Reich mir den Apfel, Eva!. Julianne Becker

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reich mir den Apfel, Eva! - Julianne Becker страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Reich mir den Apfel, Eva! - Julianne Becker

Скачать книгу

Heiligen auszusenden, um Drachen zu töten, müssen Drachen als Wasserspeier auf Kathedralen sitzen, kommen ins Wappen mächtiger Könige und man macht auch sonst viel Aufhebens um sie und ihre heldenhaften Drachentöter. Der Vater von König Artus, Uther Pendragon zum Beispiel, zeigte seinen Machtanspruch gerne mit dem Drachensymbol. Auch im christlichen Abendland soll nur das gemeine Volk sich ja nicht mit dem Drachensymbol identifizieren! Schreit das nicht förmlich danach, zu schauen, was damit los ist?

      Garten Eden mal ganz anders

      Man kann diese Überlieferung auch ganz anders sehen. Was wäre, wenn es da bei GOTT und seinen Engeln (christliche Terminologie) oder unter den hierarchisch gegliederten Götterfamilien (andere Kulturen) einzelne gegeben hätte, die nicht mit der Versklavung und Ausbeutung der Menschheit (der Adams und Evas) einverstanden gewesen wären? Die eine Entwicklung anstoßen wollten zu mehr Bewusstsein? Wird uns dann mit dieser Geschichte einfach nur eine Sabotage des Willen GOTTES überliefert? Ein Befreiungsversuch? Dann hatte die Schlange (in manchen Überlieferungen hat sie Beine und steht aufrecht, reden kann sie ja sowieso) doch eigentlich etwas sehr Gutes im Sinn gehabt! Wollte sie die Menschen vielleicht nur aus der Sklaverei des göttlich angeordneten blinden Gehorsams befreien?

      "Mein Gott, sie hat es," schaltete sich mein Drache singend ein, auf 'My Fair Lady' anspielend. "Wir sind die Guten! Wir haben es zumindest gut gemeint."

      Wenn das Essen der Frucht des ersten Baumes diesen Entwicklungsschub ausgelöst hat, der bis heute mit der wissenschaftlichen Forschung anhält, dann hat die Schlange im Garten Eden doch eine gute Entwicklung angestoßen, eine wundervolle Entwicklung. Wir sollten ihr also dankbar sein.

      Meinen Gedanken aufgreifend, seufzte mein Drache: "Ja! Da gebe ich dir mehr als recht! Mir gebührt der Dank! Und Eva solltet ihr auch danken. Die Überlieferung muss neu interpretiert werden. Es war gut, was die Schlange tat. Auch was Eva und Adam machten. Als sie von dieser Frucht kosteten, eröffneten sie für ihre Nachkommen neue Entwicklungspotentiale. Die angebliche Verführung ist nur ein widersprüchliches Konzept, das um dieses Ereignis herumgesponnen wurde, um das Bewusstsein klein zu halten. Wir sollten an anderer Stelle mal drüber nachdenken." Er zog sich energetisch zurück, offenbar wollte er meine Gedanken ungestört und von ihm unbeeinflusst weiter fließen lassen.

      Wir fühlen uns in der heutigen Zeit doch eigentlich ganz wohl auf dem Baum der Erkenntnis. Wir wollen wissen statt nur glauben. Wir forschen, wir lernen. Ich zum Beispiel kann überhaupt nicht glauben und verehren, das liegt meinem Wesen ganz fern. Es hat mich jedenfalls mehr als geschockt, als mir mein Drache so nach und nach in immer mehr Details eröffnete, welche Rolle die Schlangen und Drachen in unserer Geschichte wirklich gespielt haben und was da tatsächlich passiert war.

      Doch konnte ich das glauben? Ich war nach diesem ersten Gespräch so erschüttert, dass ich ein Jahr lang nicht mehr mit ihm geredet habe. Die Indoktrination unserer Kultur und Gesellschaft war selbst in mir zu stark, obwohl mein Weltbild schon einige Male heftig erschüttert wurde und ich nicht einmal in einem tiefen Glauben, sondern nur formal christliche Erziehung durchlaufen hatte. Als spirituell Suchende hatte ich Gott und die Wahrheit über unsere Existenz nur in meiner eigenen Kirche zuerst gesucht.

      Doch warum sollten wir überhaupt irgendetwas glauben? Oder auf etwas vertrauen? Oder uns führen lassen? Wer führt uns da grade? Du siehst, ich bin eine Frau. Ich bin eine Eva. Und die waren immer schon so.

      Natürlich ist auch dir längst klar, wer die Lulus sind: Unsere Vorfahren. Seit dem Sündenfall hatten Menschen allen Grund, sich vor diesem GOTT zu fürchten und das hat sich in unserer genetischen Erinnerung so eingeprägt, dass wir, wenn wir GOTT und seinem Gefolge heute persönlich begegneten, sofort wüssten, das ist nicht Gott, das ist etwas ganz anderes. Daher gab es nur immer ganz wenige, die ihn zu Gesicht bekamen. Er benutzte dann lieber einen brennenden Dornbusch oder eine Lichtsäule. Oder schickte menschenähnliche Engel vorbei.

      Vermutlich bist du nun versucht, dich über meine Verschwörungstheorie aufzuregen. Das solltest du auch, das erwartet man von dir. Du sollst mir nicht glauben. Du sollst möglichst mit nichts in Berührung kommen, das dich befreien könnte. Doch mal ehrlich: Warum solltest du überhaupt glauben? Oder dich führen lassen? Wer führt dich da grade? Oder wirst du eher verführt?

      Nach einer sehr langen Pause wandte ich mich wieder an meinen Drachen, denn meine Neugier siegte über den Schock: "Erzähl mir mehr über Drachen!" Du siehst also, ich bin eine typische Frau. Ich bin eine Eva und die waren immer schon so.

      Die Drachengesellschaft

      "Vor langer Zeit lebten die Drachen auf einem Planeten irgendwo in dieser Galaxis. Sie waren von großer Statur, wesentlich größer als Menschen, und gingen aufrecht. Sie waren intelligent und konnten auch fühlen. Sie lebten in einer großen, hierarchisch aufgebauten Gesellschaftsform, in der Familienclans den Ton angaben. An der Spitze ihrer Gesellschaft herrschte ein einziger Drache und gab seine Macht immer innerhalb seiner eigenen Familie weiter. Man könnte die Staatsform also mit Fug und Recht als eine absolute Monarchie bezeichnen.

      In ihrem Naturell waren alle Drachen ganz besonders interessiert an Ritualen und Numerologie, jedoch so richtig besessen waren sie von ihrer genetischen Erblinie, und die war ihnen so kostbar, dass sie alles daransetzten, sie möglichst unverfälscht und rein weiterzugeben. Inzest gehörte daher ganz selbstverständlich zu ihrem Leben. Man sah ihn als sinnvolle Bereicherung der genetischen Struktur dieser Erblinien an.

      Natürlich ahmten auch bedeutende und weniger bedeutende Drachen in den untergeordneten Rängen dieses Gebaren nach. Alle waren im gesellschaftlichen Verkehr, vor allem jedoch beim Erzeugen von Nachwuchs, immer darauf bedacht, standesgemäß zu handeln und sich möglichst in der Hierarchie nach oben zu entwickeln. Unstandesgemäße Verbindungen, die dann auch noch Nachwuchs erzeugten, kamen zwar ständig vor, aber der Nachwuchs wurde niemals legitimiert und sank in der Hierarchie als Bastard meistens noch tiefer nach unten als der nachrangige Elternteil.

      Allerdings gab es da Ausnahmen. Manchmal zeigten sich nach Generationen von Bastarden in der genetisch verwässerten Linie wieder völlig reinrassige Merkmale in einem einzigen Individuum. Dieses erhielte Macht und Position in der Hierarchie und stieg die gesellschaftliche Leiter sogar von ganz unten sehr schnell hinauf. Doch es musste sich auch gegen alle Intrigen durchsetzen können, die einem Emporkömmling so entgegenschlugen. Das war die Aufnahmeprüfung."

      "Dieses Machtgebaren erscheint uns Menschen völlig unverständlich und fremd!" warf ich ein. Denn schon die Grundrechte, auf die wir uns international geeinigt haben, sagen, dass alle Menschen gleich und frei sind. Und dass deshalb natürlich auch unsere Genetik für unsere Karriere und Partnerwahl keinen Unterschied machen sollte. Chancengleichheit gilt für alle Hautfarben und auch für alle anderen Unterscheidungsmerkmale in einer Gesellschaft. "Es will mir nicht in den Kopf, warum die Drachen so besessen von ihrer Genetik waren!" sagte ich.

      "Bei Drachen war die Genetik ganz anders," fuhr mein Drache fort. "Drachen besaßen ganz unterschiedliche Merkmale. Die einen hatten große Hörner, die anderen kleine. Sie hatten ein Riesengeweih oder nur ein paar Spitzen. Sie hatten einen, zwei, drei oder keine Dornen an der Schwanzspitze, um den Schwanz als Waffe zu benutzen. Sie hatten scharfe Zacken auf ihrem Rücken oder auch nur sanfte Hubbel. Auch die Farben von Zacken und Körper spielten eine Rolle. Die Farbe ihrer reptilienartigen Schuppen konnte je nach dem überwiegenden, typischen Temperament von giftgrün, stechendem Gelb, schmutzigem Blau oder aggressivem Rot bis hin zu braun, rosa, hellblau, hellgrün und sonnigem Gelb reichen. Letztere waren dann die sanfteren Genossen, die wurden verachtet und standen ganz unten in der Hackordnung. Dazu kam eine unterschiedliche Anzahl von Zehen bzw. Krallen.

      Mit diesen körperlich wahrnehmbaren Unterscheidungsmerkmalen gingen

Скачать книгу