I Ging. Andrea Seidl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу I Ging - Andrea Seidl страница 26

Автор:
Серия:
Издательство:
I Ging - Andrea Seidl

Скачать книгу

alt="27519.png"/> 26831.png

      Das Empfangende

      Hingabe

      Schlüsselbegriffe

      Weiblich-mütterliches Urprinzip / passiv / gewähren lassen / Erlaubnis / Anpassung / Geduld / absichtslos / Leere / offen / empfänglich / entspannt / loslassen / nachgeben / Raum geben / Möglichkeiten / abwarten / ertragen / gehorchen / dienen / nähren / stützen / weich / zärtlich / Schatten / Natur / die manifestierte materielle Welt / Form / Gefäß / Erdung …

      In diesem Moment stehen wir ratlos vor einer wirren Fülle widerstreitender Kräfte. Keinesfalls sollten wir jetzt versuchen, durch einen gewaltsamen Willkürakt die Richtung zu bestimmen oder uns irgendwie festzulegen. Wir dürfen uns stattdessen ganz einfach vom Fluss des Lebens mitnehmen lassen. Es gibt nicht mehr zu tun, als den Zeichen der Zeit zu lauschen, zu beobachten und unsere Eindrücke in Ruhe wirken zu lassen. Diese Haltung anpassungswilliger Empfänglichkeit öffnet sich weich für alles, was uns begegnet. Die Welt ist ja voller fruchtbarer Impulse, die wir in uns reifen lassen können. Nun können wir die Fähigkeit entfalten, abzuwarten und die Dinge geschehen zu lassen. Alles ist offen.

      Naturbild

22111.png 22051.png

      Der Zustand der Erde ist die empfangende Hingebung.

      So trägt der Edle weiträumigen Wesens die Außenwelt.

      Die Erde reicht so weit das Auge sieht. In ihrer Passivität bietet sie ein Feld zahlloser Möglichkeiten. Dabei gibt ihr fester Boden allem gleichermaßen Halt und Raum. Als fruchtbare Geburtsstätte des Lebens, das kommt und geht und wiederkehrt, ist sie von endloser Geduld. Sie mischt sich nicht ein, sie lässt die Dinge sein wie sie sind, bereit für alles, was da auch kommen mag.

      Wir können das Symbol der Erde als großzügige Erlaubnis nehmen, entspannt durchs Leben zu gehen und loszulassen. Wir brauchen jetzt kein festes Ziel, da wir unvoreingenommen und absichtslos wie von alleine vorankommen. Dank dieser Gelassenheit werden wir die Erfahrung machen, dass sich immer wieder von selbst neue Chancen und Impulse ergeben.

      Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir in Kontakt mit unseren Wurzeln kommen und uns erden. Dann können wir wie die Erdmutter selbst alle Menschen und Dinge annehmen, sie dulden, wertschätzen und nähren, sodass sie in unserer Obhut wachsen können.

      Sich führen lassen

      Das Empfangende wirkt erhabenes Gelingen,

      fördernd durch die Beharrlichkeit einer Stute.

      Hat der Edle etwas zu unternehmen und will voraus,

      so geht er irre; doch folgt er nach, so findet er Leitung.

      Fördernd ist es, im Westen und Süden Freunde zu finden,

      im Osten und Norden der Freunde zu entraten.

      Ruhige Beharrlichkeit bringt Heil.

      Das reine Yin (Erde) und das reine Yang (Himmel) verkörpern zwei komplementäre Pole, die einander völlig gleichrangig sind und sich gegenseitig brauchen. Die duldsame, nachgiebige Erde bietet den mütterlichen Nährboden, auf dem sich die männliche Zeugungskraft des Himmels offenbaren kann. In diesem Zusammenspiel des kosmischen Elternpaares ruht das fundamentale Gesetz des Universums: Zeugen (Himmel) und Gebären (Erde), Eroberung und Hingabe, Kreativität und Formbarkeit, Geist und Materie, Bewusstes und Unbewusstes ... Beides ergänzt sich perfekt, ohne sich im Geringsten in die Quere zu kommen.

      Wenn dieses Hexagramm erscheint, heißt das, dass wir gerade keine souveräne, unabhängige Stellung einnehmen - wir brauchen sie auch nicht. Unser Ego mit seinen Plänen, Absichten und Meinungen spielt im Moment nur eine unauffällige Nebenrolle. Auch wenn wir nicht verstehen, was hier eigentlich geschieht, dürfen wir uns wie eine sanfte, gefügige Stute der Führung des Schicksals anvertrauen. Wenn wir unsere Zwanghaftigkeiten und unseren Druck, unsere Vorstellungen und Urteile, unsere Befürchtungen und Ziele loslassen, können die kosmischen Impulse zu uns durchdringen: Nur ein leeres Gefäß ist frei, etwas Neues aufzunehmen …

      Dabei wird uns die vielschichtige und widersprüchliche Fülle der Ereignisse zunächst wohl verwirren. Hier laufen verborgene (unbewusste) Prozesse ab, die sich unserer Kontrolle entziehen. Dennoch dürfen wir ruhig und gelassen bleiben. In dieser komplexen Situation werden uns die Zeichen der äußeren Welt wie auch Eingebungen von innen leiten. Wenn Handeln überhaupt angesagt ist, dann nur um zu tun, was sich gerade von selbst anbietet. Jegliche willkürliche Einmischung würde den organischen Prozess unterbrechen, der von selbst auf eine neue Ordnung zustrebt.

      Die Metapher der vier Himmelsrichtungen zeigt uns, welchen Hilfsangeboten wir in dieser Zeit unbesorgt folgen können, und wo wir vorsichtig sein sollten: Laut der altchinesischen Symbolik versprechen uns Westen und Süden wohltuenden Beistand von Seiten wahrer Freunde, aber auch von den hilfreichen Kräften des Kosmos. Osten und Norden dagegen warnen uns, keinerlei Unterstützung anzunehmen, die an Verpflichtungen gebunden oder vom (heimlichen) Wunsch nach Kontrolle motiviert ist.

      Natürliche Entwicklungen zulassen

      Die materiellen Erscheinungen dieser Welt sind nichts anderes als in Form geronnenes universelles Bewusstsein. In diesen Formen werden Erfahrungen gesammelt, die es dem Kosmos ermöglichen, sich immer weiter auszudehnen, zu wachsen und sich zu entfalten. Dabei arbeitet unser wahres Selbst eng mit der kosmischen Intelligenz zusammen, die unserem Leben Führung gibt. Als Verbindungskanal dient unser Körperbewusstsein, das allerdings allzu oft von Übergriffen aus dem Verstand gestört wird. Dennoch, wenn wir nach innen schauen und horchen, werden wir unsere intuitiven Sinne entdecken, deren Begabungen und Möglichkeiten die der äußeren fünf Sinne bei weitem überschreiten.

      Das kollektive Ego hält sich an den biblischen Auftrag, der Mensch solle sich „die Natur untertan machen“. Es hat uns die Überzeugung eingepflanzt, dass die Dinge nur dann gut laufen, wenn wir selbst das Ruder in die Hand nehmen. Allerdings hindert uns diese anthropozentrische Perspektive, jene hilfreichen Kräfte zu nutzen, die überall in der Natur zuhauf vorhanden sind. Die kosmische Konstruktivität wird blockiert, weil wir in unserer Arroganz glauben, wir müssten in den Lauf der Welt eingreifen und die Natur kontrollieren. Tatsächlich stören wir nur die harmonischen Wechselwirkungen im Universum. Und je mehr wir kontrollieren, desto weniger glatt funktionieren die organischen Abläufe – weder im globalen Rahmen noch in unserem ganz privaten Leben …

      Die Vollkommenheit der natürlichen Prozesse wird darüber hinaus auch entstellt durch falsche Zuschreibungen, die ein falsches Bild auf die Welt projizieren. Was wir dann im Resultat beobachten, ist nicht mehr die unverfälschte Natur, sondern eine kranke Zerrform, die wir selbst geschaffen haben. Wir werden niemals im Frieden mit der Welt leben, solange wir nicht allem, was existiert, ebenso wie uns selbst mit allen unseren Anteilen Achtung und Respekt entgegenbringen.

      Es wäre allerdings ein Missverständnis, zu glauben, ein offener empfänglicher Geist, der der Spur des Tao folgt, ließe alles mit sich machen: Wir müssen prüfen, wofür wir uns öffnen! Bei jeder Begebenheit im Leben stehen wir immer wieder neu vor der Wahl, woran wir uns ausrichten wollen – am Weg des kosmischen Bewusstseins oder am Weg von Ego und Konvention. Wenn wir es ernst

Скачать книгу