Andran und Sanara. Sven Gradert
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Читать онлайн книгу Andran und Sanara - Sven Gradert страница 45
Irgendwie kam es Manith so vor, als ob der Barbar plötzlich einen selten dämlichen Gesichtsausdruck annahm. Dann glitt ihm die Axt aus den Händen und er kippte vornüber zu Boden.
***
Als Gulinor wieder erwachte, dröhnte ihm fürchterlich der Schädel. Er lag mit nacktem Oberkörper auf einer Decke und war über und über mit Blättern, Kräutern sowie einer übelriechenden Paste bedeckt. Direkt neben ihm loderte ein großes Lagerfeuer, das eine angenehme Wärme spendete. Nahe dem Feuer befand sich auch die Wölfin, die auf einem Lager aus Gräsern lag und friedlich schlief. Allmählich dämmerte es ihm, dass er sich noch immer in Murlogs Höhle befand und bemerkte den stechenden Geruch, der von der Leiche des Ungeheuers herrührte. Dann sah er Manith.
„Was, was ist passiert?“ stöhnte Gulinor.
„Du bist ohnmächtig geworden!“ antwortete sie ihm: „Du hast einfach zu viel Blut verloren. Ich habe deine Wunden versorgt während Andran sich um Rotauge kümmerte. Sie braucht jetzt dringend Schlaf.“
Gulinor versuchte sich aufzurichten, um sich in der Höhle umzuschauen. Doch ein starkes Schwindelgefühl machte das Vorhaben sofort zunichte und er legte sich wieder zurück.
„Wo steckt dieser Teufelskerl eigentlich?“
„Andran holt frisches Wasser aus einem kleinen Gebirgsbach, den er gestern entdeckt hat.“
Gulinor neigte seinen Kopf zur Seite, so dass er Manith ins Gesicht blicken konnte.
„Was?“ fuhr sie ihn an.
„Ihr beiden habt mir das Leben gerettet. Gemeinsam haben wir gegen den Murlog gekämpft und gesiegt. So etwas verbindet, zumindest bei meinem Volk. Es tut mir aufrichtig leid, was damals in dem Dorf geschehen ist.“
Manith blickte ihn erstaunt an. Der Tonfall in dem er sprach bewies ihr, dass er es tatsächlich so meinte. Sie blickte auf den verletzten Barbaren herab und verspürte plötzlich nicht mehr die Abneigung und den Ekel, den sie ihm anfangs entgegenbrachte.
„Wie geht es eurer Wölfin?“ erkundigte er sich als nächstes.
„Die Prellung wird besser!“ antwortete sie: „Andran kann hervorragend mit Tieren umgehen.“
„Das ist gut!“ murmelte Gulinor. Er aß etwas von dem Wild, das Manith erlegt und zubereitet hatte, dann schlief er wieder ein.
Nach zwei weiteren Tagen ging es Gulinor wesentlich besser, und auch Rotauge begann sich gut zu erholen. Es fiel Manith schwer, es sich einzugestehen, aber sie mochte den Barbaren. Der anstehende Abschied würde ihr schwerfallen. Sie wusste, dass es Andran ebenso erging.
Nach einem weiteren Tag machten sie sich reisefertig und verließen die Höhle bei Tagesanbruch. Gulinor hielt den abgeschlagenen Kopf Murlogs hoch und betrachtete ihn im frühen Tageslicht. Die großen Hauer hatte er zuvor aus dem Kiefer herausgebrochen und je einen Andran und Manith gegeben.
„Irgendwie sieht er ohne diese Dinger gar nicht mehr so furchterregend aus.“ brummte er enttäuscht: „Hoffentlich denkt der Clan nicht, ich hätte eine gewöhnliche Wildsau abgeschlachtet!“
Manith musste unwillkürlich kichern, während Andran den riesigen Schädel betrachtete:
„Ich denke, das wird schon gehen. Der reicht bestimmt noch für ein paar lustige Lieder!“
Daraufhin legte Gulinor den Schädel zu Boden und fummelte umständlich an seinem bulligen Nacken herum, bis er sich das Lederband über den Kopf zog, an dem zwei Krallen eines Schneelöwen befestigt waren. Er riss das Band entzwei und reichte jeden von ihnen eine der Krallen, in denen feine Runen eingeritzt waren. Dann legte er einen ernsten Gesichtsausdruck zu Tage:
„Wenn einer von euch beiden jemals in Not geraten sollte, dann kommt zu mir. Niemand in meinem Land wird euch irgendein Leid zufügen, wenn ihr diese Krallen bei euch tragt. Ich werde immer für euch da sein und euch helfen so gut ich es kann.“
Andran genau wie Manith, waren von dem Geschenk zutiefst beeindruckt – nicht ahnend, wie sehr sie Gulinors Hilfe eines Tages brauchen würden.
„Wirst du den gesamten Pass des Drom Gebirges jetzt zu Fuß durchqueren?“ fragte Manith.
„Mir wird nichts anderes übrigbleiben.“ brummte Gulinor: „Ich hatte zwar zwei Pferde, doch die sind sofort abgehauen, als sie den Murlog witterten. Manith brauchte Andran nur kurz anzuschauen und ihm war sofort klar, wie er ihrem neuen Freund helfen konnte.
„Ich hoffe, ich schaffe es!“ brachte Andran hervor: „Ich habe erst vor kurzem herausgefunden wie ich es hinbekomme.“
„Schaffen? Was schaffen?“ fragte Gulinor verwundert.
Andran ging ein paar Meter zur Seite, schloss die Augen und begann sich zu konzentrieren.
„Was tut der denn da?“
„Pssst!“ antwortete Manith dem Barbaren: „Warte einfach ab!“
Andran spürte seinen eigenen Geist, spürte jedoch auch, dass er sich noch stärker konzentrieren musste. Dann gelang es ihm. Ein Teil seines Geistes verließ seinen Körper und schoss schneller als der Wind über die weite Landschaft. Erst ein Fuchs, dann ein Braunellen Pärchen das Nestmaterial suchte, verschiedene kleine Nager, sogar ein Braunbär... dann hatte er sie. Gulinors Pferde befanden sich nicht einmal weit entfernt und grasten friedlich. Er tauchte kurz mit seinem Geist in den der Tiere ein, gab ihnen den Befehl und zog sich sofort wieder in seinen eigenen Körper zurück. Andran riss die Augen auf und wankte für einen kurzen Moment. Dann drehte er sich zu Manith und Gulinor herum. Dabei lächelte er leicht.
„Was? Was machst du da Junge?“ erkundigte sich Gulinor, als sie von weitem schon den Hufschlag hörten, der sich rasch näherte.
„Ich sagte es dir doch schon in der Höhle Gulinor, Andran kann gut mit Tieren!“
Der kräftige Barbar war sprachlos. Es dauerte nicht lange und Gulinor hatte seine Pferde zurück. Allen war klar, dass jetzt der Moment für den Abschied gekommen war. Andran und Gulinor verabschiedeten sich mit einem kräftigen Händedruck, wobei Gulinor seine andere Hand anerkennend auf Andrans Schulter legte. Ihm fiel dabei auf, dass Andran für einen Knaben schon recht ordentlich zugreifen konnte. Dann wandte sich Gulinor Manith zu.
„Mir ist ja bewusst, dass ihr Amazonen da ein wenig eigenartig seid, aber bei Borons nacktem Arsch, das ist mir jetzt völlig gleich.“
Bevor Manith auch nur ansatzweise protestieren konnte, packte der Hüne sie oberhalb der Hüften, hob sie mühelos empor und drückte ihr links und rechts einen Kuss auf die Wangen. Andran freute sich diebisch über Maniths perplexen Gesichtsausdruck.
Dann setzte sich Gulinor auf sein Pferd und trabte mit dem Zweitpferd im Schlepp davon. Dabei drehte er sich immer wieder um und winkte ihnen zu, bis er außer Sichtweite war. Manith hielt ihre Löwenkralle in den Händen und drehte sie permanent mit ihren Fingern in alle Richtungen:
„Ich kann es ja selbst nicht glauben!“ brachte sie hervor: „Aber ich denke, ich werde ihn vermissen. Andran blickte sie an, wobei sich seine Mundwinkel leicht spitzbübisch verzogen:
„Ich