Chinesische Lebensweisheit. Richard Wilhelm

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Chinesische Lebensweisheit - Richard Wilhelm

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Auffassung vom SINN des Himmels. Er war überzeugt von dem weitmaschigen, aber nichts verlierenden Netz der Naturgesetze. Darum galt es für ihn, allem den natürlichen Verlauf zu lassen ... In der Welt gibt es einen ,Töter, der tötet‘; darum finden die Gewalttätigen nicht ihren natürlichen Tod.“

      Das ist heute natürlich eine sehr unzeitgemäße Lebensweisheit. Sie war es übrigens damals auch schon. Auch Lautse war sich dessen bewußt, indem er folgendes Kriterium der Wahrheit auf stellt:

      „Hört ein Weiser höchster Art vom SINN,

      So beschließt er, danach zu tun.

      Hört ein Weiser mittleren Schlags vom SINN,

      So erklärt er sich damit einig bis auf einen gewissen Grad.

      Hört ein Weiser niederer Art vom SINN,

      So lacht er laut darüber.

      Wenn er nicht wirklich tüchtig darüber lacht,

      So ist es noch nicht der eigentliche SINN!“

      Lautse weiß aber auch, daß man mit solchen Ansichten keinen großen Anhang gewinnen kann. Er macht einmal seinem Herzen Luft in einer Stelle, die ganz an den Propheten Jeremia, seinen Zeitgenossen in Israel, erinnert. Sie sei zum Abschluß hergesetzt:

      „Alle Menschen sind so hochgemut,

      Als ob’s zur Opferfeier ginge,

      Als ob’s zu Frühlingsfesten ginge,

      Nur ich bin im Zwielicht,

      Noch ward mir kein Zeichen,

      Wie ein Säugling, der noch nicht lächelt,

      Unstet bin ich, als hätt’ ich keine Heimat.

      Alle Menschen haben Überfluß:

      Nur ich bin wie verlassen.

      Ich habe das Herz eines Toren,

      Ach wie so trübe!

      Die gewöhnlichen Menschen sind alle so helle,

      Nur ich bin im Dunkeln.

      Die gewöhnlichen Menschen sind alle so wissend,

      Nur ich bin gedrückt.

      Wie rauscht es um mich, als wie ein Meer!

      Wie stürmt es in mir, wie ohne Ziel!

      Alle Menschen haben ihre ernsten Zwecke,

      Nur ich steh wie ein Bettler so töricht in der Ecke.

      Nur ich bin anders als die Menschen:

      Doch köstlich ist mir’s, von der Mutter mich zu nähren.“

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