Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende. Markus Orians

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Ein philosophischer Streifzug durch die Jahrtausende - Markus Orians

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Dieser Weg kann zu einem guten Einvernehmen mit der Ambivalenz des Lebens führen.

      Buddha nennt acht Bereiche in unserem Alltagsleben, in denen wir unsere Erkenntnisse um-setzen sollen. Dieser achtfache Pfad ist eine praktische auf direkter Erfahrung beruhende Methode, um ein sinn- und friedvolles Leben zu führen. Dieser achtfache Weg besteht aus:

        Rechtes Verstehen: Rechtes Verstehen entsteht durch Reflexion. Ich habe hier zu klä-ren, was mir wirklich wichtig ist, das heißt zu den Werten zu stehen, nach denen ich leben will. Rechtes verstehen beinhaltet meine Reflexion über die Konsequenzen meiner Handlungen bezogen auf das gesamte Sein.

        Rechte Absicht: Meine Absicht bestimmt, ob meine Handlungen friedvoll sind. Es geht auch darum meinen Geist kennen zu lernen, um meine Emotionen und Gefühle steu-ern zu lernen.

        Rechte Rede: Zur rechten Rede muss man Achtsamkeit entwickeln, um zu erkennen was wahr, was nützlich und angemessen in diesem Moment ist. Tratschen und Klat-schen gehört nicht dazu, aber mit Mitgefühl zuhören zu können.

        Rechtes Handeln: Kultivierte Achtsamkeit bei jeder meiner Handlung soll ich verhindern, etwas zu tun, wodurch andere ausgebeutet oder betrogen werden. Dazu gehört auch meine Zeit so einzuteilen, dass ich andere und mich nicht überfordere. Was ist meine Absicht, ist eine Frage, die ich mir immer wieder zu stellen habe?

        Rechter Lebenserwerb: Ich soll meinen Lebensunterhalt so verdienen, dass ich ande-ren möglichst keinen Schaden zufüge. Nirgendwo, wo Waffen hergestellt werden, kann ein buddhistisch gebildeter Mensch arbeiten.

        Rechte Anstrengung: Hier geht es um die Achtsamkeit und das Gewahrsein meiner Gedanken. Einerseits soll ich möglichst in heilsamen Gedanken verweilen und an-dererseits negative und aggressive Gedanken, die mit Neid, Eifersucht, Gier, Ärger und auch Wut verbunden sind, nicht verdrängen. Alle starken Emotionen und Ge-danken, die ich verdränge, führen in meinem Innern ein mächtiges Eigenleben und kommen durch unkluge Worte und kaum zu kontrollierende auch gewalttätige Handlungen wieder in meine Existenz zurück.

        Rechte Achtsamkeit: Zu einem bewussten Leben gehört Achtsamkeit. Meine Absicht achtsam zu sein, ist eine grundsätzliche Voraussetzung den achtfachen Pfad zu gehen.

        Rechte Sammlung: Rechte Sammlung entwickelt man vor allem über die Meditation.

      Die Philosophie des achtfachen Pfades ist, wie man erkennt, ganz auf das alltägliche, spirituelle Leben ausgerichtet und wie bei den Philosophien steht die Frage: Was soll ich tun, im Mittelpunkt.

      Obwohl es heute in Asien viele nach Landessitten ausgerichtete buddhistische Religionen gibt, bei denen Buddha als Gott verehrt wird (Laos, Thailand), verwarf Buddha selbst nicht nur jede Art von göttlicher Verehrung, sondern auch jeden äußeren Kult.

      Der Buddhismus ist eine „Religion“ ohne Gott, ohne Schöpfer, ohne Schöpfung, ohne Ich. Buddha: Da alles sich ständig verändert, ist es durch etwas Anderes verursacht oder bedingt und kann daher nicht das Absolute sein.

      Der Buddhismus ist in erster Linie eine geistige Wissenschaft. Seine Methoden befassen sich mit der Erforschung des Geistes.

      Für Buddha gibt es nur einen beständigen Wandel, ein ewiges Fließen. Alles Sein blitzt nur für einen Moment auf. In dem Moment, wo das Denken einsetzt, ist der Augenblick schon wieder vergangen. Das einzige Überdauernde ist daher der ständige Veränderungsprozess in allen Dingen. Deshalb zählt nur der Augenblick, das Jetzt. Zeit ist daher die Aufeinanderfolge von lauter Einzelmomenten. Daher kann es auch kein feststehendes „Ich“ geben. Dies ist eine Behauptung, zu der die Wissenschaftler, die Neurowissenschaftler noch 2500 Jahre brauchten, bis sie dieses Wissen zu ihrer eigenen Überraschung bestätigen mussten.

      Vieles, was Buddha als Lehre verkündete, sagte 500 Jahre später in ähnlicher Form auch Jesus:

      Die Seligpreisungen des Buddha:

        Selig ist, wer ohne Hass lebt, obwohl Hass und Lieblosigkeit ringsumher walten.

        Selig ist, wer ohne Verblendung ist, obwohl die Welt verblendet dahinsiecht.

        Selig ist, wer frei atmen kann, weil er das nimmersatte Raffen aufgegeben hat, ob-wohl die Welt voller Gier sich selber frisst.

        Selig ist, wer die Einfachheit gewählt hat, denn ihn durchströmt beseligend göttliche Heiterkeit.

      Vor 2500 Jahren gesagt und noch heute aktuell, oder gerade heute.

      Einst soll Buddha von einem Kaufmann nach der Essenz seiner Lehre gefragt worden sein. Er sagte: Tu Gutes, meide das Böse und zähme deinen Geist. Der Kaufmann soll entgegnet haben: „ Aber das weiß doch jedes Kind.“ Da sagte der Buddha: „Aber noch mit achtzig hält sich kaum jemand daran!“

      Eine Verwandtschaft zu Jesus besteht auch darin, dass er sich an alle Menschen, alle Stände und alle Völker wandte. Das Kastenwesen ignorierte er und machte deutlich, dass die Zugehörigkeit zu einer Kaste keine Bevorzugung oder Benachteiligung beinhaltete, um die-sen Weg zu gehen.

      Buddha machte auch deutlich, dass jeder das Heil finden kann und dass dieses Heil innen, im geistigen Bereich liegt (wie bei allen Mystikern). Die Vorstellung eines Gottes zu dem man beten und Hilfe erbitten kann, lehnte er ab. Dagegen betonte er, dass man alleine und selbst für sein Schicksal und die spirituelle Entwicklung verantwortlich ist.

      In schroffem Gegensatz zur christlichen oder muslimischen Ausbreitung und Missionierung, erfolgte die weltweite Verbreitung des Buddhismus in diesen 2500 Jahren ohne jede Gewalt. Sie ist eine Lehre des Friedens, selbst wenn Tibet von China seit mehr als 50 Jahren besetzt, unterdrückt und ausgebeutet wird, und die Tibeter, vor allem die Mönche umerzogen und gefoltert werden. Diese grundsätzlich friedliche Haltung ist ein ganz wichtiger Faktor, dass der Buddhismus sich im Westen so ausgebreitet hat.

      Mit der wichtigste Unterschied zu den theistischen Religionen besteht im „Nichtglauben.“ Buddha empfahl, man solle ihm nicht einfach glauben, sondern seine Lehren ausprobieren. Über die Erfahrung kann „Einsicht“ geschehen. Einsicht ist für den buddhistischen Lehrer Phi-lip Moffitt: „ eine tiefe Ebene des Verstehens, die rein intellektuelle Kognition transzendiert und nur durch direkte Erfahrung erkannt werden kann.“ Eine der Methoden ist hierfür die Achtsamkeit. Achtsamkeit ist die Fähigkeit im gegenwärtigen Augenblick vollkommen präsent zu sein. Die theistischen Religionen haben wenig mehr als Methode anzubieten, als zu Gott beten und ihn zu bitten, um den Glauben zu verstehen und anzunehmen. Wünsche, die einen großen Teil des Betens im christlichen Glauben ausmachen und das Ego befrie-digen sollen, kann es im Buddhismus auch nicht geben, weil es niemanden gibt, den man bitten oder anbeten kann.

      Die Art unserer Erfahrungen ist von unserem Bewusstsein abhängig. Wilfried Reuter beschreibt in seinem Buch „Weck den Buddha in dir“ wie der tibetische Meister Tarab Tulka zwei Bewusstseinsarten unterscheidet. Das Verstandesbewusstsein und das Spürbewusst-sein.

      Das Verstandesbewusstsein ist das Bewusstsein, das sich mit dem Ich und auch mit dem Ego verbinden kann. Den größten Teil unseres Lebens verbringen wir in der Regel in dieser Art von Bewusstsein. Es ist mit unserer Vergangenheit oder mit der Zukunft beschäftigt. Mit ihm denken wir nach, erinnern uns, planen für die Zukunft. Es ist auch diese Art des Bewusst-seins, das bewertet,

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