Kolosseum des Lebens. C. L. Larue

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Kolosseum des Lebens - C. L. Larue

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der Wand war relativ gering und so kam es hin und wieder vor, dass Vater ein Machtwort sprach und alles wieder runter musste. Was für ein Zeug, wenn es wenigstens schöne Bilder wären und nicht so ein Geschmiere … (dies bezog sich auf die ausgeschnittenen „Originalbilder“). Doch mit dem heutigen Wissen … Monet, Chagall und Co malten nun mal so, wie sie malten. … „Geschmiere“ halt.

      Einigermaßen Ruhe kehrte erst wirklich ein, als sich sein Interesse auf die Bilder der Maler Spitzweg und Caspar David Friedrich lenkte. Nun, da er der einzige in der Familie war, der sich in dieser Weise beschäftigte, wirkte sein Verhalten wohl eher befremdlich. Womöglich ging dies sogar soweit, dass man sich im Stillen etwas sorgte. Die Zeit verging und es rückte ein neues großes Ereignis in den Zenit seines Daseins und das alle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Einschulung, hieß das Zauberwort und ein neues Kapitel seines Lebens sollte seinen Anfang nehmen. Darüber hinaus bestand ja auch noch vage die Hoffnung, dass ihm die Schule seine Flausen austreiben würde, sollten sie noch immer so präsent bleiben, wie bisher.

      Die Schulzeit war im Grunde für seine Nachforschungen nicht wirklich relevant. Einige interessante Erinnerungen kamen ihm dennoch ins Gedächtnis. Er erinnerte sich, dass er des Öfteren durch die Fähigkeit auffiel, sich leicht durch Geschehnisse außerhalb des Klassenzimmers ablenken zu lassen. Beispielsweise Vögelchen im Baum, oder einfach nur das Versinken in Gedanken … Träumereien halt, die zum Leidwesen der Lehrer für gelegentlichen Ärger sorgten. Der Lehrstoff war für ihn wohl eher langweilig und uninteressant. Aufgabenstellungen im Werkunterricht unterzog er kurzer Hand einer „kritischen Prüfung“ und entschied gegebenenfalls, statt eines Reliefs aus Gips ein Mainzelmännchen oder das Modell eines Autos herzustellen. Sollte ein Linoleumschnitt gefertigt werden, dessen Motiv eine Blume sein musste, er stattdessen das Motiv „Ritter Tod und Teufel“ von Albrecht Dürer vorzog und „fachgerecht“ umsetzte. (… übrigens ein sehr schönes Motiv). Die Arbeiten förderten zwar eine gewisse Bewunderung zu Tage, doch letztlich auch eine weniger gute Note, da das angestrebte Ziel nicht erreicht wurde, was für ihn wiederum nur schwer nachvollziehbar war.

      Dies konnte natürlich auch wieder Anlass für das Gefühl „Ungerechtigkeit“ hervorrufen und damit verbunden, ausdrucksstarken Protest. Die schulischen Leistungen, einschließlich der Benotung für Fleiß, Betragen und Schönschreiben, waren anfangs im unteren Mittelfeld zu finden, mit Ausnahme der zwei letztgenannten. Dies änderte sich jedoch zu einem späteren Zeitpunkt zum Positiven. Schule war eben nicht wirklich interessant und die erhoffte Abwechslung wich anfangs eher einem notgedrungenem Übel, das sein Leben nicht wirklich bereichern konnte. Immerhin sah er ein wenig mehr von der Welt als bisher und so genoss er den morgendlichen und mittäglichen Schulweg.

      Die Zeit verging in gleicher Weise Tag aus, Tag ein und er bemerkte nicht, dass sich am Horizont bereits die ersten Wölkchen zeigten … wie sollte er auch. Was ein echter fantasievoller und kreativer Tagträumer ist, der richtet natürlich seine Gedankenwelt ausschließlich auf das, was ihn auch wirklich interessierte.

      Wie jeden Morgen, wenn er sich auf den Schulweg machte, schaute seine Mutter dem flügge werdenden Klaus Rudolf Johann nach. Alles schien wie immer, doch irgendetwas fiel ihr auf, irgendetwas war an jenem Morgen anders. Der Mittag kam und endlich war die lästige Schule zu Ende. Ein bisschen träumen hier, ein bisschen trödeln da und wie jeden Tag in gewohnter Weise, kam er mit der Pünktlichkeit einer Atomuhr wenigstens 15 Minuten später als geplant die Straße herunter. Wohl schon ungeduldig wartend, bestand dieses Mal die Begrüßung nicht aus dem üblichen »Na mein Schatz, wie war die Schule? « … sondern … »Sag mal Klaus, hast du etwas an deinem Bein, komm setz dich hin und lass sehen«. Kurzer Hand wurden die Schuhe ausgezogen und Akribig nachgesehen, was da wohl los sein könnte. Da wohl äußerlich nichts Auffälliges zu entdecken war, wurde er einer genaueren Befragung unterzogen, die ihm sowohl unverständlich, wie auch schnell lästig wurde. Doch da wie bereits erwähnt, nichts zu finden war, ging man schließlich zum gewohnten Tagesablauf über. Mittagessen und danach ohne Wenn und Aber; Hausaufgaben. Wie gerne hätte er sich vorher noch ein wenig ausgeruht, aber die „Macht“ war nicht mit ihm und Mutter war diesbezüglich unerbittlich. Schließlich war das alltägliche Schulmartyrium abgearbeitet und es durfte bis 16 Uhr in der Küche gespielt werden. Um 16:30 kam Vater von der Arbeit und es wurde zum allgemeinen Essen fassen gerufen. Das lästige Pflichtgebet hinter sich bringen und auf zum Essen genießen. Meist war es für ihn ein Genuss, sofern zwei Dinge nicht auf den Tisch kamen; Spinat oder Griebensuppe. Dann wurde es buchstäblich zur Qual, denn eine Wahl hatte man nicht und es gab das ungeschriebene Gesetz, was auf den Tisch kommt, wird gegessen und Paragraph zwei, man bleibt so lange am Tisch sitzen, bis der Teller leer war. Hatte Mutter den Eindruck, es könnte quantitativ etwas dürftig sein was der Junge so auf dem Teller hatte, schließlich muss er ja noch wachsen, bekam man auch noch als Bonus einen Nachschlag mit der Option Paragraph eins und zwei. Nach dem Essen durfte er, sofern er den Tag über als brav eingestuft wurde, noch ein Stündchen Fernsehen und dann hieß es, ab ins Bett.

      An diesem Tag jedoch, wurde das Programm ein klein wenig geändert. Während Vater in der Küche noch seine Zeitung las und Mutter spülte, wurde Vater in gewohnter Weise über die Geschehnisse des Tages informiert. Unter anderem auch über Mutters merkwürdige Entdeckung hinsichtlich des Beines von klein Klaus Rudolf Johann. Im Wohnzimmer sitzend ertönte schließlich die Anordnung, in die Küche zu kommen. Selbst wenn es für Außenstehende als womöglich ruhiger Ton empfunden worden wäre, so vernahm sein Gehör eher ein drohendes Grollen, als würde ein Gewitter aufziehen und während er aufsprang und rüber in die Küche lief, flog sein Tagesablauf in Bruchteilen einer Sekunde durch seinen Kopf. War da vielleicht irgendetwas, was womöglich eine Strafe mit sich bringen konnte? …

      Was dieses Thema betraf, gab es ebenso eine Regel, die der hier im Elternhaus bestehenden Hierarchie entsprach. War er oder einer seiner Geschwister einmal unartig, so wurde zunächst geprüft, ob dieses Dilemma schnell durch Mutter an Ort und Stelle behoben werden konnte, beispielsweise durch Schimpfen, Drohen oder auch, in vermeintlich härteren Fällen, Schläge mit dem Kochlöffel. Reichte dies nicht aus, kam die Drohung, Vater hierüber zu informieren. War letzteres der Fall, bekam man noch vor dem Abendessen eine weitere Tracht Prügel vom Vater. Waren Strafaktionen der Meinung seiner Eltern nach angesagt, so zogen beide unerschütterlich an einem Strang. Wie sollte es auch in einer harmonischen Ehe anders sein? Er dachte nach und fragte sich, hatte er denn je einmal erlebt, dass es nicht harmonisch zwischen Vater und Mutter zuging? Hatten sie selbst denn jemals eine Auseinandersetzung oder waren verschiedener Meinung? So sehr er sich bemühen mochte sich diesbezüglich an eine Situation zu erinnern in der sich beide nicht einig waren, es war erfolglos. »Aha«, dachte er, »Streit gibt es also nur unter Kindern und wenn ich mal groß bin, dann ist alles nur noch schön. Man ist nicht mehr alleine, der andere hält zu einem, gleich was sein mag und alle Schwierigkeiten löst man mit Hilfe des anderen«. Der Keim für eine stetig wachsende Naivität, schien gepflanzt zu sein. Es gab sogar Augenblicke, in denen Vater laut sang oder eine Melodie mitpfiff und war die Stimmung noch entspannter, so schnappte er kurzerhand Mutter und tanzte mit ihr durch die Küche. Was lag da näher als anzunehmen, dass es mehr als erstrebenswert sein musste, möglichst schnell die Kindheit hinter sich zu lassen und endlich erwachsen zu werden, denn dann ist alles richtig prima. Seinem Bruder Friedrich und ihm, blieb das Schicksal einer Züchtigung meist erspart. Nicht so dem ältesten Bruder Peter. Für ihn war es eher schon eine feste Institution, wie er es sich selbst einmal ausdrückte. Scheinbar hatte er den Part unseres Vaters in seiner Kindheit übernommen und Vater übernahm kritiklos die Erziehungsmethoden seines Vaters. Sollte man sich diesbezüglich vielleicht noch einmal Gedanken darüber machen?

      Nun gut, In der Küche angekommen hieß es, »Ab auf den Küchentisch, Schuhe und Hose aus, Vater will sich das Bein ansehen«. Uff … wieder mal Glück gehabt. … Es wurde gedrückt, gebogen, gefühlt und begutachtet, doch es war äußerlich nicht wirklich etwas zu entdecken. Das Ergebnis der Untersuchung war, nichts gefunden zu haben, wenn das Gelenk auch ein bisschen dünn aussah, und man zu dem Schluss kam, dies müsse man weiter im Auge behalten. Sodann ging man wieder zum alltäglichen Tagesablauf über.

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