Harriet. Kristina Schwartz

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Harriet - Kristina Schwartz Joe & Johanna Trilogie

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zu beantworten, an eine schlanke, junge Frau kann ich mich nicht erinnern."

      Joe kratzte sich am Kopf.

      "Sie wissen doch. Heut' ist Montag."

      Joe hatte das Gefühl, in einem Paralleluniversum festzustecken. "Und?"

      "Montags sind immer die Fettleibigen, die Couch-Potatoes und die Alkohol-Hedonisten. Und die Lustigen, die glauben, bei dm und Billa gibt's die Sonnencreme zum Spaß zu kaufen."

      "Verstehe. Und Sie glauben ein Mädchen in den Zwanzigern fällt in keine der genannten Kategorien?"

      Frau Schober stellte sich breitbeinig hin und verschränkte die Arme vor ihrer ausladenden Brust. "Schwer. Meiner Meinung nach zumindest."

      "Danke. Das wär' für den Moment alles. - Schicken Sie mir bitte den nächsten Patienten."

      "Sofort." Und noch ehe das Wort verhallte, war die Sprechstundenhilfe wieder verschwunden, ebenso flink, wie sie aufgetaucht war.

      Joe warf einen raschen Blick auf ihren Bildschirm. Dr. Bertram war der Nächste. Eine unangenehme Hitze stieg in ihr hoch. Rasch schloss sie auch noch den obersten Knopf ihrer Bluse.

      Gleich darauf stand freudestrahlend Dr. Bertram in ihrer Ordination und schleuderte ihr ein gutgelauntes "Guten Tag, Frau Doktor" entgegen.

      *

      Ihrer Frauenrunde hatte Joe zugesagt, dass sie zuverlässig um halb acht im Santo Spirito sein werde. Da half es auch nichts, dass sie sich nun müde und abgezehrt fühlte und am liebsten gleich ins nächste Bett gefallen wäre. Doch versprochen war versprochen - echtes Frauenehrenwort. Ein Nichterscheinen war nur bei schwerer Krankheit oder Tod tolerierbar.

      Als sie zehn Minuten vor der Zeit in das Lokal in der Kumpfgasse kam, war Andi schon da. Klassische Musik plätscherte wie gewohnt aus der Stereo-Anlage.

      Andrea, die bereits bei ihrem ersten Spritzer saß, war so mit der Speisekarte beschäftigt, dass sie Joe gar nicht bemerkte. Das lange dunkelbraune Haar, das ihr einseitig über die Schulter fiel, gab ihr, missverständlicherweise, etwas Unschuldiges.

      "Ist hier noch frei?"

      "Joe! Schön dich zu sehen."

      "Schön dich zu sehen", sagte Joe, als spreche sie zu George Clooney. "Was tut sich im Burgenland?"

      "Ja, weißt eh, tut sich eh immer was."

      "Na dann. Wie geht's Reinhard?"

      "Hat jetzt endlich die Meisterprüfung geschafft. Aber die Tischlerei, die ihm versprochen hat ihn einzustellen, ist mittlerweile Pleite gegangen."

      "Oh, das ist ja Pech."

      "Also, wenn du `ne Tischlerwerkstatt kennst, die noch nicht Pleite ist ... Ich bin dir für jeden Tipp dankbar."

      "Klar", sagte Joe und dachte, dass es durchaus denkbar war, Teile der Inneneinrichtung der Mühle von einer Tischlerei anfertigen zu lassen. "Und bei dir?"

      Der Kellner kam und sie bestellte einen weißen Spritzer.

      "Jobmäßig nichts Neues. Aber ..."

      "Aber?" Joe horchte auf.

      "Ich glaub', mein Mann hat eine Freundin."

      "Ist nicht wahr. Tatsächlich?" Joe fragte sich, woher so ein langweiliger, mürrischer Spießer wie Reinhard wohl eine Freundin gezaubert hatte. Der Mann war ihr ein Rätsel. Nur weil er ganz gut aussah, war das doch noch lange kein Grund, dass er sich gleich ...

      "Und, dir geht's gut? Siehst großartig aus."

      Joe grinste.

      "Hast du endlich deine große Liebe gefunden?"

      "Kann man das je mit Bestimmtheit sagen?" Joe legte die Stirn in Falten. "Aber bisher sieht's ganz gut aus."

      "Wer ist es denn?" Andis Augen begannen zu leuchten. " Ein Manager, ein Anwalt, ein Zahnarzt?

      Joe holte tief Luft.

      "Ein Banker, ein Chirurg, ein Architekt?"

      "Es ist eine SIE."

      Andi lachte laut auf. "Jetzt verschaukelst du mich."

      Joe verzog keine Miene. Für einen nicht enden wollenden Augenblick entstand eine peinliche Stille.

      Andrea sprang auf, fiel Joe um den Hals und küsste sie. "Ich freu' mich so für dich! Ich hab' mir immer gewünscht, dass du wen findest, den ... äh ... die du lieben kannst."

      "Na, da geht's ja schon lustig zu." Es war die Stimme von Karin.

      "Darf ich auch?", fragte Renate und warf sich Joe an den Hals, um diese zu begrüßen. "Worum geht's überhaupt?", wollte die große, schlaksige Freundin wissen. Der Schalk brannte in ihren blauen Augen und das brünette Haar schmiegte sich um ihre Schultern wie ein seidener Vorhang.

      "Wir feiern Joes große Liebe", antwortete Andi.

      "Oh, wie nett. Hat es endlich gefunkt. Freut mich für dich." Karin - böse Zungen behaupteten sie sei Michelin für das gleichnamige Männchen Modell gestanden - gab Joe einen nassen Kuss auf beide Wangen. Ihre Prinz-Eisenherz-Frisur schimmerte diesmal zur Abwechslung in einem dezenten Rotblond.

      "Danke", sagte Joe. "Ihr seid wahre Freundinnen."

      "Sag schon, wie ist er, wer ist er, was ist er? Hat er Geld?"

      Andi sah verstohlen zu Joe, die drohte, gleich von zwei Augenpaaren verschlungen zu werden.

      "Er ist eine Sie und heißt Sandra."

      Wieder dieses betretene Schweigen. Renates Augen waren weit aufgerissen, ebenso ihr Mund.

      Nach einer Ewigkeit durchbrach Karins selbst für eine Frau zu hoch geratene Stimme die peinliche Stille. "Habt ihr auch solchen Durst? Ich brauch' jetzt unbedingt was Alkoholisches." Sie rief den Kellner, um ein Krügel zu bestellen.

      Renate bestellte einen Kaiser-Spritzer.

      "Wie ist sie denn?", wollte Renate wissen, nachdem der Ober die Getränke gebracht und die vier sich zugeprostet hatten.

      Joes Augen verrieten eine gewisse Unsicherheit. "Nett, einfühlsam, die zweite Hälfte von mir, die ich so lange vermisst habe."

      Karins Bauch, der ohne Probleme als der einer Schwangeren im achten Monat durchgehen konnte, drängte energisch gegen den Tisch. Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf, ehe sie schulmeisterte: "Wie soll denn das gehen. Eine Frau die zweite Hälfte einer Frau?"

      "Ich ... keine Ahnung. Ich kann es dir auch nicht sagen."

      Karin zog eine verächtliche Grimasse.

      "Vor zwei Monaten hätte ich es mir auch noch nicht vorstellen können", meinte Joe nicht ganz wahrheitsgemäß.

      "Es gibt also kein Yin & Yang mehr, sondern nur noch Yin & Yin", ätzte die füllige Prinzessin

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