Schwesterkomplex. Mandy Hopka
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So wie damals.
Blake war nicht anders als er.
Ich ging, ohne ihn noch einmal anzusehen. Ließ ihn zurück als einen weiteren Fehler in meinem Leben.
Den Rest meines Wochenendes, welcher ja nur noch aus dem Sonntag bestand, verbrachte ich auf meinem Sofa. Ich wollte nichts mehr, als diese merkwürdige Begegnung vergessen! Ich wollte diesen so lächerlichen Abend aus meinem Gedächtnis streichen. Darin war ich mittlerweile ziemlich gut geworden. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto merkwürdiger und unlogischer erschien mir Blakes handeln. Weshalb sollte er so einen teuren Saal mieten, mit unseren Verwandten Sekt trinken oder sich noch dazu an die Schwester seiner neuen Anwältin ranmachen? War ihm tatsächlich so langweilig, dass er einfach nur nach Abwechslung gesucht hatte? Er hatte Geld, keine Frage, aber hatten diese Menschen nicht andere Probleme oder sorgen? Gab es denn nichts anderes, mit dem sie ihre Freizeit verbringen konnten, als irgendwelche Feiern zu organisieren? Oder war Jess tatsächlich so gut im Bett? Aber selbst dies erschien mir mittlerweile ziemlich fragwürdig. Ich meine, es wäre logisch, wenn er etwas von ihr wollen würde und damit meinte ich keine Affäre. Wenn er echte Gefühle für sie haben würde, dann hätte man verstehen können, dass er damit bei ihr Eindruck schinden wollte, aber so wie er sich mir gegenüber verhalten hatte, war das ausgeschlossen. Dieser Mann war in der Tat ein Womanizer. Ein Aufreißer, ein Playboy, ein Arschloch durch und durch. Und ich hasste es, dass ich mich an meinem letzten freien Tag noch immer mit ihm herumschlug. Hasste es, das meine Gedanken um ihn kreisten, als wäre er die Erde und ich der Mond. Ich bekam die Bilder einfach nicht aus meinem Kopf. Wie er Jess geküsst haben musste. Sie an stellen berührte, wo er auch mich berührt hatte. Ich hatte noch in derselben Nacht ein Bad genommen und meine Haut mit Zitronen duftendem Duschgel mehr als sauber gewaschen. Mein Gesicht mehr als nur abgeschminkt und mit einem Waschlappen sauber gerieben, bis ich ganz rot war. Ich hatte diese Berührungen abwaschen wollen, wollte seinen Duft vergessen, der noch immer in meiner Nase zu sein schien. Ich hatte diese Gedanken und Gefühle damit loswerden wollen, als klebten sie an meinem Körper und nicht in meinem Kopf, meinem Herz oder meiner Seele. Wie konnte eine einzige Begegnung, ein einziger Tanz und dieser eine Moment im Bad nur so einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben? Vielleicht waren Jess und ich dann doch nicht so verschieden. Ich hatte mich benommen, als wäre ich total bedürftig! Heftig schüttelte ich den Kopf und stellte die Lautstärke meines Fernsehers lauter, damit sie meine Gedanken übertönten. Ich war nicht wie sie! Und ich würde mich auch nicht noch einmal so mitreißen lassen, nur um am Ende wieder denselben quälenden Gefühlen ausgesetzt zu sein. Nicht noch einmal würde ich das durchmachen. Der Mensch musste doch aus seinen Fehlern lernen!
Ich blickte auf die zwei Gestalten im Bildschirm und fragte mich, weshalb sie noch einmal auf ihrem Bett herummachten … verdammt, ich konzentrierte mich einfach zu wenig. Ihre beste Freundin bog gerade um die Ecke und entdeckte die beiden in ihrem eigenen Zimmer, dessen Tür natürlich nur angelehnt war. Wirklich dramatisch! Nun begann der Zickenkrieg. Kein Wunder, wenn man mit dem Freund der besten Freundin schlief. Meine Schwester und ich könnten wohl auch unsere eigene Soap drehen … Mein Handy vibrierte und ich blickte auf den Bildschirm, der mir meine Nachricht bereits anzeigte. Es war Anna.
Anna - Und wie war dein Abend?
Könnte besser gewesen sein, aber hast du etwas anderes erwartet?
Und bei dir?
Anna - Erinnere mich daran, Tommy niemals den Film aussuchen zu lassen. Bin eingeschlafen.
Wie kann man bei Transformer einschlafen???
Bei mir wäre es witziger gewesen.
Anna - Ist eben nicht mein Ding.
& das glaube ich dir gleich ;)
Ich unterließ es, Anna von Blake zu erzählen. Was hätte ich ihr auch sagen sollen? Das sich nach 5 Jahren der Abstinenz meiner Gefühle gegenüber Männern wieder etwas in mir regte? Und das ausgerechnet bei dem lebenden Sexspielzeug meiner Schwester? Wobei ich eher glaubte, dass Jess sein Spielzeug war, so bestimmend wie er wirkte. Dieser Mann hatte den Eindruck erweckt, dass er sich nahm, was er wollte, aber geben würde er niemals etwas. Auch wenn mich seine Bestürztheit in seinen Augen, als ich angefangen hatte aufgrund der Erinnerung zu heulen, irritierte. Diese reue in ihm zu sehen, hatte nicht zu ihm gepasst. Wie hatte ich bei ihm auch nur so die Kontrolle über mich verlieren können? Jetzt dachte er, ich bin ein kleines verweichlichtes Ding. War ich das nicht auch? Ach was soll’s, ich würde ihn ohnehin nie wieder sehen.
Was machst du heute?
Fragte ich sie, da ich glaubte, mich heute ohnehin auf nichts anderes konzentrieren zu können, als auf Damien Blake und mein dummes Verhalten ihm gegenüber. Ihre Antwort ließ auf sich warten.
Anna - Sorry, dieses Wochenende ist Tommy dran. Das nächste gehört wieder uns :)
Na klasse. Immer wenn man jemanden brauchte, hatte er keine Zeit. So war das halt, wenn alle um einen in glücklichen Beziehungen lebten. Ich hasste dieses bittere Gefühl in mir, welches aufkam, wenn ich mich mit allen traf. Ich hasste mich dafür, dass ich vor Neid selbst meinen eigenen Freunden das Glück nicht gönnte. Ich hasste diese Blicke, diese kitschigen Wörter, die sie wechselten, diese Küsse, die wahrscheinlich bereits vollkommen normal für sie waren. Dabei sind sie die wichtigsten Menschen, in meinem Leben. Menschen, mit denen ich noch lachen konnte, die mich akzeptierten. Die mir halt gaben, in jedem glücklichen Moment, den wir miteinander verbrachten. Aber gleichzeitig nagte diese blinde Eifersucht an mir und trieb mich von ihnen weg. An jedem Tag, in dem ich glücklich mit ihnen gelacht hatte, kehrte abends die Einsamkeit doppelt so heftig zu mir zurück. Als würde ich durch sie alle sehen, was mir seit 24 Jahren verwehrt blieb.
Ich war wirklich eine beschießende Freundin …
Voller Euphorie kroch ich am Montagmorgen aus meinem Bett. Vergessen war Blake, vergessen waren alle dunklen Erinnerungen. Das Leben ging wie so oft unaufhaltsam seinen eigenen Weg.
Nur leider machte mir das Schicksal wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Meine Mom lud mich am Mittwoch zum Abendessen ein. Warum auch immer … Vielleicht hatte sich Jess ja bei ihr ausgekotzt? Na wenigstens hatte ich die Ausrede, durch meine Frühschicht eher gehen zu können.
Aber genau bei diesem Essen stellte sich heraus, dass der Name Blake wohl in Zukunft noch öfter in meinem Leben zuhören sein würde. Jess schwärmte ja geradezu von ihrem Chef. Ich hörte nur zur Hälfte hin, da ich einfach keine Lust auf ihre Angebereien hatte. Das wichtigste, wie die Tatsache, dass sie wohl viel Reisen musste, dass es um irgendwelche Verträge ging und das Blake ja so toll war, vernahm ich jedoch trotzdem. Warum hatte ich eigentlich nochmal zugesagt? Immerhin war ich wie Luft an diesem Tisch. Da gab es kein: Wie geht es dir Jane; oder: Wie war dein Tag? Jess plapperte und plapperte wie ein Wasserfall. Aber eines musste ich ihr lassen, so aufgeregt hatte ich sie noch nie erlebt. Da lag ein Glänzen in ihren Augen, welches noch nie dort gelegen hatte. Fast schon hätten es wahre Gefühle sein können. Aber das einzige, was sie so ausflippen ließ, war die Aussicht auf richtig viel Kohle. „Es freut mich, dass du einen guten Arbeitgeber gefunden hast“, entgegnete unsere Mutter und reichte mir die Schüssel mit den Kartoffeln. Oh, scheinbar war ich doch nicht ganz so unscheinbar für sie. „Ja, diese Firma ist gigantisch. Allein diese Export-