Andran und Sanara. Sven Gradert

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Andran und Sanara - Sven Gradert Band 1&2

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geladen worden zu sein. Zara hingegen hatte damit schon irgendwie gerechnet und freute sich für die alte Frau. Der Vorschlag der Königin wurde einstimmig angenommen. Daraufhin bat die Königin Elze, die ein wenig im Abseits stand, sich auf den leeren Platz direkt neben Zara zu setzen.

      „Dieses Jahr haben wir fünf Prüflinge!“ fuhr die Königin fort, nachdem Elze sich auf den leeren Platz begeben hatte.

      „Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Andran seine Prüfung mit Bravour meistern wird,“ brachte Zara mit einem Mal hervor: „genauso wenig zweifelt irgendjemand daran, das Manith dich stolz machen wird.“

      Rowena nickte Zara freundlich zu, bevor sie fortfuhr. Dabei bekam die Stimme der Königin plötzlich einen eisigen Klang:

      „Die Prüfung des schwarzen Steines wird in diesem Jahr besonders herausfordernd sein!“

      Während Elze schlagartig sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich, beugte sich Zara leicht vor:

      „Was ist außer an Andrans und Maniths Teilnahme in diesem Jahr denn so Besonderes, dass diese Prüfung noch schwerer ausfallen muss?“

      Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, biss sie sich vor Wut auf die Unterlippe. Ihr war schlagartig klar, um was es der Königin ging. Und Rowena hatte Recht.

      „Seit vielen Jahren, ist es niemanden mehr gelungen diese Prüfung zu bestehen. Jedes Jahr haben wir eine junge Schwester verloren. Es dürfen keinerlei Zweifel aufkommen, dass die Prüfung in diesem Jahr weniger anspruchsvoll sein wird, nur weil meine Tochter oder Andran daran teilnehmen.“

      „Und welche Art von Prüfung, hast du dieses Jahr für den schwarzen Stein im Sinn?“ fragte eine andere Rätin die Königin.

      „Wer auch immer den schwarzen Stein zieht,“ erklärte Rowena und sog dabei scharf die Luft ein: „wird uns einen Reißzahn von Murlog bringen!“

      Zara blickte die Königin an, als hätte diese den Verstand verloren:

      „Einen Reißzahn von Murlog? Bist du wahnsinnig geworden? Das ist keine Prüfung, das ist ein Todesurteil!“

       Murlog war eine schreckliche, mordlüsterne Kreatur, die hoch im Norden des Waldes, in einer Höhle am Rande des Drom Gebirges hauste. Etliche Amazonen Trupps hatten in der Vergangenheit versucht, dieses Wesen zu töten. Nie ist eine Kriegerin von diesem Vorhaben lebend zurückgekehrt. Selbst die Barbarenstämme, die jenseits des Gebirges ihre Heimat hatten, fürchteten Murlog. Sie behaupteten sogar, Murlog wäre ein Dämon.

      Rowena schaute missbilligend auf Zara herab:

      „Glaubst du etwa ich wünsche mir das Manith den schwarzen Stein zieht. Glaubst du etwa ich habe Freude daran eine der unseren in den Tod zu schicken, bevor ihr Leben überhaupt richtig begonnen hat? Viele der unseren haben durch diese Prüfung eine Tochter verloren. Wir müssen den Frieden unter unseren Schwestern bewahren. Was glaubt ihr alle denn, was geschehen würde, wenn die Prüfung in diesem Jahr leicht ausfällt. Ausgerechnet dann, wenn meine Tochter daran teilnimmt. Lasst uns abstimmen!“

      Keine der anwesenden Frauen brachte noch irgendeinen Einwand hervor. Der Rat der Ältesten bestand aus acht Schwestern sowie der Königin. Rowena und sechs weitere Frauen stimmten für die Prüfung. Elze stimmte dagegen, währen Zara sich enthielt.

      „Damit ist es beschlossen!“ erklärte Rowena: „Ich werde die Aufgabe für die Prüfung des schwarzen Steines direkt nach der Ziehung bekannt geben.“

      Dann wandte sich die Königin an Elze: „Ich möchte dich bitten, dass du direkt nach der Ziehung mit Rotauge in deine Hütte gehst und das Tier irgendwie ablenkst. Ganz gleich welche Farbe Andrans Stein aufweist, er muss seine Prüfung alleine bestehen.“

      Elze nickte nur geistesabwesend, während Zara ihr einen Arm um die Schultern legte:

      „Verzweifle nicht Elze,“ versuchte sie ihr Trost zuzusprechen: „noch sind keine Steine gezogen worden!“

      Der gesamte Stamm versammelte sich, kurz nach der Abenddämmerung, auf dem Platz vor der großen Ratshütte. Niemand wollte sich die Zeremonie, der Ziehung der Steine, entgehen lassen. Andran und Manith befanden sich mit ihren drei Mitprüflingen im Zentrum des Platzes. Vor jedem von ihnen wurde eine Decke ausgebreitet, auf denen mehrere Kriegerinnen die Dinge platzierten, die sie mitnehmen durften. Ein Messer, einen Bogen mitsamt einem vollen Köcher Pfeile, etwas Trockenfleisch und einen Beutel mit verschiedenen Kräutern, die bei Verletzungen hilfreich waren. Andran und Manith warfen sich immer wieder verstohlene Blicke zu. Sie freuten sich auf die Prüfung. Angst hatten sie beide nicht.

      Nachdem die Königin ihre Rede über Traditionen und die Notwendigkeit dieser Prüfung beendet hatte, begann die Schamanin mit ihren Riten. Gleichzeitig begannen mehrere Kriegerinnen auf die mit Tierhäuten bespannten Trommeln zu schlagen. In wilden Rhythmen tanzte die Schamanin vor den fünf Jugendlichen. Dabei verfiel sie in eine Art Sprechgesang, dessen Sprache niemand verstand. Immer wieder berührte sie einen der Prüflinge an der Stirn oder bewarf ihn mit einem weißen Pulver, das sie aus einer Tasche nahm, die sie am Gürtel trug. Irgendwann begann der der Trommelschlag schneller zu werden, woraufhin die Schamanin den Beutel mit den fünf Steinen hervorholte und in die Luft hielt. Der Klang der Trommeln wurde leiser und eine fast greifbare Spannung breitete sich unter allen Anwesenden aus. Die vier jungen Amazonen und Andran standen der Größe nach nebeneinander. Die Kleinste durfte immer zuerst ziehen, die Größte zog stets zuletzt. Somit war in diesem Jahr Andran als letzter mit dem ziehen dran. Manith musste ihren Stein direkt vor ihm ziehen. Die Schamanin schritt auf die kleinste Amazone zu und forderte sie mit einem Kopfnicken auf, ihren Stein zu ziehen. Von den dumpfen leisen Trommelschlägen abgesehen, war es totenstill auf dem großen Platz. Die Amazone zog mit verschlossenen Augen einen Stein und hielt ihn weithin sichtbar in die Höhe. Er war weiß. Ein leises Gemurmel erhob sich, nur um sofort wieder zu ersterben. Die zweite Kandidatin zog ihren Stein und hielt ebenfalls einen weißen Kiesel in die Höhe. Elze fühlte sich einer Ohnmacht nahe, während Zara anfing sich vor Nervosität die Unterlippe blutig zu beißen. Als das dritte Mädchen ebenfalls einen weißen Stein in die Höhe hielt, wurde die Spannung unerträglich. Die Schamanin stellte sich vor Manith und hielt ihr den Beutel hin. Mit geschlossenen Augen zog das Mädchen ihren Stein und streckte ihn empor. Ein entsetztes Aufstöhnen fuhr durch die Reihen der Kriegerinnen und veranlasste Manith ihre Augen zu öffnen und zu ihrem Stein zu blicken. Sie hatte den schwarzen Stein gezogen. Elze hingegen fiel ein Stein vom Herzen, doch im nächsten Augenblick tat ihr Manith unendlich leid. Dann suchte sie mit ihren Augen nach Rotauge, um mit der Wölfin in ihre Hütte zu gehen, wie Rowena es von ihr verlangte. Obwohl sich Rotauge nie weit von Andran entfernt aufhielt, konnte sie das Tier nirgendwo entdecken. Die Königin hielt sich tapfer, aber Zara konnte ihr ansehen, dass sie mit den Tränen zu kämpfen hatte. Nachdem Andran den letzten verbliebenen weißen Stein zog, wandte sich die Königin an den Stamm, um die Aufgaben zu verkünden. Ihrem Volk stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als es die Aufgabe vernahm, die Manith zuteilwurde. Aber als ob Rowena es geahnt hatte, sah sie auch in einige zufriedene Gesichter. Ausnahmslos Schwestern, die ihre Töchter bei vorherigen Prüfungen des schwarzen Steins verloren hatten. Andran schaute zu Manith herüber, die seinen Blick trotzig erwiderte.

      „Ich werde dieses verdammte Biest erwischen Andran!“ flüsterte sie ihm wütend zu: „Das schwöre ich dir. Ich werde mit diesem verdammten Reißzahn in meinen Händen zurückkehren.“

      Andran wurde zum ersten Mal die Ungerechtigkeit dieses Rituals so richtig bewusst. Er hatte vorher einfach nie darüber nachgedacht. Während er sowie die anderen drei Mädchen lediglich eine Woche allein in der Wildnis klarkommen mussten, stand Manith vor einer Aufgabe, die einer vierzehnjährigen nur den Tod bescheren

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