Winger. Peter Schmidt
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Читать онлайн книгу Winger - Peter Schmidt страница 8
"Wie ist Elmond denn ums Leben gekommen?"
"Wäre ich hier, wenn ich das wüsste?“, fragte Linda.
"Und warum glauben Sie, dass er ermordet wurde?"
"Ich sah das Phantombild des Mädchens in der Zeitung. Ich fand es merkwürdig, dass die Polizei keine weiteren Angaben zu dem Fall machte. Das ist doch ungewöhnlich, finden Sie nicht? Dafür musste es irgendeinen Grund geben. Die Polizei sprach nur von einem Gewaltverbrechen und dass das Mädchen vielleicht so etwas wie ein Callgirl oder eine Prostituierte sei. Also machte ich mich daran, der Sache nachzugehen. Ich hörte mich in den Kreisen um, die dafür in Frage kommen. Bordelle, Peepshows, Bars, Privatklubs. Leider sind das nicht gerade wenige", seufzte sie.
"Was bringt Sie denn dazu, der Polizei ins Handwerk zu pfuschen?“, erkundigte sich Eduardo. Für wen arbeiten Sie eigentlich?"
"Ich bin Journalistin."
"Und da kommen Sie ausgerechnet zu mir? Wenn man wie ich aus einem Land der Dritten Welt stammt, kann man keine Öffentlichkeit brauchen."
"Ich mache auch nur meinen Job, Eduardo – wie jeder andere. Wir müssen alle sehen, wo wir bleiben, und mein Job ist es nun mal, gute Storys aufzureißen."
"Na, Sie sind mir ja ein Früchtchen", sagte Eduardo und ließ sich wieder in seinen Drehsessel zurücksinken. "Sie kommen mit einem meiner ältesten Feinde in der Stadt hereinspaziert und stellen mir Fragen. Wissen Sie, dass Winger den armen Balwin ganz schön vermacht hat? Ich habe ihn in einer norddeutschen Spezialklinik wieder zusammenflicken lassen müssen. Das hat mich ein paar Riesen und ziemlich viel Nerven gekostet, weil Balwin zwar ein guter Buchhalter ist, aber wenig einstecken kann. Und jetzt sitzt dieser Stinker in seinen schmierigen Klamotten da, grinst mich unverschämt an und versaut mir meine guten Ledersessel."
"Seien Sie doch mal nett zu einem armen Mädchen wie mir", sagte Linda. "Säße ich denn ohne Winger hier in Ihrem Büro, Eduardo?"
"Ich könnte sogar sehr nett zu Ihnen sein – wie ein guter Afrikaner. Aber was springt schon dabei für mich heraus, wenn ich mich in einen Mordfall einmische? Nur Ärger."
"Nein, mehr", widersprach Linda.
"Mehr? Wie soll ich das verstehen?" Eduardo zauberte eine kleine Silberpfeife aus der Schublade, zündete sie seelenruhig an, nahm zwei, drei tiefe Züge, sah versonnen dem bläulichen Cannabinoldunst nach und legte sie wieder zurück. Sein großes ovales Tennisschlägergesicht wurde für einen Moment so entspannt, als sei er jetzt bereit, jeden Wortball der Welt in die gegnerische Hälfte zurückzuschmettern.
"Wir verstehen uns schon, Eduardo", sagte Linda.
"Verstehen, nein."
"Elmonds Witwe oder sein Sohn könnten schließlich eines Tages auf die Idee kommen, sich zu erkundigen, ob irgendwo noch ein Wechsel herumliegt, von dem sie nichts wissen."
Eduardos Augen verengten sich zu Schlitzen. Der Spuk von plötzlichem Wohlbefinden endete so schnell, wie er gekommen war – oder sein Misstrauen war erwacht, und er hatte plötzlich den richtigen Geistesblitz.
"Ein Wechsel, wofür?"
"Denken Sie mal an die andere Hälfte des Besitzes."
"Welche andere Hälfte? Was ist damit?"
"Sie könnten sie behalten. Als kleine Gegenleistung für Ihr Entgegenkommen."
"Ich könnte sie ..." Er warf Linda einen entgeisterten Blick zu. "Etwa, weil Sie es sagen?"
"Weil niemand einen Anspruch darauf anmeldet, Eduardo."
"Wie kommen Sie nur auf diesen gottverdammten Blödsinn", sagte er wütend. "Nehmen wir einmal an, an Ihrer Geschichte mit dem verstorbenen Teilhaber, den ich auf die kalte Tour beerben sollte, sei etwas dran – dann haben Sie die Sache doch von jemand anders erfahren. Also könnten Sie mir auch gar nicht garantieren, dass sie nicht doch eines Tages publik würde."
"Ich könnte Ihnen garantieren, dass ich sie nicht publik mache, Eduardo. Und ich kann Ihnen garantieren, dass derjenige, der mich darauf gebracht hat, von den Besitzverhältnissen selbst gar nichts weiß."
"Wie das?“, fragte Eduardo ungläubig.
"Jemand sagte mir, das Mädchen habe für kurze Zeit in diesem Etablissement gearbeitet. Nicht aus Überzeugung übrigens, sie benutzte ihren schönen Körper nur als Sprungbrett. Dabei muss sie sehr schnell herausbekommen haben, wer der wirkliche Herr im Hause war, und machte sich an Elmond heran."
"Na und?“, sagte Eduardo. "Das beweist noch gar nichts."
"Dieser Jemand erkannte sie auf dem Phantombild. Er ahnte nichts von Elmonds Strohmann-Geschäften, er kannte nur seinen Namen und wusste, dass er Rechtsanwalt war. Aber er hatte das Mädchen damit prahlen hören, es werde schon bald die heimliche Besitzerin des Eduardo sein. Und dann werde sie diesen nachgemachten Portugiesen wieder dahin zurückjagen, wo er hingehöre, nämlich in die marokkanische Wüste."
"So ein Miststück", seufzte Eduardo.
"Ich fragte mich natürlich, wie sie hier Chefin werden könnte. Und, ehrlich gesagt, fand ich lange Zeit auch keine befriedigende Antwort darauf. Sie war mit Elmond zusammen, dafür gibt es Zeugen, das glaubt auch die Polizei. Aber dann stieß ich auf ein winziges verräterisches Detail. Es war der Grund, weswegen Robert Elmond damals bei seiner Wahl zum Bürgermeister gescheitert war. Nämlich, weil er seine Finger in den schmutzigen Geschäften des Viertels hatte. Über Strohmänner wie Sie, Eduardo."
Eduardo schwieg und dachte nach. Ich konnte seine Gehirnwindungen förmlich krachen hören. Ich nahm mir ein paar von den Pistazien in der Schale auf seinem Schreibtisch und setzte mich damit in den Sessel zurück.
"Und den Rest haben Sie sich bloß zusammengereimt? Sie haben nur geblufft?"
"Bisschen Poker ist im Zeitungsgewerbe nun mal das Salz in der Suppe."
"Ganz schön durchtrieben, alle Achtung. Was ist mit Winger? Wer garantiert mir, dass er den Mund hält? Der haut doch jemanden schon für einen fleckigen alten Anzug zusammen oder weil ihm seine Krawatte nicht gefällt. Was, wenn ihm plötzlich einfiele, aus der Geschichte Kapital zu schlagen? Oder wenn Ihnen dasselbe einfallen würde, Gnädigste?"
"Das Risiko müssen Sie einfach eingehen."
"Hm", sagte er nachdenklich und stand steif und ungelenkig auf, um aus dem Fenster zu blicken. Ich war überzeugt, dass es da draußen nichts weiter als ein paar Garagen und kahle Backsteinwände zu entdecken gab, aber er sah so lange und angestrengt hinaus, als sei es mindestens die Bundesgartenschau oder der Stadtpark.
"Aber Ihr Schweigen ist nicht ganz uneigennützig. So habe ich Sie eben doch verstanden?“, sagte er unerwartet heiter, als er sich wieder an den Schreibtisch setzte. Anscheinend war er zu dem Ergebnis gekommen, dass die Sache ganz gut für ihn lief, solange er sich Linda und mir gegenüber als Strahlemann zeigte.
"Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich an einer Story arbeite", bestätigte Linda. "Und ich garantiere Ihnen, dass Sie bei der geringsten verwertbaren Information vollkommen von mir aus der Sache herausgehalten