Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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die Rolle der Hirtenvölker der Alten Welt erfüllten. Damit wurde von beiden Tauschparteien ein Teil ihrer Hauptproduktion zur dem Tausch gewidmeten Warenproduktion. An Stelle des Partners „Hirte/Viehzüchter“ traten damit aber Nomaden der aneignenden Wirtschaft. Der Austausch erfolgte weitgehend zwischen den unmittelbaren Produzenten bzw. Produzentengruppen und gewährleistete damit durch den direkten Kontakt zwischen Abgebendem und Übernehmendem eine Gleichwertigkeit der getauschten Energien. Die wesentlichen Tauschenden waren die Personen, die für die Vorräte und ihre Einteilung für die Ernährungssicherheit der Gruppe verantwortlich waren und auch die abgegebenen oder empfangenen Nahrungsmittel verarbeiteten und damit die erforderlichen Qualitäten einschätzen konnten – und das waren die Weiber. Es war ihr Kompetenzbereich! Zwischen den Männern wuden schwerpunktmäßig Textilien (Pueblo) und Leder/Felle (Plainsgruppen) getauscht.

      Die individuelle Spezialisierung beginnt innerhalb der Gemeinschaft, wobei hier die natürliche Arbeitsteilung noch nicht nach den individuellen Fähigkeiten, sondern nach dem schon oben erwähnten Mobilitätspotenzial erfolgt. Die individuelle Spezialisierung erfolgte im produzierenden Bereich, allerdings bilden sich dann bald kommunikative und produzierende Gruppen innerhalb des Rahmens der naturgegebenen Mobilitätspotenziale. Erst mit der zunehmenden Sesshaftwerdung erhalten die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten eine steigende Bedeutung.

      Der Aufwand für den Erwerb einer speziellen Fähigkeit ist so groß oder so eng an die Geschicklichkeit und Übung eines Individuums oder einer Gruppe gebunden, dass sich der Erwerb/das Erlernen dieser einen Fähigkeit für andere Personen zeitlich nicht lohnt (damit unökonomisch im Sinne des Nahrungserwerbs = Energiegewinnung ist). Sie konzentrieren sich im Interesse ihrer Bedürfnisbefriedigung auf andere an ihre Person gebundene allgemeine und/oder besondere Fähigkeiten und tauschen die arbeitsteilig hergestellten Produkte und Leistungen entsprechend ihrem personengebundenen Gebrauchswert miteinander. Die Gebrauchswerte der getauschten Produkte/Leistungen sind für die Tauschenden energetisch annähernd gleichwertig. Dabei ist es für den Tauschenden uninteressant, ob der energetische Gehalt des Tauschproduktes ein physisches oder ein mentales/spirituelles/informelles Energiequantum darstellt.

      Die ersten produzierten Gegenstände waren Werkzeuge. Deren Herstellung begann mit dem Sammeln/Gewinnen des benötigten Rohmaterials (Holz, Stein, Knochen, Muschelschalen u.ä.) und geht weiter über das Zurichten (Verbesserung, Veredlung im Sinne eines Nutzungszieles) der gesammelten Materialstücke. Hier macht jedes Gruppenmitglied (Weiber und Männer) seine Arbeit allumfassend und nur für sich und seine Zwecke/Ziele, aber stets unter den Augen aller, die lernen wollen. Neugier, Wissbegier und Lernbedürfnis – verbunden in der Kommunikation – sind lebensnotwendig. Das Wissen um Orte/Lokalitäten zur Sammlung, Bergung und Gewinnung von Rohmaterial ist Allgemeinwissen. Das Wissen zur Zurichtung der Materialien ist ebenfalls allgemein, lediglich die Fähigkeiten sind unterschiedlich und prägen sich durch Übung unterschiedlich aus. Aber es besteht das individuelle und auch durch moralische Anerkennung geförderte gesellschaftliche Bestreben, die Fähigkeiten auf dem Niveau der Besten anzugleichen. Das Ergebnis der Eigenproduktion unterliegt der eigenen praktischen Überprüfung. Zufriedenheit oder Nichterreichung des gesetzten Produktionszieles sind der Antrieb zur Verbesserung der Arbeitsergebnisse durch Übung/Qualifizierung der eigenen Fähigkeiten und durch Kommunikation/Erfahrungsaustausch. In dieser Phase besteht kein Grund für irgendeine Spezialisierung. Jeder (Weib und Mann) ist Eigenversorger. Die Eigenversorgung ist im Gruppenrahmen aber durch die gesammelte Erfahrung, Wachsamkeit und physische Kraft besser gewährleistet, als die eines einzelnen Menschen.

      Das zweite Tätigkeitsgebiet des Menschen ist der Schutz vor störenden Klimaeinflüssen. Dies umfasst in der ersten Stufe die Suche/„Sammelaktivität“ (Höhle, Steinüberhang u.ä.) oder den Bau/Produktion (Windschutz, Hütte, Grube u.ä.) von vor Klima-Unbillen schützenden Einrichtungen und in der zweiten Stufe die Herstellung von isolierendem Körperschutz (Fettauftrag auf die Haut, Kleidung, Decken, Schirme u.ä.). Zwischen die beiden ist die Nutzung der wärmenden und trocknenden Wirkung des Feuers zu setzen. Bei der Suche und dem Bau von einfachen Schutzeinrichtungen ist mit keiner Spezialisierung zu rechnen – jeder arbeitet nach bestem Vermögen mit. Erst beim Bau größerer Schutzräume ist mit einem eventuell reduzierten Arbeitsvolumen der Weiber mit Milchkindern zu rechnen.

      Die Feuerherstellung beruht auf der Nutzung diverser Werkzeuge. Die Kenntnis und Fähigkeit der Feuerherstellung ist Allgemeingut aller Erwachsenen. Spezialwerkzeuge (wie Steine zum Feuerschlagen) können gegebenenfalls nur einmal in der Gruppe vorhanden gewesen sein. In einem solchen Fall ist deren Aufbewahrung bei einer Person mit geringerem Mobilitätspotenzial, schwerpunktmäßig bei Weibern, anzunehmen. Diese Person ist aber nicht privilegiert im Sinne irgendeines Vorteils, sondern nur mit besonderer Verantwortung belastet. Einfaches Feuerherstellungswerkzeug gehörte dagegen zur Grundausrüstung jedes Erwachsenen der Gruppe. Das Heranschaffen/Sammeln von Brennmaterial (dürres Bruchholz) kann gegebenenfalls eine Aufgabe von Jüngeren und Alten beiderlei Geschlechts gewesen sein.

      Die Herstellung von isolierendem Körperschutz unterteilt sich in die Vor-Textilzeit und die Textilzeit, wobei hier von großen zeitlichen und räumlichen Überschneidungsbereichen auszugehen ist. Die erste Form der Nutzung von Tierhäuten war mit hoher Sicherheit keine Nutzung als isolierender Körperschutz. Die ersten Felle und Häute, an denen auch allmählich Konservierungs- und Gerbverfahren praktiziert wurden, wurden wahrscheinlich für die Herstellung von Behältern/Säcken/Säckchen/Beuteln für die Aufbewahrung und den Transport von Kleingegenständen genutzt. Die Herstellung und die Nutzung waren personengebunden und gaben keinen Anlass zu einer arbeitsteiligen Spezialisierung. Mit der Erlangung größerer Felle/Fellstücke boten sich diese als Decken oder in Form zusammengehefteter Stücke als isolierender Körperschutz (Kleidung) an. Zu diesem Zeitpunkt mussten bereits ausreichende Erfahrungen auf gerbtechnischem Gebiet im weitesten Sinne vorliegen, die allgemeiner Kenntnisstand waren. Es wurde das gegerbt, was der Betreffende erlangte und für seine Kleidung oder andere Zwecke brauchte. Wenig spricht dagegen, dass derjenige, der gegerbte Fellprodukte benötigte, diese auch selbst zubereitete. Dies gilt uneingeschränkt für die bei Gemeinschaftsjagden auf Herdentiere in großen Mengen anfallenden Felle und Häute. Bei der in einem solchen Fall vorliegenden Mobilitätsruhe wegen des ausreichenden Nahrungsangebotes hatte jeder Kleidungsbedürftige ausreichend Zeit, sein Gerbwissen für seine Zwecke einzusetzen. Die Jäger – das waren alle – brauchten weder aus zeitlichen noch aus Erfahrungsgründen einen Gerber oder wie es oft dargelegt wird, ein Weib, das die Gerbarbeiten für sie übernahm. Wozu sollte sie? Es ist allerdings anzunehmen, dass der zeitliche Aufwand für die Pirschjagd auf größere Säugetiere durch einzelne, nicht durch Milchkinder in ihrer Mobilität eingeschränkte Personen als so groß angesehen wurde, dass für die erfolgreichen (!) Jägerinnen und Jäger von den weniger mobilen männlichen und weiblichen Personen die zeitaufwendigen und ortsbindenden Gerb- und Heftarbeiten übernommen wurden. Hier kann der Beginn der hauptsächlichen Zuordnung von Gerb- und „Näh“-Arbeiten an die Weiber bei den prähistorischen Naturvölkern liegen. Diese Zuordnung muss allerdings noch lange nicht allgemein gewesen sein, da es ja nicht nur erfolgreiche Einzeljäger/-jägerinnen gab. Man kann hier aus Gründen der Mobilitätsunterschiede, die sich in engen Grenzen mit Geschlecht und Alter begründen lassen, von einer naturbedingten, d.h. natürlichen Arbeitsteilung sprechen.

      Mit dem Bau von Windschutzbehausungen begannen die Erfahrungen mit dem Flechten, der Vorform des Webens. Das Verflechten von Zweigen und Buschwerk bei der Herstellung eines Windschirms oder einer leichten Hütte führte zur Flechtarbeit in zwei Richtungen: dem Verflechten von Pflanzenmaterial mit rundem Querschnitt (Rutenkörbe, Reusen u.ä.) und von Material mit flachem Querschnitt (Rinde, Bast, Fellstreifen u.ä.). Die Abdeckung einer Hütten-Holzkonstruktion mit mehr oder minder verflochtenen und verzahnten Konstruktionen aus Pflanzenmaterial oder entsprechend großen und entsprechend reichlich vorhandenen Leder-, Haut- oder Fellteilen folgt erst danach. Die „holzfreien“ Schutzbauten aus Knochen von großen Säugetieren und Häuten waren

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