mit Machen. Hermann Brünjes
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Folglich: Kirche hat schlechte Karten. Wir müssen etwas tun. Viele Gemeindeentwicklungsprogramme wurden aufgelegt. Diverse Kampagnen wie »Erwachsen Glauben« oder »Kirche2« mit »FreshX« liefen und laufen, letztere inspiriert aus England, wo die anglikanische Kirche mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie unsere. Über 2.000 Veranstaltungen bietet allein der Evangelische Kirchentag in Dortmund. Wir veranstalten pausenlos. Sogar in 2019, obwohl das Jahr doch als »Jahr der Freiräume« ausgerufen hatte. Eigentlich wollte man sich zurückhalten, um in sich zu gehen, zu beten und herauszufinden, was wirklich dran ist ..., eigentlich.
Ich behaupte natürlich nicht, dass unsere Bemühungen allesamt einer aktionistischen Angst geschuldet sind, habe allerdings manchmal doch das Gefühl, wir werden primär vom Mangel- und Defizitempfinden angetrieben. Sogar »Mission« ist wieder salonfähig geworden, damit die Kirchen sich nicht völlig leeren ... oder geht es doch um Jesus und seine Mission?
»Aktionismus« ist eine Reaktion der Angst. Auch im privaten Bereich ist das so. Von einem Arzt zum andern, Fitness in allen Varianten und immer etwas Neues. Die Ernährung will beachtet sein. Fleisch ist tabu. Angesagt ist vegetarisch, vegan, flexitarisch, paleo, paleo-vegan, clean-eating, Rohkost, frutarisch oder frugan ... Ich muss es doch irgendwie packen und probiere alles durch. Alt werden geht schon gar nicht. So lange ich aktiv bin, hat die Angst mich nicht im Griff ...
Mag sein, dass ich es zu negativ darstelle. Die Gesundheitsdaten der Krankenkassen belegen allerdings solche Wahrnehmungen. Stress, Burnout, psychische Probleme, Übergewicht, Herz-Kreislaufprobleme ... wir sind eine zumindest teilweise kranke Gesellschaft.
Mit der Digitalisierung wird das auch nicht besser. Eher im Gegenteil. Ich habe ständig das Gefühl, mir fehlt noch etwas an technischer Ausrüstung, um heutzutage das Leben zu meistern. Ein Kriechrobo im Wohnzimmer zum Saugen und einer im Garten; Alexa, die weiß wo`s lang geht, die ich alles fragen kann, deren Stimme ich so gerne höre, wenn ich allein bin; eine digitale Schließanlage mit Videoüberwachung und Handy-App, damit ich jederzeit alles im Blick habe ... die Angst, dass immer etwas fehlt, können sie nicht nehmen. Je rasanter die Technik sich entwickelt, desto mehr befürchte ich, abgehängt zu werden. Also, bloß am Ball bleiben. Aktionismus .
Sogar unsere Freizeitgestaltung und Zeiten, in denen wir uns regenerieren wollen, unterliegen oft dem Druck der Angst. Ich will nichts verpassen. Ich muss von der Welt so viel sehen wie möglich, also reise ich so oft es geht. Jeden Tag mehrere Termine und jeden Abend etwas anderes. Überall dabei! Auf allen Hochzeiten tanzen. Sonst entgeht mir vielleicht etwas. Ich habe ja nur noch so wenig Zeit ...
Resignation
Ob Lähmung oder Aktionismus zum Ausdruck von Angst werden, bleibt sich vermutlich im Ergebnis gleich. Beides führt in der Regel zu Frustration und Resignation. Der Blick auf den Mangel und das Defizit und die daraus erwachsene Angst können zuletzt nichts anders hervorbringen. »Re-signare« bedeutet, ich ziehe die Unterschrift, die Signatur, zurück. Ich mache nicht mehr mit. Ich steige aus – aus dem gesellschaftlichen wie aus dem kirchlichen Engagement, aus den Versuchen meine Ehe zu retten oder meine Gesundheit, aus meinem Beitrag zum Klimaschutz, aus der Mission, aus dem Hauskreis ... so sieht Resignation aus. Der Mangel hat mich klein gekriegt.
Ablauf bei Mangelorientierung:
Wo immer wir uns von Mangel und Defizit leiten lassen, werden wir wie in einem mächtigen Strudel hinabgezogen.
Angst bemächtigt sich unser.
Wir reagieren mit Lähmung und Rückzug
oder wir versinken in Aktionismus.
Was bleibt ist Resignation.
✪Den Mangel, das Wenige, das Defizit vor Augen und sich daran orientieren – kommt auch Ihnen das bekannt vor? Geschieht das auch in Ihrer Gruppe und Gemeinde? Mit welchen Konsequenzen?
Dies wäre einen ehrlichen Austausch wert!
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