Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 34
„Bei den Göttern!“ Stammelte Zara, wohingegen Firsa überhaupt keinen Ton hervorbrachte. Das Rudel Wölfe blickte die beiden Neuankömmlinge gespannt an. Zaras Blick war zunächst auf die ältere Frau gerichtet, die einen Säugling in den Armen hielt und neben der ein Schwert am Baum lehnte, wie sie es noch nie gesehen hatte. Ein gewaltiger Grizzly lag neben den beiden und schaute zu, wie eine Hirschkuh den Baby Korb mit den verschiedensten Gräsern auslegte. Dann wanderten ihre Augen wieder zu den Wölfen, die anscheinend nur gelangweilt herumlungerten. Zara bedeutete Firsa, sich keinesfalls hastig zu bewegen und deutete dabei auf einen Leichnam mit zertrümmertem Schädel. Als ob dieser Anblick noch nicht genug war, sollte die nächste Überraschung für die beiden Amazonen noch kommen. Mit einem lauten knistern und knacken lichtete sich das Gebüsch direkt neben dem Baum, vor dem Elze saß. Eine schneeweiße Wölfin mit glutroten Augen trat aus dem Gebüsch hervor. Das Tier war gewaltig und seine Ausmaße hatten nichts mit denen eines normalen Wolfes zu tun. Firsa missachtete die Schmerzen in ihrem Bein und warf sich augenblicklich zu Boden. Ein schneeweißer Wolf mit roten Augen, war seit jeher das Totem ihres Stammes. Wie auf Kommando, erhob sich der Bär beim Erscheinen der Wölfin und marschierte gelangweilt durchs Unterholz bis er aus ihrem Blick verschwand. Auch das Rudel Wölfe und die Hirschkuh trotteten in verschiedene Richtungen davon. Die weiße Wölfin hingegen ging auf Elze zu und schnupperte am Säugling. Elze blieb ruhig und gelassen. Die Dienerin war mittlerweile schon überhaupt nicht mehr aus der Fassung zu bringen. Als ob sie ihrer Freude Ausdruck verleihen wollte, schleckte die Wölfin der alten Frau einmal quer durchs Gesicht und bewegte ihre Rute hin und her. Dann drehte sich das Tier um und ging auf die beiden Amazonen zu. Firsa die sich wiederaufgerichtet hatte, wurde leichenblass. Das Tier setzte sich direkt vor den Kriegerinnen hin und fixierte sie mit ihren roten Augen. Zara kam es vor, als würde die Wölfin auf irgendetwas warten. Die rothaarige Amazone schritt vorsichtig zu der Frau mit dem Säugling und kniete sich vor ihr hin, bevor sie sie ansprach:
„Wer seid ihr?“
„Ich bin Elze!“ Antwortete die Frau und sah die Kriegerin mit ihrem freundlichen, warmherzigen Lächeln an.
„Seid, seid ihr die Mutter?“
„Wo denkt ihr hin, ich bin seine Hebamme und habe geschworen den Jungen zu beschützen.“
„Und dieses Schwert?“ Hakte Zara nach, wobei sie auf die prächtige Waffe zeigte.
„Das Schwert gehört ihm!“ Antwortete Elze und zeigte dabei auf den Kleinen den sie im Arm hielt.
„Was hat das mit all den Tieren auf sich?“ Bohrte Zara weiter nach: „Seid ihr eine Göttin?“
Bei der Frage musste Elze urplötzlich lachen. Die ganze Anspannung der letzten Tage, fiel mit einem Mal von ihr herab:
„Ich eine Göttin!“ lachte sie: „Nein, ganz bestimmt nicht. Aber was den Kleinen hier anbelangt, da bin ich mir nicht so ganz sicher.“ Dabei drückte sie den Jungen fest an sich und schaute ihm verträumt ins kleine Gesicht.
Zara erhob sich wieder und gab sich größte Mühe, alles erst einmal zu verarbeiten. Die Wölfin näherte sich den beiden und setzte sich nun neben Elze.
„Ihr könnt unmöglich mit einem Säugling alleine hier im Wald bleiben.“ Stellte Zara unmissverständlich klar: „In unserem Dorf wird man euch Schutz gewähren. Kommt mit uns!“
Nun erhob sich Elze ebenfalls und blickte Zara dankbar an, als sie die schwere Beinverletzung der anderen Amazonenkriegerin wahrnahm. Behutsam legte sie den Jungen in sein Körbchen und ging auf sie zu. Sofort stand die Wölfin auf und legte sich unmittelbar neben den Jungen. Der Blick der Wölfin, ließ bei den beiden Kriegerinnen keinerlei Zweifel aufkommen, dass sie den Jungen mit ihrem Leben beschützen würde. Elze bat Firsa sich auf einen großen Stein zu setzen und kramte in ihrem Jutebeutel herum. Anschließend säuberte sie die Wunden der Frau, so gut es eben ging, und trug eine schmierige schwarze Paste auf. Nachdem sie Firsa mit Stofffetzen verbunden hatte, die sie sich zuvor aus ihrem Dienstbotenkleid riss, kümmerte sie sich auch um Zaras Verletzungen.
Als die drei Frauen mit dem Marsch zum Dorf der Amazonen beginnen wollten, bat Elze die rothaarige Amazone, das Schwert für sie zu tragen, damit sie beide Hände für den Jungen frei hatte. Zara nahm das Schwert, das noch immer am Baum lehnte an sich und betrachtete es voller Ehrfurcht. Es war eine Klinge, die eines Königs würdig gewesen wäre. Die smaragdgrünen Augen des Kunstvollen Löwenkopfes schienen sie spöttisch anzublicken. Die Amazone zog das Schwert ein Stück aus der Scheide hervor und erkannte sofort, dass die Klinge aus einem ganz besonderen Stahl bestand.
„Zwei von diesen Schwertern in den richtigen Händen,“ meinte sie: „Und man könnte es mit der gesamten Darkanischen Armee aufnehmen:“
„Wenn ihr wüsstet,“ brachte Elze trocken hervor: „Wenn ihr wüsstet!“
Als die drei Frauen losmarschierten, schloss sich ihnen die weiße Wölfin sofort an und ging neben Elze her. Als sich ihre Blicke für einen kurzen Moment trafen, war sich Elze absolut sicher, dass die Wölfin für den Jungen durch das Feuer gehen würde.
1.9. ES
Mit schweren Schritten stieg Harun Ar Sabah die Stufen hinunter, die ihn tiefer ins Felsmassiv unterhalb des Palastes der Magier führten. Lange tunnelartige Gänge geleiteten ihn immer wieder in riesige halbrunde Räume, deren einzige Funktion darin zu bestehen schien, dass sich mittig von ihnen eine erneute in den Stein geschlagene Wendeltreppe befand. Harun blieb für einen Moment stehen und blickte auf die glatt geschlagenen Wände. Seine Leibwache sicherte ihn augenblicklich nach allen Seiten ab, obwohl es hier unten niemanden gab, vor den sie ihn beschützen mussten – oder konnten. Der Sinn dieser Räumlichkeiten blieb dem Kriegszauberer und König von Kushtur verschlossen. Fackeln brannten versetzt, in zwei Reihen übereinander im gesamten Rund des Raumes und leuchteten ihn hell aus. Wie in allen anderen Räumen dieser Art auch. Diese gewaltigen Kammern nur zu dem Zweck zu errichten, dass eine weitere Treppe nach unten führt, erschien dem Magier unsinnig. Die lange schwarze Robe, die ihn als Kriegszauberer auswies, wehte bei jedem Schritt um seinen hageren Körper. Sein braun gebranntes Gesicht war von einer Narbe gezeichnet, die sich über seine gesamte linke Wange zog, dicht am Auge vorbei bis hin zur Schläfe. Ein Andenken an seinen Erzfeind und einzigen weiteren Kriegszauberer, der auf der bekannten Welt wandelte. Die schlanke leicht gekrümmte Nase des Magiers betonte seinen raubtierartigen Blick. Dazu passten sein langer schwarzer, zum Ende spitz zulaufender Bart, sowie seine langen schwarzen Haare die mit goldenen Spangen zusammengehalten wurden. An jedem Finger seiner Hände, trug Harun schwere goldene Ringe, in denen die verschiedensten Edelsteine eingefasst waren. Ein langer schwarzer, seidener Schal wickelte sich um seine Hüfte und hielt zwei Krummdolche. Einmal kurz ließ er seinen Blick noch kopfschüttelnd durch den Raum schweifen, bevor er weiterging und auf die letzte Treppe zuhielt. Unten angekommen schritt der Magier mit seiner Leibwache durch einen Gang, dessen Wände nicht mehr glatt geschliffen waren. Auch hier steckten in regelmäßigen Abständen Fackeln in ihren Wandhalterungen und tauchten den Gang in ein unwirkliches Lichtermeer. Am Ende des Durchganges befand sich eine schwere mit Eisen beschlagene Tür. Wie jedes Mal, wenn Harun in die Tiefen hinabstieg, befahl er seinen Wachen hier auf ihn zu warten. Er zögerte bis sich die Wachsoldaten mit dem Rücken zur Tür aufreihten. Dann vollführte eine sachte Geste mit seiner rechten Hand, woraufhin sich die Tür wie von Geisterhand öffnete. Er schritt durch die Öffnung hindurch und wurde augenblicklich von absoluter Dunkelheit umhüllt. Nun wartete er bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte,