Mongolei – Gesichter eines Landes. Frank Riedinger
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Am nächsten Tag geht unsere Fahrt zu den Sanddünen. Ich wage einen neuen Anlauf. Diesmal möchte ich die karge, winterliche Landschaft erkunden, die Sanddünen von Khongoriin Els. Wie im Vorjahr ist die Piste dorthin wieder unbefahrbar. Die bittere Kälte von –35 °C an einem sonnigen Vormittag ist eine zusätzliche Belastung. Die ersten zehn Kilometer sind leichtes Gelände. Sukhee und ich sind aber vorgewarnt. Auf einer Kuppe halten wir an und studieren das Gelände: Gräben und Verwehungen, schroffe Eisschichten. Die nahe Hügelkette bietet eine gute Orientierung, denn dahinter liegen die Dünen von Khongoriin Els. Zuvor müssen wir durch das riesige Schneefeld, in das der scharfe Wind eingreift und immer neue, gefährliche Veränderungen schafft. Jedem Fahrer der Mongolei ist diese Tour eine absolute Herausforderung.
Sukhee tastet sich mit fahrtechnischem Geschick in das unsichere Terrain. So oft ihm das Umfahren von Schneehindernissen auch gelingt, die Richtung auf die Hügelkette geht dabei verloren. Ich will mir die Idee, die Sanddünen zu erreichen, jedoch nicht aus dem Kopf schlagen. Deshalb ermutige ich Sukhee, seine ganze Erfahrung aufzubieten. Erfolglos. Hat er den Furgon wieder auf Kurs gebracht, vielleicht sogar festgefrorenen Boden unter den Rädern, taucht die nächste Verwehung auf. Wir müssen den Wagen freischaufeln und sind ungeschützt dem peitschenden Wind ausgeliefert. Angespornt von meinem Temperament, lässt er sich auf einen neuen, waghalsigen Versuch ein. Aber wir bleiben stecken. Der Furgon hat sich nahezu einen Meter in die lockere Schneedecke gewühlt. Dabei ist die Auspuffanlage abgerissen.
Ohne große Worte zu verlieren, schaufeln wir den Wagen aus dem Schnee. Das sinnlose Ankämpfen gegen die Winterlandschaft hat Sukhee wohl geahnt. Aber ohne das bittere Ringen um das Letztmögliche würden die Menschen der Natur, dem harten Leben hier unterliegen. Daran muss ich denken, als ich meinen treuen Fahrer sehe. Mit einem Stück Draht, den er für den Notfall immer dabei hat, repariert er kunstfertig die Auspuffanlage.
Ohne Probleme kehren wir zu Baatars Jurte zurück. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass unser Ausflug nicht von Erfolg gekrönt war. Wir seien an diesem Tag die Einzigen gewesen, die das Wagnis auf sich genommen hätten. Für Sukhee und mich eine zweifelhafte Anerkennung.
Die nächste Nacht verbringen wir hier in Bulgan bei der Familie, die uns nachts zuvor bereits beherbergen sollte. Sie ist vor dem Fernseher versammelt und schaut „Deutschland sucht den Superstar“. Am Ende der Welt flimmert Dieter Bohlen auf Mongolisch auf dem Bildschirm, auch hier ein beliebter Medienstar. Heute werden wir in aller Freundlichkeit empfangen. Der Hausherr trägt einen Stuhl und stellt ihn ehrenvoll auf meinen Logenplatz. Bestens positioniert werde ich morgen das Kamelfest ansehen können.
Frühmorgens macht sich das Festkomitee auf dem Dorfplatz zu schaffen Die Veranstaltung wird bald beginnen. Nach dem Sonnenaufgang, dem Vorfahren des alten Pritschenwagens, dem Schmücken der Festbühne? Bald, heißt es immer wieder. Eine genaue Zeit kann ich nicht erfahren. Die mongolische Zeitansage beruhigt mich weiterhin mit: gleich.
Ich warte nicht allein. Draußen kommen die ersten Zuschauer zusammen. Touristen in bunten Overalls und mit Skibrillen gegen den beißenden Wind, dann die Nomaden, auf Kamelen sitzende Reiter und einfache Leute. Außerhalb des Dorfs hat das Festkomitee die Rennstrecke markiert. Die meisten Besucher kennen den Ablauf des Festes und stehen geduldig vor der Bühne, andere ziehen die guten Plätze am Start und Ziel den Eröffnungsreden vor. Ich sehe, wie die Reiter ihre Leibchen mit den Startnummern richten. Auf die Plätze, heißt es. Die Tiere trampeln durch den frischen Schnee. Folgsam zieht die Menge hinaus auf das freie Feld. Das Spektakel beginnt.
Fertig und los. Die Reiter treiben die Kamele in die winterliche Einöde. Die lange Strecke muss zweimal absolviert werden. Mich überrascht, wie schnell das Rennen ist, und dass gleich zu Beginn ein Nomade die Führung übernimmt und nicht mehr abgibt. Das Feld der Verfolger ist an diesem Tag chancenlos. Nach 15 Kilometern passiert der Sieger die Ziellinie.
Die Zuschauer drängen zurück in den Windschatten der Häuser und Jurten. Bei diesen Klimaverhältnissen ist das Verweilen im Freien eine Tortur. So findet das Finale, die Kamelparade, wieder auf dem Dorfplatz statt, angeführt durch einen Reiter, der stolz die mongolische Nationalflagge hält.
Ein Arbeiter im kleinen Heizwerk in Bulgan Sum.
Statt eines Pferderennens wird in der Gobi in den Tagen um Tsagaan Sar herum ein Kamelrennen veranstaltet.
Die Gobi im Winter – Eisiger Wind und Kälte prägen die Landschaft.
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