Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski
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Unser Vogel erwacht, es wird wärmer.
So geht das nicht weiter.
Eine VW Werkstatt muss her.
Tatsächlich.
Knokke hat eine.
Etwas warten, dann kommt ein netter Servicemann.
Ich erkläre und demonstriere, indem ich den Bus schaukle.
Gott sei Dank, jetzt quietscht es.
Er kriecht unter das Auto, sprüht mit einem Spezialfett, das man auch auf Gummi sprühen kann, die Gummimuffe ein.
Es piepst weiter.
Noch einmal.
Jetzt liegt er ganz unterm Auto.
Wieder sprühen:
Wow, das Quietschen ist weg. Nicht die Gummimuffe war’s, der Aufhänger des Stoßdämpfers war der Störenfried.
Jetzt ist Ruhe.
Dankbar kaufe ich dieses Spezialsprühfett, der Vogel könnte ja wieder kommen. Die Aufhängung des Stoßdämpfers ist ausgeschlagen und muss irgendwann erneuert werden. Ich erkläre ihm, dass wir damit ca. 16.000 Km bis Marokko fahren wollen, ehe wir wieder zu Hause sind und der Austausch erfolgen kann.
> Weiß nicht, könnte gehen. < wiegt er das Haupt.
Wir danken, zahlen das Fett und fahren weiter.
Die Straßen sind schlecht.
Kein Piepsen, dem Himmel sei dank!
Es dauert nicht lange, da fängt etwas zu klappern an.
Wenn die Löcher tiefer werden, kracht es richtig.
Wir machen runde Augen.
Was wird das denn??
Es klappert und rumpelt.
Durch das Fetten ist wohl irgendwas frei geworden.
Die Geräusche hören sich gefährlich an.
Weiterfahren?? Oder zurück??
Je weiter wir nach Frankreich rein kommen, je weniger VW-Werkstätten werden wir wohl finden, schließlich hat Frankreich eigene Automarken. Piepsen wäre uns nun doch lieber.
Das wird nichts.
Wir drehen um.
Der Techniker ist noch da.
> Ja, ja, ich wusste es doch, die Stoßdämpferaufhängung ist hin< radebrecht er auf Englisch. Das Teil muss ausgetauscht werden. Wenn Brüssel es hat, gleich morgen früh um 8.
Man hat offensichtlich einen Schnelldienst, der wie bei uns die Teile über Nacht ranschafft. Wenn es aber aus Deutschland kommen muss, dann dauert es länger.
Lassen wir es darauf ankommen und fahren weiter??
In Frankreich oder Portugal oder Spanien werden die Teilewege nur länger.Und bis Marokko kommen wir damit ganz sicher nicht.
Das denkt auch der Servicemann.
Er checkt im Computer.
Das Glück ist uns hold, Brüssel kann liefern.
Also morgen früh um 8. Es wird 1-2 Stunden Reparatur dauern.
Wir sagen zu, fahren aus dem Städtchen, um einen Schlafplatz zu finden, aber das wird schwierig. Überall große Industrieanlagen, Container Schiffe, Ladekräne.
Doch dann Dünen und Strand.
Die Sonne scheint, aber leider bläst ein unangenehm kräftiger Wind.
Am Strand sind nur wenige Abgehärtete. Draußen nach dem Watt – es ist schon wieder Ebbe – sausen Neoprenmännchen auf kleinen Surfbrettern an speziellen Gleitschirmen durch die Wellen.
Gefährte mit Gummirädern brettern über das Watt.
Wind ist hier gewünscht.
Wir suchen ein lauschigeres Plätzchen, relaxen und trinken Kaffee.
Um morgen früh nicht durch die ganze Stadt fahren zu müssen, suchen wir in der Nähe der Werkstatt einen Schlafplatz.
Im Industriegelände an einer Seitenstraße stehen wir ganz gut.
Salat und Bier.
Man wird uns hoffentlich nicht wegjagen.
5.8.
Die Nacht ist nicht so ganz ruhig.
Die Nebenstraße ist schnurgerade.
Also rauschen: wrusch, wrusch die Autos an uns vorbei.
Die Motorräder sirren hochtourig.
Aber es geht.
Schließlich wollen wir pünktlich in der Werkstatt sein.
Meine innere Uhr weckt mich um 7.
Geschäfte mit Aylinchen, Kurzwaschen und los.
Wir sind um viertel vor 8 dort.
Die Werkstatt erwacht gerade.
Viele Autos, die auf den Zentimeter in die Werkstatt eingeparkt waren, werden wieder auf die Plätze rund um die Werkstatt verteilt.
Frühstück hatten wir ausgelassen, um ja pünktlich zu sein. Jetzt haben wir Zeit, Kaffee zu kochen.
Gegen 8:30 kommt der Servicemann.
> I´m very sorry, they brought all the spare parts, we ordered yesterday, but they did´nt send your Pieces. I´m so sorry. <
Scheiße.
An der Rezeption treffen wir auf einen weiblichen Cerberus:
Touris wollen wir hier nicht. Die bringen nur unseren Tagesablauf durch-einander. Wir sind ohnehin unterbesetzt, all das steht in ihrem Gesicht.
Doch dem Techniker ist das alles ein wenig peinlich:
> Ah, wait, we have a red telefon. If we need urgently, we get ordered piece up to two o clock on the same day. <
Der Cerberus knirscht mit dem Gesicht, kann aber nicht verhindern, dass unser Servicemann telefoniert.
Also: Try again at 2 o clock p.am.
Na denn, wenn wir hier schon gängige Ersatzteile schlecht bekommen, wie soll das erst in Frankreich oder Spanien werden.
Wir warten.
Kirche