Homo sapiens movere ~ geliebt. R. R. Alval
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Читать онлайн книгу Homo sapiens movere ~ geliebt - R. R. Alval страница 4
Er deckte den Tisch für zwei und nahm mir gegenüber Platz. Während wir gemeinsam frühstückten, plauderten wir. Eine recht angenehme Unterhaltung. Etwas, was ich in letzter Zeit immer mit Roman in Verbindung brachte. Erst durch ihn selbst, dann durch sein Einmischen mit meiner Mutter und jetzt sogar mit seinem Angestellten. Ich erfuhr, dass Edgar seit etwa einem Jahr für Roman arbeitete und ich in dieser Zeit die erste Frau war, die dieser je in sein Haus geholt hatte.
Zumindest über Nacht.
Roman gab gern Partys, was mir nicht neu war, aber keiner seiner weiblichen Gäste übernachtete. Ähm, hatte ich einen Sonderstatus? Ach ja, wie hatte er gesagt? Er sah in mir eine kleine Schwester.
Das erklärte einiges.
„Na sieh mal einer an. Dich hätte ich hier nicht erwartet. Edgar, lassen Sie uns kurz allein?“
Oh nein, um Gottes, Jesus, Marias und Himmels Willen, bitte, gehen Sie nicht!
Doch Edgar erhob sich, nickte mir aufmunternd zu und verließ die Küche. Meine gute Laune ertränkte sich im Kaffee. „Lässt du dich jetzt von Roman vögeln?“
Was war sein gottverdammtes Problem?
Ich überlegte, was ich antworten sollte, während ich kaute und das Brötchen hinunter schluckte. „Guten Morgen, Alan.“ Ich musste seine Unterstellungen nicht beantworten. Sollte er doch denken, was er wollte. Warum war er eigentlich schon wieder hier? Wohnte er jetzt bei Roman oder hatte er übernachtet? Schätzungsweise Letzteres. Wenigstens musste ich ihn nicht ansehen. Ich dachte nämlich nicht im Traum daran, mich zu ihm umzudrehen, sondern widmete mich weiter meinem Frühstück. Hoffentlich fiel ihm nicht auf, dass meine Hände zitterten. Meine Beherrschung hing an einem sehr dünnen Fädchen. Die Genugtuung, diese in seiner Gegenwart zu verlieren, würde ich ihm nicht bieten.
Soviel dazu, ihm kräftig in den Hintern zu treten. Immerhin hatte ich mir das nach seinem blöden Alphabiss fest vorgenommen.
„Willst du meine Frage nicht beantworten?“ Nonchalant zuckte ich mit den Schultern. „Nein.“ Er schnaubte hämisch. Denk doch, was du willst! „Hätte ich geahnt, dass du auf gröberen Sex stehst, hätte ich dir den auch geboten. Vielleicht wäre ich dann sogar in dir gekommen. Es ist mir nach wie vor schleierhaft, wie du es angestellt hast, dass ich auf deine Hand ejakuliere und beim Sex gar nichts passiert. Möglicherweise hätte ich dir wehtun sollen, hm?“
Also… wehgetan hatte er mir!
Das könnte ich ihm gern schriftlich geben. Nur dass er es vermutlich anders auslegte. „Ich frage mich, ob du dich von ihm flachlegen lässt, um es mir heimzuzahlen. Meinst du, ich werde eifersüchtig? Nun, da muss ich dich enttäuschen. Es funktioniert nicht. Im Gegenteil, es widert mich an. Aber wenn du schon mit meinen Freunden fickst, kann ich dir die Adressen von ein paar weiteren geben.“ Was versuchte er zu bezwecken? Dass ich mich mies fühlte? Konnte er nicht anders? Und welches gottverdammte Recht hatte er überhaupt, mich als Hure hinzustellen, nur weil ich bei Roman übernachtete?
Er war doch derjenige, der seine Hosen nicht zulassen konnte!
Selbst wenn ich mit Roman durchs Bett gepflügt wäre, durfte er mir keine Vorbehalte machen. Nach unserer Trennung konnte er nicht annehmen, dass ich ins Kloster ging und zölibatär lebte.
Ich trank den restlichen Kaffee, räumte das Geschirr in die Spülmaschine und ging lächelnd zu Alan. Der lehnte wie ein Großkotz im Türrahmen und betrachtete mich abwertend. Als wollte er mich anspucken. Oder mir ein Bein stellen. Obwohl der Kloß in meinem Hals riesig groß war, hielt ich das Lächeln aufrecht. Ich würde nicht vor ihm zusammen brechen.
Niemals!
„Ich weiß das Angebot zu schätzen. Aber danke, ich komme allein zurecht. Einen schönen Tag noch.“ Ich wollte an ihm vorbei aus der Küche treten, doch er hielt mich fest. Aua! Denkt er, meine Knochen sind aus Stahl? „Warum ausgerechnet Roman?“, zischte er aufgebracht. Seine Augen funkelten wütend. Dass er mir fast meinen Arm brach, schien er nicht zu bemerken. Eine Augenbraue in die Höhe ziehend, legte ich meinen Kopf in den Nacken und gönnte ihm einen gefühllosen Blick. Das kostete mich mein gesamtes zusammengekratztes schauspielerisches Talent. „Lass mich los!“ Ich legte sämtliche Autorität, derer ich habhaft werden konnte, in diese drei Worte. Ohne dass meine Stimme zitterte oder krächzte.
Es erleichterte mich ungemein, dass er meiner Aufforderung nachkam.
Somit konnte ich stolz erhobenen Hauptes aus der Küche gehen, den Flur entlang und die Treppe hinauf nach oben. Den Drang zu rennen unterdrückte ich. Ebenso den Wunsch, die Tür des Gästezimmers laut hinter mir zuzuschlagen. Kaum war ich drinnen, verriegelte ich von innen, sank an der Tür herab und ließ meinen Tränen freien Lauf. Diese Vorwürfe hatte ich nicht verdient! Nicht im Geringsten.
Jahre vergingen oder auch nur Minuten – ich konnte meinen Heulkrampf partout nicht abstellen!
Gleichzeitig war ich wütend.
Auf Alan.
Auf mich.
„Ich habe ihn heimgeschickt. Beruhige dich, Sam.“ Zwischen all den Schluchzern entrang sich meiner Kehle ein trostloses Lachen. Und ein paar derbe Flüche. Alle betrafen Alan und was ich ihm wünschte. „Tut mir leid. Es war nicht geplant, dass ihr euch über den Weg lauft.“ Roman hockte vor mir, streckte seine Arme aus und zog mich an sich. Wie ist er reingekommen? Äh… dumme Frage… Vampire sind auf so was Neckisches wie Türen nicht angewiesen.
Auf Knien hockte ich zwischen seinen Beinen. Er tätschelte meinen Kopf, als wollte er mich trösten.
Ich brauchte keinen Trost.
Ich brauchte einen Auftragskiller, der Alan schöne Grüße von mir ausrichtete. Er musste ihn keinesfalls gleich töten. Es reichte, wenn er ihm ein paar Löcher verpasste.
Ich war traurig, wütend und antriebslos. Ein leidlicher Gefühlswirrwarr. Schon komisch, dass ich hier vor Roman hockte. Vor einer Weile hätte ich noch geglaubt, in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Doch inzwischen war es mein alltägliches Leben; der Vampir mein Fels in der Brandung. „Ich hätte dir seinen Anblick gern erspart.“ Roman strich sanft über meinen Rücken, während ich zwanghaft versuchte, meine Schluchzer zu unterdrücken. Verdammt noch eins! Die könnten langsam wieder aufhören. „Es war nicht sein Anblick, sondern das, was er gesagt hat.“, raunte ich heiser, war mir aber sicher, dass Roman es trotzdem hörte. „So? Was hat er denn gesagt? War er eifersüchtig?“ Ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Eher… widerwärtig.“
Endlich löste ich meine ineinander verknoteten Hände voneinander und legte sie auf Romans Brust. Damit schob ich ihn gleichzeitig ein Stück von mir weg. „Danke.“, murmelte ich, mir meiner tränennassen Wangen sehr wohl bewusst. Ich musste wirklich umwerfend aussehen! „Schhh, nicht dafür.“ Mit klopfendem Herzen ließ ich es geschehen, dass er mein Gesicht umfasste und mit den Daumen sanft meine Tränen abwischte. „Ich bin so wütend auf ihn, Roman.“
„Ich weiß.“
„Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen?“
„Willst du das denn?“ Und ob! „Natürlich. Er will nichts mit mir zu tun haben.