich dann sagen: "Ich verstehe dich!" Ist das Liebe? Wenn ich trotzdem versuche, dich dafür zu gewinnen, dich deinem Selbsthass-Mechanismen zu widersetzen, ist es Beleidigung? Sind es wirklich Vorwürfe? Ist es vielleicht sogar ein Geschenk? Angenommen, du kannst dir absolut sicher sein, dass du einen Partner hast, der an deiner Seite steht, der dir klare Rückmeldung gibt, wenn du Dinge tust, mit denen du dir selbst schadest? Und angenommen, du benutzt diese Unterhaltung, um dein Modell von einem geilen Leben zu erweitern und probierst es einfach aus, so wie bei Carnegie: Du bist zuerst träge, dann der Satz: Handle begeistert, und du wirst begeistert. Tun wir doch einfach mal so, als ob... Mal sehen, wie sich die Tatsachen verändern.“

      Obwohl mir der Kopf bei den langen Ausführungen von Jo schwirrte, fühlte ich, dass er eine Haltung für mich hatte und mich unterstützen wollte. Auch wenn es manchmal schmerzhaft für mich war. „Das ist alles einfacher gesagt als getan“, erwiderte ich. „Nein“, widersprach er. „Du kannst jedes Gefühl erzeugen.“ „Jedes?“ dehnte ich. „Ja, jedes. Du begibst dich bewusst in eine Stimmung und dann kommt das Gefühl. Wir erzeugen immer in uns die Gefühle.“ Jetzt wurde ich ein bisschen provokativ: „Habe ich meine Liebe für dich nur erzeugt? Das wäre mager! Nein, sie ist da und darum behaupte ich, dass du in diesem Bereich Unrecht hast und mir meine Illusionen rauben willst“ Tief holte ich Luft. „Nein, die lasse ich mir nicht rauben. Ich lasse mir meine Liebe nicht reduzieren auf: ich kann sie erzeugen. Sie ist da – fertig!“ Wieder lachte Jo sein heiseres Lachen. „Natürlich hast du auch deine Liebe erzeugt. du hast eine Vorstellung von mir und hast daraus deine Liebe erzeugt.“

      Diese Sätze fühlten sich nicht gut an und kurz streifte mich die Ahnung, dass Jo aus bestimmten Gründen seine Liebe für mich „erzeugt“ hatte. Wir beendeten dieses Telefonat noch mit einigen Floskeln und ich blieb nachdenklich zurück.

      ***

      Überraschungen

      Mein Hund und ich kamen zum Frühstück bei Jo an. Er sagte er hätte eine tolle Überraschung für mich. Nach dem Frühstück gingen wir eine Runde mit dem Hund spazieren. Lachend sagte Jo: „Meine Nachbarin war ganz erstaunt, dass ich mit dir zusammen bin.“ Fragend schaute ich ihn an. „Ja, sie ist gewohnt, dass ich immer kleine zierliche Frauen hatte und nicht so eine grobe mit so wilden Haaren.“ Sprachlos überging ich diese Gehässigkeit. Jo machte manchmal Bemerkungen, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen. Sprach ich es dann an, schaute er mich mit großen Unschuldsaugen an und meinte ganz entsetzt, dass ich ihn falsch verstehe und er nur ehrlich wäre.

      Ich holte tief Luft und beschäftigte mich mit meinem Hund. Ja das liebte ich, mit dem Hund durch die Landschaft streifen. Während mein Hund dem Stock hinterher rannte, drehte ich mich zu Jo um und fragte: „Welche Überraschung hast du denn für mich?“ Geheimnisvoll lächelte er und sagte nur: „Du wirst es bald sehen.“

      Nach unserem Spaziergang stiegen wir ins Auto und Jo fuhr mit mir durch die grünen Weiten des Stader Umlandes. Irgendwo in der Walachei stand einsam ein sehr schönes Haus. Auf dem Grundstück wuchsen Obstbäume und es zeigten sich schon die ersten Früchte. Als Begrenzung des Grundstückes gab es die verschiedensten blühenden Büsche. Kleine Beete zeigten, dass hier wohl ein Hobbygärtner so einiges angepflanzt hatte. Es war ein wunderschönes verträumtes Fleckchen Erde inmitten von weiten grünen Flächen. In der Ferne grasten Kühe und es war grün, wohin das Auge schaute. Jo schloss mit dem Ausdruck eines kleinen Jungen in den Augen die Tür auf. Wir gingen in ein wunderschönes Wohnzimmer mit großem weißem Kamin, Holzfußboden und riesengroßen Fenstern, durch die man in den Garten schauen konnte. Er umarmte mich: „Hier ist unser neues Zuhause.“

      Ich sagte nichts. Die Überraschung war gelungen. Wir gingen In die oberen Räume. Ein helles geräumiges Schlafzimmer sowie ein ehemaliges Kinderzimmer. Eifrig sagte Jo: „Hier können wir ein Büro einrichten. Und schau mal, es gibt ein Gäste WC und eine extra Badewanne. Als wir in den geräumigen Keller stiegen, strahlte Jo mich an und sagte mit weit ausholender Geste: „Und hier kommt die Firma hinein.“ Beifall heischend schaute er mich an. Inzwischen war ich mit meiner Geduld am Ende. Doch ich sagte gezwungen locker: „Na, das ist ja schön für dich.“ „Nein!“ rief er enthusiastisch, „es ist für uns beide. Und...“ nach einer kunstvollen Pause sagte er: „ich habe den Vertrag schon

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