101 Diamanten. Gudrun Anders

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101 Diamanten - Gudrun Anders

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Sternenkind kaputte Flügel geschient, Schnäbel repariert, Krallen geschnitten, Wunden verbunden und auch sonst mit Rat und Tat den Tieren zur Seite gestanden. Noch nie hatte unser Sternenkind auch nur im Entferntesten daran gedacht, unseren Tieren etwas zu Leide zu tun.

      Eines Tages geschah etwas Merkwürdiges. Als unser Sternenkind nach getaner Arbeit zum See hinunter ging, um dort wieder die Stille zu genießen, waren die Tiere dort in Aufruhr. Die Vögel flogen wild durcheinander und schnatterten was das Zeug hielt und Fische stoben im Wasser herum, als wenn sie lebendige Blitze wären.

      „Was ist denn heute hier los?“ fragte das Sternenkind etwas verwundert über die Aufregung.

      „Stell' dir vor“, plärrten die Fische im Chor, „man hat etwas unheimliches im Wald gesichtet! Es hat vier Beine und leuchtend grüne Augen. Ein Tier, das wir hier noch nie gesehen haben! Und jeder hat Angst, weil die Kunde geht, es soll sehr groß und stark und gefährlich sein!“

      „Aber was soll denn das für ein Tier sein? Wie könnt ihr davor Angst haben? Habt ihr es überhaupt schon gesehen?“ fragte das Sternenkind.

      „Nein, nein, das haben wir nicht“, krakelten die Fische wieder im Chor und tauchten blitzschnell unter und auch wieder auf.

      „Ich habe eine Idee“, sagte das Sternenkind. „Ich baue hier eine kleine Mauer. Gewissermaßen als Schild, damit das Untier euch nichts anhaben kann. SO seid ihr geschützt. Seid ihr einverstanden?“

      „Ja“, grölten die Fische lauthals und das Sternenkind machte sich auf den Heimweg, um das benötigte Material zu holen.

      Zuhause angekommen sah das Sternenkind etwas Zusammengerolltes vor der Haustür liegen. Es sah aus wie ein Fell. Wer mochte wohl ein Fell vor seine Türe gelegt haben? Langsam ging es näher heran. Plötzlich bewegte sich das Fell, grüne Augen guckten unser Sternenkind ängstlich an und mit einem gewaltigen Satz war das Fell um die Hausecke verschwunden.

      „Halt! Lauf' nicht weg! Ich will dir nichts Böses tun. Ich bin das Sternenkind und wohne hier. Kann ich dir helfen? Hast du vielleicht Hunger?“ Schritt für Schritt ging das Sternenkind dabei auf das Haus zu und sah langsam um die Hausecke. Einen Meter abseits lag das flinke Fell im Gras und blickte das Sternenkind aus großen Augen an. „Das hab' ich auch noch nie gesehen“, sagte das Sternenkind. „Ein Fell, das sich bewegen kann. Urkomisch.“

      „Gar nicht komisch“, sagte das Fell. „Ich habe zwar ein Fell, aber ich bin keines, denn noch lebe ich ja. Ich bin eine Katze. Kennst du uns Katzen denn nicht?“ sagte das vierbeinige Fell, welches sich Katze nannte.

      „Nein, so etwas wie dich habe ich noch nie gesehen. Bist du dann das Untier, das hier im Wald sein Unwesen treibt und die ganzen Tiere des Waldes in Aufruhr bringt?“ fragte das Sternenkind.

      „Wieso? Ich bringe niemanden in Aufruhr. Die Menschenkinder, bei denen ich so lange gewohnt habe, haben mich hier im Wald vergessen und sind ohne mich wieder losgefahren. Seit vielen Tagen laufe ich durch den Wald. Meine Pfoten sind schon ganz wund vom vielen Laufen. Und im Magen hab' ich seit vielen Tagen nichts. Zum Jagen bin ich schon zu kraftlos und Beeren esse ich nicht. Sag', Sternenkind, kannst du mir etwas zu essen geben?“ Die Katze kroch ein wenig näher heran.

      „Ja, komm' mit mir in meine Hütte. Wir finden bestimmt etwas für dich, „ meinte das Sternenkind.

      „Kann ich dir auch vertrauen?“ fragte die Katze immer noch misstrauisch.

      „Ja, das kannst du. Die Tiere des Waldes und der Seen sind alle meine Freunde. Ich könnte ihnen nichts zu leide tun – und dir auch nicht, „ sprach das Sternenkind und ging in die Hütte hinein.

      Mit etwas Abstand und noch immer ängstlich kam die Katze hinterher. In der Hütte roch es gut und der Katze wurde es heimelig zumute. So gut hatte es bei den Menschenkindern auch immer gerochen und erst einmal geschmeckt! „Hier, ich habe etwas Suppe für dich“, sagte das Sternenkind. „Frisch gemacht aus den Früchten des Gartens und des Waldes. Mit feinen Kräutern. Probier's einmal.“ Und es stellte der Katze einen Teller voll hin. Die Katze, ausgehungert, wie sie war, stürzte sofort darauf zu Im Nu war der Teller leer und es verspeiste noch einen weiteren mit Genuss. Als auch dieser Teller blank geleckt war, rekelte sich die Katze wohlig und zufrieden und hielt sich ihren dicken Bauch.

      „Das war gut. Sehr gut sogar“, sagte sie zufrieden. „Weißt du, Sternenkind, eigentlich essen wir Katzen keine Suppe. Mit Vorliebe essen wir eigentlich Fisch, aber ich bin nicht verwöhnt. Die Menschenkinder, bei denen ich gelebt habe, hatten nicht viel Geld. So haben wir uns immer gefreut, wenn wir überhaupt etwas zu essen hatten. Und eigentlich schmeckt mir alles sehr gut. Wenn mein Magen zufrieden ist, dann bin ich auch zufrieden.“ Die Katze streckte sich lang aus und dehnte sich.

      „Sag' mal, kleine Katze“, sagte das Sternenkind. „Du hast gesagt, du isst mit Vorliebe Fisch – jagst du denn die Fische auch?“

      „Eigentlich habe ich das noch nie gemacht. Ich müsste es aber tun, wenn mein Hunger zu groß wird, „ entgegnete die Katze.

      „Weißt du“, sagte das Sternenkind, „Auch die Fische sind meine Freunde und auch ich angle mir gelegentlich mal einen Fisch im Winter, wenn meine Vorräte zur Neige gehen. Könntest du es genauso halten und dich mit mir von den Früchten des Gartens ernähren?“

      „Gern“, sagte die Katze. „Wenn du es erlaubst, würde ich sowieso gern eine Weile bei dir bleiben und dir bei deiner Arbeit helfen. Als Gegenleistung fordere ich nur etwas zu essen und einen warmen Schlafplatz.“

      „Abgemacht“, sagte das Sternenkind fröhlich und hatte das Gefühl, einen wahren Freund fürs Leben gefunden zu haben. Gemeinsam sagten sie noch allen Tieren des Waldes und den Fischen der Seen, dass niemand mehr Angst zu haben brauchte und alle lebten wieder glücklich und friedvoll wie eh und je.

      Das geheimnisvolle Zimmer

      Es war einmal ein lieblicher Engel, der die Obhut über ein geheimes Zimmer hatte, welches nur sehr wenige Engel betreten durften. In dieses Zimmer durften nur die Eingeweihten, die, die mit den Zaubergegenständen umgehen durften. Oft hatte unser Engel schon einen verstohlenen Blick in dieses Zimmer geworfen, denn betreten durfte er es noch nicht, denn noch dazu. Vor kurzem hatte man ihn ja sogar schon befördert. Jetzt stand er schon an der Schwelle zur Einweihung. So war es nur eine Frage der Zeit, wann man ihn in das große Geheimnis einweihen würde. Aber neugierig war er schon. Unser Engel allein war dazu befähigt, dieses Zimmer, das immer verschlossen war, zu öffnen, denn unser Engel trug den Zauberschlüssel, der diese Tür öffnen konnte, stets bei sich.

      Eines Tages, als unser Engel ziemlich sicher war, dass alle anderen Engel unterwegs waren, übermannte ihn die Neugier so sehr, dass er es kaum noch aushalten konnte. Zu gern würde er einmal in dieses Zimmer gehen und sich die Dinge ansehen, die dort standen und die er bislang nur von weitem erblicken durfte, weil er noch nicht zu den Eingeweihten zählte. Er wusste, dass es strengstens verboten war und mit einer hohen Strafe belegt wurde, wenn man ihn hier erwischte. Und so stritt er sich mit sich selbst, was er nun machen sollte. Der eine Teil in ihm sagte: „Nein, gehe nicht hinein, das bringt nur Ärger mit sich.“ Und der andere Teil sagte: „Ja, gehe hinein. Eine Erfahrung ist es sicher wert.“

      Und da stand nun unser Engelchen und kämpfte mit sich. Eine ganze Weile verging und dann vergewisserte sich unser Engel noch einmal, ob nicht doch irgendwo noch ein Engel war, der ihn bei seinem Vorhaben erwischen konnte. Nein. Weit und breit war kein

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