Das NOZ-Magazin 2015. Neue Osnabrücker Zeitung

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Das NOZ-Magazin 2015 - Neue Osnabrücker Zeitung

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allgemeine Unzufriedenheit. Der eine kann nicht begreifen, warum in einem Dorf mit 170 Leuten 75 Flüchtlinge untergebracht werden sollen, der andere hat vielleicht von einer Straftat gehört, die ein Ausländer begangen hat, und vergisst, dass es überall gute und schlechte Leute gibt. Der eine hat vielleicht Sorge um seinen Arbeitsplatz, der andere um seine Rente.

       Haben prominente Dresdner wie Sie Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen?

      Das habe ich immer schon getan. Und es wurde jetzt auch Zeit, dass diejenigen, die in Dresden etwas zu sagen haben und keine politischen Ämter bekleiden – Künstler, Bildungsbürger und andere – Flagge zeigen und den Mund aufmachen, dass unsere Zukunft nicht in Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Intoleranz liegt, sondern in Weltoffenheit.

       Herr Stumph, in einem Jahr werden Sie 70. Haben Sie so etwas wie Ruhestandsfantasien, oder wird das Publikum Sie noch lange erleben?

      Ich bin nicht im Ruhestand, sondern ich bleibe im Unruhestand. Der nächste Film ist in der Endproduktion und heißt „Insassen“. Darin spiele ich einen Finanzmanager, der nach einem Nervenzusammenbruch in der Klinik gelandet ist. Seine Situation als Patient hat er allerdings noch nicht verinnerlicht. Stattdessen versucht er, seine „Station 4“ als Premiumanbieter der gehobenen Burn-out-Therapie an die Börse zu bringen.

      Wolfgang Stumph. (Imago/Sven Ellger)

      Hier tappen sogar Lehrer in die Falle

      Diktatwettbewerb: Als Redakteur im Selbstversuch

      Von Rainer Lahmann-Lammert

      Verdammt, heißt es „herumkrakeelen“ oder „herumkrakelen“? Das ist noch eine der einfachsten Fragen, denen ich mich beim großen Diktatwettbewerb „Osnabrück schreibt!“ der Friedel-&-Gisela-Bohnenkamp-Stiftung stelle. Als einer von 70 Teilnehmern versuche ich in der Kunsthalle Dominikanerkirche den Zweifelsfällen und Fallstricken zu entgehen, mit denen die Duden-Redaktion uns einfangen will. Doch es gibt kein Entkommen. Am Ende habe ich 15 Fehler.

      „Ein Diktat zu schreiben ist nicht die coolste Sache der Welt“, sagt Michael Prior, der Geschäftsführer der Bohnenkamp-Stiftung, und ich muss an die Kurznachrichten denken, die meine Kinder mir jeden Tag aufs Handy schicken. Groß- und Kleinschreibung nach dem Zufallsprinzip, Tippfehler in jedem zweiten Wort, spontane Abkürzeritis und nicht einmal der Versuch, zwischen „das“ und „dass“ zu unterscheiden. Und was macht der Papa, um dem Verfall der Rechtschreibung etwas entgegenzusetzen? Schreibt jede SMS auf Punkt und Komma genau, korrigiert Fehler, und kontrolliert vor dem Absenden noch einmal jedes Wort. Ob meine heldenhafte Mission überhaupt wahrgenommen wird?

      Ich bin nicht allein und schon gar nicht der Älteste, der den Kampf aufnimmt. Zum Diktatwettbewerb in der Kunsthalle haben sich auch die Cousinen Sarrah (11) und Safia (9) angemeldet. Sie finden Diktatschreiben sogar cool. „Ich habe meist null Fehler“, strahlt Sarrah, und verrät, dass ihr Papa aus Tunesien stammt, ebenso wie der Papa von Safia.

      Null Fehler – in diesem Diktat wird es das nicht geben, nicht einmal bei den Lehrern. Der Text, den die Germanistikprofessorin Christina Noack unter Verschluss hält, strotzt nur so von grammatikalischen Hinterhältigkeiten. Ausgebrütet hat ihn die Redaktion des Dudenverlags. Und weil das Diktat zeitgleich in Osnabrück, Hamburg und Frankfurt geschrieben wird, haben die Verfasser für jede Stadt ein paar regionale Bezüge eingebaut.

      Es geht los. Jeder Teilnehmer hält ein Klemmbrett auf den Knien, es herrscht Handy-Verbot, und Spickzettel sind natürlich auch tabu. Christina Noack diktiert, und schon im ersten Satz stöhnen einige Prüflinge auf. „Wo vorzeiten sonntagvormittags Gläubige herbeiströmten ...“ Sonntagvormittags? Groß oder klein, zusammen oder getrennt? Wir hören und schreiben, dass Heerscharen Kunstinteressierter zusammenkommen, um mit Geistesverwandten zu warten. Worauf? Auf das Eingelassen werden, und da stellt sich schon wieder dieselbe Frage. Ich entscheide mich für Großschreibung, aber mit Bindestrich. Mein erster Fehler, wie ich später erfahre.

      Als Zeitungsredakteur kann ich zwar ein Wort wie „Koryphäe“ oder „Galionsfigur“ unfallfrei buchstabieren, aber ich tue mich schwer mit einem Begriff wie dem „äußerst staunenerregend Ausgestellten“, dem ich eine Kopplung andichte, die gegen die Dudenregel verstößt.

      Weil mich das Nachdenken über diese Klippe, die ich stets elegant zu umschiffen versuche, so irritiert, unterläuft mir noch im selben Satz ein Fehler, den mir schon mein Grundschullehrer nicht verziehen hätte: Widerhall mit „ie“! Wie konnte das passieren? Es hallt nicht wieder, sondern gegen.

      So reiht sich Fehler an Fehler, und am Ende lässt Christina Noack uns selber unsere Unvollkommenheiten korrigieren. Die Nachkontrolle übernimmt eine Jury. 15 Fehler sind es bei mir, was werden meine Kollegen sagen? Neben mir sitzt Sylke Ditting, eine Mutter, die mit acht Fehlern ausgekommen ist. „Streberin!“, rufe ich ihr zu, dabei gilt ihr meine ganze Bewunderung. Und ich lasse mir von ihr erklären, wie sie diese Stufe der Rechtschreibperfektion erklommen hat. Sie lese viel – Bücher und Zeitungen, erklärt sie, und fügt hinzu: „Alles, was man schreibt, ist eine Visitenkarte.“ Mit ihren acht Fehlern ist Sylke Ditting die Gewinnerin in der Elternwertung. Der beste Lehrer, Thomas Allewelt vom Gymnasium „In der Wüste“, hat auch nur einen Fehler weniger. Die Schülerwertung gewinnt Anton Stratmann mit 14 Fehlern, und der Publikumspreis geht an Gabriele Prell-Grossarth (12 Fehler). Alle vier haben sich damit für das bundesweite Finale in Frankfurt qualifiziert.

      Mit meinen 15 Fehlern ist für mich ein dritter Preis in der Elterngruppe abgefallen. Da kann ich ja doch noch erhobenen Hauptes vor meine Kollegen treten. Ach ja, und „herumkrakeelen“ schreibt man mit vier e!

      Handys und Spickzettel verboten: Diktatwettbewerb in der Kunsthalle. (Uwe Lewandowski)

      Diktatschreiben im Selbstversuch: Redakteur Rainer-Lahmann-Lammert bei der Arbeit. (Elvira Parton)

      Diktatschreiben ist doch cool: Sarrah (11) und Safia (9) waren die jüngsten Teilnehmerinnen. (Rainer Lahmann-Lammert)

      Ohne Fehler kam keiner ins Ziel: Michael Prior (links) und Christina Noack (rechts) mit den Gewinnern Gabriele Prell-Grossarth (Publikum, 12 Fehler), Sylke Ditting (Eltern, 9 Fehler), Thomas Allewelt (Lehrer, 7 Fehler) und Anton Stratmann (Schüler, 14 Fehler). (Uwe Lewandowski)

      „Holocaust-Gedenken hat sich gewandelt“

      Präsident des Zentralrats der Juden lobt neue Erinnerungskultur

      Von Franziska Kückmann und Burkhard Ewert

      Im Zentrum seiner Gemeinde in Würzburg spricht der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, im Interview über das Holocaust-Gedenken, die Pegida-Bewegung und jüdisches Gemeindeleben in Deutschland 70 Jahre nach Auschwitz.

       Herr Schuster, wie begehen Sie den 70. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung?

      Ich werde morgens an der Gedenkstunde im Bundestag teilnehmen,

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