Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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für ihn nur als Anhängsel des Mannes und wird nicht als selbständige, lebensspendende Hälfte des menschlichen Lebens und Wirkens angesehen. Er sieht in der weiblichen Seite des Lebens gar kein gleichgewichtiges Forschungsobjekt und wenn er wirklich einmal an die weibliche Seite herantreten würde, bekäme er höchstwahrscheinlich auf seine männlichen Fragen keine weibliche Antwort. Und selbst wenn er zu gravierenden, das heißt die patriarchale Sichtweise erschütternden Erkenntnissen über die weibliche Seite der Gesellschaft kommt, kann er sie dann, wenn er ein seriöser Fachkollege sein und bleiben will, der auch in Zukunft von patriarchalen Geldgebern der Unterstützung für seine Arbeiten bedarf, diese Erkenntnis in einer patriarchalen, christlichen Welt publik machen? Er darf dann zwischen geistiger Selbsteinschränkung und einem ideologischen Spießrutenlauf durch die gesellschaftliche Zensur (Finanzier, Medien, Fachkollegen) wählen.

      Da ich, mit Ausnahme der Sprache, diesen Einschränkungen nicht unterliege, kann ich auf diesem Sachgebiet etwas lockerer an Interpretationsfragen herangehen. Trotzdem werde ich bei meinem Versuch, die Darstellung etwas zu „entpatriarchalisieren“, wider bessere Erkenntnis sprachlich inkonsequent bleiben und auch u.a. den Begriff „Frau“ und auch tradierte männliche Wortformen verwenden, da sonst Verständnis und Lesbarkeit durch langatmige Erklärungen zu stark beeinträchtigt würden.

      Meine Darstellung wird sich in „Grundsätze und Übersicht“ und „Kulturen“ untergliedern. Die „Grundsätze und Übersicht“ erläutern Prinzipfragen der Erkenntnis menschlicher Anpassung sowie allgemeiner Erscheinungsformen im Südwesten, die „Kulturen“ widmen sich den sogenannten Hauptkulturen „Mogollon“, „Hohokam“ und „Anasazi“ sowie den zwischen ihnen liegenden Kulturen der „Salado“ und „Sinagua“ und - sehr kurz - den an ihren westli-chen und nördlichen Rändern liegenden Kulturen der „Trincheras“, „Patayan“ und „Fremont“. Unvermeidlich war für mich auch noch ein kurzer Anhang über die „Navajo“.

       1.2. Der Mensch und seine Anpassung - eine Nomadencharakteristik

      Wer ist ein Mensch? Der Mensch als Individuum oder die Menschen als biologische Spezies sind Teil der belebten Materie auf dem Planeten Erde. Jedes biologische Einzelwesen hat eine physische (an Masse gebundene) und eine psychische (an Energie gebundene) Erscheinungsform. Die physische wird als Körper und die psychische oft als Seele, Geist, Instinkt oder ähnlich bezeichnet. Während es bei der Erscheinung des Körpers und seiner Bezeichnung wegen seiner rationell greifbaren Eindeutigkeit und Erfassbarkeit relativ wenig Differenzen in der allgemeinmenschlichen Auffassung gibt, wird die energetische Erscheinungsform von „nicht vorhanden“ (hat eine Bakterie eine Seele?) bis „zum wichtigsten Teil“ (der Körper kann zerstört werden, aber rettet seine Seele) des Lebewesens – speziell beim Menschen – erklärt. Die Haltung zur und der Umgang mit der energetischen Erscheinungsform des Lebewesens, im Einzelnen und in seiner Gesamtheit, erfolgt bei der Spezies Mensch im Allgemeinen in dem Informations- und Kommunikationssystem „Glauben, Religion, Wissenschaft“ und umfasst alle seine Erfahrungen einschließlich Verallgemeinerungen, Gesetzmäßigkeiten und Modelle. Erfahrung ist die Summe aller Informationen und ihrer Vernetzung im Individuum und seiner sozialen Gemeinschaft.

      Die physische und die psychische Erscheinungsform des einzelnen Lebewesens sind miteinander verknüpft, kommunizieren miteinander und beeinflussen sich dadurch gegenseitig. Solche Verknüpfungsbeziehungen, -methoden, -„mechanismen“ existieren zwischen Lebewesen der gleichen Spezies und der unterschiedlichsten Arten sowohl separat als auch verbunden auf der Ebene der Physis und auch auf der Ebene der Psyche. Die biologischen Wesen unterscheiden sich von der unbelebten oder sogenannten toten Materie durch die Fähigkeit oder Eigenschaft der möglichen Trennung von Körper und Seele. Bei den biologischen Wesen, den Lebewesen, wird diese Trennung als Tod bezeichnet, weil der Körper (Staub zu Staub) sichtbar und eindeutig den Gesetzen der Wandlungen der toten Materie folgt. Für die nach der Trennung vom Körper und der damit verbundenen Veränderung/Umwandlung der sich von ihm entfernenden Energie werden Bilder und/oder Vorstellungen und Erkenntnisse aus dem schon genannten Informations- und Kommunikationssystem „Glauben, Religion, Wissenschaft“ genutzt (Seelenwanderung, Nirwana, Wiedergeburt usw.). Auf die Verknüpfungen zwischen unbelebter Materie und der ebenfalls darin enthaltenen Energie einzugehen, ist hier nicht mehr die richtige Stelle. Aber es gibt auch Kommunikationsverknüpfungen zwischen unbelebter und belebter Materie, die man außerhalb des Bereiches der menschlichen Schöpfungen allgemeingültig mit dem Begriff „Naturverbundenheit“ bezeichnet. Jede Kommunikation ist ein Energieaustausch, jeder Energieaustausch ist Kommunikation.

      Nach dem Energieerhaltungssatz bleibt in einem geschlossenen System die Summe aller Energien konstant, unabhängig davon, in welchen einzelnen Formen sie erscheint. Sie können sich nur in unterschiedliche Formen umwandeln oder ggf. umgewandelt werden. Diese Wandlungen erfolgen nach den chaotischen, vom Menschen rationell nur sehr unzureichend erfassbaren Prinzipien der allumfassenden räumlichen und zeitlichen Wirkstrukturen von Naturgesetzen, zu denen im engeren Sinne auch die Gesetzmäßigkeiten für Umwandlungen/Veränderungen im gesellschaftlich-sozialen Bereich der Lebewesen gehören.

      Nun konkreter zum Menschen: Der Mensch unterscheidet sich von allen anderen Lebewesen durch eine spezielle Gehirntätigkeit, die wir heute als Denken bezeichnen, und deren praktische Auswirkungen zu der sogenannten „Kultur“ führen. Der Begriff oder Zustand der Kultur wurde zeit-, personen- und situationsabhängig sehr unterschiedlich definiert. Ich verstehe darunter jede Form von physischer und psychischer Aktivität, die Gegenstände (= materielle Kultur) oder Beziehungen/Kommunikation (= geistige Kultur) schafft, die für die Schöpfer und ihre Lebensgemeinschaft/Gesellschaft positiv lebenserhaltend wirken. In diesem Zusammenhang muss auch auf die Möglichkeit der Schaffung von - gesamtgesellschaftlich gesehen - destruktiven Gegenständen (z.B. Kernwaffen) und Beziehungen als sogenannter Unkultur verwiesen werden. Auf Grauzonen bzgl. der Kultur nach meiner Definition (Bauten der Biber, Bienen; Ameisen, Werkzeuge von Affen u.ä.) will ich hier nicht eingehen.

      Der Mensch ist also ein denkendes Wesen im naturverbundenen Kulturzustand. Je weiter er sich von diesem Zustand entfernt (Glaube an die BeHERRschung der Natur), desto stärker gefährdet er quantitativ und qualitativ die individuelle und gesellschaftliche Existenz seiner Spezies.

      Nun zur Anpassung: Alle materielle Existenz (Masse und Energie) befindet sich in einem steten Prozess der Wandlung. Ursache dieser Wandlungen sind chaotische Ungleichgewichte, die sich wie bei einer Pendelbewegung in Raum und Zeit auszugleichen versuchen. Selbst der gelungene Ausgleich ist nur momentan und der Beginn eines stärker werdenden Ungleichgewichtes. Das heißt, die Veränderung in der Natur, Umwelt, Gesellschaft und beim Individuum ist grundsätzlich. Mindestens seit den alten Griechen ist das sogar schriftlich formuliert: „Alles fließt!“ Die Anpassungsfähigkeit ist also eine allgemeine lebenserhaltende Eigenschaft einer individuellen und/oder gesellschaftlichen Spezies und betrifft alle Lebewesen, auch den Menschen. Die Formen der Anpassung sind unendlich vielfältig. Im gesellschaftlichen Rahmen wurde die Anpassung von Individuen sogar diffamiert (z.B. Arschkriecherei, Speichelleckerei, Spießbürgertum usw.). Offensichtlich störten sich dort unterschiedliche Richtungen der Anpassung und spielten bei der Suche oder dem Erhalt von Macht (= Energie) eine Rolle.

      Der Mensch befindet sich also seit seiner Existenz wie jedes andere Lebewesen in einer permanenten Anpassung. Diese erfolgt sowohl von seinem biologischen als auch von seinem gesellschaftlichen Wesen her. Diese Anpassung verlangt eine physische und geistigpsychologische Beweglichkeit (= Mobilität). Der Mensch muss damit ein Nomade, ein sich physisch und geistig bewegendes Lebewesen sein.

      Über welche Fähigkeiten und Eigenschaften muss ein solcher Nomade verfügen, damit er sich erfolgreich anpassen, d.h. leben und fortpflanzen kann?

      Der nomadische Mensch bewahrt seine naturgegebene Mobilität durch körperliche und geistige

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