Auf zum Nullarbor. Hermine Stampa-Rabe
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Es ist schwer, die Schafe immer gesund zu erhalten. Eine große Krankheitsquelle befindet sich unter dem Schwanz. Hier werden sie besonders behandelt. Wenn es den Schafen zu heiß wird und genügend Büsche zur Verfügung stehen, kriechen sie darunter, auf jeden Fall die Lämmer. Wenn es über Tag sehr heiß ist und in der Nacht Frost herrscht, sterben leider Lämmer. Es gibt Schafherden bis zu 5.000 Tieren eines einzigen Besitzers. Für so viele Tiere kann niemand einen Sonnenschutz bauen.
Wir fahren in die Flinders Range, ein landschaftlich sehr schönes, bergiges Gebiet. Er hält kurz in Quorn an und zeigt mir, wie ich von hieraus weiter nach 48 km bis Wilmington gelange, ohne über hohe Berge radeln zu müssen. Dann dreht er wieder um und fährt zum Caravan-Park in Quorn zurück, wo er alle Leute kennt und diese ihn auch. Quorn ist eine wunderschöne kleine Ortschaft mit zwei Kirchen, Hotels, einem Bahnhof und vielen Häusern aus der Gründerzeit. Ich bin begeistert und nehme mir vor, morgen einen Besichtigungstag einzulegen.
Australien ist ein Schafland. Jeden Sonntag ist es hier üblich, als Festessen eine Schafkeule zu braten, die mit Kartoffeln und Gemüse aufgetischt wird.
In den Flinders Ranges ist es bergig mit hügeligen Gras-Busch-Ländereien dazwischen. Hier weiden die Schafe. Auch Kängurus kommen und trinken aus den Tränken der Schafe. Sehe es selbst. Dieses sind ganz dunkle Tiere, die oben auf den daneben stehenden hohen Bergen leben. Weil es dort in der Nacht viel kälter ist, tragen sie auch ein dichteres und längeres Haarkleid. Ihre Ohren sind rund, nicht spitz wie die der roten und grauen Kängurus.
Dieser Geschäftsmann, mein männlicher Engel, besitzt eine Fabrik, in der Steinblöcke aus den Bergen in verschieden große bzw. kleine Steinchen für den Straßenbau zerbrochen werden.
Er erzählt mir ganz stolz, dass er beim letzten Pferderennen $600 Reingewinn gemacht hat. Er hat auf das Pferd Nummer 3 gesetzt und gewonnen.
Von der Anmeldung des hiesigen Caravan Parks aus bringt er mich mit all meinem Habe zu meinem – schaurigen – trockenen und sandigen Platz, wo ich mein Zelt aufstellen soll. Er schreibt mir noch seine Adresse samt Telefonnummer auf, falls Probleme auftreten. Dann soll ich ihn anrufen. Er wird mir helfen. Dann bedanke ich mich. Und er fährt zu seinem Hotel.
Während ich mein Zelt aufbaue, schweben sehr, sehr lange Zeit Gallahs, die rosafarbenen Kakadus, um die hohen und uralten Bäume, die mein Retter „Sugar-Gum-Trees“ nennt. Die normalen, halbhohen Bäume haben überall Dolden von Blättern am Ende ihrer Äste. Das sind Mallee-Trees. Sie spenden etwas Schatten.
Heute ist es nun schon spät geworden. Ich sitze im Raum für Mütter mit Kindern, in dem vorhandene Spiele gespielt und in den Büchern gelesen werden kann. Leider ist es hier drin auch sehr heiß. Ich wage aber nicht, die Tür nach draußen zu öffnen, weil sonst Ungeziefer hereinkommt.
Da mein Tacho seinen Geist nach 34,5 km aufgab, ich aber beim Autofahren an einem Schild sehe, wie weit es noch bis Wirrula ist, fuhr ich 66 km.
16.01.2013: Ruhetag in Quorn: 0 km
In der Nacht kühlt es etwas ab. Über mir in der Luft höre ich die unzähligen Gallahs rufen und fliegen.
An meinem heutigen Ruhetag lasse ich es ruhig angehen. Meine Wäsche ist auf dem hier üblichen Hills Hoyst – einem sich allein im Wind drehenden quadratischen Wäscheständer - schnell trocken. Als Frühstück esse ich die letzten Müslikörner mit Wasser und einigen Nüssen. In meiner roten, dünnen, langen Hose und Kornblumen-Bluse mit langen Ärmeln gehe ich spazieren. Die Sonne knallt schon um 9.00 Uhr mit großer Hitze vom Himmel.
Mein Wasser ist alle. Brauche neues Trinkwasser, auch neues Essen für abends. Deshalb nehme ich meine leeren Wasserflaschen mit, um sie zuerst bei der Anmeldung an irgendeinem Wasserhahn aufzufüllen. Aber die Anmeldung ist dicht. Und die nette Frau herausklingeln? Nein, das tue ich ihr nicht an. Vielleicht ist sie ja wieder anwesend, wenn ich vom Einkaufen zurückkomme.
So wandere ich in diesen kleinen, alten und hübschen Ort. Im Supermarkt kaufe ich ein. Ein junger Polizist steht bei der Kasse neben mir. Ich erkundige mich bei ihm, in welchem Gebiet von Australien es im Moment kühl ist. Da lächelt er und meint, dass es überall heiß ist. - Also weiterradeln!
Auf dem Rückweg liegt der Bahnhof zwischen mir und dem Caravan-Park. Vielleicht kann ich mich während der Bullenhitze dort aufhalten. Und tatsächlich! Hier ist es wunderbar kühl. Auch gibt es einen Tisch, einen Bürostuhl und eine freie Steckdose. Ein weiches Sofa steht außerdem zur freien Verfügung. Darauf nehme ich Platz, esse meine Banane auf und trinke. Dabei denke ich an meinen Mann Klaus-Otto, der mir jeden Morgen zu Hause eine Banane mit einem Liebesbrief beschreibt. Diesen Liebesbrief denke ich mir nun einfach darauf. Gleich schmeckt sie mir noch besser.
Aus meinem Zelt, das in der glühenden Sonne brät, hole ich meinen Laptop hervor, stelle mein gekauftes Essen ins Zelt und nehme die Plastiktüte mit den leeren Trinkflaschen mit. Gerade möchte eine Frau, die hier beschäftigt ist, vom Platz fahren. Ich frage sie nach einem Wasserhahn mit Trinkwasser. Nein, meint sie. So etwas gibt es hier nicht. Ich könne aber in der Anmeldung fragen, ob ich von dem aufgefangenen Regenwasser meine Trinkflaschen füllen darf.
Als ich das höre, bekomme ich ein richtig schlechtes Gewissen. Nein, das kostbar aufgefangene Regenwasser möchte ich ihnen nicht wegnehmen. Denn hier regnet es ja nur selten. Deshalb nehme ich meine Trinkflaschen mit zum Bahnhof, um hinterher im Supermarkt große Wasserflaschen zu kaufen und meine mit diesem Wasser aufzufüllen.
Im Bahnhof unterhalte ich mich mit einer Frau, die vor 23 Jahren mit ihrem Mann aus England hierher ausgewandert war, nachdem er in Rente gekommen war. Sie fühlen sich hier sehr wohl und haben nicht die Probleme wie die deutschen Emigranten: anderes Geld, andere Sprache, andere Maße und andere Verkehrsrichtung.
Während ich mit der zweiten Frau spreche, die hinter dem Tresen steht, zeigt mir diese die Reklame für den „Pichi Richi-Zug“, eine Oldtimer Eisenbahn, die im Herbst hier die vielen Touristen durch die Flinders Range fährt. Von meinem gestrigen Engel wusste ich, dass diese Eisenbahnfahrt auch ein Anziehungspunkt ist, weil auf der Hälfte der Fahrt Essen ausgeteilt wird. Und als sie hört, dass ich über meine Fahrradtour ein Buch schreiben werde, bestellt sie sich schon gleich ein Exemplar vor. Sie erzählt mir, wie sie es macht, wenn sie in dieser Bullenhitze in ihrem Garten arbeiten muss: ein feuchtes, dünnes Fleece-Handtuch vor Mund und Nase und eins ins Genick binden. Dann soll ich so viel trinken, dass ich dauernd zur Toilette muss. Aber sooo viel kann ich gar nicht während des Fahrradfahrens trinken. Dann kann ich mich nicht mehr tief genug beim Fahrradfahren auf meinen Rennlenker beugen.
An meinen Verwandten, Hans in Melbourne, schreibe ich per Email: „Hans, ich weile im Moment in Quorn. Und da ich aufgrund der Bullenhitze nachts nicht radeln will und auch davor gewarnt wurde, weil dann die heimischen Tiere auf der Straße herumlaufen oder diese sie überqueren, möchte ich dich fragen, wo es im Moment in Australien nicht so höllisch heiß ist.“
Daraufhin erhalte