Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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Die Männer haben aber eventuell den Vorteil des höheren Kräfteeinsatzes und der höheren Mobilität/Aktivität, da diese nicht durch eine physische und/oder mentale Kinderbindung eingeschränkt sind wie die Weiber mit Kindern.

      Dominanztrieb und Mutterinstinkt stehen in einem mehr oder minder starken Konflikt zur selbsterhaltenden Flucht und werden beide sowohl im individuellen als auch im gesellschaftlichen Bereich praktiziert. Der derzeit schwächere Mann bewahrt seine Chancen für die nächste eventuell für ihn aussichtsreichere Gelegenheit des Kräftemessens und die Mutter bewahrt sich für die nächste Zeugung und überlässt ihr derzeitiges Kind dem Stärkeren. Wenn sie dem Stärkeren weiter Widerstand leisten würde, stürben sie und ihr Kind.

      Ab welchem Zeitpunkt gibt es eine Arbeitsteilung? Was ist eine Arbeitsteilung? Als Arbeitsteilung wird die Trennung und Verselbständigung verschiedener Arbeiten der Produktionsprozesse zur Herstellung materieller Güter bezeichnet. Sie führt zur Herausbildung bestimmter sozialer, technischer und ökonomischer Strukturen der Gesellschaft. Diese Definition aus dem patriarchalen Produktionsprozess ist trotz ihrer Richtigkeit aber nicht ausreichend. Die Arbeitsteilung ist die Ausführung einer begrenzten/spezialisierten Tätigkeit, die spezielle Geschicklichkeit und Übung erfordert, die nur an einzelne Personen oder einzelne Personengruppen/Gemeinschaften gebunden ist. Arbeitsteilung beinhaltet eine spezialisierte Aneignungs-, Produktions- und/oder Verteilungsaktivität und betrifft den physischen und den energetischen Lebensbereich. Die Aufteilung eines Arbeitsquantums ist noch nicht identisch mit der Arbeitsteilung, kann aber bereits bestimmte individuelle Geschicklichkeiten berücksichtigen, ohne dass hier schon eine klassische Arbeitsteilung vorliegt.

      Die Arbeitsteilung beginnt als so genannte natürliche Arbeitsteilung. Sie ist laut gängiger Auffassung die ursprünglichste Form nach Geschlecht und Alter und beginnt bereits frühzeitig in der Urgesellschaft. Die Differenzierungskriterien „Geschlecht“ und „Alter“ erscheinen aber in ihrer herausgehobenen Stellung als sehr zweifelhaft. Sie führten zeitweise sogar schon zur Apostrophierung einer geschlechtsbedingten Arbeitsteilung. Der wahre Grund für die natürliche Arbeitsteilung liegt in der physischen und geistigen Mobilitätsfähigkeit, die natürlich mit Alter und Geschlecht verbunden werden kann. Diese Fähigkeit drückt sich in Ausdauer und Schnelligkeit in Regelsituationen aus. Dass schwangere Weiber und Weiber mit Milchkindern und jungen Kindern gegenüber jungen Weibern und Männern ohne diese physische und emotionale, psychische, energetischen Bindung eine geringere Mobilitätsfähigkeit aufweisen, liegt auf der Hand. Damit sieht die auf der Grundlage der Mobilitätsfähigkeit beginnende Arbeitsteilung scheinbar geschlechtsorientiert aus. Es ist aber nur eine äußere Form, nicht der Ursachenkern der Arbeitsteilung.

      Die ursprüngliche, mobilitätsbedingte Arbeitsteilung wirkt auf die Bewältigung des notwendigen Gesamtarbeitsvolumens der Gemeinschaft, die im Laufe der Zeit von dem allgemeinen aneignenden Nahrungsstofferwerb über den spezialisierten aneignenden Nahrungsstofferwerb der Erntevölker zur Nahrungsstoffproduktion im Rahmen der Ersten großen gesellschaftlichen Arbeitsteilung zur Herausbildung von Bodenbauern und Hirtenstämmen führte (letztere nicht in der prähistorischen Neuen Welt).

      Die menschliche Aktivität ist vom Ursprung - wie auch bei allen anderen Lebewesen - auf das Sammeln/Aneignen von Energie (= Nahrung) in der unterschiedlichsten Form zur Gewährleistung der menschlichen Lebenstätigkeit ausgerichtet. Dabei muss die energetische Effizienz, die aufgewandte menschliche Energie zu eingesammelter verwertbarer (= netto) Energie, längerfristig mindestens 1:1 sein. Den zeitlichen Schwankungen der eingesammelten Energiemengen muss als Ausgleich ein körpereigener Energiespeicher (Fettpolster oder Muskelmas-se) aus Zeiten positiver Energiebilanzen gegenüberstehen. Der Mensch als einzelner und auch die oder eine menschliche Gemeinschaft strebt immer nach einer möglichst großen Energieeffizienz (mit minimalem Aufwand zu maximalen Erwerbserfolgen). Dieser Drang ist die Basis der Kreativität und die Arbeitsteilung ist eine Form von Kreativität. Die Arbeitsteilung beginnt beim Sammeln, geht weiter in die produzierenden und verteilenden Aktivitäten und gelangt letztendlich in den informellen Lebensbereich.

      Die Arbeitsteilung untergliedert sich in zwei Richtungen: in die Gruppenspezialisierung und die individuelle Spezialisierung. Die Erste große gesellschaftliche Arbeitsteilung in Form der Trennung der Bodenbauer/Ackerbauer und der Hirten/Viehzüchter gehört zur Gruppenspezialisierung. Diese globale Aussage ist aber lokal bereits eingegrenzt. Im prähistorischen Amerika gab es zwar bereits eine Tierhaltung bis Tierdomestikation (Lama, Hund, Truthühner), aber keine darauf aufbauende Hauptwirtschaftsform. Damit trat dort keine Arbeitsteilung, sondern nur eine Spezialisierung in Richtung Bodenbau ein. Die Tierhaltung/Tierdomestikation blieb im Südwesten in der prähistorischen Zeit immer eine Nebenwirtschaft der Bodenbauer (Hund, Truthühner) und einiger Personengruppen mit aneignender Wirtschaftsform (Hund).

      Als die wissenschaftlichen Grundlagen der Arbeitsteilung formuliert wurden, waren die wirtschaftlichen Erscheinungsformen der Erntevölker noch nicht definiert. Auch über die Erntevölker gibt es unterschiedliche Ansichten. Einige orientieren sich nur auf Personengruppen, die eine „pflanzliche Ernte“ betrieben, andere zählen zu dieser wirtschaftlichen Gruppe auch Gruppen mit einer „Lebewesen-Ernte“ wie spezialisierte Jäger und Sammler, die ihren wesentlichen Lebensunterhalt durch Aktivitäten zur Erbeutung einer oder weniger Spezies, z.B. Bison, Lachs, Mollusken abdecken. Für diese Ausarbeitung über den nordamerikanischen Südwesten ist diese Differenz unwesentlich. Hier sind sie eine lokale wirtschaftliche Spezialisierung auf das Aneignen ausgewählter zeitlich und räumlich sehr reichlich vorhandener pflanzlicher Nahrungsstoffe von speziellen Wildpflanzen wie z.B. Eicheln, Agaven, Nüssen u.ä.). Diese Erntevölker stellen praktisch die noch aneignende Vorstufe der produzierenden Gruppen der Ersten gesellschaftlichen Arbeitsteilung dar, die auf der Basis der bevorrateten und für Nahrungszwecke verarbeiteten Nahrungsstoffe einer mehr oder minder großen Zahl von Wildpflanzen verschiedener Art und Wuchsform die Ernte und die Aufbereitung des Erntegutes völlig und die Düngung der Pflanzen sowie die Bodenbearbeitung unter Umständen ansatzweise beherrschten. Zu diesen technologischen Aufgaben gehören z.B. das Abbrennen konkurrierender Vegetation (= Aschedüngung), Bodenentsalzung durch überschwemmende Auslaugung, Bewässerungs- und/oder Entwässerungsmaßnahmen, gezielte Ansiedlung von Wildpflanzen. Für den echten Bodenbau, unabhängig davon, welchen Anteil seine Produkte an der Gesamtnahrung der Produzenten hatten, war noch die Beherrschung der wesentlichen Arbeitsschritte der Saatbettvorbereitung, der planmäßigen Aussaat und der geregelten Pflege (ggf. Hütung vor Fressfeinden) der Pflanzen erforderlich. Diese Darstellung verdeutlicht den sich über eine lange Zeit hinziehenden Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaft mit seinen oft in einer Zuordnungsgrauzone liegenden Zwischenstufen, von den Problemen des archäologischen Nachweises innerhalb dieser Übergangszone ganz zu schweigen.

      Der Übergang von der aneignenden Jagd-Sammelaktivität zur produzierenden Bodenbauertätigkeit hängt nicht schlechthin von guten Willen und vom vorhandenen/eventuell übernommenen Wissen ab, sondern auch von speziellen natürlichen Tatsachen: ein für die Ernährung der Gruppe ausreichend großes Angebot an für Nahrungszwecke nutzbaren Wildtieren und Wildpflanzen erzeugt keinen Ernährungsstress mit dem Trieb der bodenbaugestützten Vorratshaltung und ein großer Mangel an für Nahrungszwecke nutzbaren Wildtieren und Wildpflanzen zwingt zur Lebenserhaltung zu einer so großen Mobilität, die die Herausbildung eines Bodenbaus und der dafür notwendig einhergehenden Sesshaftigkeit entscheidend behindert. Die ökologischen/klimatischen Bedingungen im nordamerikanischen Südwesten pendelten großräumig und auch lokal ständig zwischen diesen beiden Extremen und ließen nur eine relativ langsame Herausbildung und Reifung des Bodenbaus zu.

      Theoretisch hätte wegen des Fehlens der Partei „Hirte/Viehzüchter“ kein Güteraustausch (und keine damit verbundene Warenproduktion) entstehen dürfen. Ein nennenswerter Austausch von tierischen Produkten

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