Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski
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Das Quietschen wird lauter.
Aber wo genau??
Rütteln und zerren.
Vielleicht Gummi auf Gummi??
Nichts.
Es quietscht zum Gotterbarmen.
Wir erreichen Kassel und ich kann unter das Auto kriechen.
Genau unter dem Schrank ist der Achslenker (Schwingarm), an dem das Rad hängt. Ein Gummilager außen ist wahrscheinlich die Ursache. Samstag früh hat eine Werkstatt in der Nähe auf. Vielleicht kann die helfen?
Heute besichtigen wir erst einmal die schöne, neue 100 Quadratmeter Wohnung mit Terrasse und Garten von Tochter mit Freund. Beide geben sich ordentlich Mühe, es den Eltern gut gehen zu lassen.
Auf dem neuen Esstisch stehen Batterien von Flaschen. Rot, Weiß, Rosé, Grappa und und und. Zu jedem Getränk das passende Glas. Bald biegt sich der Terrassentisch mit Vorspeisen, Antipasti, Knoblauchbrot, Oliven, Saucen.
Die Hauskater, 9 und 12 Kilo schwer, streunen herum. Aylinchen ist etwas konsterniert, fügt sich aber in ihr Schicksal.
Die Eltern des Freundes sind auch da. Was das wohl zu bedeuten hat??
Es gibt Gegrilltes.
Holland, Belgien
2.8.
Die Werkstatt hat auf.
Aber kein Quietschen.
Was ist Quietschen und wo.
Wir diskutieren über die Definition.
Der Chef versteht etwas anderes darunter als ich.
Ich rüttele am Wagen.
Nichts.
Schließlich einigen wir uns:
> Hat nichts mit der Aufhängung zu tun. Ist nicht gefährlich. Es müsste ein neues Gummilager rein. Das nervt zwar, aber ich habe ohnehin kein neues Gummilager da. Das dauert 3-4 Tage. <
Andere Werkstätten können das auch.
Und VW gibt es in Holland und Belgien überall.
Also fahren wir los.
Kaum sind wir wieder auf der Autobahn, beginnt es wieder zu quietschen oder piepsen.
Was kann man machen.
Sonntags sowieso nichts.
Dann quietscht es halt.
Die Bekannten aus Enschede erwarten uns. Unser Holländer holt uns an einer Kreuzung ab.
Wir fahren zu „Mutti“ ins Altenheim. Mutti ist 87 und nicht mehr so gut zu Fuß, aber sonst fit. Vati ist vor ein paar Jahren gestorben.
Es gibt Kaffee und Kuchen, die Familienangelegenheiten werden durchgesprochen.
>Nein, übernachten wollen wir nicht. Vielleicht schaffen wir es heute noch bis zur Küste. < Sie verstehen das.
An Almelo vorbei geht’s nach Raalte. Und dann wird’s spannend. Über 100 km rauf bis Groningen schnurgeradeaus.
Keine Falte, kein Hubbel, kein Hügelchen.
Überhaubt nichts.
Berge erwartet hier ja keiner.
Wie mit dem Lineal gezogen.
Mann, ist das aufregend.
Asphalt geradeaus, links Wiesen, rechts Wiesen.
Ein paar Bäume, hier ein Haus, dort sogar zwei.
Dann riesige Straßenkreuzungen, auf denen wenige Autos unterwegs sind.
Wir im „Getümmel“ und es quietscht und piepst.
Es ist Mittag und ich verpasse der Gummimuffe einen feuchten Umschlag.
Vielleicht, wenn sie nass ist, kein Quietschen??
>Ja, stimmt, nein, doch nicht. <
Es fängt erst leise, dann aber doch wieder an.
Hätte ja sein können.
Weit und breit nichts als plattes Land.
Dazwischen immer wieder hässliche Industriegebiete.
Wahnsinn.
Nördlich Groningen wird es besser.
Keine Autobahn mehr.
Kanäle mit Hausbooten und kleine, niedliche Häuschen.
Ein paar Tropfen von oben, aber es geht.
In Winsum finden wir einen Campingplatz direkt am Kanal mit alten – bis uralten Booten.
Holland verbietet freies Campen, wurde uns gesagt und da wir morgen schon in Belgien oder gar in Frankreich sind, leisten wir uns diesen Platz. Und duschen kann man auch.
> Zwei Personen mit Hund, kein Zelt. VW-Camper. <
> Oh, en Hund, das wird teuer < zwinkert mir der Platzwart zu.
> 1,50 € die Nacht. <
Watt mutt, dat mutt.
Noch ein Spaziergang am Kanal und durchs Städtchen mit den kleinen Backsteinhäuschen.
Die Boote schaukeln, das Wetter wird schlechter.
In der Nacht kommt Regen auf.
3.8.
Morgens Nebel, Sprühregen und kühl. Doch bald kommt die Sonne raus. Kein Quietschen, kein Piepsen. Also hat es doch was mit der Feuchtigkeit zu tun.
Leider dauert es nicht lange. Es wird wärmer und das Vogelpiepsen wird wieder lauter.
Wir fahren über den Damm, der das Lauwersmeer einschließt. Er ist viel höher, als ich es von Wilhelmshaven – Ostfriesland, da bin ich aufgewachsen – her kenne.
Viel zu sehen gibt es nicht, da der Damm höher als die Straße ist.
Wir „besteigen“ den Damm.
Ringsherum Watt. Es ist Ebbe.
Quietschend an Leenwarden und Harlingen vorbei und wir erreichen den Afsluitdijk.
Das ist gigantisch.
Ein 32 km langer und 90m breiter Damm schließt das Isselmeer und das Markermeer von der Nordsee ab. Riesige Schleusen sorgen dafür, dass die Fahrrinnen der hier mündenden Flüsse befahrbar bleiben.