Die Entführung der MS Hansa Stavanger. Frederik Euskirchen

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Die Entführung der MS Hansa Stavanger - Frederik Euskirchen

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allem die Unwissenheit, wie so eine Entführung und Verhandlung abläuft, katalysiert diese Gefühle und man fragt sich, warum kommt da nichts?

      Zumindest ein Zeichen, ein Anfang, dass der Druck von uns genommen wird, dass wir wissen, es läuft weiter. Irgendwas, das die Piraten beruhigt, und die Mannschaft Hoffnung schöpfen lässt.

      Ich bitte meinen Vater, das weiter zu leiten.

      Es muss der nächste Tag gewesen sein, als endlich ein Fax kommt. Man kümmere sich um alles und arbeite an einer Lösung. Es ist was, an das wir uns halten können, aber etwas stört mich, der Satz “auf Ihre Anfrage hin schicken wir Ihnen folgendes Fax“.

      Was soll das? Der Satz fällt mir auf. Das ist eine deutsche Reederei, keine Drückerkolonne, die ihre Leute ausnutzt und fallen lässt. Der Satz hat irgendeine Funktion. Wieder regt sich der Kapitän auf: “Siehst Du, hat keiner Interesse an uns. Sind wir egal für diese Leute!” Ich lasse ihn, wie so oft, sonst bin ich wieder in der Schusslinie für sein polnisches Lieblingswort “Kurva”. Ich denke lieber nach.

      Ich glaube, man will nicht allzu viel Interesse an dem Schiff zeigen, um die Piraten schneller vom Preis zu locken, mit dem weiteren Inhalt in der Nachricht soll aber eine mögliche Vergeltung an der Mannschaft verhindert werden.

      Das bringt mich in meinem Verständnis für die Situation schon mal weiter. Im Nachhinein weiß ich, dass ich den Dreh dort immer noch nicht ganz raushatte. Wenn ich mit zu Hause oder der Reederei spreche, bin ich immer noch der Meinung, ich müsste Abdis Forderung anpreisen, eine Einstiegssumme als Fax zu schicken.

      Erst Ende April, Anfang Mai, als ich die ganzen seltsamen Behauptungen des Unterhändlers in Hamburg und die Begründungen von Abdi zusammenzählen und an das erste Fax, das wir kürzlich erhalten haben, begreife ich es.

      Abdi sagt immer, er muss den Piratenbossen beweisen, dass die Verhandlungen laufen, er will einen Vertrauensbeweis von der Reederei usw.

      Hamburgs Unterhändler sagt, er kann nichts schicken, weil die Amerikaner das abfangen und die Geldübergabe verhindern würden und all so abwegige Sachen.

      Der eine will was in der Hand haben und der andere will sich nicht festnageln lassen, darum geht es.

      Deshalb war das Fax auch so gut aufgestellt, die Piraten haben was in der Hand, ein kleines Zugeständnis, aber es war nicht so viel wert,

      durch den einen kleinen Satz “auf ihre Anfrage hin …” kann man es in viele Richtung deuten.

      Solange die Piraten unschlüssig sind, halten sie immer noch an ihrem Glauben an Geld fest, werden der Mannschaft nichts antun, aber auch nicht die Hoffnung haben, jeden Preis, den sie verlangen, zu bekommen.

      Es spielt Zeit heraus.

      Doch bis ich langsam dahinterkomme, muss ich erst noch ein paar andere Lektionen lernen.

      Zum Beispiel was die Höhe des Lösegelds angeht.

      Das erste Angebot der Reederei und damit der Einstieg in die Verhandlungen erfolgt schließlich per Telefon.

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