Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval

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Homo sapiens movere ~ geliebt - R. R. Alval geliebt

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zwar erteilt, aber diese noch nicht aus der Werkstatt abgeholt hatte. Ich erinnerte mich an einen Anruf der Werkstatt. Meine Lady war fertig. Daraufhin hatte ich den guten Mann jedoch vertröstet und gesagt, dass ich – sobald es mir die Zeit erlaubte – vorbei käme.

      Morgen oder übermorgen.

      Nächste Woche.

      Ich wusste nicht, warum ich es aufschob. Angst? Blödsinn! Wovor sollte ich Angst haben…

      Trudi traf nur eine halbe Stunde später bei mir ein. In der Hand eine Flasche Wein. Sogar recht teuren Wein, wenn ich dem Etikett glauben konnte. Verdiente sie so gut? Ich wusste, was die Flasche kostete. Holte mir selbst hin und wieder ein paar davon. Hoffentlich versuchte sie nicht, mich damit zu beeindrucken. Sie hielt die Flasche hoch. „Die und noch ein paar andere hab ich von meinem Mann stibitzt. Ex. Er hat es nie bemerkt. Ich dachte, ich hebe ihn für einen besonderen Anlass auf. Und ein Abend unter Freunden ist dafür gut geeignet, oder?“ Verblüfft sah ich sie an. „Du warst verheiratet?“

      „Wir sind über die Verlobungsphase nie drüber hinausgekommen. Zwei Jahre lang. Gott sei Dank. Eine Scheidung wäre teuer gewesen.“, sie zuckte mit den Schultern, „Ich habe trotzdem immer ‚mein Mann‘ gesagt. Macht der Gewohnheit.“ Puh! Ich dachte schon, ich hätte was verpasst.

      Oder vergessen.

      Konnte Trudi eigentlich Gedanken lesen? Stirnrunzelnd sah ich sie an. „Nein, kann ich nicht. Aber dein Gesichtsausdruck spricht Bände.“ Sie kicherte. „Für einen Moment hast du mich wirklich erschreckt.“ Das meinte ich ernst. Trotzdem fiel ich in ihr Lachen ein. „Los, komm. Wir köpfen die Flasche.“ Ich ließ meine Augenbrauen hüpfen und wies Trudi ins Wohnzimmer. Sie folgte mir jedoch in die Küche. Pfiff anerkennend. „Ist die neu oder habe ich beim letzten Mal nicht richtig geguckt?“ Sie war neu. Sagte ich ihr auch. Nur den Grund verschwieg ich. Vorerst. „Hübsch. Wirklich hübsch. Da könnte ich glatt neidisch werden. Meine ist… uralt.“ Und meine schon die zweite neue Küche innerhalb von nicht mal drei Jahren. Das machte mir ein schlechtes Gewissen. „Wir können ja mal einkaufen gehen.“, zwinkerte ich ihr zu. „Na klar. Aber sonst geht’s dir gut, oder? Du kannst mir doch keine neue Küche kaufen!“

      „Warum denn nicht? Für mich sind das Peanuts. Aber wenn du nicht willst, kann ich das verstehen. Dann bekommst du die, sobald ich umgezogen bin.“ Trudis Mund klappte auf. Welcher Teil meiner Aussage dafür verantwortlich war, blieb mir verborgen. Vermutlich alle. „Du… echt? Du ziehst um? Wann denn? Wohin? Warum? Die Wohnung ist doch schön.“ Klar, war sie. „Ich brauche etwas Eigenes. Ein kleines Haus. Mit Garten. Wo ich Veränderungen machen kann, ohne vorher jemanden um Erlaubnis zu bitten.“ Trudi nickte zweifelnd. „Also… ist es für dich kein Problem, mal eben ein neues Haus zu kaufen?“ Ihre Stimme schnippte mehrere Oktaven höher. „Du bist reich?“ War ich. Mein Job hatte auch seine guten Seiten. Zusätzlich brauchte ich den Nervenkitzel. Die Herausforderung. „Stört dich das?“ Abrupt schüttelte sie den Kopf. Trudi war tatsächlich etwas blass geworden. „Hat… hat Alan was damit zu tun? Eine Abfindung oder so?“ Na da wurde doch der Storch auf der Wiese verrückt. „Nein. Das Geld hatte ich schon vorher. Ich arbeite. Zwar eher unkonventionell, aber ich arbeite. Nehme Aufträge an, führe sie aus, werde dafür bezahlt. Meine Fähigkeiten als movere sind dafür entscheidend. Es ist immer ein Risiko dabei. Sonst wäre der Job sicher nur halb so gewinnträchtig. Und Alan… nun, der hat anfangs überhaupt nicht geglaubt, dass ich eigenes Geld besäße. Oder einen Job. Oder ein Haus. Mein altes Haus. Kannst du dir das vorstellen?“ Ihr Kopfschütteln war vorhersehbar. Sie mochte von Alan zur Einsicht gebracht worden sein – was eine Beziehung betraf. Sein gottähnlicher Status hatte dadurch jedoch nicht gelitten. „Bist du sowas wie ein Agent?“ Ein Agent?

      Ich?

      Äh… Eigentlich nicht. „So ähnlich. Ich beschaffe Dinge, die anderen abhandengekommen sind oder die jemand unbedingt haben will.“ Eine nette Umschreibung für einen Dieb.

      Ich war froh, dass Trudi dies ohne weitere Fragen hinnahm.

      Wortlos reichte ich ihr zwei Weingläser, holte eine Tüte Chips aus dem Schrank und lief Trudi hinterher in die Wohnstube.

      Seufzend plumpste sie auf meine Couch, stellte Gläser und Flasche ab und schlug ihre Beine übereinander. Gleich darauf ließ sie zwei Bomben platzen. In einem Satz. „Überrascht mich ein wenig, aber damit kann ich leben. Wenn deine Moral noch genauso hoch ist wie früher, nimmst du nur von denen, die es entbehren können. Ich wette, du spendest sogar große Summen.“, sagte sie und öffnete dabei die Weinflasche. „Meine Sam ist eine Diebin und meine Claudia lässt sich scheiden. Also wenn das kein guter Grund für den Wein ist, weiß ich auch nicht.“ Verdattert starrte ich sie an. Meine Kinnlade hing auf Teppichhöhe. „Mach den Mund zu, Sam. Hast du vergessen, dass ich die mit dem hohen IQ bin? Ich kann eins und eins zusammenzählen. Auch wenn du es noch so schön formulierst. Setz dich. Ich werde keinem ein Sterbenswörtchen sagen. Versprochen.“ Sie goss in aller Seelenruhe den Wein ein. Reichte mir ein Glas. „Prost. Auf uns. Und deinen neuen Lover.“ Meinen…

      Woher wusste sie das denn?

      „Du brauchst gar nichts abstreiten. Na gut, vielleicht kein Lover. Aber zumindest Sex, hm? Du hast da einen Knutschfleck am Hals.“ Sie tippte auf die rechte Seite ihres Halses. Ich griff an meine linke. Trudi grinste spitzbübisch. Sehr schön.

      Ich fühlte mich kein bisschen überrollt.

      Eher so, als wäre ich frontal gegen eine Planierraupe gelaufen. Zweimal.

      Fassungslos setzte ich mich neben Trudi. „Ok. Mal meine Wenigkeit beiseitelassend… Claudia lässt sich scheiden?“ Vor lauter Ungläubigkeit drohten meine Augen aus dem Kopf zu springen. Mein Haaransatz bekam Besuch von meinen Augenbrauen. „Hat sie mir vor zwei Tagen gesagt. Sie wollte dich auch dabei haben, aber du warst nicht da.“ Ich nickte langsam. „Lange Geschichte. Erzähl ich dir später. Wenn du willst.“ Sie sollte mir lieber sagen, wie es zu Claudias Entschluss kam. „Ihr Mann ist auf Montage. Weißt du ja. Nun, vorige Woche klingelt es nachmittags bei ihr an der Tür. Eine fremde Frau steht davor. Fragt, wer sie ist. Anfangs war Claudia vorsichtig. Man hört ja so einiges. Doch die Frau hatte Fotos. Von einem sich glücklich anstrahlenden Pärchen. Die Frau selbst und Claudias Mann. Sie erklärte Claudia, sie sei schwanger. Jean würde ihr seit Ewigkeiten versichern sie zu heiraten. Tja, dann muss es bei der Tussi wohl klick gemacht haben. Sie ist in Tränen ausgebrochen. Anscheinend war ihr nicht klar gewesen, dass der Gute bereits verheiratet ist. An den Wochenenden fuhr er angeblich zu seiner kranken Mutter. Und – nun ja – Claudias Adresse war wohl die seiner kranken Mutter. Du kannst dir vorstellen, dass beide Frauen vor Wut auf Jean kochen.“ Ich fragte sie – ohne nachzudenken – ob ich ihn für Claudia rösten solle. „Rösten? Da mache ich mit. Fackeln wir sein Auto ab? Während er drin sitzt?“ Vorfreudig rieb sie ihre Hände.

      Ich hingegen suchte krampfhaft eine Ausrede. Rösten. War ich noch ganz bei Trost?

      Ich konnte ihr doch nicht alles sagen.

      Oder?

      „Äh… naja… puh, irgendwie ist mir das raus gerutscht.“ Trudi neigte leicht den Kopf. „Verstehe. Etwas, was du eigentlich nicht sagen wolltest. Du hast es so gemeint, aber anders, als ich es auslege. Richtig?“ Trudi war schon immer eine kluge Person gewesen. Die letzten Wochen hatte ich das nur vergessen. Oder verdrängt. Vielleicht, weil wir nie wirklich ernsthaft über mich gesprochen haben.

      Ich nickte vorsichtig. Mehr als schreiend zur Tür raus rennen, konnte sie vermutlich nicht. Also Augen zu und durch, hm? Ich sah ihr nämlich deutlich an, dass sie gern eine Erklärung hätte. Sogar, wenn sie darauf warten müsste. „Na gut. Ja. Stimmt. Ich bin mehr als nur eine

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