Satan und Ischariot III. Karl May
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Читать онлайн книгу Satan und Ischariot III - Karl May страница 12
»Alte Bekanntschaft, weiter nichts.«
» Well, geht mich nichts an; aber unsereiner interessiert sich natürlich für die Personen, welche die Sachen, die man verkauft, bekommen, und da ich zufällig erfahren habe, daß Mrs. Silverhill sehr reich sein soll, so möchte ich Euch raten, das Beste auszusuchen, was ich habe.«
»Sehr richtig. Ich hätte eigentlich zu einem der großen Juweliers gehen sollen, bin aber doch zu Euch gekommen, weil ich mein Geschenk nur mit Eurer Hilfe anbringen kann.«
»Wieso?«
»Die Dame ist verreist und nur Ihr wißt, wohin.«
»Ich?« fragte er, indem sein Gesicht den Ausdruck ängstlicher Spannung annahm. »Was habe ich mit Mrs. Silverhill zu thun?«
»Das fragt die Polizei auch!«
»Die Po – –?!«
Er wollte das Wort aussprechen; es blieb ihm aber im Munde stecken.
»Ja, die Polizei!« nickte ich bedeutungsvoll und ernst.
»Was soll das heißen? Was weiß ich von Eurer Mrs. Silverhill!«
»Wo sie hin ist, das wißt Ihr! Ihr habt ihr ja bei ihrer plötzlichen Abreise den Koffer getragen! Ihr wart bei ihr und habt ihr verraten, daß Old Shatterhand, Winnetou und Mr. Bothwell hier angekommen sind.«
»Alle Wetter, Sir! Diese – diese – diese Namen –« stotterte er.
»Hat Euch Euer Sohn genannt, der darüber seine Anstellung verlieren wird. Natürlich wird ihm und Euch außerdem der Prozeß gemacht. Weshalb, das wißt Ihr wohl!«
»Ich – ich – weiß von nichts!«
»Wirklich? Kennt Ihr den Namen Small Hunter nicht?«
»Small – –?!«
»Und hat nicht der Schreiber Hudson bei Euch gewohnt? Wart Ihr nicht beauftragt, Mrs. Silverhill zu benachrichtigen? Ich sage Euch, das wird Euch und Eurem Sohne stark an den Kragen gehen, denn dieser weiß genau, wessen der sogenannte Small Hunter angeklagt wird.«
»Das ist eine armselige Geschichte! Hätte ich mich doch nicht damit abgegeben!«
Er warf sich bei diesen Worten auf einen Stuhl und schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
»Armselig genug wird's für Euch; das ist sehr richtig,« stimmte ich bei. »Was sagt Ihr dazu, daß ich Euch gleich mit mir nehme, Master?«
Da fuhr er augenblicklich wieder auf und fragte, mir voller Angst in das Gesicht starrend:
»Ist es denn wirklich so – so schlimm, so gefährlich, Sir? Ich habe doch bis jetzt an den echten Small Hunter geglaubt, habe erst vor zwei Stunden von meinem Sohne erfahren, daß er ein Betrüger sein soll! Und daß er das ist, glaube ich auch jetzt noch nicht!«
Ich sah es ihm an, daß er damit die Wahrheit sagte. Er schien ein Mann zu sein, der es, wenn es sich um seinen Vorteil handelte, im Geschäfte nicht allzu genau mit der Ehrlichkeit nahm; aber wie ein gewerbsmäßiger, hartgesottener Verbrecher sah er nicht aus.
»Er ist nicht nur ein Betrüger, sondern etwas noch viel Schlimmeres,« versicherte ich dem Händler. »Sobald er erwischt wird, geht es ihm an Kopf und Leben, und denen, die mit ihm in Verbindung standen, wird es nicht viel besser ergehen.«
Ich gab ihm die nötigen Aufklärungen, worauf er sagte: »Ich will Euch alles gestehen. Sir, Ihr seid ein Detektive und müßt Eure Pflicht thun; aber vielleicht ist es Euch doch möglich, mich und meinen Sohn aus dem Spiele zu lassen. Sucht Euch dafür meine beste Uhr aus oder den teuersten Schmuck, den ich hier habe!«
Also er hielt mich für einen Polizisten! Das war mir eben recht. Er hatte mich vorhin bei der Jüdin nicht gesehen. Ich dachte also scheinbar eine kleine Weile nach und sagte dann.
»Was Ihr mir da anbietet, würde Bestechung sein. Damit bleibt mir vom Leibe. Ich will nichts gehört haben, denn, wenn ich auch das noch anzeigte, würde man noch viel weniger an Eure Unschuld glauben. Es widerstrebt mir freilich, anzunehmen, daß Ihr mit solchen Schurken gemeinsame Sache gemacht habt, und so – –«
»Sir,« fiel er mir in die Rede, »das habe ich auch nicht. Ich schwöre es Euch zu!«
»Aber mit dem Schreiber seid Ihr vertraut gewesen!«
»Nein. Ich verkehrte mit ihm, wie ein Wirt mit einem Mieter verkehrt.«
»Aber seine Botschaft habt Ihr doch an die Silverhill ausgerichtet!«
»Im guten Glauben. Er ist nach St. Louis gefahren und will wiederkommen. Ehe er abreiste, bat er mich, durch meinen Sohn zu erfahren, ob vielleicht drei Männer kommen würden, um Small Hunter zu verdächtigen. Würde der Fall eintreten, so sollte ich es sofort der Dame melden.«
»Ihr seid dafür bezahlt worden?«
»Er hat mir allerdings einige Dollars gegeben.«
»Hm! Das spricht wieder nicht für Euch!«
»Sir, ich bin arm und muß, um auszukommen, jeden Dollar mitnehmen. Ist es denn gar nicht möglich, mich aus dem Spiele zu lassen?«
»Schwerlich! Ja, wenn weiter niemand davon erführe!«
»Ich sage kein Wort, Sir, kein Wort! Lieber laß ich mich zerreißen, als daß ich gegen jemand den Mund öffne!«
»Würdet Ihr auch gegen meine Kollegen schweigen? Ich könnte Euch nur unter der Voraussetzung schonen, daß Ihr gegen andre schweigt, gegen mich aber aufrichtig seid.«
»Beides soll geschehen, beides, Sir!«
»Gut, wollen einmal sehen. Also, wo befindet sich der sogenannte Hudson, welcher bei Euch gewohnt hat?«
»Ich weiß nicht anders, als daß er mit Small Hunters Diener hinauf nach St. Louis ist.«
»Ihr habt den Diener gesehen?«
»Ja; er war einigemale da. Sie sehen einander ähnlich.«
»Weil sie Brüder sind. Und wo ist der falsche Hunter hin?«
»Ich habe bis heute gedacht, daß er nach Indien ist, aber vorhin, als ich bei Mrs. Silverhill war, ließ sie ein Wort fallen, auf welches sie wahrscheinlich nicht achtete und aus dem ich nun jetzt schließen möchte, daß er nicht nach Indien ist.«
»Was war das für ein Wort?«
»Sie sagte, Mr. Hunter hätte dafür gesorgt, daß sie schnell zu ihm kommen könne. Schnell? Das sagt man doch nicht von Indien!«
»Allerdings. Wie kam sie denn eigentlich dazu, so ein unvorsichtiges Wort zu sagen?«
»Das begreife ich auch nicht. Ich ging zu ihr, um mein Versprechen zu erfüllen. Sie empfing mich in einem Zimmer, wo ich ihr die Botschaft ausrichtete. Sie wußte, um was es sich handelte, schien aber die Namen nicht zu kennen, denn als ich dieselben nannte, erschrak sie außerordentlich, zog mich