Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval
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Читать онлайн книгу Homo sapiens movere ~ geliebt - R. R. Alval страница 16
Nichts und niemand hielt ihn auf. Schon gar nicht mein Gezeter. Er öffnete eine weitere Tür, hinter der setzte er mich ab.
Die Tür verriegelte er, bevor er sich bedrohlich vor mir aufbaute.
Da die Wände allesamt mit erstaunlich echt aussehenden Folterwerkzeugen, Handschellen und Ketten dekoriert waren – Oh Scheiße, ist das Blut? – traute ich mich nicht, zurückzuweichen. Mein Arsch ging auf Glatteis. Genau das musste Alan bezweckt haben. „Hier sind wir ungestört. Allzu unwohl kannst du dich hier nicht fühlen, stimmt’s?“ Äh… wie bitte? Mir war vollkommen neu, dass ich auf Folterspielchen stand. Keine Ahnung, woher Alan diese Vermutung nahm. Er lag mit seiner Anspielung falsch.
Wartete er auf eine Antwort?
Da konnte er lange warten.
Ich war stinksauer auf ihn. Was bildete er sich eigentlich ein? Wütend verschränkte ich die Arme. Dabei ließ ich mir nicht anmerken, wie unwohl ich mich fühlte. „Machen wir es kurz. Wo warst du gestern Abend?“ Bitte? Was ging denn ihn das an? „Du kannst mich mal, Alan. Es geht dich einen Dreck an, wo ich mich wann aufhalte.“ Der hatte wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Verächtlich schnalzte er mit der Zunge. „Das hättest du wohl gern, hm?“ Au backe, er war wütend. Richtig wütend! So wütend, dass sich seine Augenfarbe änderte und seine Hände…
Oh Mist, das sah überhaupt nicht gut aus.
„Ähm… Alan? Beruhige dich, ja?“ Verdammt, ich wollte ihm nicht sagen, dass ich daheim gewesen und umgekippt war. Sein Mund verzog sich zu einem verhassten Grinsen, wobei er ein eindrucksvolles Raubtiergebiss entblößte. Dass ich mich rückwärts von ihm weg bewegte, merkte ich erst, als die Wand mich aufhielt. Doch blöderweise war der Abstand zu ihm dadurch nicht geringer geworden. Mit einem Krachen schlug seine Faust unmittelbar neben meinem Kopf gegen die Wand, aus der jetzt feiner Putz rieselte. „Sag mir, verflucht nochmal, wo du warst!“
Ich brauchte eine Weile, um meine Stimme zu finden, die mit meinem in meinem Hals pochenden Herzen einen unfairen Kampf ausfocht. „Zu Hause.“ Alan kniff seine Augen zusammen. „Mit Roman?“ Ähm… so könnte man es unter Umständen sagen. Ich schüttelte den Kopf und schluckte, während ich ihm leise mitteilte, dass ich mit Trudi zusammen gewesen war. Naja, und anschließend mit Roman, der Trudis Erinnerung ein wenig umsortiert hatte – was ich ihm nicht sagte. „Äußerst praktisch für ein Alibi, meinst du nicht?“
Ok… So nicht! Für was sollte ich jetzt schon wieder der Sündenbock sein?
„Ich kapiere nicht, was es daran auszusetzen gibt. Es ist die Wahrheit. Und wenn du deswegen alle Wände einschlagen willst oder auf mich, bitte, nur zu!“, fauchte ich in einem kurzen Wutausbruch, der meine Angst um Kilometer überragte. Ich hoffte allerdings, dass er meine Worte nicht ernst nahm.
Immerhin war ich mir nur allzu bewusst, dass es ihm egal war, ob er mich verletzte. Das hatte er mir oft genug eindrucksvoll bewiesen. Tja, sollte es so weit kommen, würde ich mich verteidigen. Solange er jedoch nur mit Worten um sich schlug, konnte er mich mal kreuzweise.
Alan hatte sich immer noch nicht beruhigt. Aber er dachte nach. Das konnte ich an seiner gerunzelten Stirn erkennen. „Bist du den ganzen Abend daheim gewesen?“ Vorsichtig nickte ich. „Ab wann war deine Freundin da?“ Es war ein Verhör. Worauf er hinauswollte, ahnte ich nicht mal ansatzweise. „Und anschließend bist du direkt ins Bett?“ Langsam nickte ich. „Allein?“ Darauf antwortete ich nicht.
Alan zuckte mit keiner Wimper, gab sein Raubtierimage allerdings trotzdem noch nicht auf. Nach wie vor hatte ich meine Arme verschränkt. Es kostete mich einige Anstrengung, diese Haltung beizubehalten, als er mir sehr nah kam und an meinem Hals schnupperte. Dabei streifte sein Brustkorb meine Arme, was ähnliche Auswirkungen auf meinen Körper hatte wie ein Stromschlag. „Du scheinst die Wahrheit zu sagen. Ich rieche keine Lüge.“ So was konnte er? War ja abgefahren! „Bist du fertig? Dann kann ich mich wieder amüsieren.“ Alan schenkte mir einen Blick, der meine Beine weich werden ließ, wobei mir die Gründe schleierhaft waren. „Du meinst, wieder flirten.“ Tief Luft holend hob ich meine Schultern. „Ist das nicht dasselbe?“ Alan lachte leise. „Du scheinst die Gefahr zu lieben. Oder macht es dich an, wenn Roman dich bestraft?“ Aus welchem Grund sollte der das tun?
Ach ja, Alan hatte ja seine eigene Vorstellung… von mir und Roman.
Zeugte es nicht von einem gewissen Grad an Eifersucht, wenn er ständig darauf zu sprechen kam? Nein, Sam. Tu dir das nicht an. Es ist Alan egal! Du bist ihm unwichtig! Das sollte mein Verstand lieber meinem Körper sagen, der erwartungsvoll summte, als Alan meine Handgelenke umfasste, sie an die Wand tackerte, seinen Körper an meinem rieb und meinen Hals küsste. Ich hörte ein Klicken und meine Hände hingen in Handschellen. Alans Hände strichen an meinen Seiten nach unten. Fuhren unter mein Shirt und schoben dieses nach oben.
Moooo-ment mal; ohne mich!
So viel Verstand besaß ich noch.
Ohne Mühe öffnete ich die Schlösser, befreite meine Hände und stieß Alan heftig von mir. Einen kurzen Augenblick schien er irritiert zu sein. Doch schon in der nächsten Sekunde hatte er sich wieder gefangen. Vielleicht hatte ich mich auch getäuscht. „Keine Lust? Ein Quickie mit dem Ex soll ziemlich berauschend sein.“ Hm, da müsste er eine andere Ex fragen. „Werde ich mir merken. Und jetzt bring mich zurück.“
Schnaubend packte er mich am Handgelenk und zog mich im Laufschritt hinter sich her, bis wir den Raum mit den Vampiren durchquert hatten. Dann ließ er mich augenblicklich los. Als hätte er sich an mir verbrannt.
Ich war stolz darauf, dass ich nicht weich geworden war. Und noch stolzer, dass ich keinen Drang verspürte in Tränen auszubrechen.
„Viel Spaß noch.“, raunte er, als wir endlich wieder den richtigen Teil des Clubs betraten. „Werde ich haben.“ Weder dankte ich ihm noch wünschte ich ihm dasselbe. So viel Nettigkeit hatte er von mir nicht verdient.
Chris war nach wie vor mit der Brünetten beschäftigt – ähm… sehr beschäftigt – und ich zwängte mich an die Bar, an der ich mir ein weiteres Bier bestellte.
Und einen Whiskey.
Und noch einen.
An Flirten war nicht mehr zu denken. Ich war angepisst. Aber sowas von! Dass ich den Club nicht vor lauter Wut abfackelte, machte mich stolz. Ich könnte es tun. Stattdessen trank ich weiter.
Als ich endlich daheim war, war es draußen schon hell. Notdürftig schminkte ich mich ab, wusch mich und fiel ins Bett.
Nur wenige Minuten später klingelte es. Warum um alles in der Welt klingelte mein Kopfkissen? Oder war es der Wecker?
Hatte ich den gestellt?
Nur langsam hob ich meine schweren Augenlider und warf einen Blick auf den Wecker, der mir zeigte, dass ich nur zwei Stunden Schlaf abbekommen hatte. Erst jetzt registrierte ich, dass das Klingeln von meiner Wohnungstür kam. Welcher Volltrottel schmiss mich an einem Samstagmorgen um sieben aus dem Bett? Ich wollte es ignorieren, aber wer immer seinen Finger auf den Knopf drückte, schien entschlossen zu sein, notfalls den ganzen Tag zu klingeln. Fluchend quälte ich mich aus dem Bett. Mit halb geschlossenen Augen trottete ich zur Gegensprechanlage und fauchte dort hinein, welcher Blödmann mich um meinen Schönheitsschlaf brachte.
Natürlich.
Alan.