Lizenz zum Schnüffeln. Martin Cordemann

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Lizenz zum Schnüffeln - Martin Cordemann Harry Rhode

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wollen Sie eigentlich von mir?“ fragte ich.

      „Leistung, Rhode.“

      „Für Sie immer noch Herr Rhode, Prosser!“ Ja, er ging mir wirklich auf den Sack!

      „Sie haben den Bogen überspannt. Ich erwarte Ihre Kündigung.“

      „Ich erwarte meine Pension. Verschwenden Sie nicht meine Zeit.“

      „Verstehe ich Sie richtig? Sie werden nicht kündigen?“

      Ich sah ihm kalt in die Augen. „Wegen eines Arschlochs wie Ihnen? Nein, da müsste schon etwas mehr passieren. Aber, immerhin, Sie haben es sofort begriffen. Doch, das erkenne ich an, vielleicht hab ich Sie ja doch unterschätzt?“

      „Ich denke, das haben Sie!“ Er drehte sich um und ging. Er hatte nicht Unrecht. Ich hatte ihn wirklich unterschätzt. Er wollte ein Exempel statuieren, er wollte damit zeigen, dass er der Chef war, so dass die anderen klein bei gaben und zurück ins Glied gingen. Und er tat es. Wenn er seine Energien nicht für seine Karriere sondern für seine Arbeit eingesetzt hätte, hätte er vielleicht ein echt guter Polizist sein können. Prosser begann jedenfalls zu ermitteln. Gegen mich.

      Bald nach dem Artikel in der Zeitung folgte ein neuer, in dem Prosser klarmachte, dass für Polizisten wie mich kein Platz in seiner Abteilung war. Inzwischen hatte ich die Nase voll von seinen Methoden. Er besuchte mich zusammen mit dem Polizeipräsidenten und einer Liste meiner Dienstvergehen, Ungereimtheiten bei Abrechnungen, Beschwerden über mich und dergleichen mehr.

      „Es gibt zwei Möglichkeiten“, erklärte der Polizeipräsident ruhig. „Sie können sich einem Prozess stellen, einer internen Untersuchung, die Herr Prosser leiten wird. Oder...“

      „Sie entlassen mich fristlos.“ Ich erhob mich. „Okay, Leute. Eigentlich wäre der eine oder andere von uns auf der anderen Seite des Gesetzes wohl besser aufgehoben, aber naja... Schmeißen Sie mich raus, wenn Sie wollen. Ich habe keine Lust mehr. Kramen Sie meinetwegen in den Akten, suchen Sie irgendwelche fadenscheinigen Indizien, aber gehen Sie mir nicht mit Ihrer Scheiße auf den Sack. Wenn Sie mich nicht mehr wollen, wenn Sie jemanden haben, der diese Arbeit genau so gut erledigen kann wie ich: bitte sehr. Aber eines sage ich Ihnen: Die Genugtuung zu kündigen gebe ich Ihnen nicht!“ Also warfen sie mich raus.

      Kapitel 3

      „Bringen Sie bitte Ihre Dienstwaffe...“

      „Die finden Sie im Schreibtisch. Sie ist übrigens unbenutzt.“

      „Und Ihre Dienstmarke!“

      „Ist im Golfclub in meinem Schrank. Ich schick sie Ihnen zu.“ Dann verschwand ich. Meine Sachen hatte ich schon vorher gepackt. Die Flasche, die zwei Gläser und ein paar Taschenbücher. Als ich mit meiner Tasche über den Gang marschierte, traf ich das hinreißende Fräulein Rausch, das mich merkwürdig ansah.

      „Hat man Sie... rausgeworfen?“ fragte sie.

      Ich nickte. „War nett, mit Ihnen zu arbeiten“, sagte ich, trat näher an sie heran, sie roch sehr gut, hatte ich nie mitbekommen, und küsste sie sanft auf die Wange. „Machen Sie’s gut.“

      „Ich werde Sie vermissen, Harry.“

      „Ich Sie auch.“ Ich seufzte und machte mich auf den Weg.

      „Harry!“ Ich drehte mich um. „Das ist eine Schweinerei, dass man Sie raus wirft und das wissen Sie!“

      „Schönheit, das weiß jeder. Aber es tut keiner was dagegen.“ Ich lächelte. „Rufen Sie mich mal an, wenn Sie nichts Besseres zu tun haben.“

      Sie lächelte noch einmal herzzerreißend, oder eben berauschend, dann hatte ich einen bestimmten Abschnitt meines bisherigen Lebens abgeschlossen. Ich war die längste Zeit bei der Polizei gewesen – jetzt war ich arbeitslos.

      Es gab schlimmeres.

      Dachte ich mir.

      Leider fiel mir im Moment nichts davon ein.

      Das Problem war nur, dass ich außer der Polizeiarbeit nicht viel konnte, naja, außer schreiben oder mein Studium beenden und doch noch Lehrer werden. Vielleicht erschoss ja auch irgendjemand Prosser. Falls nicht, würde dieser bald weiter aufsteigen, er befand sich auf der Siegerleiter. Ich dagegen war auf dem Abstellgleis gelandet, auf einer Leiter, die ins Verlies hinabführte. Also fasste ich einen Entschluss: keinen Alkohol.

       HARRY RHODE AUS DEM POLIZEIDIENST ENTLASSEN!

      hieß es in den Morgenzeitungen, Abendzeitungen gab es nämlich keine. Jedenfalls keine wichtigen. Oder welche, bei denen ich die Redakteure kannte. Es folgte eine kurze Abhandlung über einige meiner Fälle, alles sehr nett aufbereitet von meinem alten Freund Grünspan, versehen mit der Frage, ob es richtig sei, jemanden wie mich einfach zu entlassen. Grünspan schien daran zu zweifeln. Ich ebenfalls. Was soll’s? Ein neues Leben lag vor mir. Eine neue Existenz. Nur: Welche? Die Werbebranche vielleicht? Ich könnte auch als Berater für Filme arbeiten.

      Die Tage nach meiner Entlassung verbrachte ich zu Hause und las. Immerhin würde mich jetzt niemand an einen Tatort rufen. Dann, plötzlich und unerwartet, klingelte das Telefon. Dummerweise war es gerade früh am Morgen und ich schlief noch. Wenn ich etwas hasse... aber das kennen Sie ja schon. Vom Telefon geweckt zu werden gehört jedenfalls auch dazu.

      „Hier ist Beatrice Braun“, sagte eine weibliche Stimme. „Ist da Harry Rhode?“

      Ich brummte etwas.

      „Ich möchte Sie engagieren, meinen Bruder zu suchen.“

      „Warum denn das?“

      „Er ist verschwunden.“

      „Wieso ich? Nehmen Sie sich doch einen Privatdetektiv!“

      „Sind Sie kein Privatdetektiv?“

      „Nein.“

      „Sie waren doch bis vor kurzem bei der Polizei.“

      „Ja. Als Detektiv braucht man eine Lizenz.“

      „Dann beschaffen Sie sich eine. Ich komme heute um vier bei Ihnen vorbei.“

      „Okay.“ Ich legte auf. Okay? Wieso okay? Ich war kein Detektiv. Langsam rollte ich mich herum. Obwohl... Ich musste zugeben, dass die Idee etwas für sich hatte!

      Mit einem Kater wachte ich spät am Morgen, etwa gegen 13.14 Uhr, auf. Das brachte mich zu der Feststellung, dass ich mich nicht an meinen Entschluss gehalten hatte, wie zu der zweiten Feststellung, dass ich mich besser an meinen Entschluss gehalten hätte. Während ich in die Küche schlurfte erinnerte ich mich düster an einen Alptraum, den ich in den frühen Morgenstunden gehabt hatte. Jemand hatte mich darin für einen Fall engagieren wollen. Als Privatdetektiv. Wie romantisch. In Amerika wurden alle entlassenen Polizisten Privatdetektive. Oder Straßenkehrer. Nein, die wurden Sicherheitsdienstler bei irgendwelchen Firmen, genau. Das andere war nur in der Schwarzen Serie so. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass mich die Idee faszinierte. Andererseits hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie man als Privatdetektiv arbeitete. Hmm, Leute beschatten, photographieren, alles

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