Die Sozialdemokratie. Karl Glanz
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Die Zentralkomitees der beiden proletarischen Parteien in Österreich, so die Arbeiter - Zeitung, haben folgenden Aufruf veröffentlicht: Arbeiter und Angestellte! Männer und Frauen Österreichs! Das spanische Volk führt einen Kampf auf Leben und Tod um seine Freiheit. Bewaffnete Arbeiter verteidigen zusammen mit dem treu gebliebenen Teil der Exekutive die Republik. Seit Wochen fallen täglich hunderte Männer und Frauen des arbeiten den Volkes in schweren Kämpfen in allen Teilen des Landes. Die ganze Welt hat für oder gegen die spanischen Freiheitskämpfer Partei ergriffen. Auch die österreichische Arbeiterschaft und mit ihr das ganze arbeitende Volk nimmt leidenschaftlichen Anteil an diesem Kampf. Der spanische Bürgerkrieg und seine Hintergründe geben dem Proletariat und dem ganzen arbeitenden Volke wichtige Lehren für seinen eigenen Kampf. Eine reaktionäre Bande faschistischer Offiziere, monarchistischer Generäle, deklassierter spanischer Granden, räuberischer Großgrundbesitzer und Kapitalisten haben sich unter der segnenden Hand der Kirche gegen die Republik und gegen die Freiheit des arbeitenden Volkes verschworen. Verräterische Offiziere, die der verfassungsmäßigen Regierung den Treueid leisteten, haben ihn schmählich gebrochen. Die spanischen Jesuiten, die sich heuchlerisch bereit erklärten, den Willen des Volkes zu achten, sind die geistigen Anstifter dieser Verschwörung. Gil Robles, der spanische Katholikenführer, ist ihr politisches Haupt, der faschistische General Franco ihr militärischer. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Österreichs. Ein Arbeiterstaat in Spanien auf der Grundlage demokratisch gewählter Räte wäre nicht nur für die faschistischen Regimes in Europa bedrohlich gewesen und hätte den ArbeiterInnen gezeigt, dass der Kampf gegen den Faschismus möglich ist. Die demokratischen europäischen Großmächte Frankreich und Großbritannien verfolgten eine Politik der "Nichteinmischung", verhängten aber dennoch ein Waffenembargo gegen die legitime spanische Regierung und versuchten das antifaschistische Engagement ihrer eigenen Bevölkerung zu unterbinden. Die spanischen Faschisten, die sich im Lande selbst nicht auf das Volk stützen können, haben daher mit Hilfe von Fremdenlegionären und irregeführten marokkanischen Kolonialsklaven den. Krieg ins Land getragen. Sie wurden unterstützt von den Faschisten aller Länder, von der gesamten reaktionären Presse, die jede Maske abgeworfen hatte und sich offen auf die Seite der Verschwörer gegen die verfassungsmäßige Regierung Spaniens stellte. Junkersflugzeuge und Capronibomben für Francos Faschisten sind die Solidaritätsbeweise der deutschen und italienischen Faschisten und eine internationale Gräuelpropaganda soll die Sache des spanischen Volkes diskreditieren. Am 9. Oktober 1936 wurden im spanischen Albacete die Internationalen Brigaden gegründet, um die Spanische Republik nach dem Franco-Putsch zu verteidigen. Hinter den Freiheitskämpfen Spaniens steht das ganze internationale Proletariat, stehen die internationalen Arbeiterorganisationen, stehen alle, die für Frieden und Freiheit kämpfen. Die österreichische Arbeiterklasse, verbunden mit der spanischen durch gemeinsame Blutopfer im Kampf gegen den eigenen Faschismus, verfolgt jeden Fortschritt, den sie gegen die Aufrührer erringen. Militärischer Befehlshaber der XI. Internationalen Brigade wurde Manfred Stern (General Kleber). Am 12. Oktober erreichten die ersten 650 Freiwilligen mit dem Dampfer "Ciudad de Barcelona“ den Hafen von Alicante. Die ersten Bataillone, die in Alicante aufgestellt wurden, waren das André-Marty-Bataillon, das Dąbrowski-Bataillon und das Edgar-André-Bataillon. Am 8. November 1936 erreichten die drei aus Albacete kommenden Bataillone Madrid. Die drei Bataillone wurden direkt in die Vororte von Madrid beordert. Dort kämpften weitere Bataillone der Internationalen Brigaden, die bereits am 1. November 1936 in die XI. Internationale Brigade eingruppiert wurden. Eines dieser Bataillone, das an der Madrider-Front kämpfte, war das deutsche Thälmann-Bataillon. Am 3. März 1937 brachten die Interbrigaden dem von Mussolini nach Spanien geschickten "Expeditionskorps Corpo Truppe Volontarie" bei Guadalajara eine vernichtende Niederlage bei. Die "Voluntarios Internacionales de la Libertad" aus Österreich unterstützten mit ihrem Einsatz die Spanische Republik und stellten damit eines der stärksten Kontingente. Die Parteien der RepublikanerInnen und KommunistInnen kämpften gemeinsam mit dem rechten Flügel der sozialistischen Partei gegen jeden weitergehenden Eingriff in das Privateigentum und gegen eine Vergesellschaftung der Produktion. Der linke Flügel der Sozialistischen Partei folgte zwar offiziell einer revolutionären Politik. Letztendlich waren sie aber nicht bereit, ihren Einfluss an gewählte Gremien außerhalb ihrer Partei abzugeben. Sie behaupteten, dass Räte nach dem russischen Vorbild nicht nötig wären, Neben der Volksfront in Katalonien bildete Anfang September 1936 die Volksfront für das gesamte republikanische Gebiet unter sozialistischer Führung eine Regierung. Francisco Largo Caballero, führendes Mitglied der SozialistInnen und der UGT, hatte unter der sozialistischen Jugend und den revolutionären Teilen der sozialistischen Gewerkschaftsbewegung Massenanhang und galt als "Lenin Spaniens“. Trotz seines Bekenntnisses zu sozialistischen Revolution und einer Arbeiterregierung, ließ er sich überzeugen, die Bildung eines bürgerlichen Kabinetts zu übernehmen. Durch die Verteilung der Posten auf alle Teile der Volksfront erhielten die konterrevolutionären Elemente erheblichen Einfluss. Die Kommunistische Partei baute eine eigene Truppe auf. Ihre Einheit war das berühmte 5. Regiment, das zum Zeitpunkt der Eingliederung in die reguläre Armee bereits 100.000 Mann umfasste. Dieses Regiment war in Madrid stationiert, doch es war der feindlichen Übermacht nicht gewachsen. Er endete mit dem Sieg der Anhänger Francos und der Truppen seiner faschistischen Verbündeten aus Italien und dem Deutschen Reich. Ihm folgte das Ende der Republik Spanien, der ungeklärte Tod immer noch ungezählter Spanier, die verdächtigt wurden, sie zu unterstützen, und die bis zum Tode Francos 1975 anhaltende Diktatur, der so genannte franquistische Staat Spanien (1939–1976). Heute wird der Spanische Bürgerkrieg bei den Sozialisten meist vergessen. Da gab es nicht viele, die sich gegen den Faschismus gestellt hatten. Unter den Österreichern, von denen etwa 1.700 namentlich erfasst sind, befanden sich viele ehemalige Schutzbündler – so z.B. auch Julius Deutsch –, die nach dem Februar 1934 Österreich verlassen mussten und nun aus ihren jeweiligen Exilländern nach Spanien eilten. Viele österreichische Interbrigadisten waren in den erbittert geführten Kämpfen gefallen, die meisten anderen setzten sich nach Frankreich ab, wo sie größtenteils interniert wurden. Ein Teil von ihnen fiel nach der Besetzung Frankreichs der Gestapo in die Hände, andere waren in der Folge im französischen Widerstand aktiv oder konnten weiter emigrieren. Am Wiener Zentralfriedhof wurde beim Mahnmal für die zivilen Opfer der Februarkämpfe von 1934 in Gruppe 28 ein Denkmal für jene Österreicher errichtet, die als Angehörige der internationalen Brigaden in den Jahren 1936 bis 1939 im Kampf gegen den spanischen Diktator Franco gefallen sind.
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Die Entwicklung in Österreich spitzte sich auch zu. Die im Februar und Juli 1934 strafweise entlassenen, pensionierten Polizisten, Kriminalbeamten und Gendarmen sind verständigt worden, dass sie wieder in Gnaden aufgenommen werden können, wenn sie sich zu nachstehenden Dienstverrichtungen bereit erklären und sie mit Erfolg versehen. Diese Verrichtungen sind :
1. Beobachtung der politischen Betätigung der Rekruten;
2. Beobachtung der anderen Wachbeamten und Kriminalbeamten;
3. sollen sie mit anderen Polizeibeamten dazu verwendet werden, die neuen Wehrmänner im Straßenkampf, das heißt also im Bürgerkrieg zu schulen.
In Wien waren sechs Gestapo (deutsche Geheimstaatspolizei) Beamten eingetroffen. Ihre Gruppe wurde durch zwei Wiener Nazi verstärkt. Die Gestapo-Beamten sind natürlich nichts anderes als Spitzel von Göring und Himmler. Die Staatspolizei hatte in verschiedenen Floridsdorfer Betrieben von den Betriebsleitungen die Entlassung aller im Zusammenhang mit dem Februar und den darauffolgenden Verfolgungen verhaftet gewesenen Arbeitern verlangt. Der Anschluss im Jahre 1938 wurde vorbereitet.
Die Bundesleitung der illegalen Freien Gewerkschaften Österreichs