Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 37
Sanara starrte betreten zu Boden, doch schnell neigte sie ihren Kopf wieder hoch. Da sie nun mit ihrem Wissen glänzen konnte, strahlte sie Vitras regelrecht an, während sie ihm antwortete:
„Es gibt keine schwarze Magie Großvater. Genau so wenig wie es weiße Magie gibt. Die Macht der Magie ist grundsätzlich indifferent, also neutral. Nur die Art wie die Menschen sie nutzen, lässt es zu, von guter oder eben schlechter, von weißer oder schwarzer Magie zu sprechen.“
„Und was denkst du,“ fuhr Vitras weiter fort: „wie du deine Magie eben bei Filou angewendet hast?“
Bevor Sanara antworten konnte, kam Filou mit dem Bällchen angeflitzt. Er stupste Vitras vor Freude einmal kurz an, um sich gleich wieder Sanara zu zuwenden. Er kratzte und biss ihr zärtlich in die nackten Waden, damit sie endlich mit ihm weiterspielte.
„Nun,“ antwortete Sanara: „, wenn ich mir den glücklichen kleinen Kerl so anschaue, habe ich meine Magie zum Guten angewandt!“
Vitras holte vor lauter Verzweiflung einmal tief Luft, bevor er sie langsam wieder ausstieß. Wieder blickte er zum Himmel. Er war überzeugt, dass Mirna gewiss eine ungemeine Freude an der Logik ihrer Enkelin hatte. Es gelang Sanara immer öfter, das letzte Wort zu behalten. Ganz gleich um was für einen Disput es ging oder mit wem sie ihn führte. Eine feste, aber freundliche Frauenstimme, riss ihn aus seinen Gedanken.
„Meister Vitras, ihr seid endlich zurückgekehrt!“ Vitras drehte sich herum und sah Fürstin Eldar auf sie beide zukommen. Trotz ihrer inzwischen fünfzig Jahren, war die Fürstin noch immer eine außerordentlich attraktive Frau. Die ersten Ansätze von zarten Falten verliehen ihrem Gesicht einen energischen Ausdruck. Die langen braunen Haare, in denen die ersten feinen grauen Strähnen zu erkennen waren, trug sie hochgesteckt. Der Saum, ihres langen dunkelblauen Kleides, schwang fröhlich hinter ihr her, während sie näherkam. Vitras deutete vor ihr eine leichte Verbeugung an, doch Eldar wimmelte diese sofort mit einer energischen Handbewegung ab.
„Hört endlich mit diesem Unsinn auf. Ihr und Sanara gehört, für mich und meinen Gemahl, nun wirklich zur Familie. Das solltet ihr doch inzwischen wissen!“
Bevor der Kriegszauberer irgendetwas erwidern konnte, wandte sich die Fürstin Sanara zu:
„Und du junge Dame, wie siehst du jetzt schon wieder aus?“ Dabei zeigte sie auf Sanaras schmutzige Füße und den ganzen Dreck auf ihrem Kleid, den sie sich durchs herum tollen mit Filou eingefangen hatte.
„Das ist ganz bestimmt nicht das standesgemäße Erscheinungsbild einer jungen Dame.“ fuhr sie belehrend fort: „und das einer jungen Magierin gewiss auch nicht! Geh dich jetzt waschen und ziehe dich um. Wir wollen gemeinsam zu Abend speisen, und den Fürsten sowie deinen Großvater zu ihrer erfreulichen Heimreise beglückwünschen.“
Bevor Sanara protestieren konnte, beugte sich der Kriegszauberer zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn:
„Nun geh schon!“ flüsterte er ihr zu. Daraufhin rannte Sanara lachend, mit Filou im Schlepptau, den Mauergang entlang und verschwand im Innern der Burg.
„Sie wird so verdammt schnell groß!“ murmelte Vitras: „So verdammt schnell!“
„Das ist nun mal der natürliche Lauf der Dinge!“ Erwiderte die Fürstin. Dann bekam ihre Stimme einen ernsten Unterton:
„Wie ist es in Gorien gelaufen?“ erkundigte sie sich.
Vitras stöhnte kurz aber entnervt auf, bevor er antwortete:
„Die Verhandlungen waren weitaus schwieriger als befürchtet. Aber am Ende ist alles gut gegangen, und der Fürst hat sich dem Bund angeschlossen. Die Nachrichten die uns aus dem Süden erreichen werden immer beängstigender. Das hat die Verhandlungen nicht gerade erleichtert.“
Eldar nickte zustimmend, wobei sich leichte Sorgenfalten auf ihre Stirn legten:
„Glaubt ihr, dass es zu einem Krieg kommen wird?“
Vitras wägte seine nächsten Worte sorgsam ab. Eldar und Ingalf wussten nichts von der Prophezeiung - Der Zwei die Eins sein müssen. Schon gar nicht, das Sanara ein wichtiger Bestandteil dieser Prophezeiung war.
„So schnell werden die kriegerischen Handlungen im Süden, mit Sicherheit nicht zu uns in die Hochlanden kommen. Dennoch sind die Nachrichten, die wir von den Handelskarawanen erhalten, äußerst alarmierend. Das war auch der Hauptgrund, warum der Fürst von Gorien so lange zögerte, sich dem Hochlandbund anzuschließen. Er befürchtet, in einen Krieg hinein gezogen zu werden.“
Eldar blickte über die prächtigen Gartenanlagen, die bis zur Nordmauer der Burg führten. Hinter den Befestigungen konnte man die feinen weißen Rauchsäulen vereinzelter Handwerkshäuser erkennen, die sich aus ihren Schornsteinen schlängelten. Der Mauergang auf dem sie standen, bot einen atemberaubenden Blick rings um das weite Grün des Fürstentums. Die Vorstellung, dass dieser märchenhafte, friedliche Ort zum Schauplatz eines Krieges werden könnte, ließ Eldar erschauern.
„Die anderen Fürstentümer haben, während eurer Abwesenheit, Boten zu uns gesandt.“ richtete sich die Fürstin wieder an den Kriegszauberer: „Sie verlangen nach einer Zusammenkunft aller Fürsten, um zu beraten wie wir mit der aufziehenden Gefahr umgehen sollen.“
Vitras nickte ihr in Gedanken versunken zu, bevor er antwortete:
„Die größte Stärke des Bundes besteht darin, dass miteinander gesprochen wird. Dass die Fürsten sich beraten, bis sie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Die Mitglieder des Bundes stehen ausnahmslos, für jedes andere Mitglied ein. Wäre dem nicht so, hätten die Darkanischen Armeen den Bund damals schlichtweg überrollt. Ihr könnt es den anderen Fürsten nicht übelnehmen, wenn sie angesichts der drohenden Gefahr eine Versammlung fordern. Auch wenn euch das Thema diesmal ganz und gar nicht gefällt.“
„Ihr habt ja wie immer recht Meister Vitras.“ Antwortete ihm die Fürstin. Ihre Stimme bekam einen traurigen Klang: „Ich war damals noch so jung, als der Krieg mit den Darkanieren ausbrach. Ich habe mir geschworen, alles zu tun um so etwas nie wieder erleben zu müssen.“ Mit diesen Worten hakte sie sich bei dem Kriegszauberer ein und ließ sich von ihm ins Innere der Burg führen.
„Begleitet ihr mich noch zu meinem Gemahl alter Freund?“
„Selbstverständlich!“ antwortete ihr Vitras: „Bei der Gelegenheit könnt ihr mir von Sanaras Fortschritten, was die Höfischen Etiketten anbelangt, berichten.“
„Fortschritte?“ Eldar musste plötzlich laut und gequält auflachen.
Als sie den großen Hauptkorridor erreichten, der zu den Gemächern des Fürstenpaares führte, blieb Eldar an der Abzweigung stehen, die zu Vitras und Sanaras Gemächern führte.
„Ich glaube beinahe,“ schmunzelte sie: „Wir müssen hier entlang. So wie ich Ingalf kenne, begrüßt er gerade Sanara und überhäuft sie mit jeder Menge nutzloser Geschenke.“
Vitras lächelte ebenfalls. So wie er den Fürsten kannte, hatte seine Gemahlin mit Sicherheit recht.
Der Tag der Versammlung der Fürsten rückte allmählich näher. Die Hofbediensteten hatten alle Hände voll damit zu tun, um Räumlichkeiten herzurichten, die Vorratskammern zu füllen und alles auf Hochglanz zu bringen. Selbst die Stallungen mussten mit einem Anbau versehen werden, damit man alle Pferde der Gäste versorgen