Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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      Das Flechten gab die Möglichkeit zur Herstellung von Behältern für ortsgebundene (Aufbewahrung; Vorratshaltung) und mobile (Tragefunktion) Zwecke, die an der bekannten möglichen Nutzung von Behältnissen aus Fell, Haut und Leder anknüpfte und dieselbe funktionell und materialnutzend erweiterte. Die Flechtarbeit begann mit der Suche nach Material, seiner Gewinnung und Vorbereitung. Hierbei gab es keinen Anlass zu einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Die Kenntnisse waren allgemein, die Fertigkeiten etwas differenziert und mit Übung auszugleichen. Jede Person, die ein Flechtprodukt benötigte, fertigte es sich - mit einem Blick zum Nachbarn oder der Nachbarin - alleine an.

      Tragekörbe wurden vor den Vorratskörben geschaffen. Sie waren erforderlich, um die von einer großen Gunstfläche gebotenen Nahrungsstoffe effektiver zu einem Sammelpunkt zu schaffen. Die periodische und/oder permanente Nutzungsdauer solcher Sammelpunkte und die dort zusammengetragenen Nahrungsstoffmengen sowie der Aufwand für den Schutzausbau (für Vorrat und Personen) dieser Punkte sind Hinweise auf den Grad der Gruppenmobilität und die zeitweise und/oder allmähliche Sesshaftwerdung.

      Die längerfristige Nutzung eines Gunstraumes - oft verbunden mit dem Übergang von der Jagd-/Sammelwirtschaft zur Wirtschaft der Erntevölker - gestattete die Bildung/Anlegung von Nahrungsstoffvorräten. Dies war neben der Schaffung von Aufbewahrungsbehältnissen und -räumen mit der Testung und Anwendung von Konservierungs- und Verarbeitungsverfahren (z.B. Rösten, Trocknen u.ä.) verbunden, deren Schaffung dem weniger mobilen Teil der Gruppe oblag.

      Mit dem Erscheinen dieser ersten die physische Mobilität einschränkenden Elemente (echte Vorräte trägt man nicht mit sich herum!) nahm zwangsläufig die geistig-mentale Mobilität zu. Die physisch weniger mobilen Menschen konnten sich jetzt physisch-handwerklichen und geistig-mentalen Aktivitäten widmen, für die die ständig schweifenden Nomaden nur wenig Zeit aufwenden konnten.

      Die ausreichend große Nahrungsstoffmenge - unabhängig davon, ob sie durch Sammeln, Jagen oder Produzieren erlangt wurde - schuf die tiefgreifende Möglichkeit, diese Nahrungsstoffe nicht nur zu konsumieren, sondern auch so umzugestalten, zu veredeln, dass sie für die menschliche Physis (besser) aufzuschließen, zu verdauen und umzusetzen waren. Nahrungsstoffkonservierung und -zubereitung wurden genauso wichtig wie die aneignenden Tätigkeiten der Jagd und des Sammelns. Diese Konservierung und Zubereitung dominierte die Tätigkeiten der weniger mobilen Gruppenmitglieder, die im Wesentlichen aus den Weibern mit Milchkindern und aus männlichen und weiblichen Menschen mit physisch bedingten Mobilitätseinschränkungen bestand. Wenn entsprechende Tätigkeiten dringend durchzuführen waren, konnten natürlich auch sonst voll mobile Menschen ihre Mobilität reduzieren (bis zur zeitweiligen Einstellung), um spezielle Arbeiten zu erledigen.

      Im Rahmen der Nahrungsstoffveredlung gewann die an die Veredlungstechnologie gebundene Herstellung/Produktion dafür erforderlicher Geräte und Werkzeuge/Vorrichtungen wie Zerkleinerungsvorrichtungen (z.B. Mahlvorrichtungen, Stampfer, Hämmer, Mörser, Metaten mit Manos) und Reaktionsbehältnisse (z.B. Steinmulden, wasserdichte Körbe, Töpfe, Backplatten, Öfen) an Bedeutung. Die brennstoffeffektive Gestaltung der Vorrichtung für die Erzeugung von Prozesswärme für die Nahrungsmittelveredlung (z.B. Feuerstellen, Herde, Öfen u.ä.) ist eine gesonderte, aber mit den Reaktionsgefäßen verbundene Gestaltungsaufgabe. Die Brennholzbeschaffung oblag mobileren Personen der Gruppe.

      Daraus ist zu schließen, dass durch den sukzessiven Bedeutungszuwachs der ortsgebundenen Nahrungsstoff-„Industrie“ ein kultureller Kreativitätsbedarf entstand, der wesentlich vom weniger mobilen weiblichen Teil der menschlichen Gesellschaft getragen wurde, wobei bei bestimmten kraftaufwändigen Arbeiten (Beschaffung von Steinmaterial und Zurichtung großer Steingeräte) die Männer möglicherweise Vorbereitungsleistungen nach Auftrag erbrachten. Die in der „Hauswirtschaftsindustrie“ tätigen Weiber hatten das Praxiskriterium für jede ihrer Handlungen, für jedes ausprobierte technologische Verfahren (z.B. Koch- und Backrezepte) und für jedes von ihnen für diese Tätigkeiten entwickelte Gerät oder Werkzeug. So wie ein Jäger die Wirksamkeit seines Speeres und die Form und die Herstellungstechnologie seiner Speerspitze bis zur möglichen Vollkommenheit selbst gestaltet und überprüft, so haben auch die Weiber die Brauchbarkeit ihrer Arbeitsinstrumente vom Steinmesser bis zum Topf ständig selbst verbessert. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Weib einen Mann gebeten hat, ihr aus Feuerstein ein „Küchenmesser“ herzustellen. Nur die potenzielle Nutzerin konnte sich eine ihren Vorstellungen und Zielsetzungen passende Steinklinge herstellen. Der mobilere Mann wurde bestenfalls beauftragt, das geeignete Steinmaterial zu besorgen, wenn die Rohstoffquelle nicht in der Nähe der Niederlassungsstätte war.

      Aus der gleichen Konstellation heraus ist auch anzunehmen, dass die Schaffung und Gestaltung von keramischen Erzeugnissen von der weiblichen Seite der Gemeinschaft erfolgte. Nur die mit dem Aufbewahrungs- und Garungsprozess beschäftigten Personen sahen die Vorteile und die Mängel der von ihnen geschaffenen und benutzten Hilfsmittel und bemühten sich, bei der nächsten Fertigung solcher Hilfsmittel die Mängel zu reduzieren. Das gleiche gilt für die plastische, ornamentale und bildhafte Verschönerung ihrer Werkzeuge und Hilfsmittel.

      Auch die künstlerische Ausgestaltung eines Topfes war nur eine Sache der Produzentin, ähnlich ist auch die plastische Gestaltung fruchtbarkeitsritueller Figuren und Gegenstände zu sehen. Sie sind Gegenstände und Ausdrucksform weiblicher Magie und Weltsicht. Dazu bedurfte es keiner Männer! Die Männer gestalteten ihre Werkzeuge und ihre magischen Produkte auch selbst. Dies gilt selbstverständlich auch für rituell wichtige keramische Figurengefäße, die eindeutig männliche Personen darstellen. Die heute noch vorhandenen als künstlerisch interpretierten prähistorischen Artefakte (Korbreste, keramische Erzeugnisse) und Teile der Felskunst sind in ihrer Mehrzahl mit Sicherheit Ausdrucksformen weiblicher Fähigkeiten und Weltsichten. Dass es wesentlich mehr nicht erhaltene und nicht ausgegrabene Produkte dieser Art als der vermutlich sehr kleine Teil in den Museumslagern gegeben hat, ändert nichts an dieser Aussage.

      Bevor ein handwerkliches Produkt als Ware für einen imaginären Kunden produziert wurde, entstand es nur aus den vielfältigsten eigenen physischen und spirituellen Bedürfnissen des Produzenten/der Produzentin oder gegebenenfalls seiner Gruppe heraus. Unsere Sprache unterschlägt aber oft das weibliche Element, den weiblichen Anteil.

      Die Herausbildung des Handwerks innerhalb des Bodenbaugesellschaft und aus dieser heraus (Die Hirtenkultur kann für den prähistorischen Südwesten ausgeklammert werden.) wird als die Zweite große gesellschaftliche Arbeitsteilung bezeichnet. Die Dritte große gesellschaftliche Arbeitsteilung war die Absonderung des schon oben erwähnten Tauschhandels/ Handels von der Produktion der Waren. Die Entstehung der Warenproduktion und der damit verbundene Handel ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des Privateigentums und ökonomisch fundierter Machtstrukturen und Hierarchien. Ein Grundkriterium für eine(n) Händlerin/Händler oder Handwerkerin/Handwerker ist der ökonomische Sachverhalt, dass ihre/seine stark arbeitsteilige Tätigkeit den Hauptanteil des Lebensunterhaltes der/des Produzentin/Produzenten absichert. Da dieser Zustand im Südwesten im besprochenen Zeitraum nicht bestand, gab es trotz einiger Hortfunde keinen Reichtum im heutigen kommerziellen Sinn.

      Die keramische Produkte produzierenden Weiber waren aber noch lange keine Töpferei-Handwerkerinnen, sondern nur im Vergleich zu den im Allgemeinen nicht töpfernden Männern Gruppen-Spezialistinnen, die einen nur kleinen Teil ihrer Gesamtarbeitszeit für den speziellen Topf-Bedarf der gesamten Gemeinschaft zur Verfügung stellten. Das gleiche trifft auch auf andere mögliche Spezialisten (Korbflechterei, Schmuckherstellung) zu. Als Handwerker/Handwerkerin ist - wie oben bereits gesagt - eine Person erst dann anzusprechen, wenn sie den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit dieser Spezialtätigkeit widmet und auch aus dieser ihren Hauptlebensunterhalt deckt. Um einen Menschen aber so stark aus der Nahrungsstoffproduktion auszugliedern, muss ein ausreichend großes Mehrprodukt dauerhaft zur Verfügung stehen. Dies war aber noch nicht der Fall, d.h. die Zweite gesellschaftliche Arbeitsteilung war im Südwesten

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