Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler
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Weniger als eine halbe Stunde zuvor hatte Jackson seiner Brigade den Befehl erteilt, erst zu feuern, wenn der Feind auf 30 Schritte herangekommen war und dann sofort vorwärts zu stürmen; dies hat mir Colonel Cummings in seinem Schreiben vom 20. September 1896 mitgeteilt. Laut Cummings verursachten die Granaten des Feindes allerdings beträchtliche Unruhe in der Kompanie an der linken Flanke des Regiments (das, genau genommen, noch kein Regiment war, da es lediglich über acht Kompanien verfügte). Als Griffins Geschützbatterie auf dem Hügel vor uns erschien und die feindlichen Einheiten, die unsere linke Flanke zu umgehen versuchten, vereinzelte Schüsse auf uns abfeuerten, während zeitgleich der demoralisierte Mob von Bee und Bartow drohte, unsere rechte Flanke mit sich zu reißen, schoss Colonel Cummings die Erkenntnis durch den Kopf, dass die Schlacht unweigerlich verloren sein würde, sobald diese Kanonen gefechtsbereit waren und die erste Salve von Schrapnellen und Kartätschen durch die Reihen unserer unerfahrenen Rekruten pflügte. Er ergriff also in bewundernswerter Weise die Initiative und nahm die Verantwortung auf sich, seine Befehle den veränderten Umständen anzupassen (wie Grouchy es bei Waterloo hätte tun sollen) und einen Sturmangriff gegen den Feind vorzutragen.
Die unvermittelte Wucht und schiere Kühnheit unseres Angriffes brachte den Vormarsch des Feindes zum Stillstand und wir überrannten die Geschützbatterie, machten die Kanonen unbrauchbar und drängten weiter. Der Rest der Brigade folgte uns auf dem Fuße und zu unserer Linken wurden Verstärkungen in die Schlacht geworfen. Die unionsblaue Woge brach sich an den Farmerjungs des 33rd Virginia und die Schlacht wendete sich zu unseren Gunsten. Wir waren der erste Widerstand, auf den diese Yankees stießen. Sie trafen auf die konföderierte Speerspitze, ein kleines Regiment undisziplinierter Jungs und Männer, deren Hände, welche nun Musketen trugen, noch einen Monat zuvor Pfluggriffe und Hämmer umklammert hatten. Die Speerspitze weitete sich aus, als zu unserer Rechten und Linken Verstärkungen eintrafen und schließlich bildeten wir eine lange, scharfe Schneide, in welche der Feind nicht blindlings hineinzurennen wagte. Das 33rd Virginia war der Vorreiter jenes Angriffes, der General McDowells siegenden Soldaten erstmals Halt gebot. Wir gewannen am Rande der Katastrophe die Oberhand und konnten schließlich den Sieg erringen. Mit seinem Schrei "Sturmangriff!" griff Colonel Cummings entscheidend in die militärische Laufbahn von General McDowell ein. Womöglich bestimmte er damit gar den gesamten weiteren Kriegsverlauf. Cummings persönliche Courage war der Dreh- und Angelpunkt dieser Schlacht und hatte schier unvorstellbar weitreichende Auswirkungen.
Ich besuchte die Häuser der Familien Robinson und Henry im September des Jahres 1861 und erneut im September 1896. Mein letzter Besuch veranlasste mich, den Briefkontakt zu Colonel Cummings aufzunehmen und jeden mir zugänglichen Text über die Schlacht zu studieren, einschließlich der Berichte beider Seiten in der offiziellen Sammlung der Berichte des Krieges. Ich bin überzeugt, dass meine obigen Aussagen über Colonel Cummings unbestreitbar wahr und über jeden Widerspruch erhaben sind. Er wendete das Schlachtenglück bei Manassas. Mochte es anfangs so ausgesehen haben, als würde die konföderierte Armee in Panik zum Rappahannock River flüchten, so war es doch letztlich die Unionsarmee, die in Panik nach Washington flüchtete.
Es sind nun mehrere Tage vergangen, seit ich den obigen Teil dieses Briefes niederschrieb. Gestern stieß ich in der Mercantile Library zufällig auf die "Erinnerungen eines einfachen Soldaten" des Unionsveteranen Warren Lee Goss. Ich las seine Schilderung der Schlacht und fand auf Seite 13 eine gute Illustration der Situation auf der Hügelkuppe beim Henry-Haus und der völligen Verwirrung in Griffins Batterie nach dem Angriff des 33rd Virginia. Ich erkannte darin die Sudley Mill-Straße, den Eingang zum Gelände der Familie Henry zur Linken dieser Straße und die Stelle, wo man den Zaun niedergerissen hatte, damit die Geschütze die Straße verlassen und die Hügelkuppe erreichen konnten. Im September des Jahres 1896 schritt ich eben jenen Boden ab und bemerkte zwischen dem Straßenbett und dem Zaun am linken Wegesrand den üblichen Straßengraben. Ich erklärte meinem Begleiter, dass Griffin damals zweifellos den Zaun niederreißen und den Graben mit den Latten auffüllen ließ, um seinen Geschützen den Schwenk von der Straße auf das offene Gelände zu erleichtern. Die Illustration zeigt den niedergerissenen Zaun und man braucht keine große Vorstellungskraft, um sich die Zaunlatten in der von mir vermuteten Lage auszumalen.
Ich möchte nun jenen Abschnitt aus diesem Buch zitieren, in welchem Goss über das Aufeinandertreffen des 33rd Virginia und der Unionstruppen schreibt. John, du erinnerst dich sicher, dass die Sudley Mill-Straße in südöstliche Richtung von der namensgebenden Mühle zu der Hügelkuppe beim Henry-Haus verläuft. Unser Regiment stürmte in nordwestliche Richtung. McDowells Linie kam in südöstliche Richtung und im rechten Winkel zur Straße über den Hügel heran, um Griffins Geschützbatterie zu unterstützen.
Goss schreibt: "Gegen 13.00 Uhr wurde der Zaun, welcher den Wegesrand am Fuße des Hügels säumte, niedergerissen, um unseren Batterien (jene von Griffin und Ricketts) den Weg zur Kuppe zu ebnen. Diese Batterien befanden sich neben unserer Stellung auf freiem Felde. Wir beobachteten sie gebannt, um zu sehen, was sie wohl als nächstes tun würden, als plötzlich eine fürchterliche Salve in ihre Reihen einschlug. Es war, als hätte jemand am Vierten Juli ein Feuerwerk unter einem Fass abgebrannt, allerdings tausendmal stärker. Die Rebellen hatten sich unbemerkt angenähert und die Kanoniere wurden nahezu sämtlich getötet oder verwundet."
Etwas später fährt Goss fort: "An dieser Stelle möchte ich Tinkermanns Bericht unterbrechen, um anzumerken, dass einer der damals beteiligten Artilleristen mir nach dem Kriege persönlich erzählt hat, dass er in den folgenden Jahren in etlichen Schlachten kämpfte, aber nur selten dermaßen große Zerstörung in dermaßen kurzer Zeit sah. Er erklärte mir, dass sie ein anrückendes Regiment sahen und sofort vermuteten, es handele sich um Rebellen. Einer ihrer Offiziere war jedoch fest überzeugt, es handele sich um ein Regiment aus New York, das als Verstärkung erwartet wurde und so wurde kein Feuerbefehl gegeben. Dann ertönte der fürchterliche Lärm einer Musketensalve und in den Worten des Artilleristen: 'es herrschte vollkommene Verwirrung; getroffene Männer mit blutenden Wunden klammerten sich an Protzen fest, an welche panische und verwundete Pferde gespannt waren. Pferde, die Munitionswagen hinter sich her schleiften, pflügten durch unsere Infanterie. Ich sah ein Pferdegespann, dessen drei lebende Pferde wie von Sinnen davongaloppierten und das vierte, tote Tier mitschleiften. Tote Kanoniere lagen neben ihren Geschützen, mit dem Ansetzer in der einen Hand und der Reißleine in der anderen. Die Batterie wurde binnen eines Augenblickes nahezu ausgelöscht. Wer noch davonlaufen konnte, zögerte keine Sekunde. Keine Infanterieeinheit war nahe genug, um uns wirksam unterstützen zu können, während der Feind sich nach dem Abfeuern der Salve gerade einmal etwa 65 Meter entfernt befand. Diese rasche und völlige Zerschlagung unserer Geschützbatterie war der Anfang vom Ende für die Unionsarmee am Bull Run.' Soweit die Worte des alten Veteranen."
Hier endet mein Zitat aus Goss' Buch. Ich habe die Aussage kursiv gesetzt, die mir eine uneingeschränkte Bestätigung meiner Ansicht zu sein scheint. Das 33rd Virginia wendete das Schlachtenglück und Colonel Cummings' rechtzeitiger Befehl warf das Regiment im entscheidenden Augenblick in den Kampf. Ich erhebe wohlgemerkt lediglich den Anspruch, dass diese Order und ihre Befolgung McDowells Vormarsch erstmals zum Erliegen brachte. Selbstverständlich waren andere Regimenter eine unschätzbare Hilfe dabei, den gestoppten Feind schließlich zurückzutreiben. Es war allerdings unser Regiment, das den bis dato siegreichen Yankees Halt gebot. Ich beharre so auffällig auf der Wiederholung dieses Umstandes,