Denke (nach) und werde reich. Napoleon Hill
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Einen ganzen Monat lang erforschte er intensiv das ganze Geschäfts- und Vertriebsmodell des Hörgeräteherstellers und entwickelte ein System, das es möglich machte, mit Schwerhörigen auf der ganzen Welt zu kommunizieren, um ihnen von seiner Veränderten Welt zu berichten. Als er damit fertig war, stellte er einen Zweijahresplan auf und legte ihn der Unternehmensleitung vor – mit dem Ergebnis, dass er sofort übernommen wurde und sich gleich daran machen konnte, sein ehrgeiziges Projekt umzusetzen.
Am Anfang war seine Bestimmung noch nicht abzusehen, Tausenden von Taubstummen, die ohne seine Hilfe von wichtigen Bereichen des Lebens völlig abgeschnitten gewesen wären, Erleichterung und Hoffnung zu bringen.
Kurz nachdem er mit dem Unternehmen ins Geschäft gekommen war, lud er mich zu dem Unterricht ein, den sein Unternehmen ausrichtete, um Taubstummen das Hören und Sprechen beizubringen. Mir war von einer derartigen Ausbildung vorher noch niemals etwas zu Ohren gekommen. Als ich die Klasse besuchte, war ich also erst einmal skeptisch, hoffte jedeoch, dass meine Zeit nicht völlig vergeudet sein würde. Was ich dann tatsächlich zu sehen bekam, war eine ums vielfache vergrößerte Vision der Anstrengungen, die ich unternommen hatte, um in meinem Sohn das Verlangen nach einem normalen Gehör zu erwecken und immer weiter voranzutreiben. Ich sah, wie buchstäblich Taubstumme das Hören und das Sprechen beigebracht bekamen. Und zwar durch die Anwendung ein und desselben Prinzips, das ich mehr als zwanzig Jahre zuvor dazu verwendet hatte, meinen eigenen Sohn vor dem Los der Taubheit zu retten.
Für mich besteht kein Zweifel daran, dass Blair sein Leben lang taubstumm gewesen wäre, hätten seine Mutter und ich es nicht fertiggebracht, seinen Geist so zu formen, wie wir es taten. Der Arzt, der bei seiner Geburt dabei war, war sich völlig sicher gewesen, dass er niemals würde hören oder sprechen können. Einige Wochen vor der Veröffentlichung dieses Buches unterzog Dr. Irving Voorhees, ein anerkannter Spezialist für solche Fälle, unseren Sohn einer gründlichen Untersuchung. Er war sehr überrascht, als er feststellte, wie gut Blair mittlerweil hören und sprechen konnte und meinte, laut dem Ergebnis seiner Untersuchungen „sollte der Junge theoretisch überhaupt nichts hören können.“ Aber der Junge hörte, und das der Tatsache zum Trotz, dass die Röntgenaufnahmen belegten, dass es an der Stelle seines Schädels, wo gewöhnlich die Ohren sitzen, noch nicht einmal eine Öffnung gab.
Als ich seinem Geist das Verlangen einpflanzte, hören, sprechen und ein normales Leben führen zu können, ging von diesem Impuls eine seltsame Macht aus, welche die Natur dazu bewegte, eine Brücke über die Kluft des Schweigens zwischen seinem Gehirn und der äußeren Welt zu bauen. Auf welche Weise sie das zuwege brachte, ist sogar den besten Spezialisten ein Rätsel. Für mich wäre bereits der Versuch, darüber Mutmaßungen anzustellen, ein Sakrileg. Und ich könnte es mir niemals vergeben, der Welt meinen bescheidenen Beitrag zu dieser wundersamen Erfahrung vorzuenthalten. Es ist meine Pflicht und eine große Ehre, mich vor Ihnen zu dem nicht unbegründeten Glauben zu bekennen, dass es für jemanden, der sich auf die Kunst versteht, sein Verlangen durch ausdauerndes Vertrauen zu untermauern, absolut nichts gibt, was unmöglich wäre.
Ein brennendes Verlangen kennt Wege zu seiner Verwirklichung, die wirklich abwegig erscheinen können. Blair hatte das Verlangen nach einem normalen Gehör – und hat es bekommen! Er kam mit einer Behinderung auf die Welt, durch die jemand mit einem weniger ausgeprägten Verlangen leicht auf der Straße gelandet wäre. Heute dient dieselbe Behinderung ihm als ein Werkzeug, das es ihm erlaubt, sich für Millionen von Schwerhörigen einzusetzen und ihm darüber hinaus eine nützliche, angemessen entlohnte Position verschafft, die er Zeit seines Lebens ausüben kann.
Die kleinen harmlosen Lügen, die ich in seinen Geist gestreut hatte, als er noch ein Kind war, und die dazu führten, dass selbst daran glaubte, dass seine Beeinträchtigung sich einmal als ein großer Vorzug herausstellen würde, haben sich also bezahlt gemacht. In der Tat gibt es nichts, sei es nun etwas Gutes oder etwas Schlechtes, das nicht durch Glauben plus brennendes Verlangen verwirklicht werden könnte. Und dieses Duo steht für jeden von uns bereit!
Ich habe in all den Jahren, während der ich mit den persönlichen Problemen vieler verschiedener Menschen gearbeitet habe, nicht einen einzigen Fall erlebt, der eindeutiger die Macht des Verlangens beweist. Manche Autoren machen den Fehler, ausschließlich von Personen zu berichten, die sie schlecht oder nur sehr oberflächlich kennen. Das Schicksal meinte es gut mit mir, indem es mir die Möglichkeit gab, mich durch die Behinderung meines Sohnes von der Unwiderstehlichkeit der Macht des Verlangens zu überzeugen. Vielleicht ist es einem guten Stern zu verdanken, dass es so kam wie es kam, denn sicherlich gibt es niemanden, der besser als lebendes Beispiel dafür genommen werden kann, was passiert, wenn das Prinzip des Verlangens auf den Prüfstand gestellt wird, als meinen eigenen Sohn. Wenn Mutter Natur selbst sich der Macht des Verlangens beugt, wie könnte sich jemals ein gewöhnlicher Mensch einem brennenden Verlangen entziehen!
Die Macht des menschlichen Geistes ist unergründlich. Die Methoden, durch die er jeden Einzelnen von uns, jede Gelegenheit und jeden Gegenstand in seinem Geltungsbereich dazu benutzt, Verlangen in greifbare Realität zu verwandeln, entziehen sich unserer Kenntnis. Vielleicht wird unsere Wissenschaft dieses Geheimnis irgendwann einmal lüften können.
Ich habe meinem Sohnes das Verlangen eingepflanzt, wie jede normale Person hören und sprechen zu können. Dieses Verlangen ist Wirklichkeit geworden. Ich habe ihm das Verlangen eingepflanzt, seine größte Schwäche in seine größte Stärke zu verwandeln. Aus diesem Verlangen wurde zu einer Tatsache. Die Vorgehensweise, die dazu führte, ist leicht zu erklären. Sie lässt sich in drei Teile gliedern:
Ich habe darauf vertraut, dass mein Sohn normal hören würde, dieses Vertrauen mit einem heftigen Verlangen danach vermengt und es auf Blair übertragen.
Ich habe ihm mein Verlangen auf jede erdenkliche Weise mitgeteilt, und zwar beständig und über viele Jahre hinweg.
Er glaubte mir!
Als ich dieses Kapitel abgeschlossen hatte, erreichte mich die Nachricht des Todes von Ernestine Schuman-Heinck. Da der Zeitungsbericht von nichts anderem handelt als von Verlangen, habe ich mich dazu entschlossen, ihn hier kurz zusammen zu fassen.
Am Anfang ihrer Karriere war Frau Schuman-Heinck zu einem Vorsingen bei dem Direktor der Wiener Staatsoper vorgeladen. Doch als sie hereinkam, ließ er es erst gar nicht auf eine Probe ankommen. Nachdem er einen Blick auf das schüchterne, schlecht gekleidete Mädchen geworfen hatte, entfuhr es ihm: "Wie glaubst du, dass du mit so einem Gesicht und ohne jede Persönlichkeit jemals Erfolg als Opernsängerin haben könntest? Mein gutes Kind, schlag dir den Gedanken aus dem Kopf, kauf dir eine Nähmaschine und mach dich an die Arbeit! Du wirst niemals eine Sängerin sein!"
Niemals ist eine verdammt lange Zeit! Der Direktor der Wiener Staatsoper wusste sicherlich viel über Gesangstechnik. Doch er wusste wenig über die Macht des Verlangens, vor allem, wenn es die Dimension einer Besessenheit annimmt. Denn hätte er mehr darüber gewusst, dann hätte er niemals den Fehler begangen, eine große Begabung abzuurteilen, ohne ihr Gelegenheit zu geben, sich zu offenbaren.
Vor ein paar Jahren wurde einer meiner Geschäftspartner krank. Mit der Zeit wurde es immer schlimmer, bis es nicht mehr anders ging und er schließlich zu einer Operation ins Krankenhaus gebracht wurde. Kurz bevor er in den Operationssaal geschoben wurde, sah ich ihn mir noch einmal an und fragte mich, wie jemand, der so dünn und ausgemergelt war wie er, jemals eine schwere Operation überstehen könnte. Der Arzt meinte, dass, wenn überhaupt, nur eine sehr geringe Chance bestünde, ihn lebend wieder zu sehen. Doch das war die Meinung des Arztes. Der Patient war da ganz anderer Ansicht. Kurz bevor er weggebracht wurde, flüsterte er mir noch matt zu: "Sorgen Sie sich nicht, Chef, ich werde hier in ein paar Tagen wieder raus sein." Die Krankenschwester schaute