Kowalskis Mörder. Ole R. Börgdahl

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Kowalskis Mörder - Ole R. Börgdahl Marek-Quint-Trilogie

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      Thomas wandte sich an einen der uniformierten Beamten. »Wart ihr da schon dran?«

      »Wie bitte?«

      »Der Wagen ist nicht verschlossen.« Thomas deutete auf die Fahrertür und öffnete sie.

      Der Beamte schüttelte den Kopf. »Das war schon so, als wir ankamen. Hat der Kollege sich notiert. Wir haben aber innen noch nicht nachgesehen.«

      Thomas nickte, schob die Fahrertür weiter auf und beugte sich in den Wagen. Er stützte sich auf den Fahrersitz. Das Handschuhfach war leer. An einer Seite klemmte lediglich eine Parkscheibe mit dem Logo der Charité Berlin. In der Ablage der Mittelkonsole lagen ein paar Münzen im Wert von höchstens zwei, drei Euro. Thomas griff unter Fahrer- und Beifahrersitz und förderte ein einzelnes Bonbonpapier hervor. Er stieg wieder aus und nahm sich über die hintere linke Tür die Rückbank vor. Dort lag eine ordentlich zusammengelegte Wolldecke, die ebenfalls das Logo der Charité trug. Mit der Hand fuhr Thomas unter die Decke und anschließend in den Fußraum und unter die Vordersitze. Ein Eiskratzer und ein Scheibenschwamm waren seine Fundstücke.

      Er überlegte, wollte die Rückbank umklappen, stieg dann aber wieder aus dem Wagen und ging zur Heckklappe des Kombis. Durch die Scheibe konnte er nichts sehen, weil das Kofferraumrollo zugezogen war. Er öffnete die Heckklappe und starrte ein, zwei Sekunden auf die schwarze Damenhandtasche, die rechts in das Gepäcknetz geklemmt war. Er zögerte, löste die Tasche aus dem Netz und öffnete sie, um festzustellen, dass sie komplett leer war. Keine der üblichen Utensilien und auch kein Portemonnaie, keine Papiere, nichts. Der Uniformierte hatte sich hinter Thomas gestellt.

      »Und, was gefunden?«

      Thomas schüttelte den Kopf und zeigte die leere Handtasche. »Der Wagen war offen, da konnte jeder ran.«

      »Glaube ich nicht«, sagte der Polizist ruhig. »Da war keiner an dem Wagen.«

      »Wie wollen Sie das wissen?«, entgegnete Thomas.

      »Erfahrung, das sähe anders aus. Erstmal ist nicht zu erkennen, dass der Wagen überhaupt aufgebrochen wurde. Und wenn, dann muss es bei den Jungs immer schnell gehen. Die klappen die Rückbank um, die gehen nicht über die Heckklappe nach hinten, wenn die schon im Wagen drin sind. Und dann hätten die die ganze Tasche mitgenommen und den Inhalt später ausgekippt und nur das geklaut, was von Wert ist. Der Wagen ist unberührt. Die Halterin hat nur vergessen abzuschließen ...«

      »Und was ist mit dem Handschuhfach, das stand doch offen?«

      »Das mache ich auch immer so, um zu zeigen, dass bei mir nichts zu holen ist.« Der Uniformierte zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie gar nicht erst abgeschlossen hat, bevor sie der Versicherung noch eine aufgebrochene Autotür melden muss und am Ende vermutlich doch auf dem Schaden sitzenbleibt. Hier in der Gegend ist das ganz clever, wenn man nicht zu viel abschließt und richtige Wertsachen sollte man ja ohnehin nicht im Auto lassen.«

      Thomas überlegte und nickte dann. »Vielleicht haben sie damit recht. Sie hat nämlich bei einer Freundin übernachtet.« Thomas deutete zu dem Wohnhaus. »Sie hatte wahrscheinlich einen kleinen Koffer oder eine Tasche dabei, hat die Wertsachen aus der Handtasche umgepackt und hinterher tatsächlich vergessen ihren Wagen abzuschließen.«

      Der Uniformierte schaute Thomas merkwürdig an. »Ist die Dame denn verschwunden?«

      »So kann man das nicht sagen.« Thomas überlegte und entschied sich Mareks Version zu verwenden, warum sie nach Kerstin und ihrer Freundin Steffanie Hartfeld fahnden ließen. »Frau Dr. Sander ist Ärztin und in einer medizinischen Angelegenheit, die keinen Aufschub bedarf, wünscht man offenbar ihre fachliche Meinung. Leider konnte niemand sie bisher telefonisch oder sonst wie erreichen und so ...«

      »Das haben wir oft, dass wir dringend nach irgendwelchen Personen suchen müssen«, unterbrach der Polizist Thomas kopfschüttelnd. »Und hinterher ist es dann doch nicht so wichtig. Die Leute sind am Wochenende gerne ungestört, warum lässt man sie nicht in Ruhe.«

      »In diesem Fall möchten wir Frau Dr. Sander aber gerne finden.«

      »Schon gut«, sagte der Streifenpolizist schnell. »Wir sind ja an der Sache dran, keine Bange. Was ist denn jetzt mit dem Koffer oder der Tasche. Sie kommen doch von oben, gibt es da keinen Hinweis, wo sich die Dame aufhält? Haben Sie ihr Gepäck denn in der Wohnung nicht gefunden?«

      »Guter Hinweis«, antwortete Thomas. »So wie es aussieht werde ich wohl noch einmal nachsehen müssen.«

      *

      Marek sah sich auf der Zuschauertribüne der Schwimmhalle in der Finckensteinallee um. Hinter der Frühstücksgesellschaft, am anderen Ende der Tribüne gab es einen weiteren Ausgang. Er überlegte kurz, ging dann am Geländer entlang. Er musste ein paar Stufen hochsteigen, um an dem einladend gedeckten Tisch vorbei zu kommen. Es roch herrlich nach frischem Kaffee. Es machte Klack, als jemand ein Marmeladenglas öffnete. Marek sah sich nach dem Geräusch um. Eine Frau mit einem altmodischen Pagenkopf lächelte ihn an.

      »Na, junger Mann, mögen Sie etwas selbstgemachte Quittenkonfitüre. Sie sehen so hungrig aus. Ein oder zwei Brötchen haben wir für solche Fälle immer übrig.«

      Zwei andere Damen lachten und zogen gemeinsam einen der Stühle vor. Marek schüttelte den Kopf.

      »Ich sehe nicht nur hungrig aus, ich bin es auch.« Er überlegte kurz. »Aber leider keine Zeit. Ich bin verabredet. Wo geht es denn dort eigentlich hin?« Er deutete zu der Tür am anderen Ende der Tribüne.

      »Immer haben die jungen Leute keine Zeit.« Die Frau mit dem Pagenkopf und der selbstgemachten Konfitüre schüttelte den Kopf.

      »Da können Sie nur hin, wenn Sie Badehose, Latschen und Handtuch dabei haben«, sagte eine andere Dame. »Da geht es zur Umkleide.«

      »Danke, ich will nur kurz nachsehen, ob mein Bekannter dort ist«, sagte Marek und schob den angebotenen Stuhl wieder an den Frühstückstisch.

      Er nickte den Damen noch einmal zu und strebte der Glastür entgegen. Jemand aus der Frühstücksgesellschaft rief ihm noch etwas hinterher, das er erst verstand, als er die Tür erreichte und feststellte, dass sie sich von der Tribünenseite aus nicht öffnen ließ. Es gab bestimmt einen Schlüssel. Marek wollte schon zurück gehen, als er hinter dem Glas der Tür eine Bewegung wahrnahm. Einen Augenblick später trat ihm der Rentner entgegen, der mit Harald Prossmann gesprochen hatte und immer noch seinen weißen Bademantel trug. Er zog die Tür ganz auf, schlüpfte an Marek vorbei und hielt ihm mit einem freundlichen Nicken die Tür geöffnet.

      »Danke!«, sagte Marek.

      Der Mann grinste. »Sie gehören doch bestimmt zu Prossmanns Aufpassern? Ich habe wohl gemerkt, dass Sie mich die ganze Zeit im Auge hatten, genauso wie die Frostbeule, die im Wasser gelauert hat.« Der Rentner lachte jetzt.

      Marek klopfte ihm auf die Schulter. »Gut erkannt. Wir rufen Sie sofort an, wenn mein Kollege und ich mal freinehmen wollen. Sie verstehen sich ja ganz gut mit unserem Boss.«

      Der Rentner lachte noch einmal heftig auf und musste danach seinen Bademantel neu schnüren. »Ja, junger Mann, so machen wir’s.«

      Marek trat durch die Tür und ließ sie hinter sich zufallen. Er sah eine Metalltreppe hinunter, die vor einer weiteren Tür mit Glasausschnitt endete. Unten war nur ein schwacher Lichtschein zu sehen. Marek ging die Treppe zügig nach unten. Zum Glück war die

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