Märchen helfen heilen. Gudrun Anders

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Märchen helfen heilen - Gudrun Anders

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konnte ich mit diesem Märchen nichts anfangen. Überhaupt nichts. Was hatte die Geschichte mit meinem Geldproblem zu tun? Ich legte das Märchen weg und holte es erst viele Wochen später wieder hervor. Ich ging es systematisch durch. Gut, da war zunächst ein Paradiesapfel. Was war, wenn der nun einfach für die Nahrung stand, die ich ja notwendiger Weise zu Leben brauchte? Die war wichtig. Aber das wichtigste? Ich machte mir Gedanken und stellte fest, dass ich in der Vergangenheit ziemlich häufig essen gegangen war. Das war ja eine recht kostspielige Angelegenheit. Wie sagte doch der Apfel? „...denn durch mich werden die Menschen auch noch an das Gute und Schöne erinnert!“ Ja, und bequem ist es zudem.

      Lange Rede kurzer Sinn, ich beschloss kurzerhand, das Essen gehen einzuschränken. Und als ich das mit einer guten Freundin beredete, meinte diese dazu, dass es wohl sowieso ein wenig besser für mich wäre, wenn ich mich einmal auf meine hausfraulichen Qualitäten besinnen würde. Nun denn, ich legte mir endlich ein Kochbuch zu und im Laufe der Zeit hatte ich sogar Spaß an dieser mir sonst verhassten Aufgabe. Und mittags in der Firma gab es einen selbstgemachten Salat anstelle von Pommes aus der Würstchenbude. Das bekam nicht nur meinem Geldbeutel gut, sondern auch meiner damals etwas fülligen Figur.

      Punkt zwei des Märchens war eine Wolke. Wie sagte sie doch? „...was wäre die Menschheit ohne mich und das Wetter des Lebens?“ Wenn ich ehrlich war, so brauchte ich für meine Stimmungsschwankungen viele „Wetter des Lebens“. Disco, Kino, Spielhalle und am Wochenende kostspielige Fahrten nach Dänemark und sonst wohin, nur um etwas von der Welt zu sehen. Gut, das kostete eine ganze Menge Benzingeld, aber... O.k., dachte ich mir. Warum die Welt erkunden, wenn ich meine Heimatstadt noch nicht einmal richtig kenne?

      Und zweimal in der Woche ins Kino musste auch nicht sein. Schließlich hatten wir bereits Kabelfernsehen und wenn ich mich dann Wochentags mit nichts anderem beschäftigen konnte (z.B. Märchen schreiben), gab es sicherlich auch im Fernsehen mal einen anständigen Film. Also noch einen erheblichen Kostenfaktor weniger. Und mit einigen Freunden wurde es dann auch zu Hause ganz gemütlich. Punkt 3, das Bild. Damit tat ich mich eigentlich am schwersten. Etwas für das geistige Auge? Was war denn das? Kino und so etwas hatte ich doch schon, es musste etwas anderes sein. Und ich wehrte mich gegen die Erkenntnis, dass es meine Kleidung war lange und gründlich. Aber es war die Kleidung.

      Ich bin von Kindheit an so erzogen worden, immer frisch gebügelt und gestriegelt auszusehen. Nicht das ich das übertrieben hätte, aber Wert auf passende und gute Kleidung legte ich immer noch. Und es waren nicht die billigsten Hosen und Pullover und nicht gerade wenig! Häufig kaufte ich mir Pullover, um sie nur wenige Male getragen an meine Verwandten in der DDR zu schicken. Also, gut. Ich seh's ja ein... Fortan pflegte ich meine Kleidung ein wenig mehr und es waren keine Pullover für 75 €, sondern für 40 €. Aber diese 3 Dinge waren noch immer nicht alles. Es ging nicht darum, jetzt einen Teil wegzulassen oder zu reduzieren, nein, in dem Märchen ging es mehr um Koordination. Alle vier Teile, inklusiv der Hütte, mussten sich zusammentun, eine Einheit bilden. Auch die Hütte ist wichtig. Ich selbst war wichtig! Ich musste zufrieden sein.

      Ich musste aufhören, mir ständig so viele Gedanken zu machen. Ich musste mich über das freuen, was ich hatte! Und ich hatte viel! Zu viel fast. Und ich konnte mich freuen, dass ich lebe! Ja ich lebe! Ich hatte eigentlich alles, was ich brauchte: Nahrung, eine Wohnung, ein Auto, konnte mir an sich das leisten, was ich haben wollte. Warum war ich denn damit nicht zufrieden? Ja, hier ging es für mich um Zufriedenheit, um die Einheit in mir! Wenn ich zufrieden war, mit dem, was ich hatte, brauchte ich doch gar nicht mehr! Und ich überlegte, dass es mir doch recht gut ging - und wurde Dank des Märchens langsam zufriedener und dann lösten sich auch langsam meine Geldprobleme auf.

      Langsam packte mich die Faszination der Dinge, die ich über mich herausfand und die ich ohne große Mühe ändern konnte! Langsam wurde ich ruhiger und zufriedener und schrieb auf alles, was mir einfiel, ein neues Märchen. Wunderbare Erkenntnisse taten sich mir auf und das Schönste war: eigentlich brauchte ich alle diese Dinge gar nicht nachzulesen - ich fand sie ja in mir! Das einzige, was ich tun musste, war, sie als Märchen aufschreiben. Mir stellte sich natürlich die Frage, warum gerade als Märchen und nicht als perfekte Lösung in klaren Worten. Nun, es scheint mir einleuchtend, dass ich mir die perfekte Lösung nicht geglaubt hätte.

      Hätte ich niedergeschrieben: Gudrun, du musst das Essen gehen einschränken und kaufe dir doch endlich mal nicht ganz so teure Pullover und hör auf, am Wochenende mal eben nach Dänemark zu fahren - ich hätte mich strikt geweigert, das anzunehmen, denn ich hätte das Gefühl gehabt, mich selbst in meiner Freiheit zu berauben. Und das war nun überhaupt nicht das, was ich eigentlich wollte. Dadurch, dass die Märchen mir auf liebevolle Art und Weise zu verstehen gaben, dass es so nicht weiter geht und mir auch noch eine wunderbare Lösung boten, fiel es mir wesentlich leichter, mein wahres Problem zu erkennen, anzunehmen und es zu ändern!

      Wochen später wagte ich mich zum ersten Mal an Krankheiten heran. Ich war gespannt, welche Patentlösung mir die Märchen dafür liefern würden. Wie würden die Märchen ausdrücken, dass ich ein Medikament nehmen sollte? Oder würden sie mir raten, zum Arzt zu gehen? Ich war gespannt. Und das erste, an das ich mich heranwagte, war mein Druck auf den Augen, mit dem ich ständig zu tun hatte. Ich dachte, dass das wohl mit das leichteste wäre und schrieb das Märchen vom „Geheimnis des verbotenen Zimmers“.

      Mehrere Mal las ich das Märchen und verstand wieder einmal kein Wort. Was, um alles in der Welt, sollte dieses geheime Zimmer mit meinem Druck auf den Augen zu tun haben? Ich ließ es auf meinem Schreibtisch ruhen, las es noch einige Male durch und hoffte auf die große Erleuchtung, die sich hoffentlich bald einstellen würde.

      Ich hatte inzwischen viele weitere Bücher über Esoterik gelesen und machte mich mit dem Gedanken vertraut, das viele Krankheiten psychosomatisch bedingt waren. Das hieß, dass allen Krankheiten eine negative Gedankenstruktur zugrunde lag und erst die andauernde Negativität zur Krankheit führte. Wenn das stimmte, dann hatte ich aufgrund meiner erheblichen Erkrankungen noch eine Menge auf-zuarbeiten! Aber bevor ich daran ging, wollte ich erst einmal dieses Märchen für mich klären. Ich wusste also durch das hervorragende Buch „Krankheit als Weg“ von Thorwald Dethelfsen, das Augen etwas mit sehen zu tun hatten. Etwas nicht sehen wollen, nicht einsichtig sein. Gut, ich war weitsichtig und es traf zu, dass ich mit meinen Gedanken mehr in der Zukunft als in der Gegenwart war, aber das löste nicht meinen Druck auf den Augen. Als mir wochenlang dann nichts weiter zu diesem Thema einfiel, machte ich endlich eine Selbstanalyse dieses Märchens.

      Da gab es also ein geheimes Zimmer, in das nur Eingeweihte durften, um dort mit den Zaubergegenständen umzugehen. Der Engel, um den es hier geht, trug den Schlüssel, der die Tür öffnen konnte immer bei sich, weil er der Wärter für dieses Zimmer war. Der Engel war neugierig, traute sich aber zunächst nicht, das verbotene Zimmer zu betreten und kämpfte mit sich, was er tun sollte. Als die Neugier dann gesiegt hatte, konnte er zunächst in dem Raum nichts sehen. Dann entdeckte er eine goldene Statue unter einem Wasserfall, einen Tisch auf dem Karten ausgebreitet waren, eine Glaskugel und ein Gerät, mit dem man in die Sterne schauen konnte. Als der Engel sich dann noch auf den magischen Thron setzte, bekam er den Zauberstab und eine Weltkugel in die Hand und tankte Lebensenergie. Und die Krönung des Ganzen war, dass er für sein Tun nicht bestraft wurde, sondern befördert, weil er den Mut hatte, dem Geheimnis des Lebens auf die Spur zu kommen.

      Als ich mir über den Verstand klar gemacht hatte, was der Engel da tut, sah ich plötzlich wieder klar. Und das können sie diesmal sogar wörtlich nehmen! Was hatte ich gemacht? Ich beschäftigte mich nun schon eine Weile mit Esoterik und allem was dazu gehört. Etwas Astrologie, ein bisschen Tarot, manchmal eine Meditation. Alles das tauchte auch in dem Märchen auf!

      Das Gerät, mit dem man in die Sterne schauen konnte war die Astrologie, der Tisch auf dem die Karten ausgebreitet lagen, der Thron, auf dem ich in Meditation wieder Lebensenergie tanken konnte.

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