Revenge. Fritz Dominik Buri
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Anfangs hatte er noch verzweifelt versucht Gegensteuer zu geben, doch seine Bemühungen zeigten keine grossen Auswirkungen bis er es schliesslich leid geworden war.
Eines Tages war er zur Einsicht und an den Punkt gelangt, wo er angefangen hatte, dagegen anzukämpfen und sich mit seinem Schicksal arrangiert hatte, zuerst hatte er noch einige Stiche in seiner Seele verspürt, doch mit der Zeit hatte er sich damit abgefunden, seine Lage akzeptiert.
Und von da an hatte er sich besser gefühlt, die Lage war nicht besser oder schlechter als vorher geworden, es hatte sich ab dem Zeitpunkt besser, entspannter angefühlt.
Das Treffen mit seinem Berater war im Grunde genommen nutzlos, jetzt sowieso doch das brauchte niemand zu wissen, die ganzen Treffen der letzten Monate waren eine reine Alibiübung gewesen die einzig und alleine dazu diente, dass er etwas machte und somit die Zahlungen von der Arbeitslosenkasse rechtfertigte.
Doch es gab noch einen weiteren Grund, diese Treffen waren die wenigen Augenblicke wo er sich noch mit Menschen traf, mit neutralen Menschen und keinen Freunden und wo er unter Leute kam.
Sonst lebte er seit Monaten sehr zurückgezogen, was er bewusst so wollte, doch die Treffen die einmal alle fünf bis sechs Wochen stattfanden, kamen ihm gelegen.
Sie hatten um halb drei Uhr nachmittags abgemacht, er hatte sich bei einigen Firmen beworben, doch dies auch mehr halbherzig und weil er es von Amtes wegen tun musste, diese Unterlagen hatte er fein säuberlich bereitgelegt und in seiner schwarzen Mappe verstaut, konnte sie nur aufmachen und die Unterlagen hervornehmen und überreichen.
Mit dem Bus hatte er ungefähr eine halbe Stunde Fahrt und von der Bushaltestelle waren es nochmals gut fünf Minuten zu Fuss.
Der Bus, das wusste er, weil er nicht das erste Mal damit fuhr, fuhr um 13:42 von hier weg, so hatte er auch genug Zeit um pünktlich zu erscheinen.
Pünktlichkeit war ihm wichtig, eines der wenigen Dinge die ihm noch wichtig waren in seinem Leben, ebenso seine Spaziergänge, sie gaben ihm ein Gefühl von Struktur und einer gewissen Ordnung in seinem Tagesablauf.
Ganz aufgeben wollte sich Herb nie, und würde er auch nicht, jetzt sowieso wo es darum ging, seinen Plan voranzutreiben und alles in die richtigen Bahnen zu lenken.
Er schaute auf die kleine Tisch Uhr an seinem Schreibtisch, kurz vor elf Uhr, also hatte er noch genug Zeit, und jetzt eine Zigarette und einen Kaffee.
Wir haben da etwas für Sie
Herb schaute auf seine Armbanduhr, gleich würde der Bus kommen, er würde gleich beim Busfahrer ein Ticket lösen, die neuartigen Apparate waren ihm suspekt und da er selten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, kannte er sich damit nicht aus.
Die Angelegenheit mit der Arbeitslosenkasse war genau genommen eine reine Alibiübung, nicht mehr und nicht weniger.
Er war genau genommen bereits ausgesteuert und lebte von den Zuwendungen des Amtes, deshalb war er auch nicht mehr bei der Arbeitslosenkasse offiziell gemeldet, der einzige Grund warum er trotzdem noch zu den Terminen mit Herrn Saxer ging, war, dass sie ihn an kostenlose Kurse schickte.
Dank diesen Kursen sollte Herb die Chance gegeben werden, eine neue Stelle zu finden und auch, dass er beschäftigt war, mit anderen Worten, eine Struktur verpasst bekam und nicht ganz versauerte.
Gut gemeint hatte Herb über diese Massnahmen reflektiert, doch der gewünschte Erfolg war bisher ausgeblieben.
Und ausserdem, dies spielte nun auch keine Rolle mehr, war sozusagen Schnee von gestern, also wozu sich über etwas Gedanken machen dessen Mühe sich nicht lohnte.
Er drückte die Zigarettenkippe aus und warf sie in den dafür vorgesehenen Blechbehältern, der Kanton Luzern war in der Beziehung vorbildlich und hatte angefangen, an die Raucher zu denken, ein Umstand an den die Behörden sonst eher weniger dachten, abgesehen davon, dass gewisse Politiker die ganze Bevölkerung am liebsten entzigarettisieren würden.
So hatte die Verwaltung einen Plan gefasst, etwas gegen die Kippen zu tun und zu den Abfallbehältern einen separaten Blechbehälter zusätzlich einzubauen, wo die Raucher ihre Zigaretten entsorgen konnten, und zwar so, dass der Abfalleimer kein Feuer fing.
Das empfand Herb als eine sinnvolle Investition der öffentlichen Steuergelder, in vielen Dingen sah er es anders, doch in diesem Fall eben nicht.
Eine ältere Dame die ein paar Schritte neben ihm stand kramte umständlich in ihrer Handtasche herum und murmelte dabei etwas von einem Abo, Herb vermutete, dass sie ihr Bus Abo suchte und es nicht fand und deswegen mit sich selbst lästerte.
Wenn du den ganzen unnützen Kram aus deiner Tasche nehmen würdest, dann hättest du auch einen besseren Übersicht dachte Herb und schaute den vorbeifahrenden Autos zu.
Dann hörte Herb einen grunz artigen Laut neben sich wo die ältere Dame stand, mit einem strahlenden Lächeln hielt sie ihr Abo mit der linken Hand in die Höre als wollte sie es jedem zeigen der es sehen wollte, dass sie ihr Abo gefunden hatte.
Na Bravo, geht doch Mutti dachte Herb lächelnd, in Zukunft hältst du bessere Ordnung in deiner Handtasche, dann findest du in Zukunft dein Abo einfacher und schneller.
In diesem Moment traf der Linienbus ein, es war der 12er, mit diesem Bus würde er fast bis zum Zielort fahren können, ein paar Schritte zu Fuss gehen und dann in dieses graue mehrstöckige Gebäude eintreten.
Sein Berater hatte sein Büro im fünften Stock, jedes Mal, wenn Herb dort zum Termin erschien, was seine Pflicht von Amtes wegen war, lief er die Stufen bis zum fünften Stock hinauf, noch nie hatte er den Fahrstuhl benutzt.
Fahrstühle sind etwas für lahme Enten hatte ihm sein Vater schon als Kind immer gesagt, er hatte darüber kurz nachgedacht und dann beschlossen, wie sein Vater nie einen Fahrstuhl zu benützen.
Daran hatte er sich auch als Erwachsener gehalten.
Herb bestieg den Bus und kaufte beim Fahrer ein Ticket und setzte sich danach gleich hinter den Fahrer, dessen Sitzreihe frei war, die ältere Dame war weiter hinten eingestiegen, um diese Zeit hatte es nicht viele Fahrgäste, was ganz anders zur Rush Hour aussah, da waren die Linienbusse immer gerammelt voll mit Pendlern die in die Stadt zur Arbeit fuhren und am Abend wieder zurück, vertieft in ihre Smartphones.
Wie eine Herde Schafe die man am Abend wieder raus liess damit sie am anderen Morgen wiederkamen, erinnerte ihn dies jedes Mal.
Seit er seinen Wagen abgegeben hatte, resp. in der Garage stand, weil er die Versicherung nicht mehr bezahlen konnte und er so die Schilder abgeben musste, hatte er angefangen, ebenfalls auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen.
Was blieb ihm auch anderes übrig.
Ruckartig setzte sich der Bus in Bewegung, Herb lächelte, wenn Fahrgäste im Bus gewesen wären die nicht so viel Glück hatten in der Rush Hour um einen Sitzplatz zu ergattern, wären bei diesem brüsken Anfahrmanöver bestimmt umgefallen oder hätten sich in letzter Sekunde hilfesuchend nach einem rettenden Griff umgesehen.
Einige hätten wohl gelästert und andere geschmunzelt und