Die Stufen des Autogenen Trainings. Dr. med. Oscar Hammer
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Die Psychoanalyse ist eine aufdeckende Psychotherapie, bei der Konflikte bewusst werden. Die Oberstufe des Autogenen Trainings ist auch ein tiefenpsychologisch orientiertes Training als pragmatischer Weg zur Bionomie, da nicht nur der „Arm“ oder das „Herz“, sondern der Gesamtorganismus reagiert (Wallnöfer). Bionom bedeutet organismisch, d.h. der Mensch ist an seinen Organismus und sein Organsystem gebunden, wobei das „mens sana in corpore sano“ die Lebensnähe atmet. Das Autogene Training ist eine Methode, die sich in den letzten 70 Jahren bewährt hat und von allen Ärzten, Psychologen und Heilpraktikern anerkannt ist.
B. Die Stufen des Autogenen Trainings
I. Einleitung
Beobachten Sie einmal, wie sich ein Hund oder eine Katze so richtig entspannt und erholt. Wir können daraus viel lernen. Versuchen Sie das Recken und Strecken, das Spannen und Entspannen nachzuahmen und die Wirkung nachzuempfinden, Sie haben dann schon eine gute Strecke auf dem Weg zur richtigen Entspannung zurückgelegt.
Üben Sie bitte das Autogene Training in guter Laune und quälen Sie sich nicht mit den Übungen.
Erwarten Sie nicht, dass Sie sofort die Wärme in den Armen verspüren. Warten Sie nicht auf die Wärme, erwarten Sie nicht, dass sie schnell kommt, sondern warten Sie ruhig ab in dem Sinne: kommt sie heute nicht, dann kommt sie vielleicht morgen. Denn wenn Sie voller Spannung die Wärme erwarten, dann kommen Sie in die sogenannte Erwartungsspannung hinein, und Ihr Organismus, das heißt, Sie als ganzer Mensch werden noch verspannter als Sie es vielleicht vorher waren.
Bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen führt man abends das Autogene Training in seiner gewohnten Schlafhaltung durch und übt nur die Ruhe- und die verstärkte Ruheübung ohne Zurücknahme.
Ganz selten muss man mit einer psychotischen Dekompensation rechnen. Psychotische Dekompensation (Kleist) ist der Ausbruch einer Psychose bei familiärer Belastung mit Psychosen. Tritt sie ein, - ich habe sie in 20 Jahren nur einmal erlebt - dann heißt es Ruhe bewahren und die Klinik-einweisung mit dem Krankenwagen zu veranlassen.
II. Ideomotorische Gesetzmäßigkeiten (Carpenter Effekt) und Pendelversuch
Der englische Physiologe W.B. Carpenter (1813-1885) entdeckte 1873 die ideomotorischen Gesetzmäßigkeiten:
1. Jede Bildhafte Vorstellung verwirklicht sich, wenn die Verwirklichung erwartet und an die Verwirklichung geglaubt wird, d.h. vitale Ideen erzeugen ideomotorische Aktionen. Vorstellungen sind subjektive Abbildungen von Gegenständen und Erscheinungen der objektiven Realität als erlebte Inhalte; sie sind vitale Ideen, die durch Sinneswahrnehmung ins Bewusstsein gelangen.
2. Wenn Wille und Glaube sich „feindlich“ gegenüberstehen, „siegt“ der Glaube, und es „unterliegt“ der Wille; Vorstellungen als subjektive Abbildungen, erlebte Inhalte und vitale Ideen sowie Gedanken können zu gleicher Zeit im Mittelpunkt des Bewusstseins stehen, und beide können entgegengesetzt sein. Im Widerstreit zwischen Gedanken und Vorstellungen siegen die Vorstellungen.
3. Im ideomotorischen System können vitale Ideen gespeichert werden, die termingerecht ideomotorische Aktionen auslösen (Ideo-Realisationsphänomene). Je lebhafter und lebendiger (vitaler) eine Idee ist, um so deutlicher ist auch die Aktion.
4. Das ideomotorische System („Unterbewusste“) arbeitet zielstrebig.
5. Jede Anstrengung bewirkt das Gegenteil. Die Vorstellung einer Bewegung erregt den Antrieb zur Ausführung der gleichen Bewegung (Gaschler).
H. Liepmann beschreibt ein ideomotorisches Phänomen, bei dem im Gegensatz zu einem einfachen Reflexgeschehen einer komplexen Handlung ein Ideenentwurf vorausgeht.
Die medizinische Psychologie kennt den Begriff der Ideoplastie, wobei Inhalte des Denkens, Wünsche und Vorstellungen die Handlung beeinflussen. Wir nicken unbewusst beim Jasagen mit dem Kopf und schütteln ihn beim Neinsagen. Gedanken, Einstellungen, Vorstellungen im Denken von Patienten sind so ausgerichtet und gerichtet, dass sie für ihr Verhalten und Erleben (Psyche) verantwortlich sind. Was wir uns vorstellen, wird erlebt und zeigt in der Realität ihre Wirkung. Das Ziel ist die Selbstregulation (autogene Regulation).
Das autogene Training trainiert Sicherheit im seelischen und körperlichen Bereich (Psychosomatik). Es werden Vorstellungsinhalte durch entsprechende Formeln „aufgerufen“ und vor dem „inneren Auge“ entworfen. Der Lebensplan (Script) wird besonders in der Oberstufe erhellt durch innere Gesprächsführung und Instruktionstraining („Ich schaffe es“, „ich bekomme mich in den Griff“). Unser Organismus reagiert auf das, was er machen soll (Vorstellungsentwurf). Die Psyche hat einen Einfluss auf unser Abwehrsystem (Psychoimmunologie). Stehen wir unter Druck, dann kann ein abgerissener Kragenknopf am Hemd oder ein gerissener Schnürsenkel zum Gesundheitsrisiko werden, wenn wir unter Druck stehen, und wir landen mit Volldampf beim Herzinfarkt.
Auch wird das motorische Verhalten einer Masse von der Einzelpersönlichkeit mitvollzogen, ohne dass sie sich dieses Sachverhaltes bewusst wird (Ansteckung, Suggestion, Identifikation, Nachahmung, Schulterschluss, Katalysator).
Von dem englischen Experimentalpsychologen W. James (1842-1919) wurde das Carpenter-Gesetz zu einem Ideorealgesetz ausgebaut, das die Grundlage des Ausdrucksgeschehens darstellt, bei dem wir die Zuneigung oder Ablehnung, die ein Gesicht ausstrahlt, verstehen.
Der französische Apotheker Emile Coué (1857-1926) entwickelte als Autosuggestion (Selbstsuggestion) die Standardformel: „Es geht mir jeden Tag und in jeder Hinsicht immer besser und besser!“ (Couéismus)
Positive Gedanken geben uns Kraft, Freude, machen uns Mut, geben uns Vertrauen, helfen zur Gesunderhaltung und Gesundung.
Sie können mit einem einfachen Versuch an sich beweisen, dass bloße Vorstellung körperliche Funktionen in Gang setzen und zu Veränderungen im Körpergeschehen führen kann. Auf einem Bogen Papier zeichnen Sie sich einen Kreis, den Sie mit einem Längs- und einem Querschnitt in 4 Segmente (gleiche Teile) einteilen. Jetzt nehmen Sie einen 20 bis 30 cm langen Nylonfaden und befestigen an dessen Ende einen Knopf oder ein kleines Senkblei, einen kleinen Schlüssel oder einen Fingerring und erfassen den Faden mit Daumen und Zeigefinger. Sie setzen sich dabei entspannt hin. Mit einem Ellenbogen stützen Sie sich am besten auf dem Tisch auf. Nun konzentrieren Sie sich unter Beobachtung des Pendels auf eine bestimmte Richtung, in der das Pendel schwingen soll. Sie denken also intensiv die Richtung, z.B. Hin- und Herpendeln in senkrechter Richtung (vertikal) oder Hin- und Herpendeln in waagerechter (horizontaler) Richtung, sozusagen von Norden nach Süden oder von Westen nach Osten bzw. umgekehrt.
Sie können aber auch Ihre Papiervorlage auf den Boden legen und stellen sich dann etwas breitbeinig darüber und halten den Faden mit Daumen und Zeigefinger in der Hand und richten jetzt ebenfalls Ihre ganze Aufmerksamkeit und Ihre Gedanken auf eine bestimmte Richtung Ihrer Papiervorlage. Sie können sich auch eine Kreisbewegung nach links oder rechts denken. Sie konzentrieren sich nur auf die Richtung und halten Hand und Finger so ruhig wie möglich.
Hat sich nun Ihr Pendel nach Ihrem Denken eingestellt und schwingt in der gedachten Richtung, dann denken Sie um, das heißt, Sie denken sich eine neue Richtung aus. Das Pendel macht dann ein paar charakteristische Bewegungen, die willentlich und bewusst nicht nachahmbar sind und pendelt sich dann mit einem Mal in der von Ihnen gedachten Richtung ein. Sie haben somit einen Beweis, dass sich Ihre gedankliche Vorstellung, Ihr Vorsatz durchzusetzen vermag.
III.