Die drei von Cordova. Edgar Wallace

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Die drei von Cordova - Edgar Wallace

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Dann hielt er plötzlich inne, als ob er von einem unsichtbaren Wecker an seine Verabredung erinnert worden wäre.

      Schnell packte er die Papiere fort, zog einen Mantel an und drückte sich den weichen Filzhut tief ins Gesicht. Er verließ das Hotel und schlug den Weg nach der Calahorrabrücke ein. Die Straßen, die er durchschritt, lagen einsam und verlassen da; er zögerte nicht im geringsten, denn er hatte seinen Plan vorher eingehend studiert.

      Er tauchte in einem Gewirr von engen Straßen unter, und erst am Eingang einer dunklen Sackgasse hielt er einen Augenblick an. Eine düstere Straßenlampe im Hintergrund machte die Gasse noch unheimlicher. Zu beiden Seiten erhoben sich hohe, fast fensterlose Häuser, deren Türen in finsteren Nischen lagen. Nach kurzem Zaudern klopfte Essley zweimal an eine Tür zur Linken.

      Sie öffnete sich sofort geräuschlos.

      Wieder zögerte er.

      »Treten Sie ein«, sagte eine Stimme auf spanisch, »Sie brauchen sich nicht zu fürchten.«

      Essley ging hinein, und die Tür schloß sich hinter ihm.

      »Kommen Sie mit.«

      Der Doktor konnte in der Dunkelheit nur undeutlich die Gestalt eines kleinen alten Mannes wahrnehmen. Er ging weiter und wischte sich dabei den Schweiß von der Stirn.

      Der alte Mann knipste eine Lampe an, und Essley betrachtete ihn nun genauer. Er war zwergenhaft klein. Ein ungepflegter, langer weißer Bart bedeckte seine Brust; der Kopf war völlig kahl, so glatt wie eine Kugel. Das schmutzige Gesicht, die unsauberen Hände, die ganze Erscheinung zeugten davon, daß er kein Freund von Wasser war.

      Ein paar schwarze, tiefliegende Augen funkelten den Doktor an. Die vielen kleinen Lachfältchen um die Augenwinkel deuteten an, daß er auch lustig sein konnte. Das war also Dr. Cajalos, ein Mann, der in Spanien berühmt war.

      »Nehmen Sie Platz«, sagte Dr. Cajalos. »Wir wollen in Ruhe miteinander sprechen. Für später hat sich eine vornehme Dame angemeldet, die mich konsultieren will.«

      Essley ließ sich nieder, und Dr. Cajalos setzte sich auf einen hohen Schemel. Er bot einen sonderbaren Anblick mit seinen herunterhängenden kleinen Beinen, seinem steinalten Gesicht und seinem kahlen, glatten Schädel.

      »Ich schrieb Ihnen über gewisse toxikologische Experimente –«, begann Essley, aber Dr. Cajalos unterbrach ihn.

      »Sie kommen wegen eines Mittels, das ich bereitet habe«, sagte er. »Es ist ein Präparat aus …«In der ersten Auflage dieses Buches wurde der Name des Giftes genannt. Es ist dem Autor aber von verschiedenen Seiten bedeutet worden, daß es nicht wünschenswert erscheine, den genauen Namen anzugeben. Der Autor hat sich diesen Vorstellungen nicht verschließen können. Das Gift ist den Augenärzten wohlbekannt, und seine Wirkung ist in diesem Buch richtig beschrieben.

      Essley sprang auf. »Ich … ich habe … Ihnen davon nichts geschrieben«, stammelte er.

      »Der grüne Teufel hat mir das erzählt; ich unterhalte mich oft mit den Bettlern, und da erfahre ich vieles von Bedeutung«, erwiderte Dr. Cajalos ernst.

      »Ich dachte –«

      »Sehen Sie her!«

      Der Alte kletterte behende von seinem hohen Schemel herunter und ging in eine dunkle Ecke des Zimmers, wo einige Kisten standen. Essley hörte ein scharrendes Geräusch. Nach einiger Zeit kam Dr. Cajalos mit einem zappelnden Kaninchen zurück, das er an den Ohren gepackt hatte.

      Mit der freien Hand entkorkte er eine kleine grüne Flasche und stellte sie auf den Tisch. Dann nahm er eine Feder, tauchte sie bedächtig in die Flüssigkeit und berührte mit ihrer Spitze vorsichtig die Nase des Kaninchens, die jedoch kaum benetzt wurde.

      Sofort wurde das Tier ohne irgendwelchen Krampf steif, als ob durch die Berührung plötzlich alles Leben aus dem Körper gewichen sei. Cajalos verschloß die Flasche und warf die Feder in den Ofen, der in der Mitte das Raumes stand und mit Holzkohle geheizt wurde.

      »Es ist ein Gift«, sagte er zu Essley, »das ich entdeckt habe.«

      Er legte das vergiftete Kaninchen seinem Besucher vor die Füße.

      »Señor«, sagte er stolz, »nehmen Sie das Tier und untersuchen Sie es; stellen Sie alle nur irgend möglichen Proben damit an – Sie werden nicht die geringste Spur des Alkaloids entdecken können, durch das es getötet wurde.«

      »Das stimmt nicht«, entgegnete Essley, »denn es bleibt eine Zusammenziehung der Pupille, und die ist ein absolut sicheres Zeichen.«

      »Suchen Sie doch danach! Sehen Sie sich doch die Augen des Tieres an!« rief der Alte triumphierend.

      Essley untersuchte das Kaninchen, aber er konnte selbst dieses sonst so untrügliche Merkmal nicht finden.

      Eine dunkle Gestalt drückte sich draußen dicht an die Wand und lauschte. Der Mann stand an dem Fensterladen und hielt ein Hörrohr ans Ohr. Das andere Ende, das von einer Gummihülle umgeben war, preßte er gegen den hölzernen Fensterladen.

      Eine halbe Stunde stand er fast reglos dort, dann zog er sich leise zurück und verschwand im Schatten der Orangensträucher, die in der Mitte des langen Gartens standen.

      Gleich darauf wurde die Haustür aufgeschlossen; Dr. Cajalos geleitete seinen Besucher wieder auf die Straße.

      »Die Teufel sind mächtiger als je«, sagte der Alte und kicherte unheimlich. »Es werden sich bald verschiedene Dinge ereignen, mein Lieber!«

      Essley erwiderte nichts. Er war begierig, wieder ins Freie zu kommen, und zitterte vor Ungeduld, als der Alte die schwere Tür öffnete. Nachdem sie sich endlich aufgetan hatte, eilte er auf die Straße.

      »Leben Sie wohl!« sagte er.

      »Sie auch, mein Freund!« entgegnete der Alte und schloß lautlos die Tür.

      2

      Die Firma Black & Gram genoß in der Londoner City ein gewisses Ansehen. Was Gram betraf, so war er ein Mensch ohne Tadel – ein edelmütiger Mann und ein großzügiger Wohltäter. Aber Black beklagte sich mit einiger Entrüstung, daß Gram ihn durch seine verrückte Freigebigkeit eines Tages noch ruinieren werde.

      Gram erlaubte seinem guten Herzen, seinen Verstand zu regieren; er war zu weich und nachgiebig als Geschäftsmann. In der City beurteilte man Gram daher skeptisch; man verglich ihn mit einer gutmütigen alten Dame. Aber Black kümmerte sich nicht weiter darum, sondern lächelte nur geheimnisvoll zu all den Anzüglichkeiten, die er zu hören bekam, und fuhr fort, über seinen Kompagnon zu klagen. Er mißbilligte Grams offensichtliche Anstrengungen, trotz der vielen Gerüchte, die über Oberst Black im Umlauf waren, für einen guten Ruf der Firma zu sorgen.

      Diesen Titel hatte sich Black selbst beigelegt, obgleich er in der Rangliste des Heeres nicht geführt wurde. Auch in den umfangreichen Verzeichnissen von Ehrentiteln der amerikanischen Armee fand man seinen Namen nicht.

      Die Firma Black & Gram hatte sich ursprünglich auf den Handel mit Effekten und Aktien beschränkt. Sie empfahl ihren Kunden bestimmte Papiere, und die Leute kauften oder verkauften je nach dem Rat, den die Firma gab. Nach einer gewissen Zeit erhielten sie dann von Black & Gram ein höfliches Schreiben, worin bedauert

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