Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler страница 14

Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler Zeitzeugen des Sezessionskrieges

Скачать книгу

und jedes Verlassen der Deckung zu einem aufregenden Ereignis machten. Sie wussten, dass wir ihrem Feuer nichts entgegenzusetzen hatten und nutzten die Situation nach Kräften aus, indem sie sich auf ihre Brustwehren stellten, um unseren wirkungslosen Beschuss zu provozieren.

      Lieutenant P. W. Pugh vom 62nd Virginia, der vorübergehend im 13th Virginia diente, und einem weiteren Soldaten gelang es, zwei Unionsposten gefangen zu nehmen und sich ihre weittragenden Gewehre anzueignen. Pugh schlug vor, dass wir es den Yankees nun in eigener Münze heimzahlen könnten. Als am folgenden Tage die Unionsposten wieder mit ihren Provokationen begannen, zielten Pugh und sein Kamerad sorgfältig auf zwei der ungeschützten Yankees und feuerten. Die beiden sackten zusammen und verschwanden hinter der Brustwehr. Ob sie getroffen waren oder nicht, vermochten wir nicht zu sagen, aber fürderhin behielten die Jungs in Blau ihre Köpfe unten und einer von ihnen rief herüber: "Diese Gewehre habt ihr von uns gestohlen, ihr verdammten diebischen Rebellen!" Sie wussten nun, dass wir ihnen in angemessener Weise antworten konnten und verhielten sich ruhig.

      Wir blieben erneut eine Woche lang auf unserem Posten. Wir wurden nicht angegriffen und hatten reichlich zu essen. In unserer Nähe stand ein Farmhaus, dessen Bewohner vor dem Kriege geflohen waren. Im Garten des Hauses wuchsen Kartoffeln und anderes Gemüse, das wir abernteten und seiner Bestimmung zuführten. Die umliegenden Wälder waren voll von Kastanien, die wir einsammelten, wenn wir nicht gerade Posten stehen mussten.

      Schließlich kehrten wir ins Lager zurück und wenige Tage später erreichte uns die Order, die gesamte Armee solle sich nach Centreville zurückziehen und dort Feldbefestigungen errichten. Als wir das Lager verlassen wollten, stellte sich das Problem, dass der Zaun, der unseren Lagerplatz umgeben hatte, spurlos und vollständig verschwunden war, obgleich wir strikte Anweisungen erhalten hatten, ihn nicht anzurühren. Er war aber unbestreitbar nicht mehr da und natürlich wollte es niemand gewesen sein. Colonel Cummings wusste jedoch, dass sein Regiment verantwortlich war und so schickte er uns allesamt in die Wälder, um Zaunlatten anzufertigen und einen neuen Zaun zu errichten.

      Als wir nach Centreville zurückmarschierten, kamen wir nur sehr langsam voran und mussten häufig anhalten. Einmal hielten wir dabei an jener Stelle, wo zuvor das 1st Kentucky gelagert hatte und bei seinem Aufbruch hatte dieses Regiment einige Vorräte zurückgelassen, auf welche nun ein Sergeant aufpassen musste, bis einige Wagen kommen würden, um sie abzuholen. Wir hatten noch nicht lange Halt gemacht, als wir herausfanden, dass sich unter den herumstehenden Vorräten ein Fass voller Whiskey befand. Wir standen nun vor dem Problem, den Whiskey durch das Spundloch zu bekommen, ohne dabei entdeckt zu werden, aber ein Bursche besaß einen noch unbenutzten, langen Pfeifenstiel aus Schilfrohr. Diesen hatten wir bald durch das Spundloch gesteckt und wir wechselten uns dabei ab, den Whiskey aus dem Fasse zu saugen. Diese Methode erwies sich allerdings als zu langsam für so viele durstige Kehlen und so kippten wir das Fass schließlich auf die Seite und fingen den herausfließenden Whiskey in unseren Blechtassen auf. Der alte Sergeant entdeckte uns just in jenem Moment, als wir den Befehl zum Antreten erhielten, um unseren Marsch fortzusetzen. Er tobte und fluchte und keifte uns nach, dass das 1st Kentucky unsere gesamte Brigade verdreschen würde, wenn es nur hier wäre. Doch aller Zorn half ihm nichts, denn er hatte sein Fass und wir seinen Whiskey.

Grafik 7

       Wir stehlen Whiskey vom 1st Kentucky Regiment

      Während wir bei Centreville lagerten, hielten wir eine große Parade unter den Augen von John Letcher, dem damaligen Gouverneur Virginias, ab. Er überreichte jedem Regiment aus Virginia eine wunderschöne Staatsflagge und hielt eine kurze Rede, in welcher er verkündete, dass uns ein langer und blutiger Krieg bevorstünde.

      Es war jedermann strikt verboten, Whiskey an die Soldaten zu verkaufen oder ihn auch nur in ein Lager zu bringen, doch eines Tages kam ein Hausierer in unser Lager, der etwas kühner war als seine Kollegen und einige 20-Liter-Fässer voller Whiskey in seinem Wagen versteckt hatte. Er verkaufte seine Schmuggelware unter der Hand an die Soldaten. Meine Messe (wir waren acht Kameraden) beschloss, ein Fass zu kaufen, was wir auch taten und wir schafften es unbemerkt in unser Zelt und vergruben es unter einem der Betten. Einem aus der Messe wurde der Ausschank anvertraut, doch bereits wenige Tage später erhielten wir die Order, unseren Vorposten zu beziehen und nur die Kranken des Regiments durften im Lager zurückbleiben. Wir wählten also einen Burschen aus unserer Messe aus, der sich krank stellen sollte (er hatte sein diesbezügliches Talent bereits mehrfach bewiesen), damit er vom Postendienst freigestellt würde und sich im Lager um unser Zelt kümmern könne. Am folgenden Morgen setzte er unseren Plan in die Tat um und war auf ganzer Linie erfolgreich. Wir anderen marschierten zur Little River-Straße, bezogen unseren Posten und blieben eine Woche lang dort. Ein jeder von uns hatte vor dem Aufbruch seine Feldflasche mit Whiskey gefüllt, da wir befürchteten, dem Fass könne in unserer Abwesenheit etwas zustoßen, doch bei unserer Rückkehr fanden wir unseren Wächter bei bester Gesundheit und das Fass samt Inhalt unversehrt.

      Am 04. Oktober wurde Brigadier-General Jackson zum Major-General befördert und nach Winchester beordert, um das Kommando über die Streitkräfte im Shenandoah-Tal zu übernehmen. Seine Brigade hielt eine Parade ab, um ihn zu verabschieden. Die Neuigkeit hatte uns allen arg zugesetzt, denn wir wollten Jackson nicht ziehen lassen. Wir hätten ihn am liebsten begleitet, zumal nahezu alle von uns aus Countys im Shenandoah-Tal stammten.

      Nachdem wir uns am Abhange eines Hügels formiert hatten, kamen General Jackson und seine Stabsoffiziere heran geritten und bezogen Aufstellung vor der Brigade. Jackson ließ seinen Blick über unsere Reihen schweifen, lüftete in einer respektvollen Geste langsam seine Mütze und sprach:

      "Offiziere und Soldaten der Ersten Brigade; ich bin nicht hier, um eine große Rede zu halten, ich möchte mich lediglich mit einigen Worten verabschieden. Ich traf euch erstmals zu Beginn des Krieges in Harper's Ferry und nun wäre es nicht recht, von euch zu scheiden, ohne meiner Bewunderung für euer vom ersten Tage bis zum jetzigen Augenblicke stets beispielhaftes Betragen Ausdruck zu verleihen. Ihr wart gleichermaßen vorbildlich auf dem Marsche, im Feldlager und auf dem blutigen Schlachtfelde von Manassas, wo ihr euch den wohlverdienten Ruf erwarbt, das Schlachtenglück zu unseren Gunsten gewendet zu haben. Ihr habt den Grund und Boden respektiert, über den ihr marschiert seid und indem ihr Hab und Gut der Bevölkerung nicht angetastet habt, habt ihr gezeigt, dass ihr wahre Soldaten seid, die nicht nur kämpfen, sondern kämpfen und beschützen. Euer Ruf in dieser Armee und fürwahr im gesamten Staatsgebiete der Konföderierten Staaten ist verdientermaßen beispiellos und ich vertraue darauf, dass auch künftig eure Taten im Felde und der Beistand einer unserer Sache gewogenen Vorsehung der Sache des Südens Sieg um Sieg bescheren und den Stern eures Ruhmes noch heller erstrahlen lassen werden. Ihr habt euch bereits jetzt einen Ehrenplatz in den Annalen dieses Krieges, unseres zweiten Unabhängigkeitskrieges, erworben. Ich werde eure zukünftigen Taten mit größtem Interesse verfolgen und ich bin mir sicher, dass mir jede neue Nachricht über die Erste Brigade Kunde von neuen Heldentaten und gemehrtem Ruhme bringen wird."

      An dieser Stelle hielt er inne und ließ einen stolzen Blick über unsere Reihen schweifen. Mit einem Ruck richtete er sich in seinen Steigbügeln auf, ließ die Zügel auf den Hals seines Pferdes fallen und rief mit vor Emotionen erzitternder Stimme, die das Herz eines jeden seiner Soldaten berührte, aus:

      "In der Army of the Shenandoah wart ihr die Erste Brigade, in der Army of the Potomac wart ihr die Erste Brigade, im II. Corps dieser Armee wart ihr die Erste Brigade, im Herzen eures Generals seid ihr die Erste Brigade und aufgrund eurer bisherigen und künftigen Taten werdet ihr hoffentlich auf ewig die Erste Brigade dieses Zweiten Unabhängigkeitskrieges sein! Lebt wohl!"

      Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille, dann erschallten donnernde Hochrufe, die von den Hügeln widerhallten und schier die Erde erzittern ließen. General Jackson winkte seinen Männern zum Abschied zu, ergriff seine Zügel und ritt eilig davon. Es war dies das einzige Mal, dass ich persönlich ihn sprechen hörte, mit Ausnahme

Скачать книгу