Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval
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Sein Glück.
Der Rest des Abends war schrecklich. Ich fühlte mich in meinen eigenen vier Wänden unwohl.
Wie waren die Frauen hier rein gekommen?
Wann waren sie in meine Wohnung gekommen.
Hatten sie abgewartet, bis ich ging oder war es purer Zufall, dass ich bereits fort gewesen war?
Was, wenn andere kämen und mich im Schlaf überraschten?
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Es wäre egal. Ihre Magie konnte mir nichts anhaben. Waffen hatten sie nicht getragen. Aber was, wenn die nächsten besser vorbereitet waren? Tja, dann würde ich sie grillen. Bäh. Und anschließend die Leichen entsorgen müssen. Doppelt bäh.
Frustriert schaute ich in den Kühlschrank, weil mein Magen mir knurrend meldete, dass er dringend Nahrung brauchte. Ich wünschte, Alan würde anrufen und mir erzählen, was die Frauen gesagt hatten. Und ich wünschte, ich könnte Magie ebenso effektiv anwenden wie Humphrey oder Roman. Natürlich war beides reines Wunschdenken.
Hm, Roman könnte mir den einen oder anderen Kniff zeigen. Ich könnte lernen Magie anzuwenden. Schließlich hatte ich sie in mir. Wenn auch als Energie. Jederzeit griffbereit. Andererseits war es bestimmt gut so, wie es war. Roman konnte zwar Magie wirken, aber dafür war er nicht in der Lage, diese als reine Energie zu benutzen. Es sei denn, ich gab sie ihm vorher ab. Allein schaffte er das nicht. Vielleicht wäre er dann zu mächtig. So wie ich mit beidem zu mächtig wäre. Ich stellte mir vor, wie ich an zwanghaftem Höhenkoller litt und nach der Weltmacht strebte.
Ach quatsch, das war lächerlich.
Ich war und blieb Samantha Bricks. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem war es interessant mir vorzustellen, was ich alles tun könnte… wenn ich die Macht besäße.
Oh weh, genau so fing es an.
Mit Vorstellungen.
Und sobald ich die Macht hatte, würde ich sie auch benutzen. Wäre das richtig? Ja. Ein glasklares Ja! Bis ich meine Träume aus den Augen verlor. Dann könnte die ganze Sache tierisch aus dem Ruder laufen.
In meinem Kühlschrank gab es nichts, was mich ansprach. Gemüse. Ich hatte Gemüse im Kühlschrank! Verdammt, ich wollte ein Steak. Oder zwei. Oder am besten noch mehr. Im Gefrierfach fand ich Fleisch. Ich könnte es in die Mikrowelle werfen, auftauen und braten. Schon beim Gedanken daran lief mir das Wasser im Mund zusammen. Während das Fleisch in der Mikrowelle seine Runden drehte, schälte ich Zwiebeln, die ich in Ringe schnitt.
Wenig später brutzelte das in Scheiben geschnittene und gewürzte Fleisch in einem großen Tiegel.
Ich schnitt gerade einige Scheiben Brot ab, als plötzlich Roman in meiner Küche auftauchte, mich von hinten umschlang, seine Nase in meiner Halsbeuge vergrub und an mir schnupperte. „Ähm, hi. Was tust du hier?“, stammelte ich, immer noch das Brot festhaltend. „Mich vergewissern, dass es dir gut geht.“ Ich drehte mich in seinen Armen um und schob ihn ein Stück von mir. Fragend sah ich ihn an.
Oh Gott.
Roman wirkte so… menschlich!
„Alan hat mich angerufen und mir gesagt, ich solle nach meiner Frau sehen.“ Spöttisch lachend drehte ich mich von ihm weg und wendete das Fleisch. „Ich wusste gar nicht, dass du verheiratet bist.“ Ich drehte mich wieder zu ihm um. „Wusste ich auch nicht. Es hat eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, dass er von dir spricht. Was zum Geier hast du ihm bloß erzählt?“ Oh ja, er wirkte absolut menschlich. Mit Gefühlen! Ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, als würde er sich köstlich über Alan amüsieren. „Gar nichts. Er scheint mehr zu wissen als wir. Schon, seitdem er mich das erste Mal bei dir gesehen hat.“ Roman lehnte sich an den Küchentisch und stützte sich mit beiden Händen nach hinten ab. „Typisch für ihn. Ich würde es als Eifersucht bezeichnen, er als… ach, was weiß ich. Er würde es jedenfalls abstreiten.“ Jepp, genau das tat Alan auch. „Erzähl, was ist heute passiert, dass er der Meinung ist, ich solle mich um dich kümmern? Ich weiß zwar, dass innerhalb des Rudels etwas vorgefallen ist, aber ich hatte Verpflichtungen, von denen ich mich nicht entfernen konnte. Stépan ist in solchen Dingen ziemlich penibel.“ Stépan? Was hatte Roman denn mit dem Pir zu schaffen? Egal… es war eine Rudelsache gewesen, in die er sich sowieso nicht einmischen durfte.
Und konnte.
Nur im Anschluss.
Aber hey, ich wollte mich nicht beschweren, wenn ich meine verworrenen Gedanken mit ihm teilen konnte. Und ich wollte nicht allein sein!
Während ich mich um die Steaks kümmerte, erzählte ich Roman vom gestrigen Abend, von Alans Auftrag, von seiner Drohung und von heute Nachmittag, den Frauen, der Magie und wie ich ihre Chakren wieder hergestellt hatte. Leider nur vorübergehend und ohne den Frauen die Verstümmelungen nehmen zu können. „Das klingt mir sehr nach Hexen.“, überlegte Roman laut. Nachdem ich seine Meinung – was Alan betraf – in meinem Kopf gehört hatte. „Kennst du welche?“ Sein leises Lachen war angenehm. „Mein Vater kannte welche. Früher mal.“ Ich vergaß immer wieder, wie alt er war. „Wie waren sie früher?“ Roman holte tief Luft, legte seinen Kopf in den Nacken und schaute an meine Küchendecke. „Soweit ich weiß, nervig. Sie dachten, sie seien etwas Besseres als normale Menschen. Mit all ihrer Zauberkunst. Habgierige Miststücke, die alles taten, um Missgunst zu säen. Ihnen ging es immer nur um Ansehen und Geld. Je mehr, desto besser. Sie wussten von der Anderswelt und waren bestrebt danach, ein Teil davon zu sein. Aber im Endeffekt waren sie auch nur Menschen. Zu schwach. Aber größenwahnsinnig.“
Stirnrunzelnd sah ich ihn an. „Du meinst, die Hexenverfolgungen im Mittelalter, das waren echte Hexen?“ Roman lachte schallend. „Sam, ich bitte dich! Die hätten sich niemals einfangen, geschweige denn foltern oder töten lassen. Nein, ich fürchte, damals hat es ausschließlich Unschuldige erwischt. Einige aus der Anderswelt, die von den Hexen verzaubert waren, so dass sie ihre Fähigkeiten nicht einsetzen konnten. Vor allem Gestaltwandler. Du hast selbst gesagt, Alan war mit Magie geknebelt.“ Ja, das hatte ich. Außerdem mit einem Teppich. Aber der war nicht die Ursache seiner Bewegungsunfähigkeit gewesen. Das hatte ich Roman bisher verschwiegen. Was jetzt ein Glucksen in meiner Kehle formte.
Schnell drehte ich mich wieder zu meinem Fleisch, was ich mit einer Gabel auf einen Teller legte, um die Zwiebel braten zu können. „Was ist so lustig?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nichts.“ Roman trat hinter mich und legte die Hände auf meine Schultern. Ziemlich schmerzhaft, was mich sofort zusammen zucken ließ. Die Schlinge hatte ich vor dem Kochen abgenommen. Ein Fehler, wie ich jetzt bemerkte. „Du bist verletzt!“, zischte er und lockerte seine Hände. „Das wird schon wieder. Sie war nur ausgekugelt, ok?“ Stoisch stocherte ich im Tiegel, aber Roman sagte das, was ich nicht hören wollte. „Dein Gesicht ist auch nicht ok. Deine Nase meine ich. Waren das die Frauen?“ Als ich nichts sagte, las er es in meinen Gedanken. „Ich hoffe, du hast dich revanchiert.“ Ich hörte mich selbst lachen. „Du hättest sehen sollen, was die Frauen mit ihm gemacht haben. Eigentlich soll ich es keinem sagen, aber da wir in seinen Augen eine Beziehung führen, kann ich dir das schlecht vorenthalten, oder?“ Roman strich sanft über meine Oberarme und küsste