Orangen und Datteln. Karl May

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Orangen und Datteln - Karl May

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hier aber wird sie sich Ihnen gern zur Disposition stellen.«

      Er sah mich ganz überrascht an.

      »Ist das Ihr Ernst, Monseigneur

      »Gewiß!«

      »Mon ciel, das dürfen wir doch nicht thun, denn dann wird der fürchterliche Hedjahn-Bei unsern armen R6nald töten! Ich glaube vielmehr, daß dieser gräßliche Hieb schon ein ganz außerordentliches Wagnis ist!«

      »Ich werde Ihnen meine Gründe erklären, ersuche Sie aber dringend, bis dahin so zu handeln, wie ich es von Ihnen erbitte. Oder sagten Sie nicht vorhin, daß ich im Besitze Ihres vollständigen Vertrauens sei?«

      »Gewiß, gewiß, Monseigneur. Ich stehe ja schon im Begriffe, die Dienerschaft zu rufen!«

      Er eilte nach dem Klingelzuge, und auf den ungewöhnlich lauten Ton der Glocke kam die sämtliche disponible Domestikenschaft herbeigestürzt.

      »Bindet diesen Menschen, und werft ihn in ein festes Gewölbe, bis die Polizei kommt, um ihn abzuholen!« befahl der Hausherr mit einer Miene, als sei er es gewesen, der den ›gräßlichen Hieb‹ geführt hatte.

      Man stürzte sich mit echt südlicher Lebhaftigkeit auf den Besinnungslosen, und in zwei Augenblicken war er mit allen möglichen Dingen, die einstweilen als Fesseln dienen konnten, so eng zusammengeschnürt, daß ihm nach seinem Erwachen sicherlich keine Bewegung möglich war. Dann faßten acht eifrige Hände den Gefangenen, um ihn fortzuschleifen.

      Ein einziger von den Dienern war am Eingange stehen geblieben, ohne sich an den Bemühungen der andern zu beteiligen. Er war eine untersetzte, breitschulterige Figur und hatte ein Gesicht, welches mir zu der morgenländischen Kleidung, welche er trug, gar nicht recht zu passen schien. Als er den Aufwand von Kräften bemerkte, mit welchem die andern vier den Tuareg nach der Thür zogen, trat er heran und schob sie beiseite.

      »Maschallah, tausend Schwerebrett, is des aan Gezieh und an Gezerr! Packt euch fort, ihr Nixnutz ihr, denn dos bring' ich halt ganz allein fertig!«

      Ein Ruck, ein kräftiger Schwung, und er hatte den Tuareg auf die Achsel geworfen.

      Vor Freude über die so unerwarteten deutschen Laute ließ ich ihn fast aus dem Zimmer laufen, ohne ihn nur zurückzuhalten.

      »Halt!« rief ich, als er bereits die Thür geöffnet hatte. »Du bist ein Deutscher?«

      Im Nu hatte er sich trotz seiner Last zu mir herumgedreht.

      Sein breites, ehrliches Gesicht glänzte von einem Ohre bis zum andern.

      »Dos will ich wohl meinen, Herr! Sie wohl auch?«

      »Allerdings. Wo bist du daheim?«

      »Ich bin zu Haus' in Kaltenbrunn bei Staffelstein.«

      »Also in Bayern. Aber dein Dialekt ist ein anderer als der in der Gegend von Staffelstein, wo ich ein so gutes, laufiges Bier getrunken habe!«

      »Ja, Herr, dos is – – aber da habt ihr halt den Kerl wieder! Schleift ihn meinetweg'n, wohin ihr wollt!« unterbrach er sich, indem er den Tuareg zur Erde gleiten ließ. Dieser wurde hinausgeschafft, der Landsmann aber wandte sich wieder zu mir und reichte mir treuherzig die Hand. »So, itzt hab' ich halt nun die Händ' wieder frei. Grüß' Gott, Herr, in Afrika! ja, in Staffelstein, da giebt's aan Bier, aan Bier, sag' ich, dos läuft wie die Maus ins Loch; drum ist's ganz richtig, wenn Sie sag'n, daß es laufig is. Also dort gewes'n sind Sie? Na, dos is halt schön; dos is halt prächtig! Und an meiner Sprach' is halt niemand schuld als die Leut' aus Baden und der Rheinpfalz hier, die mir den Staffelsteiner Dialekt halt ganz verdorben hab'n.«

      »Es sind Süddeutsche hier?«

      »Satt und genug, Herr. Sie sind drauß'n auf dem Dorf Dely Ibrahim bei EI Biar, wo's Trappistenkloster is. Aber wo sind denn Sie zu Haus'?«

      »Ich bin ein Sachse.«

      »Maschallah, tausend Schwerebrett, aan Nachbar von daheim! Darf ich halt frag'n, wie lange Sie noch hier bleiben werd'n?«

      »Morgen früh reise ich wieder ab.«

      »Schon! Wohin denn, wenn's erlaubt sein wird?«

      »In die Sahara.«

      »In die Sand- und Mördergrube? Aan Stück bin ich schon d'rin gewes'n, nämlich in Farfar, und hab' schon lang wieder 'mal hineingewollt. Maschallah, Herr, darf ich halt mit?«

      Diese Frage kam mir nicht unwillkommen. Einen Diener mußte ich haben, und ein Deutscher war mir auf alle Fälle lieber als jeder andere.

      »Gingst du wirklich mit?«

      »Auf der Stell' und mit Plaisir!«

      »Kannst du reiten?«

      »Reiten? Wie der Teufel, Herr! Ich bin ja mit der Fremdenlegion herübergekommen und hab' halt bei den Chasseurs d'Afrique gestand'n.«

      »Verstehst du Arabisch?«

      »Grad was gebraucht wird, ja.«

      »Was warst du früher?«

      »Schreiner. Hab' auch was Tüchtiges gelernt, Herr, besonders das Dreinschlag'n. Nachher bin ich halt in die weite Welt 'gangen und unter die Legion gerat'n, hol' sie der Kuckuck! Dann hab' ich in Dely Ibrahim gearbeitet, bis ich hier den Dienst erhalt'n hab'. Fragen Sie den Herrn; er wird halt zufried'n mit mir sein!«

      »Du gehst mit. Ich werde dir seine Erlaubnis auswirken!«

      »Maschallah, tausend Schwerebrett, dos is ja, als hätte heut' das Christkind beschert! Geht auch der große Hassan mit, der den langen Namen hat?«

      »Ja. Er wird unser Führer sein.«

      »Juch! Der gefällt mir schon! So lange er da is, hat's zwischen ihm und mir halt nix gegeben als Lust und Katzbalgerei. Ich geh' mit; ich geh' halt mit; drauf können Sie sich verlassen, Herr! Juch, Maschallah!«

      Mit der Zunge und allen zehn Fingern schnalzend, sprang er in die Höhe und fuhr zur Thüre hinaus. – –

      Die Steppe! –

      Im Süden des Atlas, des Gharian und der Gebirge von Derna liegt sie, von welcher Freiligrath so treffend sagt:

      »Sie dehnt sich aus von Meer zu Meere;

      Wer sie durchritten hat, dem graust.

      Sie liegt vor Gott in ihrer Leere

      Wie eine leere Bettlerfaust.

      Die Ströme, die sie jach durchrinnen,

      Die ausgefahrnen Gleise, drinnen

      Des Kolonisten Rad sich wand,

      Die Spur, in der die Büffel traben –

      Das sind, vom Himmel selbst gegraben,

      Die Furchen dieser Riesenhand.«

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