Der große Plan. Arthur Fisch

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sein Kind schon im Alter von nur einem Jahr in die Kita zu geben. Kita leitet sich ab von Kindertagesstätte, bedeutet also, dass ein Kind morgens dort hingebracht und abends wieder abgeholt wird. Es verbringt somit mehr Zeit in der Kita als bei den Eltern zu Hause. Vor nicht allzu langer Zeit hieß es immer noch, dass ein Kind, ja ein Baby seine Mutter braucht. Die Frage ist, kann eine Erzieherin, eine Kindergärtnerin die Mutter ersetzen? Kann diese Person dem Kind die Wärme und die Herzlichkeit geben, die eine sorgende Mutter zu geben vermag? Es wird heute alles dafür getan, das Kind dem Einfluss der Mutter und der Familie zu entziehen.

      Dabei ist die Situation in den Kindergärten und Kitas alles andere als optimal. Nicht anders als in anderen Unternehmen der freien Wirtschaft, wird auch hier gespart, was das Zeug hält. Die Gruppen werden immer größer, die Zahl der Betreuer und Erzieher pro Gruppe immer geringer. Die Ausbildung von Erziehern kommt der Nachfrage auf Grund des steigenden Bedarfs an Kitaplätzen nicht hinterher. Die Folge ist, dass auch hier die Erzieher ähnlich wie die Lehrer in unseren Schulen schnell an die Grenzen ihrer psychischen wie physischen Belastbarkeit stoßen, was sich durch häufige Krankmeldungen äußert. Immer weniger schaffen es, ihren Beruf bis zum regulären Renteneintrittsalter auszuüben. Immer mehr benötigen aufwändige, lang andauernde psychologische Behandlungen und fühlen sich den Anforderungen, die dieser Beruf mitbringt, nicht mehr gewachsen.

      Die Ursachen für diese Missstände lassen sich unter anderen aber auch in diesem Fall darin finden, dass sich die Gruppen der Kinder aus vielen unterschiedlichen Nationalitäten zusammensetzen. Viele Sprachen, viele Kulturen lassen ein ‚normales‘ Miteinander nicht zu. Essgewohnheiten sorgen z.B. für Auseinandersetzungen mit den Eltern muslimischer Kinder. Es darf kein Schweinefleisch auf den Tisch, und überhaupt muss Fleisch aus Halal-Schlachtungen kommen. Also gibt es Bestrebungen, grundsätzlich nur Halal und keine Schweineprodukte auf den Tisch zu bringen, was wiederum deutsche Eltern auf den Plan ruft.

      Eine weitere Ursache ist, dass vielfach bereits Kleinkinder gerade muslimischen Glaubens die Autorität der Erzieherinnen nicht anerkennen. Sie betrachten und bezeichnen ihre Betreuerinnen als Ungläubige und verwenden ihnen gegenüber Schimpfworte, die ich hier besser nicht zitieren werde.

      Ein ganz anderer Aspekt ist der Erziehungsstil. Nicht zuletzt mit den ‚68ern‘ nahm der antiautoritäre Erziehungsstil Einzug auch in die deutschen Familien. Nun kann sicher lange und ausgiebig über Für und Wider diskutiert werden. Sehen wir uns aber die Fakten und Auswirkungen an, die diese möchte ich doch sagen epochalen Änderungen mit sich gebracht haben. Zunächst einmal die Feststellung, dass Prügelstrafen in Schulen, Kindergärten, natürlich in Kitas und auch im häuslichen Bereich verboten wurden. Prügelstrafe ist die eine Seite, psychische Gewalt gegen Kinder die andere. Auch hier ist heute Zurückhaltung gefordert. Es sind den Erziehern klare Grenzen gesetzt, wie sie den Kindern Gehorsam, Achtung gegenüber anderen, Einhaltung von Regeln beizubringen haben. Nun haben Kinder die Eigenschaft, Grenzen zu erkunden, auszutesten, wie weit sie mit ihrem Trotz und ihrem Widerstand gehen können. Mit anderen Worten, wie weit darf ich den Bogen spannen, bis dem Vater, der Mutter oder der Erzieherin im Kindergarten der Kragen platzt? Und da ist es häufig zu beobachten, dass die verantwortlichen Erziehenden völlig überfordert sind. Dabei sehnen sich die Kinder nach Streicheleinheiten. Und von diesen gibt es positive wie negative. Ja – negative Streicheleinheiten. Mit einem Kind böse zu sein, der frühere Klapps auf den Hintern und ähnliches sind Dinge, die man zu den negativen Streicheleinheiten zählen kann. Was Kinder überhaupt nicht mögen ist, wenn sie ignoriert oder missachtet werden, wenn man ihnen also keine Aufmerksamkeit schenkt. Die Folge ist dann eben, dass sie durchaus richtig böse werden, und förmlich nach Streicheleinheiten schreien. Dabei ist es fast egal, ob diese dann positiv oder negativ ausfallen. Hauptsache ist, dass man sich ihnen zuwendet. Nun sind Strafen für Ungehorsam und Ungezogenheit ja heute tabu. Auf der anderen Seite gibt es aber scheinbar auch keinerlei Konsequenzen mehr. Und das ist das Mindeste, was man Kindern erzieherisch mit auf den Weg geben sollte. In der Praxis würde es z.B. so aussehen, dass eine ausgesprochene Drohung im Ernstfall auch wirklich zur Anwendung kommen kann, was etwa so viel bedeutet, dass es das Kind zwar hart trifft, es aber nicht in Gefahr bringt. Drohungen sind wie Versprechungen, und man sollte nur solche Versprechungen abgeben, die man auch einhalten kann. Aussagen wie „Ich kann meinem Kind nichts abschlagen“ zeigen, wie hilflos die Erwachsenen den Kindern gegenüberstehen. Regeln zu setzen mag einfach sein, die Einhaltung solcher Regeln aber nachhaltig durchzusetzen, übersteigt häufig die Fähigkeiten der Erziehenden. Ein Kind muss die Erfahrung machen, dass es für ALLES Konsequenzen gibt, dass es sich durchaus lohnt, Anweisungen zu befolgen, so wie es negative Auswirkungen hat, wenn man sich ihnen ständig widersetzt. Genau hier liegt möglicherweise ein Vorteil der Kitas und Kindergärten gegenüber der familiären Erziehung. Dort sind es immerhin Fachkräfte, die durch ihre spezielle Ausbildung befähigt sein sollten, den Kindern die Regeln aufzuerlegen und ihnen klarzumachen, dass die Einhaltung derselben durchaus Vorteile bringt. Es birgt aber auch Gefahren. Menschlich gesehen kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch die Erziehenden in den Kitas und Kindergärten ihre ‚Lieblinge‘ haben, um die sie sich doch mit etwas mehr Zuneigung intensiver kümmern als um die ‚Problemkinder‘. Jedes dieser Kinder mit gleicher Hingabe, ja mit gleicher Liebe zu behandeln ist sicher eine ganz besondere Aufgabe und kann nicht bei jedem vorausgesetzt werden.

      Zu allem Übel kommt es dann noch zu Konkurrenzsituationen. Es wird nicht nur der Versuch unternommen, von Seiten der Kinder Vater gegen Mutter oder umgekehrt auszuspielen – nein, nun kommt auch noch die erziehende Person in der der Kita ins Spiel. Nicht einfach für alle Seiten, in solchen Fällen immer den richtigen Weg zu finden. Ein anderer Punkt, der auf jeden Fall für die Kita spricht ist der, dass in Familien mit nur einem Kind viele soziale Aspekte auf der Strecke bleiben. Mit anderen teilen zu müssen, zu lernen, sich auf der einen Seite durchsetzen zu können, aber sich auch in die Gruppe einzufügen sind Dinge, die Einzelkindern, die unter der Obhut ihrer Eltern erzogen und mehr oder weniger verwöhnt werden, nur schwer beizubringen sind.

      Der Staat hat mit dem ‚Anrecht‘ auf einen Kitaplatz für jedes Kind aber noch weitere Optionen geschaffen. Zunächst entlässt er die Eltern mehr und mehr aus der Verantwortung bei der Kindererziehung. Des Weiteren kann er selbst mehr und mehr Einfluss auf die Erziehung nehmen. Welche Auswirkungen dies auf spätere Generationen haben wird, mag für den Einen oder Anderen Thema in vielleicht 20 Jahren sein.

      Die antiautoritäre Erziehung hat bis heute aber dazu geführt, dass viele der Heranwachsenden den Sinn des Lebens nicht verstanden zu haben scheinen. Sie leben in einer für sie anscheinend perspektivlosen Welt, in der es sich nicht lohnt, sich für eine gute Ausbildung zu qualifizieren, sich Ziele zu setzen, eine Familie zu gründen. Viele verfallen dem Alkohol oder anderen Drogen, verlieren die Achtung vor Mitmenschen und vor sich selbst und werden kriminell. Ihre Eltern resignieren, stellen irgendwann fest, dass sie versagt haben, ihren Aufgaben und ihrer Verantwortung nicht immer gerecht geworden und ihren Kindern nicht immer gutes Vorbild gewesen sind. Wohin uns die ‚Kuschelpädagogik‘ führt, wird uns wohl erst nach 2-3 Generationen offenbar werden.

      Berufsausbildung oder Abitur?

      Die Anforderungen in den Schulen haben mit denen der Berufsausbildung nicht schrittgehalten. Es ist heute einfacher, eine höhere Schule zu besuchen als noch vor 50 Jahren, wobei die Intelligenz der Schüler wohl kaum gestiegen sein mag. Wer heute mit einem Hauptschulabschluss versucht, eine Ausbildungsstelle – sagen wir im Handwerk – zu bekommen, wird es sehr schwer haben, sich gegen die Bewerber aus den Realschulen und Gymnasien durchzusetzen. Zudem wird es sehr schwierig sein, diese Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Bleiben wir zunächst beim Handwerk. Die Erfahrung der Ausbildungsbetriebe ist, dass ein Hauptschulabgänger kaum in der Lage ist, in seinem Bewerbungsgespräch z.B. bei einem Maler- oder Tischlermeister die Quadratmeterfläche eines Fensters, eines Raumes oder einer Wand zu schätzen. Selbst Realschulabsolventen tun sich bei solch simplen Aufgaben schon schwer. Die Ansprüche, die heute an Mechatroniker im Kfz-Gewerbe, an Klempner oder an Elektriker gestellt werden, sind mittlerweile so hoch, dass hier ein echter Fachkräftemangel entstanden ist. Händeringend suchen die

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