Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 33
Im gleichen Augenblick, tapste ein riesiger schwarz brauner Grizzly aus dem Dickicht und blieb direkt vor den Bastkörbchen stehen. Das gewaltige Tier kümmerte sich nicht im Geringsten um die Säuglinge, die jetzt beide weinten. Dafür warf der Bär dem Magier einen mörderischen Blick zu. Baldaar stolperte einen Schritt zurück, als der Grizzly vorsichtig über die Körbchen stieg, ohne sie zu berühren. Dabei schritt er mit funkelnden Augen auf den Magier zu. Entsetzt riss Baldaar die Augen auf, als das Tier sich direkt vor ihm aufrichtete. Der Bär wies auf der Brust ein großes weißes Mal auf, welches sich kragenförmig bis über die Schultern zog. Er riss dass Maul auf und entblößte seine furchtbaren Reißzähne. Speichel lief ihm von den Lefzen wobei er ein grauenvolles Grollen ausstieß. Baldaar ließ vor lauter Angst seinen Langdolch fallen. Der Magier wollte nur noch die Flucht ergreifen und drehte sich hastig um. Dabei nahm er nur noch den Schatten einer prächtigen Hirschkuh war, die sich direkt vor ihm aufbäumte. Mit einem fürchterlichen Krachen, zerschmetterte das Tier mit seinen Hufen den Schädel des Magiers. In diesem Augenblick erreichten, Vitras, Elze und der Schatten die kleine Waldwiese und sahen wie der Magier mit der scharlachroten Robe tot zu Boden sank. Beim Anblick des Grizzlys verschwand Filou mit einem Satz in Elzes Jutebeutel. Elze selbst, brachte beim Anblick der unwirklichen Szenerie kein Wort hervor. Der Schatten wurde leichenblass. Vitras musste schlucken, als er den riesigen Grizzly sah, der sich gefährlich nahe bei den Säuglingen aufhielt und ihn interessiert musterte. Die Hirschkuh, deren Vorderhufe sich vom Blut rot gefärbt hatten, bedachte ihn ebenfalls mit einem Blick, der nichts mit dem eines Menschenscheuen Tieres gemein hatte. Inzwischen steigerte sich das Weinen der Säuglinge in ein regelrechtes Schreien. Davon angelockt neigte der Grizzly, der nun wieder auf allen Vieren stand, seinen Kopf zu den kleinen Körbchen und schnupperte. Vitras bekam ein Gefühl, als bliebe jeden Moment sein Herz stehen. Er war schlichtweg unfähig, irgendetwas zu unternehmen oder auch nur klar zu denken. Überraschend stupste der Bär erst den einen, dann den anderen Korb zärtlich an und brachte somit beide leicht zum schwanken. Das Weinen der Zwillinge begann langsam zu verstummen. Noch einmal schritt das große Tier gemächlich um die Körbe herum, um sich seitlich von ihnen zu Boden zu legen. Dann begann er an seinen Pfoten zu schlecken, wobei er den Korb, der direkt neben ihm stand, nicht aus den Augen ließ. Die Hirschkuh schritt nun ebenfalls zu den Säuglingen und schnupperte an beiden Körbchen. Sie schien sich aber genau wie der Grizzly, mehr für den Korb zu interessieren, der direkt neben dem Bären lag. Der Kriegszauberer nahm all seinen Mut zusammen und ging ganz langsam und vorsichtig auf das vordere Körbchen zu. Aus der Ferne war noch immer der Lärm eines Kampfes zu vernehmen, der die Tiere allerdings nicht im Geringsten zu stören schien. Am vorderen Körbchen angekommen, bückte sich Vitras und nahm den Säugling vorsichtig heraus. Am Deckchen erkannte er sofort, dass er das Mädchen im Arm hielt. Als er einen weiteren Schritt auf das andere Körbchen zugehen wollte, erhob sich der Grizzly und baute sich wieder in seiner vollen Größe auf. Dabei schlug er mit seiner linken Pranke einmal in die Luft. Hätte er die rechte Pranke gewählt, hätte er den Kriegszauberer mit voller Wucht am Kopf erwischt. Auch die Hirschkuh begann nervös hin und her zu tänzeln wobei sie aufgeregt zu schnauben begann. Es war ganz offensichtlich, dass die Tiere es ihm nicht gestatteten, auch den Jungen zu nehmen. Ganz langsam schritt Vitras rückwärts, bis er wieder bei Elze angelangt war. Ein rascheln, das aus dem Dickicht links von ihnen kam und immer lauter wurde, ließ alle drei in diese Richtung gucken. Vitras drückte das Mädchen fest an sich und ihm stockte der Atem, als ein Rudel Wölfe aus dem Unterholz hervorkam und sich zwischen ihnen und den anderen Tieren platzierte. Der Kriegszauberer bemerkte nur am Rande, dass der Lärm des nicht weit entfernten Kampfes allmählich abklang. Was auch immer dort vorging, die Auseinandersetzung zwischen den Gesandten und ihren ihm unbekannten Gegnern, schien zu seinem Ende zu gelangen.
Überraschenderweise, fand Elze als erste ihre Stimme wieder:
„Geht Meister Vitras!“ Forderte sie ihn auf: „Bringt das Mädchen und unseren kleinen Schatten in Sicherheit. Ich werde bei dem Jungen bleiben.“
Vitras schaute sie mit einem entgeisterten Blick an, als ob sie den Verstand verloren hätte.
„Ich habe in den vergangenen Tagen so viel erlebt, gesehen und gehört...“ Begann Elze ihm zu erklären: „... dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass es das Schicksal des Jungen sein soll, hier zu sterben. Ganz gleich wer den Kampf dort hinten auch immer gewonnen haben mag.“
Vitras dachte über ihre Worte nach und blickte dabei auf die seltsame Meute von Waldtieren, die sich hier versammelt hatte. Es war inzwischen davon überzeugt, dass sie dem Säugling nichts antun wollten, ihn sogar beschützten. Es war jedoch auch offensichtlich das sie ihm nicht erlauben würden, den Jungen ebenfalls mit sich zu nehmen. Den Kriegszauberer beschlich das Gefühl das die Götter selbst, hier ihre Hände im Spiel hatten. Er blickte wieder zu Elze, die zu allem entschlossen schien und ihn gespannt anstarrte.
„Also gut!“ Brummte er. Einer Intuition folgend, entschied er sich erneut gegen den Willen der Götter zu handeln und bat Elze, das Mädchen kurz zu halten. Zärtlich nahm die Dienerin die Kleine in die Arme und blickte den Kriegszauberer fragend an. Vitras nahm das Geschirr mit den Schwertern von seinen Rücken und betrachtete noch einmal die prächtigen Waffen. Dann löste er das Schwert mit den Smaragden samt Scheide von der Bindung. Mirna wollte dass ihr Enkel beide Schwerter bekommen sollte, sobald er das entsprechende Alter erreicht. In diesem Moment aber entschied Vitras, dass jedes ihrer Enkelkinder eines der Zwillingsschwerter bekommen sollte. Somit würde es etwas weiteres geben, das sie miteinander verband. Er nahm das Mädchen wieder aus Elzes Armen und reichte ihr das Schwert. Fragend und verwundert zugleich blickte sie abwechselnd von der prunkvollen Waffe zu Vitras.
„Was auch immer geschieht Elze. Versprich mir, das Schwert dem Jungen zu geben, sobald er soweit ist, mit dieser mächtigen Waffe umzugehen.“
„Wann wird er soweit sein?“
„Wenn der Zeitpunkt gekommen ist,“ antwortete ihr Vitras: „wirst du es erkennen!“
Dann beugte er sich zu ihr herunter und drückte der älteren Frau einen Kuss auf die Stirn. Elze lächelte ihn an und schritt mit dem Schwert in der Hand an ihm vorbei. Vitras blickte ihr hinterher, als sie auf die Tiere zuging. Sie hatte eine panische Angst, jeden Moment von den Tieren zerrissen zu werden. Doch das Rudel Wölfe machte ihr Platz und ließ sie zu dem Jungen gehen, der in seinem Bastkörbchen schlief. Elze kniete sich nieder, lehnte das Schwert an den Baum und nahm den Säugling vorsichtig aus den Korb. Der Bär gähnte nur gelangweilt, während die Hirschkuh Vitras giftig anblickte.
„Oh, ihr Götter!“, murmelte der Kriegszauberer und legte seinen freien Arm um die Schultern des kleinen Diebes und verließ die Lichtung. Filou passte die Vorstellung gar nicht, mit Elze hier bei diesen merkwürdigen Artgenossen zu bleiben. Er krabbelte aus ihren Jutebeutel, gab der Dienerin einen Stups mit seiner Nase und flitzte flink wie ein Teufel an den Wölfen vorbei, seinem Herrn hinterher. Das Rudel würdigte den Nager jedoch keines Blickes.
***
Zara schritt mit ihrem blutigen Schwert die Lichtung ab. Sie hatten drei Schwestern verloren, für einen absolut sinnlosen Kampf. Außer Zara hatte nur Firsa den Kampf überlebt. Die rothaarige Amazone blutete aus mehreren Wunden, während Firsa mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Schwertarm abtastete. Gemeinsam schleppten sie ihre toten Stammesschwestern zu einem nahen stehenden Buche und bedeckten ihre Leichen mit Ästen und Gestrüpp.