Preis des aufrechten Gangs. Prodosh Aich

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Preis des aufrechten Gangs - Prodosh Aich

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complaints about them). Nach reichlicher Überlegung fragt sie uns schließlich erst am 29. November aus welchen Gründen wir uns geweigert hätten, uns mit dem Projekt „Gewaltlosigkeit“ zu befassen. Sie war gespannt, die Gründe unseres Desinteresses zu erfahren, erfährt stattdessen aber über die Menge von Arbeiten, die wir investiert hatten, wundert sich laut über die Klagen Frau Unnithans, bemerkt unsere Bestürzung (noticed that they became very much upset) und bittet uns, nichts zu unternehmen, bis sie sich vergewissert hat, daß sie sich nicht geirrt hat. Sie spricht ein zweites Mal über das Thema mit Frau Unnithan. Sie hatte sich nicht geirrt.

      Trotz vieler Unannehmlichkeiten, auch für sie auf der persönlichen Ebene, hält sie es für richtig, daß wir die Angelegenheit nicht auf uns sitzen lassen (I feel that Dr. and Mrs. Aich, to whom I am sending a copy of this letter in which they are being mentioned more than once, were right in not accepting that things were smothered.) Am 5. Dezember hat Frau Unnithan mir einen unflätigen Brief geschrieben. In einen Brief am 6. Dezember bedankt sich Yogendra Singh für unseren Beitrag zum Projekt über die „Gewaltlosigkeit“ vorbehaltlos, erhebt aber eine Reihe von Vorwürfen bei den Gesprächen über die Zusammenarbeit. Am 7. Dezember kommt Singh uns besuchen, bedauert weinend den Brief, den er unter Druck von Unnithan habe schreiben müssen. Die Einzelheiten will er von Kanada aus schreiben. Am Vorabend habe er seinem Bruder, Rajendra, auch einer der „Research Scholars“ im Departement, gesagt,: „Dr. Aich will never speak to me. I have written him a very bad letter. (Dr. Aich wird nie wieder mit mir sprechen. Ich habe ihn einen sehr bösen Brief geschrieben.). Am 7. Dezember kommt auch Rajendra Singh zu uns und meint, sein Bruder sei sehr unglücklich, daß in meinem Brief an Unnithan sein Bruder namentlich erwähnt worden ist. Am nächsten Tag kommt Yogindra Singh uns wieder besuchen, entschuldigt sich abermals und bittet mich, ihm einen ebenso üblen Brief zurückzuschreiben und danach in der Sache nichts weiter zu unternehmen. Ich mache ihm das Angebot, ihm das Originalschreiben zurückzugeben. Er meint, Unnithan würde seine Kopie als Pfand behalten und nie herausrücken. Dafür würde er Unnithan gut genug kennen.

      Am 8. Dezember schreibt mir Unnithan einen langen Brief, eine Mischung aus Entschuldigung und Verleumdung. Es sei leider alles unglücklich gelaufen. Daß die Verhandlungen über eine Zusammenarbeit just in dem Augenblick gescheitert waren, nachdem unser Beitrag bis zu Ende geleitet war, hätte nichts mit Ausbeutung zu tun, es geschah eher zufällig (It happend as a matter of coincidence). Er hätte nie schlecht über uns gesprochen. Er gibt sein Ehrenwort, daß weder er noch seine Frau dies tun werden (And I assure you and give you my word of honour that I or my wife shall not do so). Statt auf all das einzugehen, skizziere ich Unnithan folgende Alternative und bitte ihn bis zum 21. Dezember zu entscheiden:

      1 Sie sorgen freundlicherweise für den Widerruf der Briefe von Frau Unnithan, von Dr. Singh und ihren vom 8. Dezember und versichern uns, daß kein Gerede mehr sein wird.

      2 Ich werde Rechtsbeistand in Anspruch nehmen und alle Schritte zu unserem Schutz unter Verwertung all unseres bisherigen Wissens und unserer Informationen unternehmen, um die Angelegenheit zu einem Ende zu bringen.

      Bis zum 21. Dezember liegt keine Reaktion vor. Ich weiß, daß Singh am 25. Dezember nach Kanada abreist. Ich werde unruhig. Bevor ich am 23. Dezember zu meiner Vorlesung gehe, hinterlasse ich ein Schreiben im Sekretariat von Unnithan, in dem erläutert wird, zu welchen Schritten ich nun gezwungen werde, nachdem er sich nun für die zweite Möglichkeit entschieden hatte: das Veröffentlichen aller Fakten. Mitten in der Vorlesung bittet mich der Sekretär Unnithans, zu seinem Büro zu kommen. Ich sage ihm, daß ich erst nach Beendigung der Veranstaltung kommen kann. Der Sekretär kommt zurück und sagt mir, daß Singh und Unnithan solange auf mich im Büro warten werden.

      Im Büro werde ich von Unnithan mal mit Vorwürfen und mal mit Entschuldigungen überschüttet. Singh ist bereit, seinen Brief zu widerrufen. Unnithan auch. Frau Unnithan will ihren Brief widerrufen, wenn ich meinen Brief vom 3. Dezember widerrufe. Ich will gehen. Da bietet Unnithan mir an, seinem Sekretär eine Erklärung zu diktieren, die den Knoflikt beenden wird. Singh und er sind bereit, die Erklärung sofort zu unterschreiben. Den Sekretär schicke ich zurück, weil ich Skrupel bekomme, Unnithans Sekretär eine solche Erklärung zu diktieren. Unnithan registriert meine Skrupel. Er bedankt sich, verspricht, daß Singh und er die erste Alternative als ihre Erklärung sofort diktieren werden. Nur mit einer kleinen Ergänzung. Ich sollte damit einverstanden sein, bei eventueller Gerede im Campus ihm zunächst die Gelegenheit geben, die Sache in Ordnung zu bringen, bevor ich etwas unternehme. Ich stimme dem zu. Es ist 14.00 Uhr.

      Die unterschriebene Erklärung, die ich bei etwas weniger Skrupel hätte mitnehmen können, kommt nicht. Statt dessen kommt Prof. Ghosh vom „Department of Philosophy“ um ca. 16.00 Uhr. Er ist von Unnithan um Vermittlung gebeten worden. Ich möchte doch meinen Brief vom 3. Dezember ebenfalls widerrufen. Eine Stunde später kommt der deutsche Lektor Jansen mit dem gleichen Vorschlag. Um 20.00 Uhr wieder Ghosh und um 22.00 Uhr das Ehepaar Jansen mit dem gleichen Vorschlag. Also bleibt die versprochene Erklärung aus. Singh reist am 25. Dezember von Jaipur ab. Am gleichen Tag erhebt Unnithan schriftlich den Vorwurf, ich hätte eine einvernehmliche Beilegung platzen lassen. Am 27. Dezember informiere ich den Vice Chancellor und bitte ihn um einen Termin. Bei dem Treffen am 30. Dezember übergebe ich dem Vice Chancellor ein Schriftstück mit einem Überblick der Chronologie. Ein Jahr, 1966, geht zu Ende. Mit zwei bemerkenswerten Schriftstücken: Dem Brief Königs vom 25. Januar und meiner Eingabe an den Vice Chancellor. Etwas weniger Skrupel würde mir viel Ärger erspart, aber auch viele Ein– und Durchblicke versperrt haben.

      *****

      Vom Kölner Institut sind wir wahrlich nicht verwöhnt worden. Über das Geschehen in Deutschland würden wir überhaupt nichts erfahren haben, wären da nicht mein alter Bridge–Freund Norbert Manne aus Hannover und die pakistanische Filmemacherin und Journalistin Roshan Dhunjiboy, die ich erst in der Runde des „Internationalen Frühschoppen“ kennenlernte, rührig bemüht gewesen, uns regelmäßig mit Magazinen und Zeitschriften zu versorgen. Freunde schreiben uns häufiger als die Kollegen. Und natürlich unser Fräulein Lehner. Sie verwaltet auch unser Konto in Bonn. Unser erster Wohnsitz in Deutschland ist nach wie vor Bonn, Weberstraße 96, obwohl wir in Köln wohnten.

      Roshan Dhunjiboy hat einen pakistanischen Paß. Ihre Eltern sind Parsees. Parsees sollen bei der Islamisierung Persiens nach Indien eingewandert sein. Sie wohnen massiert um Bombay herum, halten zusammen, sind meist Händler und Industrielle. Ihr Vater war ein hoher Offizier in der Armee Britisch–Indiens. Nach der Teilung Britisch–Indiens in Indien und Pakistan optiert ihr Vater für Pakistan. So hat sie einen pakistanischen Paß. Sie ist in einem Internat in Darjeeling im Nordosten Bengalens (heute Westbengalen), in den östlichen Ausläufern des Himalajas zur Schule gegangen. Sie studiert Theaterwissenschaften in den USA, heiratet einen holländischen Kameramann, macht Dokumentarfilme vorwiegend für deutsche Sender, trennt sich von ihrem holländischen Mann in aller Freundschaft und lebt nun mit einem in Dresden geborenen deutschen Kameramann, Reginald Beuthner, zusammen. Wir sind befreundet.

      Sie leben in Düsseldorf. Wir in Bonn. Werner Höfer mag uns beide gern. Wir sind nicht nur häufig zusammen im Frühschoppen, er bittet uns auch zu dem Termin, als das Titelbild für den Umschlag zu dem Buch „Welt im Doppelspiegel, Tübingen 1966“, von ihm herausgegeben, gemacht wird. Roshan und ich haben Autorenbeiträge in diesem Buch. Das Buch erreicht uns in Jaipur. Bücher dieser Art sind danach nicht mehr gemacht worden. Davor schon. Hermann Ziock, damals Pressechef im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, gibt 1965 ein Buch unter dem Titel „Sind die Deutschen wirklich so?“ im Horst Erdmann Verlag heraus. Alle Autoren sind Ausländer. Ich durfte darin über „Erfahrungen eines Inders in der Bundesrepublik“ unzensiert schreiben. Roshan und Reginald heiraten später. Meine Frau und ich sind beide Trauzeugen. Als sie beide ihren ersten Film als freie Produzenten machen, bringt unser Fräulein Lehner ihr Elternhaus, Bonn, Weberstraße 96, als Sicherheit für eine Bürgschaft ein.

      Im Dezember kündigt uns Roshan Besuch aus Köln an: die Fernsehansagerin

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