Hörig. Alina Schumann

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Hörig - Alina Schumann

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sie zu besitzen.“

      Sophie zieht sich in den ersten Monaten dieser Begegnung nie vor ihm aus. Sie lässt sich dort berühren, wo sie es will. Sie befiehlt ihrem Sklaven sie zu küssen – dort wo sie einen Kitzel empfindet. Und er?

      Herrin und Hund

      Weshalb versucht er nicht wenigstens, seine Wünsche anzumelden?

      „Wie hätte ich das wagen sollen?“ fragt er mich erstaunt. „Nur was sie befahl, geschah. Ohne Fragen, ohne Gegenargumente!“

      Um sich zu beweisen, dass er zu normalem Sex noch fähig ist, reißt Peter A. wahllos Mädchen auf. Hektisch springt er von einem Bett ins nächste. Hetzt zwischen beruflichen Terminen, den Anrufen seiner Domina und seinen Neuerrungenschaften hin und her.

      „Es war schrecklich. Ich lag mit einer Frau im Bett und versuchte mir vorzustellen, es wäre Sophie. Wenn es mir gelang, ihr Bild zu reproduzieren, ging es umso schneller.“

      Bei diesen Quickys zählte nur seine Befriedigung, die Frauen waren ihm gleichgültig.

      Schließlich verlässt ihn seine Frau. Sie hat genug von dem Getuschel der Freunde. Genug von dem scheinbar unstillbaren sexuellen Heißhunger ihres Mannes.

      „Ich litt darunter. Besonders weil ich meinen Sohn sehr liebte. Auf der anderen Seite war ich froh, dass sie nicht hinter die wahre Geschichte gekommen war.“

      Die ‚wahre Geschichte,’ wie Peter sein Verhältnis zu Sophie bezeichnet, kennen auch seine Freunde nicht. Für sie ist er der tolle Hecht: der Typ der jeden Rock bekommen kann. Der nach eigenen Aussagen mindestens ’hundert Weiber hingelegt’ hat.

      Die Angst vor der Entdeckung seiner Sucht, die Furcht, dass man seine Abhängigkeit bemerken könnte, lässt es ihn immer toller treiben. Niemand soll auf die Idee kommen, dass es diese ältere Dame gab. Diese Frau, vor der er sich windet wie ein Wurm. Die ihn treten darf. Deren Füße er demütig ableckt. Deren Bild sich in seinen Fantasien festgesaugt hat wie ein Blutegel.

      Es dauert eineinhalb Jahre, bis er zum ersten Mal die Augenbinde abnehmen darf.

      „Ich weinte vor Erregung und Dankbarkeit. Ich wusste, welche Auszeichnung das war. Zum ersten Mal gab sie sich mir hin!“

      Aber auch diesmal hat Sophie eine Quälerei eingebaut.

      „Ich durfte nicht zum Orgasmus kommen. Ich musste sie zum Höhepunkt bringen und musste dann sofort das Haus verlassen.“

      Nur zweimal in diesen drei Jahren erlaubt sie ihm, was sie für sich ständig einfordert: die sexuelle Befriedigung.

      „Für diese vage Hoffnung ließ ich mich dann gern wieder erniedrigen. Dafür hätte ich alles getan. Ein Leben lang. Oder richtiger: so lange sie es wollte.“

      Er schweigt und wartet. Wartet auf die Frage, vor deren Beantwortung er selbst zurück schreckt. Der er ausweicht und die ihn doch so sehr quält: die Frage, wo die Grenzen dieser hörigen Beziehung liegen. Ziemlich hilflos sagt er:

      „Ich weiß es nicht. Ich ließ Dinge mit mir geschehen, die mich noch vor Jahren angewidert hätten. Das einzige, dessen ich mir einigermaßen sicher war, ist, dass ich keine großen Schmerzen ertragen würde.“

      „Aber auch das,“ fügt er nach einer Pause hin zu, “auch das kann sich vielleicht noch ändern.“

      Das Verhältnis mit Sophie schwebt wie ein Damoklesschwert über ihm. Die Angst vor dem Spott seiner Freunde. Und davor, als pervers abgestempelt zu werden. Diese Angst verfolgt Peter A. bis in seine Träume.

      Doch dann scheint sich alles zu lösen. Sophie teilt ihm ohne jede Emotion mit, dass sie in eine andere Stadt ziehen werde.

      „Zuerst geriet ich in Panik.“ sagt Peter A. “Doch dann dachte ich: jetzt habe ich endlich wieder die Chance normal zu leben.“

      Eine neue feste Beziehung scheint die Rettung zu sein.

      Eine, die ihn nicht beunruhigen muss. Mit einer Frau, die er dominieren kann. Wo er König und nicht Sklave ist.

      Das Mädchen, das er sich aussucht ist 22 Jahre alt. Streng katholisch, unberührt und aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Eine, die zu ihm aufschaut. Jene unscheinbare Blonde aus dem Bilderrahmen im Bücherbord.

      „Ich liebe sie,“ sagt Peter A. „wir wollen heiraten. Ich möchte noch ein paar Kinder!“

      Zu eindringlich, zu bemüht spricht er über dieses Mädchen. Darüber, wie froh er ist, sie gefunden zu haben. Wie aufrichtig sie sei, wie naiv.

      „Und im Bett?“

      Er zögert. Dann sagt er:

      „Ach das wird schon!“

      „Kein Gedanke mehr an Sophie B.?“

      “Doch immer dann, wenn ich mit meiner Freundin im Bett liege. Dann stell ich mir die vergangenen Situationen vor. Aber es gelingt mir sehr selten. Außerdem...“

      „Ja?“

      „Außerdem schlafe ich nur einmal im Monat mit meiner Freundin. Sie nimmt aus religiösen Gründen die Pille nicht. Sie hat auch beim Verkehr Schmerzen. Eigentlich hat sie auch nie richtig Lust. Ich merke, dass sie es nur meinetwegen tut!“

      Und plötzlich bricht es aus ihm heraus.

      „Herrgott,“ sagt er, „ ich halte das nicht mehr aus. Ich habe gehofft, von meinen Fantasien befreit zu sein, wenn diese Frau weg ist. Aber mir geht es schlechter als zu vor!“

      Und er erzählt, wie ihm Sophie Geld geschickt hat mit dem Befehl, zu einer Domina zu gehen. Wie er dieses Geld angenommen hat und die Dame, deren Adresse ihm seine Herrin mit lieferte, aufsuchte. Wie er plötzlich Angst bekam. Wie das Folterwerkzeug dieser Professionellen ihn erschreckte.

      „Ich bin vor mir selbst geflohen,“ sagt er, „aber meine Fantasien haben mir keine Ruhe gelassen. Ich habe mich nach dieser Art Sex verzehrt. Ich weiß jetzt, dass ich es brauche. Ich brauche die Bestrafung, die Erniedrigung, um Lust zu empfinden.“

      Monatelang gibt er Anzeigen in einschlägigen Magazinen auf. Dann hat er eine Frau gefunden. Der Gedanke an dieses Abenteuer lässt ihn erschaudern.

      „Sie war einfach nur ordinär. Sie hat Worte benutzt, die mich nicht angemacht haben. Hat die Fesseln zu streng angezogen, hat die Peitsche völlig unsensibel geschwungen. Es war furchtbar.“

      Eine zweite behandelte ihn wie einen Schulbuben.

      „Wie einen achtjährigen Grundschüler,“ sagt er. „Nicht einmal meine Mutter hat so mit mir gesprochen damals...“

      „Was war damals?“

      „Nein, nein, ich hab’ keinen Mutterkomplex, wenn Sie das meinen.“

      Rituale bizarr und prägend

      Peter A. war ein uneheliches Kind. Er lebte mit der Mutter und der Großmutter in einer Wohnung.

      „Wir waren sehr arm,“ sagt er.“ Meine Mutter hat als Verkäuferin bei den Amis gearbeitet. Mit 800 Mark mussten

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