Zeit der Drachen. Josef Hahn
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Die F-16 ist die wichtigste Kampfmaschine der israelischen Luftwaffe. Israel hat über 200 davon in allen verschiedenen Typen von den USA gekauft und Militärexperten gehen davon aus, dass – sollten Atomwaffen durch Israel eingesetzt werden – dies wahrscheinlich mit F-16-Bombern geschehen würde. Zusätzlich verfügt die israelische Luftwaffe noch über zahlreiche Maschinen anderen Typs und eine Flotte von modernsten Kampfhubschraubern. Auch noch über das modernste Kampfflugzeug der Welt: Die F-35 II. Ein Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug, das im Vergleich zu anderen Mehrzweckkampfflugzeugen die Reichweite feindlicher Aufklärungstechnik auf einen Bruchteil reduziert. Israel stehen fünf Geräte dieses Typs zur Verfügung. Die Ausrüstung der Israelischen Air Force gehört so zu den modernsten weltweit. Die Flugzeuge kommen mittlerweile hauptsächlich aus US-amerikanischer Fabrikation. Die von den USA gelieferten Flugzeuge werden meist zusätzlich noch optimiert. Das Internationale Institut für strategische Studien in London vermutet, dass Israel über insgesamt etwa 6.000 atomare Waffen disponieren kann. Davon 1.800 Bomben und 4.200 landgestützte Raketen mit atomaren Sprengköpfen.
Wie angekündigt landete Goldberg mit einem Hubschrauber in Tel Nof. Er hatte das Gerät selber geflogen und wies nun rüde das Bodenpersonal an, den Hubschrauber einstweilen zu garagieren. Goldberg war wie für einen kommenden Luftkampf gekleidet. Also würde ein besonderer Einsatz bevorstehen, vermutete Kohn. Warum aber wollte der Oberst alleine fliegen? Na egal; er würde schon wissen, was er tut. Also meldete der Leutnant: „Herr Oberst, die F-16 steht vollbetankt und aufmunitioniert zu ihrer Verfügung.“
Goldberg nickte bloß. Er wirkte so, kam es dem Leutnant vor, als wäre er gar nicht richtig da. Mit schnellen Schritten ging der Oberst nun zur F-16, kletterte in das Cockpit und verlangte die sofortige Startfreigabe. Er erhielt sie auch. Goldberg startete und rollte zur Bahn. Dort gab er sofort vollen Schub und die Maschine stieg röhrend und brüllend wie ein freigelassener riesiger Adler in die Lüfte. Kurz darauf war sie im unendlichen Himmel über Israel verschwunden. Nur der Klang des Motors war noch zu hören, verebbte aber ebenfalls bald. Einige Fensterscheiben hatten dem Druck nicht standgehalten und waren zersplittert. Einer der Splitter landete im Gesicht Kohns. Er blutete, war aber trotzdem glücklich darüber, den unsympathischen Oberst möglichst rasch losgeworden zu sein. Soll er doch tun, was er will, dachte er sich. Zurück in seinem Bereitschaftsraum trug er vorschriftsmäßig den Start der F-16 ein; mit dem Vermerk „Sonderflug auf Befehl von Herrn Oberst Goldberg“ und sandte den Vermerk an das Oberkommando der Luftwaffe. Der Austausch der kaputten Fensterscheiben würde morgen früh geschehen. Leutnant Kohn war mit sich zufrieden, trank noch eine kalte Cola und legte sich in voller Montur schlafen. Viel mehr würde wohl in dieser Nacht wohl nicht mehr passieren, hoffte er. Nach seiner Ablöse konnte er zwei dienstfreie Tage genießen, die er mit seiner Verlobten am Strand von Eilat verbringen wollte.
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Golan
„Heute Nacht haben sie uns schon wieder beschossen, die Scheiss-Perser“, meldete der Befehlshaber der israelischen Grenztruppen am Golan seinem Oberkommando. „Es wurden mehrere unserer Stützpunkte entlang der Grenze angegriffen. Insgesamt waren es etwa 20 Geschosse. Die meisten davon konnten wir mit Iron Dome6 abfangen. Keine der Raketen hat ihr Ziel erreicht. Wir hatten keine Verluste.“
„Dafür sollten wir Gott danken“, reagierte ein General im Oberkommando. „Wir vermuten die Al-Quds7 dahinter und ihren irren Kommandeur Soleimani. Trotzdem müssen wir diesen erneuten Angriff als sehr schwerwiegend ansehen. Bleiben Sie wachsam auf ihrem verantwortungsvollen Posten, Herr Major!“ Damit legte er auf. Es wäre allerhöchste Zeit, dachte sich der General, diesen fanatischen Kommandanten der Iraner durch den Mossad entsprechend „behandeln“ zu lassen. Er nahm sich vor, dies bei der nächsten Sitzung des Generalstabs vorzuschlagen. Inzwischen würde er wohl einen Gegenschlag befehlen müssen.
Wenige Stunden später wurden Dutzende iranische Militärziele in Syrien angegriffen. Einrichtungen des Geheimdienstes, der Logistik, Militärposten, Lagerräume und Spähposten wurden getroffen. Auch das Gefährt, von dem aus die Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert wurden. "Wir sind nicht an einer Eskalation interessiert, aber weitere Versuche, Israel zu attackieren, werden eine schwerwiegende Reaktion zur Folge haben." So die offizielle Verlautbarung der israelischen Regierung zu dem iranischen Angriff. Man ahnte immer noch nichts vom Alleinflug Goldbergs. Erst als dem Oberbefehlshaber der Air Force dies gemeldet wurde, wurde Goldbergs Aktion zur Staatsaffäre.
Unabhängig davon protestierten der Iran, Russland, Rumpf-Syrien, China und Nordkorea gegen die, wie sie es nannten „zionistische Attacke gegen harmlose Zivilisten„ und präsentierten Fotos von angeblich getöteten Frauen und Kindern. Diese Fotos waren zwar ein Fake, aber ein Teil der araberfreundlichen Presse nahm sie um Anlass um die negative Stimmung gegen Israel zu verstärken. Die staatlichen Medien der protestierenden Länder taten dies ohnehin laufend. Der iranische Minister für das Nachrichtenwesen und die Staatssicherheit, ein Geistlicher, drohte in einer im Fernsehen übertragenen Rede mit massiver Vergeltung im Falle eines weiteren israelischen Angriffs. In so einem Fall würde sein Land zehnmal massiver zurückschlagen. Der Iran habe auch nicht die Absicht, seinen Einfluss im Nahen Osten zurückzunehmen und werde auch weiterhin die schiitischen Brüder im Jemen, in Syrien und weltweit unterstützen. Die Zionisten, das Krebsgeschwür Israel und auch die USA wären eben die Erzfeinde, die es zu bekämpfen und letztendlich zu vernichten gelte.
Mittlerweile war Oberst Goldberg nur mehr wenige Kilometer von seinem gewählten Zielort entfernt. Jetzt erst informierte der Oberbefehlshaber der Luftwaffe den Verteidigungsminister. Ob dies Absicht oder bloße Nachlässigkeit gewesen war, wurde nie untersucht. Man darf aber davon ausgehen, dass Goldbergs Vorgesetzter, auch ein ausgewiesener Hardliner, seinem Vize die Möglichkeit verschafft hat, seine Mission auszuführen. Der Luftwaffenboss ahnte wohl, was Goldberg vorhatte.
Der Verteidigungsminister wurde angesichts dieser Information blass und rannte zum Premierminister. „Ehud! Was Fürchterliches steht uns bevor. Oberst Goldberg hat eine F-16 gekapert, voll munitioniert und ist damit mit unbekanntem Ziel aufgestiegen.“
„Wohin?“
„Wir wissen es nicht. Vermutlich aber in den Iran. Wenn er irgendwo dort ein Blutbad anrichtet, hat das unabsehbare Konsequenzen! Ehud, was sollen wir tun?“
Der Premier, nicht gerade als Mann schneller Entschlüsse bekannt, starrte ratlos vor sich hin. „Wie ist dieser Mann durch die Kontrollen gekommen? Warum hat ihn die Flugaufsicht nicht gemeldet? Ein schweres Versäumnis!“
Der Minister zuckte hilflos mit den Achseln. „Ich habe keine Ahnung. Aber irgendwas muss doch jetzt unternommen werden, möglichst sofort!“
Natürlich hätte der Premier die Iraner vorwarnen können, nur: es gab keine Verbindung zwischen den beiden Staaten. Direkt hatte man schon jahrelang nicht mehr kommuniziert. „Ich informiere die Russen und die Amerikaner“, entschied er. „Die können das an die Iraner weiterleiten. Wenn es ihnen genehm erscheint. Wenn nicht? Na ja, dann kommt der ohnehin absehbare Konflikt eben früher auf uns zu, als erwartet. Sicherheitshalber solltest du die Mobilmachung der Streitkräfte anordnen“.
„Ja, das tue ich sofort.“ Der Verteidigungsminister eilte zurück in sein Amt und berief den kompletten Generalstab ein. Die Israelis verfügten inklusive der Reservisten über 790.000 Soldatinnen und Soldaten. Dazu die modernste Ausstattung inklusive Atomwaffen!
Die Mobilmachung blieb den anderen Mächten natürlich