Reich mir den Apfel, Eva!. Julianne Becker
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"Nein, so war das nicht," kommentierte er meine Gedanken. "Du warst damals auch dabei. Aber mehr verrate ich dir jetzt noch nicht. Erst, wenn wir die Wahrheit vollständig aufgedeckt haben. Zusammen. Wir beide sind dafür verabredet. Noch besser ist es, du findest es ganz alleine raus!"
"Also, du hast es noch bei keiner anderen Frau versucht mit deiner Wahrheit?" bohrte ich weiter.
Er lachte. "Ja, da ist sie wieder, die neugierige Eva in dir!" Unser Gespräch machte ihm sichtlich viel Freude. Vor allem die Wendung, die es nun nahm.
"Jedenfalls habe ich nie die ganze Wahrheit erzählt. Denn ein Bewusstsein muss es fassen können, sonst knallt es durch und wird verrückt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt und du bist die Richtige, um die ganze Wahrheit, um wirklich alles zu verstehen. Du hast genug Ketzer und Mumm in dir, um alles in aller Tiefe zu erfahren und zu verstehen. Wir haben dich seit Jahren darauf vorbereitet. Das war langwierig und nicht immer leicht. Du hattest selbst auch so einen göttlichen Knall und wolltest ganz brav sein und ihm dienen. Diese Programmierung ist nur schwer zu durchbrechen, aber darauf kommen wir noch."
Ich fragte: "Also bedeutet 'Drache' und 'Schlange' in den alten Mythen dasselbe?" Mir wollte das nicht einleuchten, sahen diese Tiere doch ganz verschieden aus. Und ihr selbst seht euch als Drachen?"
"Ja. Drachen. Die Menschen, die uns persönlich begegnet sind, wollten so ganz mächtige Wesen mit markanter Schlangen- oder Reptilienhaut beschreiben, mit oder ohne Schwanz oder Flügel, die aufrecht gingen und ansonsten den Menschen ähnlich sahen. Wir Drachen benutzten die Adam-Menschen, die wir selbst 'Lulus' nannten, vor allem für die schweren Arbeiten, die wir selber nicht tun wollten. Nur die Stammeltern Adam und Eva selbst, die genossen ein privilegiertes, besonders langes und sorgenfreies Leben im Garten Eden. Sie durften mit GOTT wie im Paradies leben. Adam und Eva wurden auch nicht wirklich ernst genommen oder respektiert in ihrer Würde. Sie waren eher Schauobjekte oder Spielzeuge, Lulus eben, die man als Musterexemplare von der Plackerei freigestellt hatte. Die anderen Lulus mussten schwer schuften, für sie war das keineswegs das Paradies. Sie verrichteten im gleichen Garten die schweren Arbeiten als Gärtner, denn so ein botanischer Garten ist viel Arbeit. Oder als Minenarbeiter in Afrika. Da mussten sie Gold unter Tage abbauen, dafür waren wir eigentlich auf die Erde gekommen."
"Und was passierte dann?"
"Als Adam und Eva von der Frucht aßen, erkannten sie, dass sie selbst eben keine Tiere waren, denn sie sahen GOTT viel ähnlicher als all den anderen Tieren. Sie wurden sich ihrer Nacktheit auch nur bewusst, weil GOTT und seine Engel sich als Ausdruck ihrer Kultur bekleideten und schmückten. Wenn du erkennst, dass du GOTT ähnlich siehst, möchtest du auch mit der Kleidung dazugehören, oder? Zumindest merkst du, dass es unpassend ist, nackt herum zu laufen!"
Ich überlegte. Im Wesen müssen diese ersten Menschen wie kleine Kinder gewesen sein. Wenn ein Kind entdeckt, dass es nackt ist, dann wird es sich erst einmal selbst als dieser Körper bewusst. Adam und Eva verglichen sich und erkannten, dass sie selbst keine Götter waren, sondern sogar schlechter als die Tiere gehalten wurden, denn nur die Lulus mussten im Garten hart arbeiten, die Tiere nicht. Die beiden sahen vor allem den anderen Lulus ähnlich, die überall die Arbeit verrichten mussten. Und denen ging es nicht gut, die wurden ausgebeutet! So bekamen die beiden Angst, GOTT könnte sie nun ebenfalls als Sklaven behandeln. Und sie versteckten sich. Aber doch nicht aus Scham! Sie hatten Angst vor diesem Allmächtigen und dass er sie jetzt umbringen würde! Denn so konnte man sein Verbot doch auch auslegen: Wenn ihr davon esst, bringe ich euch um!
Mein Drache 'hörte' ja immer auch meine Gedanken und nickte dazu. Er fuhr fort: "Und nur um zu verhindern, dass ihre Selbsterkenntnis weiter fortschreiten würde und sie auch noch vom Baum des Lebens äßen und das ewige Leben der Götter erlangen würden, warf GOTT sie ganz aus dem Garten Eden. Immerhin brachte er sie nicht um und schickte sie nicht als Sklaven in die Bergwerke, sondern überließ sie nur einfach ihrem Schicksal in der Wildnis als ein Experiment zum Überleben.
Ich fiel ihm ins Wort: "So wie Menschen heute fast ausgestorbene Tiere im Zoo nachzüchten und dann wieder auswildern?" Die ersten Menschen wurden ausgewildert und ihrem Schicksal überlassen!
Er nickte. "Nur verfluchen diese Tierschützer ihre Lieblinge nicht auch noch derart übel!" Bei einem im Zoo gehaltenen Tier würde man also von Auswilderung sprechen. Und mehr bedeutete diese Angelegenheit auch für GOTT nicht. Gut, er bedauerte vielleicht noch, seine besten Ausstellungsstücke im Zoo verloren zu haben. Sollten die beiden doch sehen, wie sie ohne ihn überlebten, undankbares Pack!
"Nein, er warf alle Lulus raus" korrigierte mich mein Drache. "Kein Risiko. Lieber wollte er ganz neue Lulus haben."
Halten wir fest: Die Schlange im Garten Eden hatte Eva gelockt, die Frucht vom Baum der Erkenntnis von gut und böse zu essen und als Eva das tat und Adam auch, waren sie im Garten nicht mehr geduldet. Man wollte verhindern, dass sie auch noch vom Baum des Lebens äßen und gar selbst wie die Götter würden, also unsterblich, wo sie jetzt schon mal über die Gabe verfügten, sich so ihre eigenen Gedanken zu machen, statt einfach nur brav zu dienen.
Drachen und gefiederte Schlangen
Sie kommen in vielen Schöpfungsmythen weltweit vor. In fast allen Traditionen werden sie mit Göttern in Verbindung gebracht, die ganze Kulturen gestiftet und Dynastien begründet haben. Die chinesischen Kaiser (Himmelssöhne) brüsteten sich sogar damit, von Drachen abzustammen. Nur in der jüdisch-christlichen Tradition wird der Drache mit dem Bösen in Verbindung gebracht und diverse Heilige als Drachentöter verehrt. Das ist doch ein seltsamer Widerspruch der Traditionen!
Doch was wäre, wenn diese Überlieferungen alle recht hätten und eine einzige Geschichte erzählen, nur aus ganz verschiedenen Perspektiven, die überall auf der Erde passierte und in der Drachen eine Rolle spielten? Fakt ist: Die Herrschenden haben sich immer und überall gerne mit Drachen und Schlangen identifiziert und geschmückt. Keiner sonst hätte sich das getraut. Das gemeine Volk kam nicht einmal in die Nähe solcher Tempel, Paläste oder anderer Gärten Eden. In China, wo man heute den Drachen für ein Glückssymbol hält, war das doch auch nicht anders: Der einfache 'Adam' aus dem Volk und seine Frau durften doch nicht mucken, das waren Sklaven. Denen brachte das Drachensymbol ganz gewiss kein Glück!
Als die Drachen vor fünfzehn Jahren in meine Leben traten, hatte ich erst nur große Lust, einen Drachen zu bauen. Ich steckte noch mitten in der Phase der Handpuppen aus Bauschaum, Plüsch und Knetmasse, mit denen ich in einem selbst entworfenen Trau-dich-Training durch die Schule tingelte. Das Thema 'Drachen' interessierte mich ansonsten nicht die Bohne. Selbst als ich schließlich mit einem zweiten heftigen Burnout die Schule verließ und zu filzen begann und dann meine Geschöpfe auch das erste Mal mit mir redeten, sah ich noch lange keine Veranlassung, mich mit dem Thema zu befassen. Die gefilzten Drachen verließen mich ja in den ersten beiden Jahren auch immer gleich wieder. Als dann aber die begeisterten neuen Drachenbesitzer ziemlich wilde Sachen über Drachen behaupteten, die eigentlich mehr in die Welt der Märchen und Sagen gehörten, dachte ich, dass ich nun mal die einschlägige Literatur sichten sollte. Ich wollte meine esoterisch bewanderten Drachen-Fans nicht fragten, die widersprachen sich auch. Ich habe mir die Ideen meiner Kunden zwar angehört, dann aber oft gedacht: 'Die spinnen doch. Lass sie spinnen!' Ich musste mich ja nicht entscheiden, ob es stimmte.
Nachdem ich meine eigenen Erlebnisse und Gespräche in meiner Buchtrilogie 'Weg der Puppen - Hurra, die Lichtfilzlinge kommen' niedergeschrieben und veröffentlicht hatte, durchforstete ich sehr gründlich die Überlieferungen aus alten Kulturen bezüglich Drachen und Schlangen. Ich wollte endlich wissen, was hinter diesem Thema steckt und warum es gerade heute so beliebt ist.
Es gab sie überall! In Amerika als Quetzalcoatl, die chinesischen Kaiser saßen auf einem Drachenthron