Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 42
„Du solltest dich doch mit Rotauge in deine Hütte zurückziehen!“
Elze zuckte nur hilflos mit ihren Schultern:
„Ich suche das Tier seit Manith ihren Stein gezogen hat. Doch ich kann Rotauge beim besten Willen nicht finden.“
„Ich kann mir kaum vorstellen,“ brachte Zara trocken hervor: „Das es für Andrans Prüfung von Bedeutung ist, ob sich Rotauge in seiner Nähe aufhält oder nicht.“
Rowena nickte geistesabwesend. Sie wusste genau, dass Zara Recht hatte. Im Geheimen wünschte sie sich mit einem Mal, das die Wölfin auf Manith dermaßen Acht geben würde, wie sie es bei Andran tat. Das Schwindelgefühl, das die Königin seit einigen Minuten fest gepackt hielt, drohte schlimmer zu werden. Sie ließ Elze und Zara wortlos stehen und wollte nur noch ihre Hütte erreichen. Als sie die Decken des Eingangs zur Seite schob, konnte sie gerade noch eintreten, bevor sie von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt zusammenbrach.
***
Die beiden Kriegerinnen führten Andran eine gefühlte Ewigkeit in eine bestimmte Richtung des Waldes. Andran kannte die Umgebung des Dorfes in und auswendig, aber bei der Dunkelheit befürchtete, er die Orientierung zu verlieren, je weiter sie marschierten. Endlich war es soweit. Die beiden Kriegerinnen bedeuteten ihm allein weiterzugehen. Mit ihren typischen, fließenden Bewegungen verschwanden sie urplötzlich im Unterholz und entfernten sich. Andran wartete eine Weile ab und starrte zum Himmel. Unwillkürlich musste er lächeln. Zara brachte ihm früh bei, sich an den Gestirnen zu orientieren. Dann sprintete er los. Er musste so schnell wie möglich in Richtung des Dorfes zurück rennen, und es dann weitläufig umrunden, wenn er Manith einholen wollte. Dabei war höllische Vorsicht geboten, damit er nicht die Kriegerinnen auf sich aufmerksam machte, die ihn in die Wildnis führten. Obwohl er sich sicher war, dass die beiden sich so schnell wie möglich wieder ins Dorf begeben würden, wollte er nichts dem Zufall überlassen. Er konnte die Zeit schlecht einschätzen, vermutete aber, dass es ihn zwei Stunden kosten würde, bis er Maniths Spur aufnehmen konnte. Andran rannte wie ein Teufel. Dabei sprang er elegant über Hindernisse, wie umgestürzte Bäume oder kleinere Flussläufe, die sich in großer Anzahl durch den Schwarzen Wald schlängelten. Zara hatte ihm stets eingeschärft, sich in der Wildnis niemals zu verausgaben. Somit hielt er gelegentlich an und ging kurz in die Hocke, um sich seine Kräfte besser einzuteilen. Bei einer dieser kurzen Pausen ließ ihn ein Rascheln im Gebüsch direkt neben ihn zusammenfahren. Er spannte jeden Muskel seines Körpers an und lauschte. Dabei ließ er das Gebüsch nicht aus den Augen. Erleichtert stieß er den Atem aus den er anhielt, als die Zweige der Büsche auseinander fuhren und Rotauge aus dem Dickicht schritt. Sofort legte er seine Arme um den kräftigen Nacken der Wölfin und liebkoste sie.
„Nun sind wir beide in Schwierigkeiten!“ sprach er zu ihr und kraulte jetzt ihr linkes Ohr. Einer Eingebung folgend blickte er dem Tier direkt in die Augen:
„Manith!“ flüsterte er Rotauge zu: „Wir müssen Manith finden! Manith!“
Die Wölfin, die den Namen natürlich kannte, spitzte ihre Ohren. Andran wiederholte Maniths Namen noch mehrere Male, und bedeutete dem Tier zu suchen. Rotauge begann zu wittern und schlug plötzlich eine bestimmte Richtung ein. Andran lobte das Tier überschwänglich, dann rannte die Wölfin los. Das Tempo des Tieres konnte Andran unmöglich mithalten. Zuerst blieb Rotauge öfter stehen und wartete auf ihn, dann passte sich das kluge Tier seiner Geschwindigkeit an. Als die Morgendämmerung anbrach, fand er zu seiner großen Erleichterung schnell die ersten Spuren von Manith. Die Wölfin hatte ihn in genau die richtige Richtung geführt. Das Tier schnupperte aufgeregt an den Spuren, und sie liefen sofort weiter. Als sie erneut an einen schmalen Wasserlauf kamen, beschloss Andran, sich für einen Moment auszuruhen und etwas von dem Trockenfleisch zu essen, das er mitbekommen hatte. Er setzte sich auf einen Stein und beobachtete wie Rotauge zum Wasser trottete, um zu trinken, als er eine Pfeilspitze in seinem Nacken spürte.
„Bist du eigentlich wahnsinnig?“ hörte er Maniths vertraute Stimme. Andran erhob sich und drehte sich zu dem Mädchen um, das den Pfeil gerade wieder in ihrem Köcher verschwinden ließ.
„Meine Mutter wird uns beide umbringen, sobald sie erfährt, dass du mir gefolgt bist!“
„Da muss sie sich jetzt wohl hinten anstellen!“ brachte Andran süffisant hervor: „Dieser Murlog hat da ja wohl das Vorrecht!“
Manith schaute ihn mit großen Augen an. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass sie ihn von seinem Vorhaben, sie zu begleiten, nicht abbringen konnte.
„Die Aufgabe die man dir auferlegt hat,“ fuhr Andran fort: „ist unmöglich zu bewerkstelligen. Das weiß deine Mutter – das weiß der gesamte Stamm.“
„Und wem nützt es, wenn wir beide draufgehen?“ fragte Manith, wobei ihre Stimme einen traurigen Klang bekam. Zum ersten Mal glaubte Andran, in ihren Augen so etwas wie Hoffnungslosigkeit zu erkennen. Von ihrem Stolz, als sie ihm auf dem Platz vor der Ratshütte noch schwor lebend wieder zurückzukehren, war nicht mehr viel zu erkennen.
„Ich habe nicht vor, mich von diesem Biest zerlegen zu lassen,“ begann Andran ihre Frage zu beantworten:
„Gemeinsam haben wir eine Chance. Stell dir doch nur die Gesichter unserer Schwestern vor, wenn wir gemeinsam zurückkehren. Wenn jeder von uns einen Reißzahn von diesem Biest bei sich trägt. Außerdem vergisst du da noch eine Kleinigkeit!“
Manith blickte ihn nur fragend an.
„Wir sind jetzt zu dritt!“ Dabei zeigte er auf Rotauge, die sich unweit von ihnen hingelegt hatte und sie neugierig beobachtete.
„Also gut!“ brachte Manith endlich ihr Einverständnis hervor: „Die Kriegerinnen die mich aus dem Dorf herausgeführt haben, erklärten mir genau wie ich Murlogs Höhle finden kann.“
„Worauf warten wir dann noch?“ fragte Andran und deutete ein verständnisloses Schulterzucken an.
Manith zeigte nach Westen: „Wir müssen dort entlang!“
Sie drehte sich und marschierte augenblicklich vorweg. Ein Lächeln huschte mit urplötzlich über ihre Lippen. Zum ersten Mal, seitdem ihr bewusst wurde, dass sie den schwarzen Stein gezogen hatte und die damit verbundene Aufgabe erfuhr, schöpfte sie wieder Hoffnung. Sie war unendlich dankbar dafür, dass Andran ihr mit Rotauge gefolgt war. Doch das würde sie niemals zugeben.
2.3. Gulinor
Obwohl sie sich wahnsinnig schnell fortbewegten und sich nur wenig Schlaf gönnten, benötigten Andran und Manith zwei volle Tage um die ersten Ausläufer des Drom Gebirges zu erreichen. Einen weiteren brauchten sie um die großen abgestorbenen Schwarzkiefer zu finden, die laut der Kriegerinnen einen Wegpunkt markierte, der zu Murlogs Höhle führte.
„Von hier aus kann es nicht mehr weit sein!“ erklärte Manith.
Die Bäume des Waldes wurden immer lichter und wichen beständig unzähligen Bergsträuchern. Die beiden kletterten seit einer ganzen Weile über Unmengen von Geröll als Rotauge plötzlich stehen blieb, den Kopf leicht senkte, und bedrohlich zu knurren anfing. Manith nahm sofort einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn in die Sehne ihres Bogens. Andran ging neben Rotauge in die Knie und versuchte zu erkennen, was die Wölfin so aufregte. Dann entdeckte er frisches Blut. Andran stand