Weihnacht von Karl May. Karl May
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her, bis es ihn doch endlich trieb, das Schweigen zu unterbrechen:
»Du, Sappho, diese alte Mühle und diese Sterbescene werde ich in meinem ganzen Leben
nicht vergessen! Wieviel hast du der Frau gegeben?«
»Alles.«
»Deine zwanzig Sparthaler und unsere zehn Gulden? Mensch, du bist ein großartiger Kerl!
Aber ich nicht minder! Ich hätte es ihr auch gegeben, grad so wie du! Und was hat die alte
Frau bekommen?«
»Mein Reisegeld.«
»Das ganze?«
»Ja.«
»Wieviel hattest du noch?«
»Ich weiß es nicht.«
»Er weiß es nicht! Großartig! Er giebt seinen letzten Pfennig und Kreuzer weg. Was aber
machen wir nun, und wovon leben wir nun?«
»Wieviel Geld hast du noch?«
»Ich weiß es auch nicht genau.«
»Ist auch nicht nötig. Zum Übernachten in Bleistadt reicht es auf jeden Fall für uns beide
aus.«
»Ja, aber dann?«
»Dann gehen wir wieder nach Falkenau.«
»Etwa zum Franzl?«
»Ja.«
»Potztausend! Der wird den Quarkkuchen nicht so schnell vergessen haben! Können wir das
nicht vermeiden?«
Da blieb ich stehen, nahm ihn beim Arme und fragte in meinem feierlichsten Tone:
»Carpio, habe ich schon jemals einen Menschen angepumpt?«
»Nein – – nie – – keinen einzigen!«
»So höre, was ich dir sage! Mit unserer Reise ist es aus, denn unser Geld ist alle. Betteln
können wir nicht; ich pumpe also den Franzl an; der muß uns soviel geben, wie wir brauchen,
um heimzukommen. Bist du einverstanden?«
»Sag erst, wer es ihm wiederzugeben hat! Du allein oder wir beide.«
»Ich allein.«
»So erteile ich dir meine vollste Genehmigung. Aber du mußt ihn selbst anborgen; ich brächte
kein Wort über meine Lippen, schon des übergangenen Heißhungers wegen.«
»Natürlich thue ich es selbst. Jetzt komm!«
»Ich komme schon; ich bin mit allem einverstanden. Aber wenn der Franzl wegen des
Pumpes wild wird und uns zum Fenster hinauswirft, lasse ich mich niemals wieder hier in
Österreich sehen, sondern suche drüben mein Eldorado auf, wo ich soviel Geld bekomme, wie
ich nur haben will!« – –
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