Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Homo sapiens movere ~ geliebt - R. R. Alval страница 19
Wenn auch ohne Bezahlung und nur widerwillig.
„Ok, ich sehe, ob ich was übers Internet herausfinde und kontaktiere meine Quelle. Wenn ich etwas entdecke, melde ich mich bei dir.“ Alan drehte sich blitzschnell zu mir um, stand in einem Sekundenbruchteil vor dem Sessel und drückte meine Arme schmerzhaft auf dessen Lehne. „Du meldest dich aller zwei Stunden. Beginnend ab dem Moment, in dem du mein Anwesen verlässt. Haben wir uns verstanden?“ Aller zwei Stunden? Wann sollte ich seiner Meinung nach schlafen? Gar nicht? „Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie arrogant und vergess …“ Vielleicht hätte ich das arrogant weglassen sollen.
Alan zerrte mich mit einem festen Griff um meine Kehle aus dem Sessel. Im nächsten Moment flog ich durch den Salon. Ächzend landete ich mit dem Gesicht voran auf dem Fußboden und sah für einen Moment Sternchen. Als ich mich aufrichten wollte, sah ich meinen Arm, der schlaff an mir herunter hing. Gleich darauf spürte ich den dumpf kreischenden Schmerz in meiner Schulter. Etwas Warmes lief über meine Lippe. Ich leckte es ab. Hoffentlich war es nur Nasenbluten. Eine gebrochene Nase wäre das Letzte. Und im Vergleich zu einer ausgerenkten Schulter definitiv das größere Übel. Mein Kopf dröhnte, meine Schulter, meine Lippe – hm, ich sollte lieber aufzählen, was mir nicht wehtat. Ich zitterte wie Espenlaub, aber ich heulte nicht.
Komisch, oder?
Mit der Zunge fuhr ich über meine Zähne. Gott sei Dank war keiner locker oder ausgeschlagen. Langsam stand ich auf, meinen lädierten Arm festhaltend und drehte mich zu Alan. Der schnappte doch tatsächlich überrascht nach Luft. Arschloch! Erinnerte er sich etwa, dass ich ein Mensch war?
„Sam… ich…“ Er kam auf mich zu, doch ich wich vor ihm zurück. „Fass mich nicht an!“, zischte ich, schniefte, um das Nasenbluten aufzuhalten und wand mich zur Tür. „Ich rufe dich an, wenn ich etwas weiß.“
„Sam!“ Mit zusammen gebissenen Zähnen öffnete ich die Tür, trat aus dem Salon in die Vorhalle, in der Scott stand und bei meinem Anblick entsetzt schluckte. Ich schüttelte – sehr langsam – den Kopf. Ich wollte keine Hilfe. Hoch erhobenen Hauptes ging ich hinaus, ignorierte meine jaulenden Knochen, schritt durch das Tor, an dem mich Alans Wachen ebenso erschüttert musterten und fischte umständlich das Handy aus meiner Hosentasche.
Ein Taxi wäre wunderbar.
Aber ich bezweifelte, dass ich das mit meiner Schulter aushielt. Ins Krankenhaus wollte ich nicht, weil ich wusste, dass ich in der Notaufnahme einige Stunden warten müsste. Trudi, Claudia, Chris, meine Eltern oder meine Brüder? Nein, keiner von denen könnte meine Schulter einrenken. Außerdem hatte ich keine Lust ihnen zu erklären, was passiert war. Wo zum Teufel war Roman? Oder Stépan? War meine Verletzung nicht wichtig genug, weil sie etwas mit dem Rudel zu tun hatte? Ach was, ich kam auch ohne die beiden klar. Mir blieb noch Vine. Aber in meiner jetzigen Verfassung würde ich sofort in schallendes Gelächter ausbrechen, sobald er den Mund aufmachte.
Zu schmerzhaft.
Seufzend entschied ich mich doch für das Taxi. Ich hoffte nur, dass ich nicht ewig in der Notaufnahme säße. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.
Oder nach ein paar Stunden.
Nachts halb vier hatte ich mich sehr vorsichtig in mein Bett gelegt. Die Schmerztabletten halfen nicht wirklich, dafür aber die anderen Pillen.
Sowie mein Kopf das Kopfkissen berührt hatte, war ich weggetreten.
Wieder weckte mich ein Klingeln. Es war schon fast zwei Uhr nachmittags. Ich fühlte mich grauenvoll. Langsam schälte ich mich aus dem Bett und schlurfte zum Telefon. „Hast du schon was herausgefunden?“ Leck mich doch, du elender Hurensohn! „Nein.“ Kurzes Schweigen, dann ein Räuspern. „Wie geht’s Roman?“ Ich legte auf.
Für meinen Geschmack zeigte Alan zu viel Interesse für meine nicht existente Beziehung zu dem Vampir.
Als es erneut klingelte, zog ich das Kabel aus der Telefonbuchse.
Wenn ich Alan richtig einschätzte, würde er in spätestens einer halben Stunde auf meiner Fußmatte stehen. Leise fluchend zog ich mich an, wusch mich, putzte mir die Zähne. Dann fädelte ich meinen ramponierten Arm in die vom Arzt verordnete Stoffschlinge und rief per Handy ein Taxi. Gleichzeitig streckte ich meinem geschwollenen Gesicht die Zunge heraus. Anschließend kämmte ich meine Haare, steckte Handy sowie Geldbörse ein und verließ auf schnellstem Weg die Wohnung.
Das automatisierte Taxi wartete schon auf mich. Diese Autos fuhren quasi auf Autopilot. Somit gab es niemanden, der mir auf den Weg in die Stadt peinliche Fragen stellte. Unterwegs rief ich Vine an. Zu meinem Glück war er verfügbar. Sofort machten wir einen Treffpunkt aus. „Kein Café. Ich bin derzeit nicht vorzeigbar.“, scherzte ich leichthin, was Vine ohne Kommentar aufnahm. Er bestellte mich zum Park.
Seine dortige Begrüßung wurde begleitet von einem anklagenden Stirnrunzeln. „Du siehst schrecklich aus. Was ist passiert?“ Ich seufzte. „Bin gegen eine parkende Kuh gerannt.“ Vine lachte leise. „Wohl eher ein parkender Wer, hm? Schon gut, ich behalte es für mich.“ Wusste er es oder war es geraten?
Dankbar nickend nahm ich seinen mir angebotenen Arm an und schlenkerte mit ihm durch den Park. Dabei stellte ich meine Fragen. „Du willst wirklich für ihn arbeiten? Obwohl er dich dermaßen zugerichtet hat?“ Mein unglückliches Schnauben sagte alles. Trotzdem sprach ich es aus. „Von ‚wollen‘ kann keine Rede sein. Er lässt mir keine andere Wahl.“ Vine versuchte nicht, mir zu erklären, dass es immer eine andere Möglichkeit gäbe. Das mochte durchaus auf rein menschliche Beziehungen zutreffen, aber nicht, wenn sich verschiedene Spezies über den Weg liefen. Er versprach sich umzuhören. Ich beglich die Kosten, die ich für seine Dienste zu zahlen hatte und verabschiedete mich von ihm.
Wow! Wir hatten fast eine Stunde geredet.
Das wurde mir erst bewusst, als ich die Rathausuhr läuten hörte. Aber heimgehen wollte ich noch nicht. Das angenehme Wetter inspirierte mich zu einem gemütlichen Schlendern durch die Stadt, wobei ich die Blicke der Passanten ausblendete. Besonders die der Andersweltler. An einer Apotheke blieb ich stehen, zögerte kurz, ging dann aber doch hinein, um mir ein stärkeres Schmerzmittel zu kaufen. Das Pochen in meinem Gesicht war unangenehm. Ebenso das in der Schulter. Weswegen sollte ich mir die notwendigen Dinge versagen? Ich war kein Held. Und ich stand absolut, überhaupt, definitiv und so was von gar nicht auf Schmerzen! Vielleicht wären die kleinen Dinger sogar dermaßen gut, dass auch mein Herz endlich aufhörte den sterbenden Schwan zu mimen. Ich brauchte Alan nicht. Ich verstand nicht, warum ich immer noch an gebrochenem Herzen litt, obwohl Alan sich wie ein arroganter Widerling aufführte.
Wie schön wäre es, wenn dieses Gefühl einfach verschwinden könnte.
So wie damals bei mir und Humphrey. Oder bei Roman und seinem Rachedurst wegen des Todes seiner Geliebten. Doch leider funktionierte diese Magie nur zwischen Briam und Saphi – hatte mir Roman erst kürzlich erklärt. Nicht zwischen movere und Wer. Echt doof!
Das Taxi hielt vor meinem Haus.
Direkt neben einem schnittigen Sportwagen, der mir sehr bekannt vorkam. Alan konnte ich nirgends entdecken.
Schnell bezahlte ich, wie üblich bei automatisierten Taxis mit meiner Kreditkarte, stieg aus und lief mit klopfendem Herzen zur Haustür.
Wartete Alan unten vorm Fahrstuhl oder oben?
Tja,